05.-07.05.2012 - Letzte Aktualisierung: 07.05.2012 | DHB-Pokal |
Update #4 | KN-Berichte, weitere Stimmen, Video-Spielbericht, Video von der Pressekonferenz und Fotos ergänzt... |
Geschafft: Der THW Kiel steht erneut im Endspiel um den DHB-Pokal. |
Christian Sprenger erzielte zwei Treffer. |
Vier Treffer und jede Menge Assists: Kim Andersson gab gegen Hamburg seine Bewerbung für den besten Turnierspieler ab. |
Hamburg war plötzlich von der Rolle und schwächte sich noch selbst: Igor Vori kam gegen Narcisse zu spät, streckte den Kieler Spielmacher nieder und bekam wegen anschließenden Meckerns gleich eine doppelte Zeitstrafe aufgebrummt. Diese viermütige Überzahl nutzten die "Zebras" eiskalt aus, um durch einen Lundström-Doppelpack und dem von Andersson glänzend am Kreis in Szene gesetzten Jicha mit 10:7 (19.) in Führung zu gehen. Mit sechs Treffern in Folge hatten die Kieler den schwachen Start schnell vergessen gemacht.
Alfred Gislason auf dem Weg zum Kampfgericht. |
Der Isländer gönnte seinem abgekämpften Kapitän Marcus Ahlm eine Pause, Filip Jicha rückte für ihn an den Kreis. Dennoch hatte der HSV nach einem Fehlwurf Lundströms gar die Chance, auf 20:17 zu erhöhen, der Wurf Jansen prallte aber vom Innenpfosten zurück ins Feld. Stattdessen war nun wieder der THW dran: Andersson traf mit einem trockenen Schlagwurf, Lindberg warf einen Siebenmeter an den Pfosten, ehe Sprenger und Ilic wieder die "Zebras" mit 20:19 (43.) in Führung warfen.
Daniel Narcisse erzielte das wichtige 26:25 und drei weitere Treffer. |
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Herzlichen Glückwunsch an den THW zum Gewinn der Meisterschaft und zum Erreichen des Endspiels. Es war eine sehr intensive Partie. Beide Mannschaften wollten den Sieg unbedingt. Das macht Handball aus, dieses Final Four, diese Dramatik! Aber ich muss sagen, meine Mannschaft in der Kabine fühlt sich nicht gut behandelt.
Es war eine sehr enge, sehr hart umkämpfte Partie, die kämpferisch und von der Spannung her hochklassig war. Der HSV hatte den besseren Start, insgesamt war auch unsere 3:2:1-Abwehr nicht so gut wie normalerweise. Wir haben ungewöhnlich viele Chancen über den Kreis zugelassen. Aber unser Sieg war nicht unverdient. Man hat gesehen, dass der HSV eine Weltklasse-Mannschaft hat, die sehr gut decken und sehr gut spielen kann. Von daher bin ich stolz auf meine Mannschaft, hoffe aber, dass wir im Finale besser spielen.
Unsere Spieler sind alle sehr, sehr niedergeschlagen. Trotzdem werden wir am nächsten Sonntag einen weiteren Anlauf unternehmen, den THW zu schlagen.
Meinen Glückwunsch an Alfred und die Mannschaft. Sie ist überglücklich, dass sie dieses schwere Spiel gewonnen hat. Aber wir wissen, dass hier erst eine Halbzeit gespielt ist, morgen mittag müssen wir erneut angreifen.
Es war ein sehr spannendes Spiel von beiden Seiten mit wechselnden Führungen, ein chaotisches Spiel. Wir waren in den letzten zehn Minuten vielleicht etwas glücklicher. Aber meine Freude hält sich in Grenzen, denn morgen geht es ja schon weiter und da wollen wir jubeln. Omeyer war sicherlich der Spieler mit den entscheidenden Szenen am Ende und hat diese "Mini-Duelle" gewonnen.[Frage: Sind Sie heiß auf den zweiten Titel?]
Diese Frage muss ich nicht beantworten, oder? Heute waren wir vielleicht nicht so frisch in den Köpfen, aber wir werden morgen wieder brennen!
Zu Beginn hat der HSV viel Härte ins Spiel gebracht. Die wollten uns wohl zeigen, dass nicht nur Handball gespielt wird. Aber wir hatten auch keine weißen Handschuhe an.
Es war ein großer Kampf, an dessen Ende Titi sehr wichtige Bälle gehalten hat. Wir mussten vorne um jeden Zentimeter kämpfen, das hat viel Spaß gemacht.
Ich habe nicht gedacht, dass es so ein enges Spiel werden würde, aber auch nie an einem Sieg gezweifelt. Aber: Der ganze Aufsichtsrat hat bis zum Ende richtig gezittert.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012:
Die Besiegten verschwanden mit dem Abpfiff sofort in der Kabine. Sie wollten allein sein, einen weiteren Tiefpunkt einer völlig verkorksten Saison im kleinen Kreis verarbeiten. Nur Dan Beutler hatte es nicht geschafft. Bevor der Schwede die Tür hinter sich schließen konnte, hatten die Journalisten ihn in den Katakomben der O2-World umzingelt. Er sprach leise, suchte mühsam nach Antworten und bündelte die Wahrheit schließlich in einem Satz. "Kiel hatte das Stück Glück, das uns im Moment einfach fehlt." Der Schwede strahlte die Müdigkeit eines Profisportlers aus, der schlicht keine Erklärung dafür hat, warum der HSV, der so souveräne Meister der Vorsaison, seit Monaten im Sturzflug ist. "Wir haben es zwar geschafft, Kiel schwach zu machen", sagte Beutler, der selbst keinen Glanztag erwischte. "Aber am Ende haben uns drei, vier Minuten gefehlt."
