Mit dem deutlichen
35:14-Erfolg gegen HCM Constanta machte
der THW Kiel am Donnerstag seinen Traumstart in die "VELUX EHF Champions League"
perfekt. Am Sonntag wollen die "Zebras", die aktuell drei Partien weniger
als Tabellenführer Füchse Berlin absolviert haben, ihre Aufholjagd
in der DKB Handball-Bundesliga beginnen. Zu Gast in der Sparkassen-Arena
ist dann der ambitionierte, aber durchwachsen gestartete Altmeister
Frisch Auf Göppingen. Angepfiffen wird die Partie um 15.00 Uhr,
Sport1 überträgt die Partie live.
Leicht erhöhter Etat
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Statt Darko Stanic: Torhüter Tomas Mrkva will sich in der DKB Handball-Budnesliga etablieren.
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FAG |
Schwerstarbeit hatte das FAG-Management in der Sommerpause zu
verrichten: Der bisherige Hauptsponsor war abgesprungen. Doch mit
viel Überzeugungsarbeit in der heimischen Wirtschaft schaffte es
Manager Gerd Hofele, die dadurch entstandene Lücke zu schließen.
Mit gut fünf Millionen Euro steht den Göppingern in dieser Saison
sogar ein leicht erhöhtes Budget zur Verfügung. So konnte der
Kader weitestgehend zusammengehalten
und punktuell sogar verstärkt werden.
Beljanski, Markovic und Mrkva sind neu im Kader
Allerdings: FAG verlor viel
Erfahrung. Das Karriereende von Abwehrass Dalibor Anusic und der
Wechsel von Torhüter Enid Tahirovic zum HSV Hamburg mussten
kompensiert werden. "Mit Anusic haben wir einen der besten
Abwehrspieler der Liga verloren", erklärte Trainer Velimir
Petkovic. "Dafür haben wir Bojan Beljanski verpflichtet." Der
26-jährige Serbe wechselte von HC Kriens-Luzern aus der Schweiz
nach Göppingen und bringt die Erfahrung von 35 Länderspielen am
Kreis mit. Für Tahirovic verpflichtete man zunächst den
exzentrischen serbischen Nationaltorhüter Darko Stanic. Doch
der wollte wenig später von einem Wechsel in die DKB
Handball-Bundesliga nichts mehr wissen und blieb doch in Skopje.
"Stanic kann niemand ersetzen", ärgerte sich Petkovic über das
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Linkshänder Zarko Markovic ist mit 39/14 bester Schütze der
Göppinger.
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FAG |
Hickhack, nachdem man den tschechischen Nachwuchsmann Tomas Mrkva
vom ASV Hamm-Westfalen verpflichtete, der fortan der Nummer eins,
Bastian Rutschmann, Konkurrenz machen soll. "Das wird ein
Riesenkampf", prognostizierte Petkovic vor der Saison. Für den
nach Großwallstadt gewechselten Michael Thiede holte FAG den
montenegrinischen Nationalspieler Zarko Markovic von Metalurg
Skopje. Der 2,01-Meter-Riese bildet ein Gespann mit Lobedank und
soll in Göppingen unter anderem für die so genannten "leichten
Tore" sorgen. Viel Hoffnung setzte man zudem auf die Rückkehr von
Michael Haaß - der sich bei der
EM in Serbien
das Sprunggelenk gebrochen hatte und in der Rückrunde nicht mehr
für Göppingen spielte, in die Mannschaft: Doch Haaß sorgte zuletzt
für Unruhe, als er seinen Wechsel nach Magdeburg am Saisonende
bekannt gab.
Bereits fünf Punkte in eigener Halle abgegeben
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Kreisläufer Bojan Beljanski spielte zuletzt in der Schweiz.
