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30.03./02.04.2013 - Letzte Aktualisierung: 02.04.2013 Bundesliga

30:27 - THW kämpft HSV Hamburg nieder

Bundesliga, 27. Spieltag: 30.03.2013, Sa., 15.00: THW Kiel - HSV Hamburg: 30:27 (13:11)
Update #4 KN-Bericht, weitere Stimmen, PK-Video, Highlights-Video, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Filip Jicha entschied mit  seinen Treffern sieben und acht ein spannendes Nordderby.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha entschied mit seinen Treffern sieben und acht ein spannendes Nordderby.
Der THW Kiel hat das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga gewonnen. Am Ostersamstag siegten die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena gegen den HSV Hamburg mit 30:27 (13:11). Die Kieler legten die gesamte Spielzeit über vor, doch die Gäste aus der Hansestadt ließen sich - auch dank eines starken Domagoj Duvnjak - nicht abschütteln. Der THW behielt in einer intensiven Partie aber kühlen Kopf und sicherte sich durch zwei Treffer Jichas, mit acht Toren bester Kieler Schütze, zwei weitere "Big Points" im Kampf um die deutsche Meisterschaft.
Mit dem HSV Hamburg gastierte am Ostersonnabend nicht nur ein Lokalrivale, mit dem man sich in den vergangenen Jahren viele denkwürdige Duelle geliefert hatte, in der Sparkassen-Arena. Der Meister von 2011 ging zudem als "Mannschaft der Stunde" in das Nordduell, belegte er mit 15:1 Punkten doch die Spitzenposition in der Rückrundentabelle und konnte sich plötzlich wieder Hoffnungen auf die direkte Champions-League-Qualifikation machen. Die Atmosphäre an der Kieler Förde war dem sportlichen Rahmen angemessen, die 10.285 Fans in der Arena peitschten ihr Team von Beginn an nach vorne.
Omeyer von Beginn an hellwach
Thierry Omeyers erste Parade war gleich ein gehaltener Siebenmeter von Hans Lindberg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyers erste Parade war gleich ein gehaltener Siebenmeter von Hans Lindberg.
Und sie erlebten zunächst eine Hamburger Mannschaft, die sich gegen die 3:2:1-Deckung des THW mit Filip Jicha an der Spitze und einem gegen Lijewski extrem vorgezogen agierenden Daniel Narcisse sehr clever ihre Chancen erarbeitete - mit diesen aber reihenweise am glänzend aufgelegten Thierry Omeyer scheiterten. Daher blieb das 1:0 durch Pascal Hens - übrigens der einzige Treffer des ansonsten blassen Ex-Nationalspielers - die einzige Führung für Hamburg, weil Lindberg mit einem von Vori herausgeholten Strafwurf ebenso am französischen THW-Keeper scheiterte wie auch von außen - und wie Duvnjak mit seinen ersten beiden Versuchen.

Der Gastgeber hatte es im Angriff ebenfalls mit einer 3:2:1-Abwehr zu tun, in der Vori die Speerspitze stellte. Der THW tat sich schwer gegen die Hamburger Deckung, konnte aber durch Sigurdsson und Jicha zwei Siebenmeter erkämpfen, die Vujin gegen Bitter verwandelte. Daniel Narcisse gelang es dann in der achten Spielminute, aus luftiger Höhe das erste Kieler Feldtor zu erzielen - es war der Treffer zum 3:2.

