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Dank einer ganz starken Leistung hat der THW Kiel die
Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga erobert.
Am späten Sonntagnachmittag siegten die "Zebras" in der
ausverkauften GETEC-Arena beim SC Magdeburg deutlich mit
32:23 (18:10). Den Grundstein für diesen Erfolg legten die Kieler
durch eine grandiose erste Halbzeit, in der hinter einer
guten Deckung
Thierry Omeyer
überragte. Am Ende kam der Franzose auf zwanzig Paraden,
während im Angriff
Marko Vujin
und
Momir Ilic jeweils sieben
Treffer zum Sieg beisteuerten.
Einziger Wermutstropfen an diesem Sonntag war die
Verletzung von
Christian Sprenger:
Dessen Gegenspieler Yves Grafenhorst stieg dem Kieler
Rechtsaußen in der elften Spielminute unglücklich auf
den Fuß, danach ging es für
Sprenger
nicht weiter. "Ich hoffe, dass nichts gebrochen ist", sagte
Alfred Gislason nach dem Spiel.
Am Montag wird der rechte Mittelfuß geröntgt.
Durch die Niederlage der Rhein-Neckar Löwen am Samstag
gegen den HSV Hamburg war alles angerichtet für den Kieler
Gipfelsturm. Alfred Gislason konnte
an der alten Wirkungsstätte auf seinen gesamten Kader zurückgreifen,
und 7.000 Zuschauer in der ausverkauften GETEC-Arena entfachten
bereits vor dem Anpfiff eine euphorische Stimmung - lange sollte
dies indes nicht anhalten.
THW von Beginn an hellwach
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Denn der THW Kiel startete hochkonzentriert in das schwere
Auswärtsspiel:
Momir Ilic traf gleich
im ersten Angriff zum 1:0, Tönnesen scheiterte hingegen am Aluminium,
und
Vujin legte gleich zum 2:0 nach, ehe
Omeyer gegen Rojewski seine erste Parade
zeigte. Zwar hielt Eijlers im Gegenzug auch gegen
Ilic,
zwar verkürzte der zunächst vornehmlich in der Abwehr eingesetzte
Stefan Kneer zum zwischenzeitlichen Anschluss. Doch danach dominierten
wieder die "Zebras": Einen von
Sprenger
herausgeholten Siebenmeter verwandelte
Ilic
zum 3:1,
Vujin und
Toft Hansen
legten jeweils nach Vorarbeit des starken
Daniel Narcisse
sogar auf 5:1 nach.
Vorentscheidung nach 17 Minuten
In der GETEC-Arena war es mittlerweile spürbar
ruhiger geworden. Zu ideenlos präsentierten sich die Gastgeber gegen
die kompakte 6:0-Deckung des THW mit
Toft Hansen
und
Ilic als nahezu unüberwindlicher
Mittelblock und
Christian Zeitz, der
den Abwehrpart von
Vujin übernahm.
Und hinter dem Kieler Bollwerk schwang sich
Thierry Omeyer
zur Galaform auf: Der Franzose parierte im ersten Durchgang 65 Prozent
aller Feldwürfe und wurde damit zum Alptraum der Magdeburger Offensive.
So verunsichert schafften es die Bördeländer auch ihrerseits nicht,
dem Kieler Angriffswirbel, entfacht vom starken
Daniel Narcisse,
konsequent genug entgegen zu treten. Zwar sorgten Weber mit einem
verwandelten Siebenmeter und Rojewski mit einem sehenswerten Sprungwurf
bis zum 3:6 für Ergebniskorrektur, doch die Kieler ließen sich weder
davon noch von dem frühzeitigen Ausfall
Christian Sprengers
aus dem Konzept
bringen:
Ilic erhöhte per Sprungwurf
auf 7:3,
Omeyer parierte gegen Rechtsaußen
Weber und
Toft Hansen holte einen Siebenmeter
heraus, den
Ilic mit etwas Glück zum 8:3
verwandelte. Magdeburgs Trainer Frank Carstens nahm seine erste
Auszeit, doch nach zwei Gegenstößen durch
Narcisse
und
Toft Hansen sowie einem weiteren Kracher
des starken
Vujin waren die Kieler nach
gerade einmal 17 Spielminuten bereits vorentscheidend auf 11:3
enteilt.