In der 49. Minute führte das Team von Martin Schwalb noch mit 24:22. Ohne die verletzten Säulen Bertrand Gille, Johannes Bitter und Oscar Carlen. Mit Igor Vori, der sich unmittelbar vor der Melsungen-Niederlage (29:30) einen Nerv eingeklemmt hatte und auch gegen Kiel eine schmerzstillende Spritze in seinen breiten Rücken benötigte. Die Hamburger erinnerten in ihrer Besetzung stark an den THW der vergangenen Spielzeit, als der Rekordmeister aufgrund zahlreicher Verletzungen nie seinen Rhythmus fand, mit dem Pokalsieg einer durchwachsenen Saison aber ein Trostpflaster verpassen konnten.
Ähnliches hatte sich der HSV vorgenommen, der den besseren Start erwischte und nach vier Toren von Pascal Hens 7:4 (14.) führte. Schließlich war es Vori, der den Kielern die Tür öffnete. Der hünenhafte Kreisläufer ärgerte sich über eine Zeitstrafe so sehr, dass er, Nase an Nase, den deutlich schmächtigeren Schiedsrichter Marcus Helbig anbrüllte. "Er hat nur nach dem Grund gefragt", sagte Schwalb, der in den Unparteiischen die Ursache für die Niederlage sah. Weil es verboten ist, offiziell über sie zu schimpfen, umkurvte der 49-Jährige galant eine mögliche Bestrafung. In der Kabine, so Schwalb, würde eine Mannschaft sitzen, die sich ungerecht behandelt fühlt. Tatsächlich waren Helbig und Lars Geipel, die für die Olympischen Spiele nominiert worden sind, der Schwachpunkt eines Spiels, das beste Werbung für den Handball bot.
So legten sie eine eigenwillige Interpretation für den Tatbestand "Stürmerfoul" an den Tag. Aber: Sie verteilten ihre Fehler gerecht. Einer hier, eine Wiedergutmachung dort - nach diesem Schema reihten sich viele Pfiffe aneinander. Doch bei Vori, der für seine zu lautstarke Nachfrage aus grenzüberschreitender Nähe prompt eine zweite Zeitstrafe kassierte, lagen sie richtig. Ohne den Kroaten mussten die Hamburger sich vier Minuten lang in Unterzahl wehren. Eine Ewigkeit, die der THW nutzte, um ins Spiel zu finden. Eines, das Omeyer in der dramatischen Schlussphase mit Paraden gegen den zehnmaligen Torschützen Hans Lindberg (2) und Torsten Jansen entschied. "Heute hatte ich lange Zeit nicht viel Glück", sagte der Franzose. "Aber die Bälle, die ich am Ende gehalten habe, waren nicht unwichtig."
Das sah auch Alfred Gislason so, der ihn nach dem erlösenden Abpfiff herzte, um sich dann mit seinen Spielern bei den Fans zu bedanken, die auch in kritischen Situationen nicht verstummt waren. Der Trainer, der vor Freude beide Fäuste nach oben streckte - ein ungewöhnliches Bild für den Isländer, der für gewöhnlich das Feld auf dem kürzesten Weg verlässt, um in Ruhe das Geschehene zu verarbeiten. Aber auch für ihn war es eben kein gewöhnliches Spiel. "So sehr hat uns in dieser Saison noch keine Mannschaft gefordert", sagte Gislason, der weiß, dass nur der HSV in der Lage ist, die makellose Bundesliga-Bilanz einzutrüben. "Ob wir Kiel am Sonntag noch einmal so in die Enge treiben können, weiß ich nicht", sagte ein sichtlich bedienter Schwalb. "Es gibt keine Gewähr dafür, dass meine Jungs erneut so gut spielen." Klar ist, dass der HSV einen ähnlichen Kampf abliefern wird. Duell der Giganten, Teil drei.
(von Reimer Plöhn, Wolf Paarmann, Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012:
Mathias Kraatz und der Kieler Fanblock. |
Ganz vorne im Block steht Mathias Kraatz, Trommler aus Leidenschaft, und gibt mit seinen Trommler-Kollegen den Takt vor. Mit dem Rücken zum Feld, den Block im Blick. "Meine Aufgabe ist es, den Block in die Gänge zu kriegen", sagt er. 60 Minuten Vollgas seien das Ziel, das hatte er angekündigt, als das "Zebra-Journal" der KN ihn im Vorfeld des Final Four vorstellte. "Das war eben schon ganz in Ordnung", so "Kraatzers" Fazit, nachdem der THW ins Finale getrommelt ist. Die THW-Akteure jedenfalls wissen, bei wem sie sich zu bedanken haben. Stellvertretend für alle mitgereisten Fans herzen sie nacheinander Mathias Kraatz, der dort steht, wo die "Zebras" das Feld verlassen. Offenbar hätten einige den Artikel über ihn, den "Kraatzer", gelesen. Jedenfalls hätten ihn viele mit "Ey, Kraatzer!" begrüßt und fest gedrückt. Teilweise gar gefährlich fest. So wie Alfred Gislason. "Da habe ich fast keine Luft mehr gekriegt", sagt ein glücklicher Kraatz, der eine eigene Pokal-Weisheit hat: "Jedes Final Four schreibt seine Geschichte." Dies ist wohl die, die das Final Four 2012 für den "Kraatzer" geschrieben hat.
(von Reimer Plöhn, Wolf Paarmann, Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012)
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