Erster Kieler Vorsprung schnell aufgebraucht
Aron Palmarsson glänzte erneut als Ideengeber und Torschütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson glänzte erneut als Ideengeber und Torschütze.
Nach ausgeglichener Anfangsphase konnten die Kieler sich wenig später erstmals kurzzeitig absetzen: Jicha schaltete nach einer Omeyer-Parade gegen Duvnjak am schnellsten, konnte erst beim Torwurf unsanft gestoppt werden; Vujin besorgte mit seinem dritten Siebenmeter das 4:3. Dann blockte Narcisse einen Lijewski-Wurf, und Jicha staubte per Konter zum 5:3 ab. Gästetrainer Martin Schwalb fühlte sich in dieser Situation von den Schiedsrichtern Damian/Wenz unfair behandelt und holte sich nach wiederholtem Meckern eine Zeitstrafe ab, die der THW mit einem weiteren von Jicha abgeschlossenen Gegenstoß zum 6:3 beantwortete. Martin Schwalb nahm nun seine Auszeit, und nachdem sich Sprenger die erste Kieler Zeitstrafe abholte, schlugen die Hansestädter zurück: Lindberg verkürzte von außen auf 4:6, Jicha scheiterte in Unterzahl von der rechten Seite an Bitter, Hens setzte Petersen zum 5:6 in Szene. Und als Jicha einen Rückraumwurf über den gegnerischen Kasten setzte und sich Lijewski vehement gegen Narcisse behauptete, war die Partie nach 14 Minuten schon wieder ausgeglichen.
6:0-Deckung rührt Beton an
Nachdem Sigurdsson an Bitter scheiterte, hatte Hamburg sogar wieder die Chance zur Führung, die Omeyer mit einem starken Reflex gegen Vori aber verhinderte. Stattdessen gelang Zeitz mit einem fulminanten Hüftwurf der siebte Kieler Treffer, der aber postwendend von Duvnjak egalisiert wurde. Die "Zebras" taten sich weiterhin schwer in Angriff und Abwehr, weshalb Alfred Gislason in der 19. Spielminute seine erste Auszeit nahm. Kiels Trainer brachte mit Vujin, Palmarsson und Ilic einen komplett neuen Rückraum und stellte hinten auf eine 6:0-Deckung um, in deren Zentrum Ilic und der ebenfalls neu gebrachte Toft Hansen standen.

Rene Toft Hansen ist in Abwehr und Angriff gar nicht mehr wegzudenken.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen ist in Abwehr und Angriff gar nicht mehr wegzudenken.
Und tatsächlich: Mit dieser Abwehrformation hatten die Gäste nun erheblich größere Probleme. Nachdem Duvnjak mit einer tollen Einzelaktion den Führungstreffer Toft Hansens noch zum 8:8 beantworten konnte, sollte den Hamburgern acht Minuten lang kein Treffer mehr gelingen. Die "Zebras" zwangen ihren Gegner mit ihrer Deckung zu Ballverlusten, technischen Fehlern und unpräzisen Abschlüssen, die geblockt oder vom starken Omeyer pariert werden konnten. Und im Angriff sorgten der gute Toft Hansen nach tollem Vujin-Pass, Sigurdsson nach Zeitz-Steal sowie Palmarsson und Vujin aus dem Rückraum für eine 12:8-Führung, die Martin Schwalb dazu veranlasste, seine zweite Auszeit zu nehmen. Und doch hatten die Hansestädter auch danach Glück, dass der THW nicht weiter davon zog, weil Johannes Bitter mittlerweile Betriebstemperatur erreicht hatte und gegen Palmarsson und Sprenger parierte - und weil Sigurdsson mit einem Heber im Gegenstoß nur die Latte traf. Natürlich war es der unermüdliche Duvnjak, der 90 Sekunden vor dem Pausenpfiff die Hamburger Torflaute beendete und damit einen starken Hamburger Endspurt einleitete. Denn nach Vujins fantastischem Hüftwurf in den Winkel zum 13:9 konnte Lijewski mit einem Doppelschlag bis zum Seitenwechsel noch auf 11:13 verkürzen. Schmeichelhaft für den HSV, zumal Palmarsson mit einem direkten Freiwurf nach der Pausensirene das Lattenkreuz traf.

Kiel legt weiter vor
Nach Wiederanpfiff verkürzte Hamburg nach einer Bitter-Parade gegen Zeitz, einem Ballverlust Jichas und einem Gegenstoß Duvnjaks gar auf 12:13, ehe der THW wieder zurück in die Partie fand: Per Sprungwurf erlöste Jicha die Fans bei seinem Treffer zum 14:12, ehe der zur zweiten Halbzeit gekommene Dominik Klein ein weites Zeitz-Anspiel zum 15:12 einnetzte. Mittlerweile war der im ersten Durchgang auf- und gefällige Lijewski nicht mehr mit von der Partie: Nachdem sich der Pole im Angriff ohne Fremdeinwirkung am rechten Fuß verletzte, humpelte der einzige Linkshänder im Hamburger Rückraum vom Parkett. Für ihn kam nun Michael Kraus, der sich mit Duvnjak auf den Positionen im rechten und mittleren Rückraum abwechselte.

