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22.01.2013 WM 2013

Kieler Nachrichten: "Wir haben den Sieg weggeworfen"

Aron Palmarsson nach WM-Aus bitter enttäuscht

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2013:

Vom 11. bis 27. Januar 2013 findet die WM 2013 in Spanien statt.
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Barcelona. Ein isländischer Fernsehsender will mit Aron Palmarsson nach dem bitteren Achtelfinal-Aus gegen Frankreich sprechen. Er ist der Sportler des Jahres in seiner Heimat, er hat ein überragendes Turnier gespielt - der Kieler ist ein gefragter Gesprächspartner, doch in diesem Moment würde er am liebsten ganz allein sein. Er lehnt in den Katakomben der riesigen Palau Sant Jordi an einer Wand, wartet, bis der Kameramann sich sortiert hat. Immer wieder schüttelt er den Kopf. Obwohl seine Isländer ohne ihre Rückraum-Asse Alexander Petersson, Olafur Stefansson und Arnor Atlason angetreten waren, hatten sie den Titelverteidiger an diesem späten Sonntagabend an den Rand einer Niederlage gebracht.
Thierry Omeyer und Daniel Narcisse, seine französischen Klubkameraden beim THW Kiel kommen vorbei, nehmen den 22-Jährigen freundschaftlich in den Arm, trösten ihn. In den Interviews der Sieger fällt immer wieder der Name Palmarsson. Sie hatten alles versucht, um den Mittelmann der Isländer auszuschalten. Narcisse nahm ihn, der vier der ersten zehn Tore erzielte, in Manndeckung. Weil es dem Welthandballer nicht gelang, seine Kreise einzuengen, versuchte sich später auch noch Luc Abalo.

"Wir wussten, dass sie diese Taktik spielen werden und hatten uns gut darauf vorbereitet", sagte Palmarsson, der auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff die Art und Weise der Niederlage nicht fassen konnte. "Wir haben den Sieg in den letzten fünf Minuten weggeworfen." Tatsächlich sahen die Isländer bei einem Rückstand von 21:25 (46.) schon wie Verlierer aus. Sie wirkten müde, hatten sie doch auch eine deutlich schwierigere Vorbereitung gehabt. Weil ein Blitz in die Oberleitungen eingeschlagen hatte, dauerte ihre Anreise aus Sevilla knapp 20 Stunden. Die Franzosen, die unmittelbar nach der Niederlage gegen Deutschland aus Granollers nach Barcelona umgezogen waren, mussten dagegen gar nicht reisen.

"Das ist keine Ausrede", sagte Palmarsson, der in sechs Spielen 35 Tore vorbereitete. Damit liegt er in dieser Statistik weit vorne, Zweiter ist der Mazedonier Kiril Lazarov (22). "Wir sind Isländer, wir kämpfen immer bis zum Ende." Besonders Palmarsson, der gegen Frankreich 57 Minuten und 24 Sekunden auf dem Feld stand. Das Team um Kapitän "Goggi" Sigurdsson glich in der 55. Minute tatsächlich noch einmal aus (27:27), die französischen Giganten wankten. Doch dann hämmerte Nikola Karabatic aus zehn Metern den 28. Treffer ins Netz, Didier Dinart fing einen Palmarsson-Pass ab, Michael Guigou traf zum 29:27, dann verlor der Flensburger Olafur Gustafsson den Ball - die Entscheidung, der noch eine Demütigung folgen sollte, als Frankreich-Trainer Claude Onesta neun Sekunden vor dem Abpfiff eine Auszeit nahm. Der sechste Treffer von Palmarsson, aus dem Unterarm abgefeuert, setzte nur noch den Punkt hinter die dritte WM-Niederlage. In der Gruppenphase hatten die Isländer gegen Russland (25:30) und Dänemark (28:36) verloren. Der Vize-Weltmeister ließ Palmarsson in der 5:1-Deckung durch Rasmus Lauge Schmidt bewachen, der möglicherweise schon in der nächsten Saison in Kiel an seiner Seite spielen wird. An den "Zebras" lag das Turnier-Aus nicht. Sigurdsson (41) belegte gestern noch den dritten Platz in der Tojägerliste, hinter Lazarov (44) und dem Weißrussen Siarhei Rutenka (42). In der aus Toren und Anspielen kombinierten Scorer-Wertung lag Palmarsson (59) hinter Lazarov (69) auf Platz zwei.

An den THW wollte Palmarsson nach dem bitteren WM-Aus noch nicht denken. "Ich habe keine Ahnung, wann ich in Kiel sein soll. Ich hoffe, Alfred (Gislason, d. Red.) gibt mir noch ein paar Tage frei."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2013)


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