|
Rene Toft Hansen erzielte seine
fünf Treffer alle im ersten Durchgang.
©
Susanne Schauer |
Der THW Kiel hat nach dem
Pokalsieg am Wochenende
am Mittwoch zwei wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft
geholt. Beim TuS N-Lübbecke lagen die "Zebras" die gesamte Spielzeit
über vorne, doch die Ostwestfalen ließen sich niemals ganz abschütteln
und konnten bis in die Schlussphase auf einen Punktgewinn hoffen. Die
Kieler, bei denen
Filip Jicha mit 9/2
Treffern herausragte, hatten aber stets eine Antwort parat und siegten
letztlich verdient mit 33:29 (20:14).
THW ohne Zeitz und Palmarsson
Alfred Gislason musste beim Auswärtsspiel
in Lübbecke nicht nur auf
Christian Zeitz
verzichten, der allerdings nach seinem Mittelhandbruch auf ein
Comeback noch in dieser Saison hoffen darf. Auch der im
Pokalfinale gegen Flensburg überragende
Aron Palmarsson musste erkrankt passen.
So standen
Alfred Gislason nur 13 Spieler
zur Verfügung, und der Isländer rotierte einmal mehr bei der
Startformation. Im Rückraum begannen die "Zebras" mit
Filip Jicha auf der Mitte sowie den
beiden Serben
Momir Ilic und
Marko Vujin
auf den Halbpositionen, auf Außen durften
Niclas Ekberg
und
Dominik Klein ran, am Kreis startete
Rene Toft Hansen und im Tor
Andreas Palicka.
Kieler dank Palicka mit gutem Start
Und die Kieler erwischten gleich einen guten Start:
Ilic bediente
Ekberg
zum 1:0.
Palicka las ein missglücktes
Kreisanspiel
Pajovics auf und bediente
Klein mit einem weiten Ball - 2:0.
Und als Kiels schwedischer Keeper einen Wurf Kristian Svenssons
parierte, erhöhte
Toft Hansen nach
Jicha-Pass per zweiter Welle gar auf
3:0, ehe Gustafsson endlich erstmals für die Gastgeber zur Stelle
war. Der THW legte aber konzentriert nach, und durch einen Treffer
Vujins, einen
Jicha-Siebenmeter
und einen schönen Spielzug, den
Toft Hansen
letztlich erfolgreich abschloss, bauten die "Zebras" den Vorsprung bis
zur achten Minute auf 6:2 aus.
|
Ales Pajovic glänzte gegen seinen alten Club.
©
Susanne Schauer |
So langsam fand die Mannschaft von Trainer Gennadij Khalepo aber
dennoch in die Partie, was vor allem am glänzend aufgelegten
Ales Pajovic lag: Das ehemalige
Kurzzeit-"Zebra" war zunächst der einzige Spieler im Lübbecker
Rückraum, der ein Mittel gegen die Kieler 6:0-Deckung mit
Ilic und
Toft Hansen
fand. Auch der frühe Wechsel
Gislasons
in der Abwehr von
Vujin auf
Wiencek konnte den 33-jährigen Slowenen
nicht stoppen, der zum 3:6 und 5:8 traf sowie den Siebenmetertreffer
Wilkes zum 4:7 mit einem klugen Anspiel auf den dann unfair
gestoppten Kreisläufer Gustafsson einleitete. Der Kieler Vorsprung
blieb aber zunächst konstant, weil die Kieler im Angriff auf die
Sprungwürfe
Filip Jichas bauen konnten
und
Andreas Palicka im Tor eine famose
erste Halbzeit spielte: Zwölf Würfe parierte der Schwede vor dem
Seitenwechsel - eine Quote von über 46 Prozent!
Lübbecke nach Überzahl-Situation wieder dran
|
Alfred Gislason konnte besonders
mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden sein.
©
Susanne Schauer |
Als Khalepo für den glücklosen Svensson im rechten Rückraum
den 2,03-Meter-Hünen Jens Schöngarth brachte, hatte Lübbecke
aber plötzlich eine zweite Option gegen die Kieler Deckung.
Schöngarth traf zum 6:9 und 7:10, so dass
Alfred Gislason
trotz der Treffer
Ekbergs und
Toft Hansens beim Stand von 11:7
für den THW eine Auszeit nahm und seine Deckung auf eine
3:2:1-Formation mit
Daniel Narcisse
an der Spitze umstellte. Hiervon profitierte zwar Kreisläufer
Frank Löke, der in der Folgezeit zwei Treffer setzen konnte.
Dennoch legte der THW nach einer unglaublichen Hüftpeitsche
Vujins beim 13:8 (19.) sogar eine
Fünf-Tore-Führung vor. Dann allerdings kassierte
Toft Hansen
eine Zeitstrafe,
Pajovic hatte endlich
wieder Platz und traf zum 10:13.