Pfiffe in der GETEC-Arena
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Alfred Gislason wechselte nun munter
durch, brachte
Palmarsson,
Jicha
und
Ahlm in die Partie und stellte
zeitweilig auf eine 3:2:1-Deckung um. Auch der SCM hatte
bereits rotiert, und Wiegert und Schäpsmeier sorgten für
Ergebniskosmetik. Nichtsdestotrotz: Die "Zebras" waren stets
präsenter, sammelten alle Abpraller und hatten die Partie
komplett im Griff. Und spätestens, als
Ahlm,
Jicha per Gegenstoß und
Ekberg
nach 25 Minuten auf 17:6 erhöhten, war allen in der GETEC-Arena
klar, dass der THW Kiel die Tabellenführung erklimmen würde.
Viele Magdeburger Fans äußerten nun bereits ihren Unmut durch
Pfiffe, die auch nicht verhallten, als zumindest Moritz
Schäpsmeier mit viel Einsatz und Fabian van Olphen zum aus
Magdeburger Sicht schmeichelhafen 10:18-Pausenstand verkürzten.
THW bringt Sieg routiniert nach Hause
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Der SC Magdeburg hatte Glück, dass der THW Kiel mit Beginn
der zweiten Halbzeit zumindest einen halben Gang zurück schalteten
und ihre Chancen nicht mehr ganz so konsequent nutzten. So konnten
die Gastgeber die zweiten dreißig Minuten ausgeglichener gestalten,
ohne allerdings an der Vorherrschaft der Kieler rütteln zu können.
Im Kieler Angriffsspiel sorgte nun vor allem
Christian Zeitz
für neue Impulse, der mit tollen Anspielen und krachigen Treffern
- wie dem fulminanten Schlagwurf aus dem Stand zum 21:13 - aufwartete.
Und die Magdeburger: Die kamen zwar nie dichter als auf sieben
Treffer an den THW heran, konnten ihre Fans aber mit mehr kämpferischem
Einsatz und zwei Unterzahltreffern des jungen Matthias Musche zeitweise
versöhnen. In der Schlussphase allerdings -
Thierry Omeyer
hatte nach zwanzig Paraden und einer 50-Prozent-Quote mittlerweile
für
Andreas Palicka Platz gemacht - zogen
die "Zebras" noch einmal an: Insbesondere der für
Zeitz zurückgekehrte
Marko Vujin blühte noch einmal auf und
avancierte mit sieben Treffern aus gerade einmal acht Versuchen
zum besten Torschützen der Partie. So feierte der THW am Ende
nicht nur die Rückkehr an die Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga,
sondern auch den höchsten Auswärtssieg in Magdeburg in der Kieler
Vereinsgeschichte.
Zehn Tage Pause bis zum Champions-League-Spiel in Moskau
Der THW Kiel ist in der DKB Handball-Bundesliga somit wieder
vom Jäger zum Gejagten geworden. Den ersten Platz wollen die
"Zebras" aber auf dem Weg zum 18. Meistertitel nicht mehr
hergeben. Nach anstrengenden dreieinhalb Wochen mit acht
Pflichtspielsiegen aber haben die "Zebras" nun erst einmal
eine einwöchige Pause, in der
Dominik Klein
und
Patrick Wiencek mit der deutschen
Nationalmannschaft zweimal gegen die Schweiz testen. Weiter geht es
für den THW erst am Donnerstag, den 14. März, wenn er im
Achtelfinal-Hinspiel in der
Champions League
beim russischen Meister Chehovski Medvedi Moskau eine gute
Ausgangsposition fürs Rückspiel (24. März) in der Sparkassen-Arena
erkämpfen will.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin extrem zufrieden, dass wir hier zwei Punkte mitnehmen konnten -
und natürlich mit der Leistung. Besonders in der ersten Hälfte haben wir
überragend in der Deckung gestanden, und dahinter war
Titi großartig. An solch einem Tag ist es
schwer, den THW zu schlagen. Wir wussten, dass wir hier gut spielen
müssen. Vor allem ein guter Start ist hier wichtig, damit die Halle
nicht so extrem heiß wird. Das haben wir geschafft, und so haben wir
ein sehr wichtiges Spiel im Titelrennen gewonnen. Jetzt hoffen wir auf
Schützenhilfe des SCM in den Partien gegen unsere Mitbewerber. Natürlich
ist die Tabellenführung schön, aber in dieser Liga kann man jedes Spiel
verlieren, wenn man nicht die richtige Einstellung hat. Wir freuen uns
über den Sieg!
