Kiel,
Veszprem, Düsseldorf,
Essen, Kiel,
Leipzig,
Kiel: Rund 3700 Kilometer haben die "Zebras" seit dem
Heimspiel gegen Göppingen am 14. Oktober
zwischen der Heimat und den jeweiligen Spielorten zurückgelegt.
Zuletzt kehrten die Kieler am frühen Donnerstagmorgen mit einem
deutlichen
43:27-Erfolg aus Leipzig und
dem damit verbundenen Einzug in die nächste
Pokalrunde
zurück. Angesichts dieser beachtlichen Strecken erscheinen
die knapp 100 Kilometer, die der THW Kiel am Sonnabend auf dem
Weg zur ausverkauften o2-World in Hamburg fahren wird, fast wie
ein Kurztrip. Doch die Tour zu den Nachbarn in der Hansestadt
wird alles andere als einfach: Das "kleine Nordderby" beim HSV
Hamburg, das um 15 Uhr angepfiffen und live auf Sport1 gezeigt
wird, ist ein echtes Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga.
Drei Punkte trennen die Handballer des THW Kiel und die des HSV
in der
Tabelle. Das Duell mit dem
Deutschen Meister von 2011 ist aber nicht nur wegen der räumlichen
Nähe und der Tabellensituation ein besonderes, waren die
Aufeinandertreffen der beiden norddeutschen Clubs zuletzt doch
immer einer der Höhepunkte einer Handball-Saison. So wie der
38:34-Erfolg der Kieler in der bisher
letzten Partie: Mit dem 30. Sieg im 30. Saisonspiel räumten
die Zebras im Mai dieses Jahres einen letzten großen Brocken
aus dem Weg zur perfekten Saison. Wenige Tage zuvor war es in
der o2-World sogar richtig dramatisch: Das
27:25 des THW im DHB-Pokalhalbfinale
war packend, intensiv und spannend wie zahlreiche der bisherigen
24 Duelle beider Mannschaften (siehe auch
Gegnerdaten).
Jicha freut sich auf das Derby
Die Kieler wollen am Sonnabend im 21. Bundesliga-Derby den 14.
Sieg (bei vier Unentschieden) feiern und zwei ganz wichtige Punkte
im Meisterschaftsrennen mit auf die kurze Heimreise nach Kiel nehmen.
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Das serbische Supertalent Stefan Terzic soll sich langsam
an die raue Bundesligaluft gewöhnen.
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HSV |
"Das wird wieder ein Handball-Spektakel", prognostiziert THW-Kiel-Rückraumriese
Filip Jicha. "Ich bin dankbar, dass
ich Teil davon sein darf. Ich freue mich auf Hamburg!" Von der
angespannten Personalsituation bei den Hansestädtern werden sich
die Zebras nicht in Sicherheit wiegen lassen, so
Jicha:
"Es können nur sieben Spieler gleichzeitig auf der Platte stehen.
Egal, welche Spieler gegen uns antreten: Beim HSV zu gewinnen,
ist nie einfach." Fehlen werden den Hamburgern die
Langzeitverletzten Oscar Carlen, Johannes Bitter und
Torsten Jansen und wohl auch
Blazenko Lackovic, bei dem kürzlich ein
Einriss am Zeigefinder der rechten Wurfhand festgellt wurde.
Fraglich ist zudem der Einsatz des am Sprunggelenk operierten
Marcin Lijewski.
Saison gleicht einem Wellenbad
International ist der HSV Hamburg trotz der sorgenvollen Blicke
auf die Verletztenliste sportlich auf Kurs: Mit 7:1 Punkten
führen die Hansestädter ihre
Vorrunden-Gruppe in der "VELUX EHF Champions League"
souverän an, siegten auswärts in Leon und Montpellier sowie zuletzt
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Der schwedische Kreisläufer Andreas Nilsson wechselte aus
Skövde nach Hamburg.