Dominik Klein
gelang zwar in Unterzahl vom Kreis der 14. Kieler Treffer, dennoch
waren die Gastgeber nach einem weiteren
Pajovic-Sprungwurf,
einem
Ilic-Stürmerfoul und einem
Wilke-Siebenmeter beim 12:14 (23.) erstmals seit der Anfangsphase
wieder bis auf zwei Tore heran gerückt. Selbst die lange Zeit
verstummten Heimfans machten nun wieder Lärm.
Kieler 6:1-Lauf vor der Pause
Lärm, der den THW offenbar beflügelte, denn binnen drei Minuten
sorgte der Rekordmeister wieder für klarere Verhältnisse:
Vujin netzte zum 15:12 ein,
Palicka hielt einen Heber Schöngarths
fest und
Ilic erhöhte per zweiter
Welle. Dann entschärfte
Palicka einen
Wurf Lökes, während der von
Vujin
bediente
Ekberg zum 17:12 traf.
Als dann auch noch
Toft Hansen einen
Pajovic-Wurf abblockte,
Dominik Klein
den Ball sicherte und
Vujin zum
18:12 auf die Reise schickte, schienen die Verhältnisse in der
Merkur Arena so langsam klar verteilt - zumal
Toft Hansen
und der starke
Ekberg gar auf 20:13
erhöhten. Arne Niemeyer gelang vor dem Halbzeitpfiff immerhin
noch Ergebniskosmetik und der über weite Strecken des ersten
Durchgangs unauffällige Blazicko hielt mit einer Parade
gegen
Narcisse den 20:14-Pausenstand fest.
Verschlafener Wiederbeginn der Kieler
|
Jens Schöngarth hielt Lübbecke mit seinen sechs Treffern
lange im Spiel.
©
Susanne Schauer |
Allerdings verschliefen die "Zebras" dann den Start in den
zweiten Durchgang:
Ekbergs Versuch
aus dem Rückraum wurde geblockt,
Jicha
traf nur die Latte, ein auf
Ekberg
gedachtes Anspiel
Ilics pflückte sich
Tim Remer. Und da
Andreas Palicka nicht
an seine famose erste Halbzeit anknüpfen konnte, stand es nach
Treffern von Schöngarth, Wilke, Gustafsson und
Pajovic
plötzlich nur noch 20:18 für den THW. Mit seinem fünften Treffer
beruhigte
Filip Jicha die Gemüter der
schwarz-weißen Fans auf der Tribüne, zumal sich
Toft Hansen
wenig später in der Abwehr einen freien Ball fischte und
Ekberg per Konter auf 22:18 erhöhte.
Der Kieler Vorsprung pendelte sich nun zwischen drei und vier
Treffern ein. Während auf Seiten der Gäste nun
Narcisse und einmal mehr
Jicha zur Stelle waren, hielten bei
Lübbecke Tim Remer (unter anderem mit einem sehenswerten gedrehten
Heber zum 20:23) und Jens Schöngarth die Partie relativ offen.
Offenbar zu offen für
Gislasons
Geschmack, der nach 40 Minuten
Thierry Omeyer
für
Andreas Palicka ins Tor beorderte.
Kieler 3:2:1-Deckung rührt Beton an
|
Thierry Omeyer kam erst nach
40 Minuten in die Partie.
©
Susanne Schauer |
Doch auch mit dem ehemaligen Welthandballer zwischen den Pfosten
und trotz der Hereinnahme von Kapitän
Marcus Ahlm
wollte sich kein beruhigender Vorsprung einstellen, und nachdem
die Gastgeber eine schnelle Ballstafette über Remer zum 23:25
abschlossen, nahm
Gislason seine
Auszeit. Er gönnte
Marko Vujin auch
im Angriff eine Pause und spielte fortan mit seinen drei
Rechtshändern im Rückraum. Und vor allem vertraute er in der
Abwehr nun der 3:2:1-Deckung mit
Filip Jicha
an der Spitze. Die Abwehr rührte auch tatsächlich Beton an und
zwang die Ostwestfalen immer wieder zu technischen Fehlern und
Ballverlusten. Das Problem war nur, dass nach
Jichas
Steal gegen Schöngarth, den er zu seinem Treffer zum 26:23 nutzte,
auch der THW im Angriff schwächelte - auch weil Nikola Blazicko im
Lübbecker Kasten jetzt reihenweise gute Torchancen der "Zebras" durch
Narcisse,
Jicha
und
Klein zu vereiteln wusste. Als
Arne Niemeyer die achtminütige Torflaute der Gastgeber energisch aus
sieben Metern beendete, stand es daher immer noch nur 26:24 für den
THW - und es waren noch über zehn Minuten zu spielen.