Bester Spieler auf dem Parkett, aber am Ende ohne Punkte: Domagoj Duvnjak.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester Spieler auf dem Parkett, aber am Ende ohne Punkte: Domagoj Duvnjak.
Doch auch ohne Lijewski blieben die Hansestädter gefährlich, zumal Duvnjak mittlerweile nicht mehr zu stoppen war und auch sein Landsmann Igor Vori endlich seine ersten Erfolgserlebnisse feiern konnte. Der THW allerdings legte weiter vor, durch einen Klein-Gegenstoß, einen Zeitz-Sprungwurf und einen Jicha-Treffer per zweiter Welle nach einer Parade Omeyers gegen Vori stand es 18:15 für die Schwarz-Weißen. Dann aber luden die "Zebras" die Hamburger zurück in die Partie ein: Bitter entschärfte einen eigentlich gut getimeten Siebenmeter-Heber Vujins auf spektakuläre Art und Weise und parierte wenig später auch gegen Zeitz, während Kraus, Lindberg und Vori binnen zwei Minuten der 18:18-Ausgleich gelang.

Nach Gislason-Auszeit mit 6:2-Lauf
Alfred Gislason zog erneut die Notbremse in Form einer grünen Karte und beorderte wieder Vujin, Toft Hansen und Palmarsson zurück aufs Parkett. Und wieder gab ihm dieser Schachzug Recht: Ilic bediente Toft Hansen zum 19:18, und nachdem Dominik Klein einen Kraus-Wurf abblockte, erhöhte Jicha per Gegenstoß auf 20:18. Großer Jubel brandete dann auf, als Klein ein Anspiel von Kraus auf Lindberg abfing und Vujin und Sprenger mit einem doppelten Doppelpass ihre Gegenspieler schwindelig spielten - 21:18 für den THW, Martin Schwalb nahm seine letzte Auszeit.

Momir Ilic behielt in der Schlussphase die Nerven bei seinen Siebenmetern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic behielt in der Schlussphase die Nerven bei seinen Siebenmetern.
Zwar verkürzten nach Wiederanpfiff Lackovic und der eingewechselte Schröder per Konter auf 20:21, doch nachdem der THW einen schönen Spielzug über Vujin und Palmarsson auf Sprenger zum 22:20 abschloss, Vujin im Laufduell mit Vori den Kroaten zu einem technischen Fehler zwang, Palmarsson trocken das 23:20 folgen ließ und Jicha sich mit aller Urgewalt aus sieben Metern zum 24:20 durchsetzte, schienen die Kieler zehn Minuten vor Schluss auf die Siegerstraße eingebogen zu sein.

THW trotzt Hamburger Widerstand
Doch Hamburg gab sich noch nicht geschlagen: Ein Doppelschlag Duvnjaks läutete eine spannende Schlussphase ein, zumal Sprenger noch eine unnötige Zeitstrafe kassierte. Doch in Unterzahl gelang Christian Zeitz ein wichtiger Ballgewinn in der Abwehr, ehe Ilic einen von Toft Hansen erkämpften Strafwurf zum 25:22 verwandelte. Der Widerstand der Hansestädter war allerdings auch nach dem zweiten Ilic-Siebenmeter - diesmal von Palmarsson herausgeholt -, dem zweiten Sprenger-Treffer und einem wahnsinnigen Zeitz-Stemmwurf zum zwischenzeitlichen 28:25 noch nicht gebrochen. Schröder, Vori und Duvnjak mit seinen Treffern acht und neun verkürzten jeweils postwendend auf zwei Treffer.

Neunzig Sekunden vor Schluss führte der THW mit 28:26, und nach der letzten Auszeit Gislasons erhoben sich die Kieler Fans von den Sitzen, um die kämpferische Leistung ihrer Mannschaft schon vor dem Ende zu honorieren. Nun tankte sich Filip Jicha im rechten Rückraum durch und erzielte das wichtige 29:26, während Omeyer die postwendende Antwort der Gäste durch Schröder entschärfte. Der THW jubelte, erst recht, als Jicha gegen die Manndeckung der Hamburger zum 30:26 durchstolzierte und das Nordderby endgültig entschied.