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HSV |
vor heimischem Publikum gegen Partizan Belgrad. Lediglich beim
27:27 gegen Moskau musste der HSV in der Königsklasse einen
Punktverlust hinnehmen. In der DKB Handball-Bundesliga hingegen
lief es für den HSV bisher nicht ganz so rund. Nach dem 26:33-Fehlstart
in Wetzlar hatten sich die Hamburger mit einem knappen Erfolg in
Magdeburg und mit einem dramatischen Heim-Remis gegen Flensburg
in die Saison "hineingebissen" und schienen nach drei souveränen
Auswärtserfolgen in Hannover, Gummersbach und Minden wieder auf
Kurs (siehe auch
Bundesligakurve HSV Hamburg).
Dann jedoch verhalf der HSV dem Aufsteiger TV Neuhausen nach
einer Vier-Tore-Führung zur Pause beim 28:28 zu einem überraschenden
Punktgewinn. "Es ist eine Katastrophe", ärgerte sich Dan Beutler
nach dem Punktverlust, "das darf uns nicht passieren." Dem
Unentschieden in Neuhausen folgte dann aber der Champions-League-Sieg
gegen Belgrad - die HSV-Saison gleicht bisher einem Wellenbad der
Gefühle.
Top-Torjäger Lindberg
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Michael Kraus bekam zuletzt viel Einsatzzeit und dankte es
Trainer Martin Schwalb mit vielen Treffern.
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HSV |
Zuletzt zogen die Hamburger im DHB-Pokal durch einen hart
erkämpften 32:28-Erfolg beim Zweitligaspitzenreiter Bergischer HC
in die nächste Runde ein. "Für ein dominantes und flüssiges
Angriffsspiel über sechzig Minuten haben wir zu viele Verletzte",
haderte HSV-Trainer Martin Schwalb nach der Partie. Gut für den
HSV, dass er sich auch im Bergischen auf seinen Top-Torschützen
verlassen konnte: Hans Lindberg erzielte 12 Tore im Pokalspiel,
in der DKB Handball-Bundesliga steht Lindberg mit einer
durchschnittlichen Trefferquote von 8,3 Toren pro Spiel an der
Spitze der Torjägerliste. Der Rechtsaußen mit Torgarantie hat
auf der gegenüberliegenden Seite einen neuen Kollegen bekommen:
Nach der
Jansen-Verletzung verpflichteten die Hamburger Linksaußen
Fredrik Petersen vom insolventen dänischen Meister AG
Kopenhagen. Er ist einer von insgesamt fünf Neuzugängen der
Hamburger, mit denen die Abgänge der beiden Gille-Brüder
(Chambery Savoie) und Renato Vugrinec (RK Maribor Branik in
Slowenien) sowie das Karriereende von Aushilfs-Torwart
Zoran Djordjic kompensiert werden sollen. Für Djordjic
verpflichteten die Hansestädter den französischen
Nachwuchs-Nationaltorwart Max-Henri Herrmann (kam vom
DHC Rheinland) sowie den erfahrenen, inzwischen 40 Jahre
alten Enid Tahirovic von Frisch Auf Göppingen. Am Kreis soll
künftig der schwedische Nationalspieler Andreas Nilsson (von
IFK Skövde) neben Igor Vori für Furore sorgen, im rechten
Rückraum wird das erst 18-jährige serbische Supertalent
Stefan Terzic (kam aus Banja Luka) wohl auch gegen den THW Kiel
zum Einsatz kommen (siehe auch
Gegnerkader HSV Hamburg).
Derby-Fieber und Auslosung
Das Derby-Fieber steigt unterdessen in beiden Städten. Während der
HSV eine ausverkaufte o2-World vermeldet, bereiten sich auch wieder
viele hundert THW-Fans auf den Kurztrip in die Hansestadt vor. Sie
wollen ihrem THW Kiel beim Spitzenspiel an der Elbe den Rücken
stärken. Die Partie wird live bei Sport1 gezeigt, vor dem Spiel
wird zudem Diskus-Olympiasieger Robert Harting die Achtelfinal-Partien
im DHB-Pokal auslosen. Unter
www.sport1.de/handball
kann man die Auslosung ab 14.15 Uhr live verfolgen. Dann aber rückt
wieder die DKB Handball-Bundesliga in den Fokus, denn das Spitzenspiel
in Hamburg elektrisiert Spieler, Fans und Medien gleichermaßen.