Offener Schlagabtausch
Doch die "Zebras" besannen sich jetzt auf ihre "Basics" im
Angriff:
Jicha bediente
Ahlm mit einem feinen Bodenpass,
und nachdem der Kieler Kapitän unsanft gestoppt wurde, verwertete
Jicha den fälligen Siebenmeter zum
27:24. Lübbecke konterte zwar spektakulär mit einem Kempatrick
von Remer auf Svensson, doch
Narcisse
stellte postwendend wieder den "alten" Drei-Tore-Abstand her.
Der TuS gab sich aber noch immer nicht geschlagen, und der
von Svensson in Szene gesetzte Löke stellte das Ergebnis auf
26:28 - auch acht Minuten vor Schluss war für den Gastgeber noch
alles drin.
Entscheidung erst zwei Minuten vor Schluss
|
Die endgültige Entscheidung: Sigurdsson
trifft zum 33:28.
©
Susanne Schauer |
Der THW versuchte es erneut mit einem Bodenpass
Jichas
an den Kreis, als Lübbeckes Vukovic mit einem Reflex sein Bein
ausfuhr und damit das Anspiel auf
Ahlm
regelwidrig verhinderte. Die guten Schiedsrichter
Dinges/Kirsch entschieden
folgerichtig auf Zeitstrafe, und in Überzahl erhöhten
Jicha und
Narcisse
auf 30:26. Auf Wilkes Siebenmeter-Anschluss ließ
Vujin
postwendend das 31:27 folgen. Und doch war die Hoffnung auf eine
Punkteteilung bei Lübbeckes Anhängern noch nicht völlig erloschen,
weil Wilke
Omeyer aus spitzem Winkel
zum 28:31 düpierte. Die Kieler aber blieben auch in den Schlussminuten
cool:
Narcisse bediente
Ahlm,
der zweieinhalb Minuten vor Schluss vorentscheidend auf 32:28
erhöhte. Und als Kiels französischer Rückraumspieler anschließend
Tim Remer den Ball wegtippte und
Sigurdsson
zum 33:28 bediente, waren zwei weitere wichtige Punkte im Kampf
um die deutsche Meisterschaft endgültig eingetütet.
Am Sonntag kommt Veszprem
Mit diesem Erfolg haben die Kieler einmal mehr eindrucksvoll
bewiesen, dass sie stets von Spiel zu Spiel denken und sich
auch auf die Partien "zwischen Konfettiregen und Champions League"
(Kreiszeitung) konzentrieren können. Denn schon am kommenden Sonntag
steht in der Königsklasse das wichtige Viertelfinal-Hinspiel
gegen den starken ungarischen Serienmeister MKB Veszprem auf
dem Plan. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena erfolgt um 17.15 Uhr,
im Vorverkauf sind noch Tickets verschiedener Preiskategorien
erhältlich.
(Sascha Krokowski)
Bitte lesen Sie auch
- TuS N-Lübbecke:
-
Blazicko (1.-60., 15 Paraden),
Quenstedt (n.e.);
Gustafsson (2),
Löke (3),
Vukovic,
Wilke (6/4),
K. Svensson (2),
Pajovic (5),
Tluczynski,
Niewrzawa,
Niemeyer (2),
Schöngarth (6),
Remer (3);
Trainer: Khalepo
- THW Kiel:
-
Omeyer (40.-60., 3 Paraden),
Palicka (1.-40., 12 Paraden);
Toft Hansen (5),
Sigurdsson (1),
Sprenger,
Ahlm (1),
Wiencek,
Ekberg (5),
Narcisse (4),
Ilic (1),
Klein (2),
Jicha (9/2),
Vujin (5);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Philipp Dinges / Daniel Kirsch
- Zeitstrafen:
-
Lübbecke: 1 (Vukovic (52.));
THW: 1 (Toft Hansen (20.))
- Siebenmeter:
-
Lübbecke: 4/4;
THW: 2/2
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:3 (3.), 1:3, 1:4, 2:4, 2:6, 3:6, 3:7 (10.),
4:7, 4:8, 5:8, 5:9, 6:9 (15.), 6:10, 7:10,
7:12, 8:12, 8:13 (19.), 10:13, 10:14, 12:14 (23.),
12:18 (26.), 13:18, 13:20, 14:20;
2. Hz.: 18:20 (35.), 18:22, 19:22, 19:23, 20:23,
20:24, 21:24, 21:25, 23:25 (42.), 23:26, 24:26 (50.),
24:27, 25:27, 25:28, 26:28, 26:30, 27:30 (55.),
27:31, 28:31, 28:33, 29:33.