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FAG |
Unruhe - davon gab es zu Saisonbeginn eine Menge bei FAG. "Die
Mannschaft wird unsere Arena zu einer Festung machen", hatte Manager
Gerd Hofele vor der Saison versprochen. Doch vor allem in der
EWS-Arena, die gerne auch als "Hölle Süd" bezeichnet wird,
schwächelten die Göppinger bisher: Nach einem deutlichen 25:30
gegen die Rhein-Neckar Löwen zum Ligaauftakt verlor Frisch Auf
nach der starken Partie bei den Füchsen Berlin, als die Süddeutschen
nach einer 12:9-Halbzeitführung ein wenig unglücklich mit 26:29
die Punkte in der Hauptstadt ließen, überraschend gegen den schwach
gestarteten VfL Gummersbach. Und auch der Aufsteiger GWD Minden
entführte beim 28:28 einen Punkt aus der "Hölle Süd". Das sorgte
für Krisenstimmung bei den Baden-Württembergern. "Ich bin richtig
enttäuscht, richtig auf dem Boden", ärgerte sich Velimir Petkovic
nach dem siebten Punktverlust der Saison. Einmal in Rage,
polterte der erfahrene Coach richtig los. "Wir treten nicht als
Mannschaft auf, jeder spielte für sich, jeder wollte Tore werfen
und sich profilieren. Ich bin enttäuscht, weil ich eine gute
Leistung, eine kämpferische Leistung und Zusammenhalt auf dem Feld
erwarte." Auch Manager Gerd Hofele war angesichts der schwachen
Vorstellung gegen Minden bedient: "Das kann nicht unser Anspruch
sein. Ein Punkt zuhause gegen einen Aufsteiger ist deutlich zu
wenig." Torgarant
Dragos Oprea fasste das Geschehen kurz und knapp
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Sorgte mit seinem Wechsel nach Magdeburg für Wirbel: Nationalspieler
Michael Haaß.
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FAG |
zusammen: "Irgendwie ist der Wurm drin. Und den müssen wir schnell
wieder hinausbekommen." Besonders alarmierend sei es, so Petkovic,
dass man die eigenen Fans mit den Auftritten gegen Gummersbach
und Minden verärgert habe: "Es ist keine gute Stimmung in der
Halle. Das haben wir verschuldet. Ohne diese Stimmung sind wir
nicht Frisch Auf! Göppingen. Wir müssen kämpfen, dass wir diese
Stimmung wieder bekommen."
Mittelfristiges Ziel Champions League
Ein wenig Gutmachung betrieben die
Göppinger mit ihrem klaren Heimsieg gegen den bisher punktlosen
Aufsteiger aus Essen - dennoch: Frisch Auf läuft schon am
Saisonbeginn seinen Zielen hinterher. Nach Platz acht in der
Vorsaison wollte man beim elffachen Meister wieder ein bis zwei
Schritte nach vorn gehen. "Ich will nicht wieder Achter werden",
hatte Petkovic als Maxime ausgegeben - wenngleich der Trainer
vorausblickte, man werde "um die Plätze fünf bis zehn spielen. Da
sind wir in einem Kreis mit den Rhein-Neckar Löwen, Magdeburg,
Lemgo, Lübbecke und Melsungen." Allerdings, erklärte Petkovic in
einem Zeitungsinterview, müsse für einen Club wie Frisch Auf
mittelfristig die Qualifikation für die "VELUX EHF Champions League"
das Ziel sein.
Im EHF-Pokal winkt das Final Four
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Momir Rnic, bislang 33-facher Torschütze, pausierte zuletzt gegen Essen.
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FAG |
Deshalb will der EHF-Cup-Sieger der vergangenen zwei Jahre auch in
Europa wieder angreifen: Im "
EHF Europa Pokal" ist das neu
geschaffene Final Four das Ziel. "Erst einmal wollen wir die
K.o.-Runde überstehen und die Gruppenphase erreichen", so Hofele.
"Der Wettbewerb ist hoch attraktiv." Jetzt aber richten die Göppinger
erst einmal ihr Augenmerk auf die Liga. "In Deutschland ist es sehr
wichtig, sich gut in der Liga zu präsentieren", will Petkovic
gemeinsam mit seinem Team den verpatzten Start in die
DKB-Handball-Bundesliga-Saison vergessen machen.
Zuletzt 17 Niederlagen gegen den THW
In Kiel aber, das wissen die Göppinger, hängen die Erfolgstrauben
besonders hoch. Gewinnen konnten sie an der Förde in der langen
Geschichte der eingleisigen Bundesliga nur ein einziges Mal: Am
25. November 1978 entführte Frisch Auf! beim 19:14 beide Punkte aus der
Ostseehalle. Immerhin einmal, am 2. März 2005, holte Göppingen
dank acht
Oprea-Treffern immerhin ein
33:33-Unentschieden.