Die Partie wird vom derzeit wohl erfahrensten deutschen Schiedsrichter-Duo
Lars Geipel und Marcus Helbig geleitet.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2012:
Leise Töne in Hamburg vor Nordgipfel
Schwalb senkt Erwartungen vor THW-Spiel
Hamburg. Die Trainingseinheiten beim HSV gaben
zuletzt ein trauriges Bild ab. "Teilweise rennen nur
fünf Spieler hier herum", sagt Trainer Martin
Schwalb. Die personelle Situation setzt dem 49-Jährigen
zu. "Ich würde gerne für Kiel einiges einstudieren.
Aber mir fehlen einfach die Leute dafür." Neben
den Langzeitverletzten Johannes Bitter, Torsten Jansen
und Oscar Carlen wird auch Blazenko Lackovic
(Fingerbruch) morgen gegen den THW Kiel fehlen.
Die Einsätze von Marcin Lijewski (Sprunggelenk) und
Kapitän Pascal Hens sind zumindest fraglich. "Wir
haben in unserer Mannschaft Verletzungen, von denen
ich nicht einmal wusste, dass es diese überhaupt
gibt", so Schwalb fassungslos. Gemeint ist der sogenannte
Fußsohlenmuskelfaserriss von Hens.
Die Saison des HSV läuft nicht rund. Am Dienstag siegte
man im Pokal beim Zweitligisten Bergischen HC knapp mit
32:28. Das letzte Bundesligaspiel beim Aufsteiger TV Neuhausen
endete 28:28. "Wenn meine Spieler dauernd auf Positionen
aushelfen müssen, die sie nicht kennen, kann niemand den
tollsten Handball der Welt erwarten", verteidigt Schwalb
seine Mannschaft. "Die übrig gebliebenen Spieler arbeiten
sehr hart. Daher bin ich stolz auf dieses Team." Besonders
im Rückraum, wo nur Michael Kraus und Domagoj Duvnjak voll
einsatzfähig sind, müssen die Spieler auf die Zähne beißen,
teilweise sogar durchspielen. "Ich habe damit kein Problem.
Oft habe ich zum Ende des Spiels sogar mehr Kraft", sagt
Kraus. Bei einigen Mannschaftskameraden scheint das anders
zu sein. "In Neuhausen waren wir besonders in der Endphase
schlecht. Vielleicht haben wir nicht so gekämpft wie unser
Gegner", spekuliert Hans Lindberg. Vielleicht ging den
Hamburgern auch nur die Puste aus.
Hamburg freut sich auf den THW Kiel. Mit 13 296 Zuschauern
ist das Spiel ausverkauft. "Leider ist es nicht das Topduell,
das ich mir gewünscht habe. Bei der personellen Situation sind
wir keine Spitzenmannschaft", senkt Schwalb die Erwartungen.
Kampfansagen Richtung Kiel bleiben aus. Der HSV wolle
grundsätzlich zwar jedes Spiel gewinnen, keinesfalls aber über
einen Sieg spekulieren. Man nimmt die Außenseiterrolle an. "Wir
müssen über Tore unser Selbstvertrauen aufbauen", glaubt Schwalb.
Dabei dürfte er besonders an die Rückraumspieler denken. Sollten
Kraus und Duvnjak nicht treffen und den Mut verlieren, hat er
keine Möglichkeit, andere Spieler zu bringen.
Eines macht dem HSV Hoffnung: Der THW Kiel scheint dieses Jahr
nicht unschlagbar zu sein. Schwalb hat sich das
Unentschieden gegen die Füchse Berlin
genau angesehen. Dass die Berliner selbst bei mehreren Toren
Rückstand nicht aufgaben, hat ihn beeindruckt. Er erwartet von
seinem Team keinen hochklassigen Handball. Dafür Engagement und
Kampfgeist. "Auseinanderspielen können wir den THW nicht", so
Schwalb. "Nun gut, vielleicht in vereinzelten Situationen",
fügt er nach kurzem Überlegen hinzu. Die Hoffnung stirbt eben
doch zuletzt.
(von Oliver Jensen, aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.10.2012:
Ahlm glaubt an "sehr enges" Spiel
THW heute beim schwankenden Riesen HSV
Kiel. Der HSV Hamburg stolpert durch die
Handball-Bundesliga. Eine Auftaktpleite in Wetzlar, jüngst
gar ein ernüchterndes Remis bei Aufsteiger TV Neuhausen.