- Zuschauer:
-
2.342 (Merkur Arena, Lübbecke)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2013:
Die Flügel trugen den THW Kiel zum Sieg
Der Handball-Meister siegte bei der TuS N-Lübbecke trotz zweier Ausfälle mit 33:29
Lübbecke. Der THW Kiel hat auf dem Weg zum Double
eine weitere Hürde genommen. Gestern Abend
feierte der Handballmeister einen souveränen 33:29
(20:14)-Sieg beim TuS N-Lübbecke und verteidigte
damit die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga.
Das Spiel begann für die "Zebras" mit einem doppelten
Handicap. Neben Christian Zeitz,
der sich beim Final Four die rechte Mittelhand gebrochen
hatte, mussten sie auch auf
Aron Palmarsson verzichten.
Den Spielmacher, beim Pokalsieg gegen Flensburg
(33:30) am Sonntag einer der
besten Kieler, hatte eine Magen-Darm-Grippe ausgeschaltet.
Vor 3300 Zuschauern kamen in der ausverkauften Merkur-Arena
wie gewohnt die Emotionen nicht zu kurz. Diesmal mussten einige
hartgesottene Ostwestfalen aber bereits vor dem Anpfiff zu den
Taschentüchern greifen, betrat mit dem an Lymphdrüsenkrebs
erkrankten Daniel Svensson doch einer ihrer Lieblinge das Parkett.
Der Däne trug eine Maske, um sich vor Viren zu schützen.
Er sah einen starken Beginn der Gäste, die sich mit
Dominik Klein und Niclas Ekberg
neue Flügel verliehen hatten. Im Tor stand für
Thierry Omeyer, den Hamburg-Helden,
Andreas Palicka. Allerdings - gerade in
Lübbecke ist der Schwede stets eine Bank. Und auch diesmal begann
er stark. Nach etwas mehr als zehn Minuten hatte er schon sieben
Paraden verbucht, ein Grund, warum die Kieler mit 7:3 führten. Ein
Grund von mehreren. Ein anderer war, dass das Team von
Alfred Gislason ("Das war eine gute
Leistung meiner Mannschaft") sehr konzentriert begann und sich
auf eine sattelfeste Deckung verlassen konnte.
Auf keinen Fall sollte der berüchtigte Hexenkessel zum Leben
erweckt werden. Eine super enge Halle, in der die Zuschauer in
der ersten Reihe mit den Außen abklatschen können. Eine Halle, die
nur zweimal im Jahr ausverkauft ist: Gegen den Lieblingsfeind aus
dem benachbarten Minden. Und eben gegen Kiel.
Weil auch Palicka-Gegenüber Nikola
Blazicko überzeugen konnte und der Ex-Kieler
Ales Pajovic verlässlich traf, blieben
die zunächst klar besseren Kieler in einem flotten und ungewöhnlich
fairen Spiel erst einmal in Sichtweite. Bis zur 23. Minute, in
der die Ostwestfalen noch einmal auf 12:14 verkürzen konnten.
Doch wer mit den "Zebras" Tempo-Handball spielen will, der darf
sich nicht beschweren, wenn aus der Anzeigentafel ein Daumenkino
wird. 12:15, 12:16; 12:17, 12:18 - per Hand wäre es unmöglich
gewesen, die Zahlen in dieser rasanten Abfolge zu aktualisieren.
Aber auch die Hausherren sind Fachleute, das bewiesen sie mit
einem flotten 4:0-Start in den zweiten Durchgang, der die TuS-Fans
noch einmal aufweckte. Die Kieler wirkten fahrig,
Palicka bekam keine Hand mehr an den
Ball und musste Omeyer (39.) weichen.
Der TuS verkürzte auf 23:25 und hätte durch Jens Schöngarth
sogar noch dichter aufrücken können. Doch der Linkshänder traf
mit Wucht die Latte und leistete sich kurz darauf einen technischen
Fehler, den der neunmalige Torschütze Jicha
zum 23:26 nutzte - der wankende Favorit hatte wieder Tritt gefunden.
Mit Omeyer und den Flügeln, die den THW
jüngst zum Pokalsieg getragen hatten, mit Christian Sprenger
und Gudjon Valur Sigurdsson. "Dass es in der ersten
Halbzeit so gut laufen würde, war nicht zu erwarten", sagte
Jicha. Das schwere Pokal-Wochenende
und die Hitze in der Halle ("Das erste Mal in diesem Jahr") hätten
schließlich ihre Spuren hinterlassen. "Und: Lübbecke hat toll
gespielt." Christian Sprenger
stellte klar: "Wir wollen mehr als den Pokal, daher mussten
wir gewinnen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2013)