Seitdem aber konnte die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic -
weder in Kiel, noch in eigener Halle oder beim "Lufthansa Final Four"
in Hamburg - gegen den THW punkten und ging in den vergangenen
17 Pflichtspielvergleichen der beiden Vereine stets als Verlierer
vom Parkett (siehe auch
Gegnerdaten Göppingen).
Die Schiedsrichter am Sonntag sind
Ralf Damian und Frank Wenz.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2012:
Keine große Hoffnung
FA Göppingen kommt als hoher Außenseiter zum THW Kiel - 17 Niederlagen in Folge
Kiel. Handballmeister THW Kiel legt nach zwei
klaren Heimsiegen in der Champions League
über IK Sävehof (43:34) und HCM Constanta
(35:14) den Schalter wieder auf Handball-Bundesliga
um. Morgen (15 Uhr, Sport1) ist Altmeister FA Göppingen Gast in der
Sparkassen-Arena. Der Tabellenneunte kommt als Außenseiter - auch
wegen der kolossalen Negativ-Bilanz gegen den THW. 17-mal in Folge
ging die Mannschaft aus dem Vorland der Schwäbischen Alb komplett
leer aus.
Der Kantersieg am Donnerstagabend über die hoffnungslos unterlegenen
Rumänen war eine gelungene Generalprobe für die "Zebras". THW-Trainer
Alfred Gislason zeigte sich jedenfalls
"sehr zufrieden mit unserem Spiel. Vor allem, dass die Jungs ihre
Konzentration auch nach klarer Führung beibehalten und nie locker
gelassen haben."
Die Laune von HCM-Coach Zvonko Shundovski war mit miserabel dagegen
noch höflich umschrieben. Es sei sehr, sehr laut gewesen in der
Constanta-Kabine, berichtete ein Ohrenzeuge. 15 Zwei-Meter-Riesen
seien bei der Gardinenpredigt ihres Trainers vermutlich auf
40-Zentimeter-Zwergenmaß geschrumpft. Shundovski bezeichnete den
Auftritt seines Teams später kurz als "Schande".
Vom morgigen Gegner erwartet THW-Kapitän Marcus Ahlm,
der am Donnerstag geschont wurde, erheblich mehr Widerstand. Die Vergangenheit
mit der für Kiel deutlich positiven Bilanz zähle nicht, sagt der Schwede.
"Göppingen hat eine starke Mannschaft, die gegen jeden gewinnen kann. Am
Sonntag geht es wieder bei Null los."
Velimir Petkovic, 56-jähriges Trainer-Urgestein der Liga, hört das gerne,
würde nur allzu gerne Punkte aus der Kieler Arena entführen. "Aber", sagt
er, jeder, der nach Kiel komme, mache das "ohne große Hoffnung". Auch die
Rhein-Neckar Löwen, die einzig noch verlustpunktfrei in der Liga sind und
zuletzt mit der SG Flensburg einen Großen geschlagen haben, sieht er längst
nicht auf Augenhöhe mit dem THW: "Die sind immer noch eine Stufe tiefer."
Kieler Stärken hat er vor allem im Kader ausgemacht. "Die haben keinen
einzigen unerfahrenen Spieler", außerdem sei die Qualität der großen Breite
unglaublich.
Der in Bosnien geborene Petkovic, der längst deutscher Staatsbürger ist,
sitzt seit 2004 auf der FAG-Trainerbank, verlängerte seinen Vertrag
kürzlich bis 2015. Zwei Finalsiege im EHF-Pokal (2011 und 2012) schmücken
seine Bilanz. Eine erstmalige Teilnahme an der Champions League tut er
dagegen als kaum erfüllbare Vision ab. In Göppingen gebe es eben keine
Kieler Verhältnisse, bedauert Petkovic. "In den vergangenen Jahren mussten
wir Topspieler wie Galia, Kraus oder Kaufmann ziehen lassen." So benötige
es immer wieder Zeit, um diese Verluste auszugleichen. Der nächste steht
schon bevor, Nationalmannschaftskapitän Michael Haaß ist sich mit Magdeburg
einig, wechselt im Sommer. "Er wird uns fehlen", sagt Petkovic lapidar,
"aber wir arbeiten weiter." Wohl auch mit der Hoffnung, die eine oder andere
Überraschung zu schaffen. Vielleicht schon morgen? "Dann muss Kiel einen ganz
schlechten Tag erwischen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2012)
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THW Kiel - Frisch Auf Göppingen:
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