Eine Niederlage gegen den heutigen Gast, den
THW Kiel (15 Uhr, Sport1), und der Rückstand auf den
Meister würde schon fünf Punkte betragen. Aber:
Gewinnt der schwankende Riese, könnte er als Zugabe
auch noch den Zweifel vertreiben. Zweifel daran,
wozu dieser Verein in der Lage ist. Bleibt der HSV ein
Schmuckstück der Liga? Oder ergeht es dem Meister
des Jahres 2010 wie einer Flasche Sekt, die einmal
knallen durfte und nun keinen neuen Korken mehr
bekommt?
Den "Zebras" zeigt das Team von Martin Schwalb stets sein
bestes Gesicht. Die letzten fünf Vergleiche hat der HSV
zwar verloren, doch im Pokalhalbfinale der vergangenen Saison
schien der Rekordmeister geschlagen. Der HSV führte
24:22 (50.), als die große Show von Thierry Omeyer
begann. Der Olympiasieger hat seit den Spielen in London
noch nicht wieder das gewohnte Niveau erreicht. Ob es
daran liegt, dass Montpellier AHB, sein künftiger Arbeitgeber,
in einen Wettskandal verstrickt ist? Eine Frage, auf die
der 35-Jährige dünnhäutig reagiert. Eine, die er nicht beantworten
möchte. Verwunderlich wäre es nicht, wenn die unklare Zukunft
des französischen Meisters auch ihn berühren würde. In Top-Spielen,
so die Hoffnung der Club-Verantwortlichen, war auf den Torhüter
aber stets Verlass.
Eine weitere Schlüsselfigur ist Marcus Ahlm,
der auch in seiner zehnten THW-Saison keineswegs gelassen in dieses
Derby geht. "Natürlich bin ich aufgeregt", sagt der Kapitän. "Wir
betreiben Spitzensport, um solche Spiele zu erleben." Die jüngsten
Ergebnisse des HSV, der sich im Pokal nur mühsam beim Zweitligisten
Bergischer HC (32:28) durchsetzen konnte, seien kein Indiz dafür, dass
er kein Gegner auf Augenhöhe sein werde. "Was vor diesen Top-Spielen
passiert, ist egal. Es wird wie immer gegen Hamburg - sehr eng." Er
selbst sieht seine Mannschaft, die fünf Neue integrieren muss, auf
einem guten Weg. Die Niederlage beim ungarischen Meister MKB
Veszprem (30:31) in der vergangenen
Woche wäre kein Rückschritt gewesen. "Schlecht ist, mit fünf bis zehn
Toren zu verlieren. Es war aber nur eins und zudem ein Hinspiel."
Es ginge nicht darum, dass Einzelne sich um 50 Prozent verbessern.
"Wichtig ist, dass wir als Team besser werden. Und das geschieht."
Nach dem 43:27-Pokalsieg in Leipzig blieben
Alfred Gislason nur zwei Trainingseinheiten,
um seine Mannschaft einzustimmen. Mit dabei war auch
Aron Palmarsson, der wegen hartnäckiger
Schmerzen im Ellenbogen wochenlang ausgefallen war. "Was er machte,
sah gar nicht so schlecht aus", sagte Gislason
über seinen Mittelmann. "Ich rechne mit ihm." Da auch Kreisläufer
Rene Toft Hansen seine Rippenprellung auskuriert
hat, steht ihm der gesamte Kader zur Verfügung. Der Isländer rechnet aber
auch damit, dass die zuletzt angeschlagenen HSV-Stars Pascal Hens und
Marcin Lijewski sich die Zebra-Jagd nicht entgehen lassen werden.
Bereits vor dem Anpfiff könnte Robert Harting für einen Paukenschlag
sorgen. Der Diskus-Olympiasieger lost ab 14.15 Uhr in der mit mehr als
13 000 Zuschauern ausverkauften O2-World das Pokal-Achtelfinale (12.
Dezember) aus. Im Lostopf sind neben dem HSV unter anderem die SG
Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.10.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
HSV Hamburg - THW Kiel:
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