SCM-Trainer Frank Carstens:
Wir hatten uns viel vorgenommen, weil wir zuletzt immer gut gegen den
THW gespielt hatten. In der ersten Halbzeit haben wir davon nichts
umsetzen können. Die Abwehr war noch leidlich vernünftig, aber im
Angriff hatten wir keine Durchschlagskraft und nicht die Disziplin
und Geduld, auf bessere Chancen zu warten. Und wenn, dann war
Omeyer da und hat das kaputt gemacht.
Wichtig: in der zweiten Halbzeit ist mein Team aufgestanden und hat
sich reingehängt. Mit der Moral bin ich einverstanden, mit der
Leistung in der ersten Halbzeit überhaupt nicht.
SCM-Rechtsaußen Robert Weber gegenüber den KN:
Wir sind froh, dass wir am Ende nicht mit mehr als zehn Toren
Differenz verloren haben. Wir sind in einer blöden Phase,
deshalb haben wir nach dem 1:5 auch nicht mehr an uns geglaubt.
THW-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson gegenüber den KN:
Ich habe auch schon einige Male in Magdeburg gewonnen, aber
so überzeugend noch nie. Der Gegner hat gegen unsere
6:0-Deckung einfach keine Mittel gefunden.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Schön, dass wir hier auch einmal auf diese Art gewonnen haben.
Es ist nicht selbstverständlich, hier zu gewinnen - diese Arena
ist eine der Höllen in der Bundesliga. Aber wir waren heute
besonders motiviert, schließlich wussten wir, dass wir mit einem
Sieg Tabellenführer werden können.
- SC Magdeburg:
-
Gustavsson (20.-60., 6/1 Paraden),
Eijlers (1.-20., 2 Paraden);
Wiegert (3),
Kneer (1),
Rojewski (4),
Musche (2),
Landsberg (1),
van Olphen (3),
Hornke,
Grafenhorst,
Tönnesen,
Schäpsmeier (3),
R. Weber (4/3),
Jurecki (2);
Trainer: Carstens
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-50., 20 Paraden),
Palicka (50.-60., 2 Paraden);
Toft Hansen (3),
Sigurdsson (1),
Sprenger,
Ahlm (4),
Ekberg (1),
Zeitz (3),
Palmarsson (3),
Narcisse (2),
Ilic (7/4),
Klein,
Jicha (1),
Vujin (7);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Holger Fleisch / Jürgen Rieber
- Zeitstrafen:
-
Magdeburg: 4 (Landsberg (35.), Wiegert (42.), Jurecki (49.), Rojewski (51.));
THW: 3 (Toft Hansen (39.), Ilic (50.),
Ekberg (58.))
- Siebenmeter:
-
Magdeburg: 4/3 (Weber gegen Palicka an die Latte (58.));
THW: 5/4 (Gustavsson hält Ilic (20., Nachwurf verwandelt))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:2, 1:2 (4.), 1:5 (7.), 2:5, 2:6, 3:6 (11.), 3:11 (17.),
4:11, 4:13, 5:13, 5:14, 6:14 (22.), 6:17 (25.), 8:17, 8:18, 10:18;
2. Hz.: 11:18, 11:19, 12:19, 12:20 (35.), 13:20, 13:22, 14:22 (41.),
14:23, 16:23, 16:24, 17:24, 17:25, 18:25 (45.), 18:26, 19:26, 19:28,
21:28 (52.), 21:30, 22:30, 22:32, 23:32.