Erst Länderspiele, dann das "Lufthansa Final Four"
Vor dem THW Kiel liegt jetzt erst einmal eine 14-tägige Pflichtspielpause, ehe dann der erste Titel dieser Saison erkämpft werden soll: Am Wochenende des 13./14. April steht in der Hamburger O2-World das "Lufthansa Final Four" um den DHB-Pokal an, im Halbfinale treffen die "Zebras" zunächst auf den Hinrundenschreck MT Melsungen. Spielfrei haben die meisten "Zebras" aber bis dahin dennoch nicht, stehen doch für die Nationalspieler jeweils zwei Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2014 in Dänemark auf dem Programm. Für Dominik Klein, Patrick Wiencek und Filip Jicha gibt es daher am 4. und 7. April bereits ein Wiedersehen auf dem Parkett, wenn Deutschland und Tschechien zweimal aufeinander treffen.

(Sascha Krokowski)

Video: Höhepunkte des Spiels

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Das war ein hochklassiges Spiel, und wir haben uns besser präsentiert als in den vergangenen Wochen. Es war eng, und wir konnten uns leider nicht absetzen. Der HSV hat eine Weltklasse-Mannschaft, und ich freue mich, dass wir dieses extrem wichtige Spiel gewonnen haben.
HSV-Trainer Martin Schwalb:
Glückwunsch an den THW. Das war eine spannende Partie für die Zuschauer, die Spieler - und die Schiedsrichter. Wir sind schwer in die Partie gekommen, aber trotzdem dran geblieben. Am Ende hat es nicht gelangt, weil wir im Rückraum nach dem Ausfall von Lijewski nicht die richtigen Lösungen gefunden haben. Unsere Abwehr hat mir gut gefallen, wir haben nicht zuviele leichte Würfe zugelassen. Schade, dass es nicht gereicht hat.
THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber Sport1:
Wir haben gut gespielt. Es war ein sehr enges Spiel, das beide hätten gewinnen können. Wir konnten uns nicht absetzen. Es sehr gutes Spiel von beiden in der Abwehr und bei den Torhütern. Vorne haben wir auch recht gut gespielt. Wir hatten phasenweise Probleme mit Duvnjak und Vori. Wenn man die Tabelle ab dem 1. Dezember betrachtet, ist der HSV deutlich die beste Mannschaft Deutschlands ...

[Frage: Ist der THW nun schon Meister?]
Nein. Man kann in dieser Liga überall verlieren und wir haben auch noch die Rhein-Neckar Löwen als Gegner, auch wenn wir gegen sie zu Hause spielen können. Ich fand übrigens unsere 3:2:1-Deckung nicht so schlecht, auch wenn Martin sich darauf gut vorbereitet hat.

HSV-Trainer Martin Schwalb gegenüber Sport1:
Glückwunsch. Wir hatten heute nicht das nötige Selbstvertrauen, und Thierry Omeyer hat uns weh getan. Schade, dass es nicht gereicht hat. Beim 18:18 dachte ich, wir könnten das Spiel kippen.

[Frage: Ist der THW nun schon Meister?]
Ich glaube schon, eine Mannschaft wie der THW wird sich das nicht mehr nehmen lassen.

THW-Rechtsaußen Christian Sprenger gegenüber Sport1:
[Frage: War das die Vorentscheidung in der Meisterschaft?]
Nein. Dieses Jahr hat man gesehen, wie spannend und ausgeglichen die Liga ist. Wir können noch in jedem Spiel verlieren. Es bleibt spannend bis zum Schluss. In den letzten Jahren war die Meisterschaft meist schon im April entschieden, das wird in diesem Jahr nicht so sein.

Jetzt haben wir erst einmal zwei bis drei freie Tage. Ich hoffe, der Kapitän holt noch ein bisschen mehr raus ...

THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir waren darauf vorbereitet, dass wir heute 60 Minuten lang kämpfen müssen, der HSV hat eine sehr starke Mannschaft. Für mich war es wichtig, gleich mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Lindberg zu starten, schließlich ist er der beste Werfer der Liga.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Als wir nach unserer ersten Auszeit vier neue Leute eingewechselt haben,und der HSV mit der gleichen Mannschaft weiterspielte, war klar, dass am Ende die Kraft entscheiden würde. So war es dann auch.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Es war das erwartete Spitzenspiel, mit allem was dazu gehört. Wir hatten das Publikum im Rücken, das war ein großer Vorteil. Über den genauen Spielstand habe ich mir nie Gedanken gemacht, ich habe erst auf die Anzeigentafel gesehen, als Momir zu seinem ersten Siebenmeter angetreten ist.
HSV-Torhüter Johannes Bitter gegenüber den KN:
Wir können jetzt nicht mehr Meister werden, die Kieler sind auf einem guten Weg. In den letzten zehn Minuten gab es verschiedene Einflüsse, die es uns sehr schwer gemacht haben, hier zu gewinnen. Aber - wir sind auch selbst schuld. Ich bin mir sicher, dass wir uns schon in zwei Wochen wiedersehen werden - im Pokalfinale.
Video: Die Pressekonferenz

27. Spieltag: 30.03.13, Sa., 15.00: THW Kiel - HSV Hamburg: 30:27 (13:11)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 17/1 Paraden), Palicka (n.e.); Toft Hansen (3), Sigurdsson (1), Sprenger (2), Ahlm, Zeitz (3), Palmarsson (2), Narcisse (1), Ilic (2/2), Klein (2), Jicha (8), Vujin (6/3); Trainer: Gislason
Logo HSV Hamburg:
Bitter (1.-60., 16/1 Paraden), Beutler (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Kraus (1), Schröder (2), Duvnjak (9), Jansen, Lackovic (1), Flohr, Vori (4), Lindberg (2), Nilsson, Lijewski (4), Hens (1), Petersen (3); Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Ralf Damian / Frank Wenz
Zeitstrafen:
THW: 2 (2x Sprenger (11., 51.));
HSV: 2 (Schwalb (10.), Flohr (60.))
Siebenmeter:
THW: 6/5 (Bitter hält Vujin (38.));
HSV: 1/0 (Omeyer hält Lindberg (4.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 2:1 (6.), 2:2, 3:2, 3:3 (8.), 6:3 (11.), 6:6 (14.), 7:6, 7:7, 8:7, 8:8 (21.), 12:8, 12:9 (29.), 13:9, 13:11;
2. Hz.: 13:12, 15:12, 15:13, 16:13 (35.), 16:14, 17:14, 17:15, 18:15, 18:18 (40.), 21:18 (42.), 21:20, 24:20 (50.), 24:22, 25:22, 25:23, 26:23, 26:24 (55.), 27:24, 27:25, 28:25, 28:26 (59.), 30:26, 30:27.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2013:

THW Kiel auf Meisterkurs

"Zebras" besiegten starken HSV mit 30:27 - Gäste fühlten sich von Schiedsrichtern betrogen
Kiel. Auch wer den HSV Hamburg nicht mag, dem erst zehnjährigen Kunstprodukt das viele Geld und die fehlende Tradition zum Vorwurf macht, sollte wissen, dass es ohne ihn solche Spiele nicht geben würde. In dem Handball-Drama, das der THW Kiel am Sonnabend 30:27 (13:11) gewann, erwies sich der starke Gast einer Hauptrolle mehr als würdig.

Manch einer hatte sogar nach 60 Minuten noch nicht genug. Nach dem Abpfiff stürmte Igor Vori auf Schiedsrichter Frank Wenz zu, um ihm aus Nahdistanz seine Sicht der Dinge zu schildern. So hätte Christian Sprenger seinen Flug über den am Boden liegenden Aron Palmarsson erst beendet und dann zum 27:24 (56.) getroffen. Und der achtfache Torschütze Filip Jicha hätte sich vor dem 29:26 (59.) erst mit einem Stürmerfoul den nötigen Raum verschafft. Vori ist gefühlt zweieinhalb Meter groß, schwer vorstellbar, dass er mit seinem Kreuz durch eine Sicherheitsschleuse passt. Nun trägt der Kroate seit einiger Zeit einen Rauschebart, was ihn noch eindrucksvoller wirken lässt. Als er, aufgeladen nach einem leidenschaftlichen Ringen mit den Kielern und der Überzeugung im Blut, betrogen worden zu sein, sich vor dem zierlichen Frank Wenz aufbaute, griff Martin Schwalb beherzt ein. Auch er fühlte sich ungerecht behandelt, doch nach dem Abpfiff, das wusste der HSV-Trainer nur zu gut, ist ein verlorenes Spiel eben ein verlorenes.

Gestoppt von Schwalb stürmte Vori, der neben dem überragenden Mittelmann Domagoj Duvnjak und Torhüter Johannes Bitter zu den besten HSV-Spielern gehörte, in die Katakomben einer aufgeheizten Halle und schrie die kalten Betonwände an. "Es ist immer das Gleiche in Kiel." Womit gemeint ist, dass Schiedsrichter ein schwarz-weißes Herz besitzen sollen. Dieser Meinung schlossen sich später einige seiner Kollegen an, doch das Drehbuch dieses begeisternden Spiels war ein anderes: Es gewann das Team, das am Ende noch einmal das Tempo erhöhen konnte. Das über "mehr Feuerkraft" verfügte, wie Schwalb, ein ehemaliger Journalist, es blumig ausdrückte.

Kurz nach dem Seitenwechsel verloren die Gäste mit Marcin Lijewski (Knieprobleme) ihren letzten Linkshänder im Rückraum. Der Pole war es gewesen, der den HSV bis dahin im Spiel gehalten hatte. Zudem standen Michael Kraus und Pascal Hens völlig neben sich, so dass sich im Rückraum nur Duvnjak wehrte. Der tat dies aber sehr eindrucksvoll.

Hens, der nach seinem 1:0 (2.) gar nicht mehr in Erscheinung trat, wurde gar von den Zuschauern verspottet. Sie hatten die Gäste freundlich empfangen, doch mit ihm konnte sich das fachkundige Publikum nicht anfreunden. Was daran liegt, dass der Schlacks mit der stark aus der Mode geratenen Irokesenfrisur nach jedem Wurf zu Boden sinkt. Und dort zumeist einige Sekunden bewegungslos verharrt.

Die "Zebras" zeigten von Beginn an große Leidenschaft, glänzten mit einer famosen Deckung und hatten in Thierry Omeyer einen Rückhalt, der sich erneut zum HSV-Alptraum entwickelte. Gut möglich, dass der 8. Juni, der Tag, an dem er die Bundesliga verlassen wird, in Hamburg zum Feiertag ausgerufen wird. Der Franzose parierte früh einen Siebenmeter von Hans Lindberg, der in der Regel alle Strafwürfe mit großer Gelassenheit verwandelt. Da stand es erst 1:1, aber es war bis in den vierten Rang spürbar, dass Omeyer einen großen Tag erwischen sollte. Zudem war auf seine Vorderleute Verlass. Als Alfred Gislason zur Auszeit bat, stand es 7:7 (19.). Er tauschte vier Spieler ein und stellte die Deckung von einer bis dato starken 3:2:1-Variante auf 6:0 um. Zahlen aus Granit, wie sich zeigen sollte. Die Gäste schufteten elf Minuten, um zwei Törchen zu erzielen.

In der 40. Minute glich der HSV noch einmal auf 18:18 aus, auch weil der gute Marko Vujin vergeblich versucht hatte, den Hünen Bitter bei einem Strafwurf mit einem Heber zu überlisten. Doch die Hausherren wirkten, als hätten sie gar nicht mitbekommen, dass sich in wenigen Sekunden ein Drei-Tore-Vorsprung aufgelöst hatte. Sie schlugen durch Rene Toft Hansen (19:18), Jicha (20:18) und Vujin (21:18) ungerührt zurück. Als dann Sprenger eine Strafzeit abbrummte (24:22/51.), hoffte der HSV wieder, doch in Unterzahl zeigte Momir Ilic eiserne Nerven, traf von der Siebenmeterlinie und ließ die Kieler mit einem Vorsprung auf die Zielgerade einbiegen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2013)


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