- Zuschauer:
-
7.011 (ausverkauft) (GETEC-Arena, Magdeburg)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2013:
Spaziergang an die Spitze
THW Kiel erobert mit einem 32:23-Sieg gegen überforderten SCM die Tabellenführung
Magdeburg. Auf der Busfahrt nach Magdeburg erfuhren
die Kieler, dass der HSV Hamburg die Rhein-Neckar
Löwen besiegt hatte. Tags darauf konnten die "Zebras"
auf der Rückfahrt den Sprung an die Tabellenspitze der
Handball-Bundesliga feiern - nach einem erstaunlich
lockeren 32:23 (18:10)-Sieg beim SC Magdeburg.
Die Kieler hatten eine Hölle erwartet, Härte, schließlich
geht es in der Heimat des zehnmaligen DDR-Meisters in der
Regel sehr herzhaft zur Sache. Auch der Rahmen stimmte, mehr
als 7000 Zuschauer hatten sich in der mittlerweile umbenannten
Bördelandhalle eingefunden, um ein Handballfest zu erleben.
Hielten sie es mit den Hausherren, wurden sie bitterlich
enttäuscht. Wer dem Rekordmeister die Daumen drückte, durfte
sich an Sport allerfeinster Kategorie erfreuen.
"Angst vor Kiel? Wo kommen wir denn da hin?", hatte SCM-Allrounder
Bennet Wiegert vor dem Anpfiff als Parole ausgegeben. Doch
tatsächlich konnten auch coole Sprüche nicht übertünchen, dass
die Schützlinge von Frank Carstens von der ersten Sekunde an
nicht ernsthaft daran geglaubt hatten, diesen THW-Express stoppen
zu können, der mit sieben Siegen durch den Februar gerast war.
"Wir spielen gegen die mit Abstand beste Mannschaft der Welt",
hatte Carstens gesagt. "Da erwartet keiner Punkte." Die SCM-Fans
hatten sicherlich geringe Erwartungen gehabt, zu übermächtig war
auch ihnen der Triple-Sieger erschienen. Doch sie hatten auf ein
Lebenszeichen ihres Teams gehofft, das bislang mausgrau durch die
Saison schleicht.
Die Gastgeber hatten nichts unversucht gelassen und sogar die
Helden eingeladen, die mit Lok Magdeburg Südost auf den Tag genau
vor 50 Jahren erstmals den Titel eines DDR-Meisters in die
Hauptstadt Sachsen-Anhalts geholt hatten. Vor 4000 Zuschauern
hatten sie damals gegen DHfK Leipzig in der 45. Minute noch mit
9:10 zurückgelegen, um dann noch 11:10 zu siegen. Elf Tore - so
viele hatten die Kieler gestern Abend bereits nach einer
Viertelstunde geworfen. Die 6:0-Deckung mit Momir Ilic
und Rene Toft Hansen im Mittelblock
legte den Grundstein für einen Bilderbuchstart des THW Kiel, der
in Thierry Omeyer einmal mehr einen
bärenstarken Rückhalt hatte. Der Franzose hielt bereits im ersten
Durchgang zehn Bälle und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die
Hausherren mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet wurden.
Nach der Viertelstunde, in der die Spieler in den Kabinen waren,
hatten sich die erhitzten Gemüter wieder abgekühlt, der SCM-Fan war
nun bereit, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Beispielsweise
daran, dass der erst 20-jährige Matthias Musche, der aus der eigenen
Jugend stammt, zweimal traf. Daran, noch Zaungäste eines Wunders
zu werden, hatten sie schon lange nicht mehr geglaubt.
Die "Zebras"
trennten sich nach dem Abpfiff. Dominik Klein
und Patrick Wiencek reisten direkt zum
einwöchigen Lehrgang der deutschen Nationalmannschaft nach Rotenburg
an der Fulda weiter. Auf ihre THW-Kollegen, die heute und morgen noch
einmal trainieren, wartet ab Mittwoch ein viertägiger Kurzurlaub.
"Darauf freue ich mich wie ein kleines Kind", sagte
Filip Jicha.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2013:
Sprenger muss zur Untersuchung
Magdeburg. Wermutstropfen beim Kieler Sieg in Magdeburg
war die Verletzung von
Christian Sprenger,
dem in der elften Minute Yves Grafenhorst auf den Fuß gestiegen war.
Heute wird der rechte Mittelfuß geröngt. Trainer
Alfred Gislason sagte: "Hoffentlich ist
es nichts Schlimmeres."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2013)