Groß feiern konnten die Handballer vom THW Kiel nach
ihrem neunten nationalen Pokalsieg am vergangenen Wochenende
in Hamburg nicht. Denn bereits am Mittwoch geht es für die
"Zebras" bereits in der DKB Handball-Bundesliga wieder um
zwei wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft.
Zu Gast sind die Kieler dann in Ostwestfalen beim aktuellen
Tabellen-Zwölften TuS N-Lübbecke. Die Partie wird um 20.15
Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt live.
Das vor Saisonbeginn vorgegebene Ziel des einstelligen
Tabellenplatzes ist bei aktuell vier Zählern Rückstand
auf den TBV Lemgo zwar noch realisierbar, dennoch wird
man insgeheim in Lübbecke mit dem bisherigen Saisonverlauf
nicht ganz zufrieden sein. Unter dem neuen Trainer Gennadij
Khalepo gelang zwar ein Traumstart mit 8:2 Punkten und
überzeugenden Siegen im Lemgo, gegen Hannover-Burgdorf,
gegen Magdeburg und in Gummersbach. Und als Lübbecke in
der ersten Pokalrunde auch noch die favorisierten Füchse
aus Berlin verdient mit 32:28 eliminierten, schien sich der
Höhenflug nach einem "Ausrutscher" im Lokalderby bei GWD
Minden fortsetzen zu können.
Negativserie im Winter
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Rechtsaußen Dennis Wilke ist mit 136/63 Treffern siebtbester
Torschütze der Liga.
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TuS |
Im November und Dezember allerdings
gelang nur noch ein glücklicher 24:23-Sieg beim TV Großwallstadt,
nach einer 2:16-Punkte-Serie wurde der TuS in der Liga bis
auf Platz 13 durchgereicht. Und im DHB-Pokal? Dort war im
Achtelfinale erneut ausgerechnet beim Rivalen in Minden
Endstation. Spätestens nach der 24:33-Keimklatsche gegen Flensburg
am 18. Dezember 2012 hing der Haussegen in Ostwestfalen
endgültig schief. "Weniger die Niederlage gegen das Top-Team,
als vielmehr die Art und Weise war es, die Verantwortlichen
und Fans die Sorgenfalten auf die Stirn trieben", berichtete
der TuS damals auf seiner Homepage. Der zwischen Genie und
launischer Diva changierende Spielmacher Daniel Svensson wurde
sogar für das folgende Derby gegen Lemgo suspendiert, weil er
sich gegen Flensburg mit Mitspieler Pawel Niewrzawa eine
heftige Auseinandersetzung an der Auswechselbank lieferte.
Daniel Svensson kehrte zwar zum erfolglosen Jahresausklang
beim 31:37 in Hannover in die
Mannschaft,
die wir Ihnen bereits ausführlich im
Vorbericht zum Hinrundenspiel
vorgestellt haben, zurück, aufgrund einer schweren Erkrankung
(Lymphdrüsenkrebs) ist für den 30-jährigen Dänen aber derzeit
nicht mehr an Handball zu denken.
Pajovic nach WM-Pause verpflichtet
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Rückraumass Drago Vukovic erzielte bislang 92 Saisontreffer.
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TuS |
Daher reagierte der TuS unmittelbar vor Transferschluss am
12. Februar und verpflichtete mit
Ales Pajovic
vom Ligakonkurrenten SC Magdeburg einen erfahrenen Rückraumspieler
nach. Und nach der
WM-Pause sicherten die
Lübbecker auch tatsächlich schnell die nötigen Punkte, um das
kurzzeitig aufgetauchte Abstiegsgespenst schnell wieder zu vertreiben:
Gleich zum Auftakt erkämpfte man sich gegen den damaligen
Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen nach Rückstand noch ein
24:24-Unentschieden, um eine Woche später auch aus Magdeburg
einen Punkt zu entführen. Durch die Erfolge über die Kellerkinder
Minden (34:23), Neuhausen (28:27) und Essen (35:30) belegt
der TuS mit nun 24:30 Punkten den zwölften Rang (siehe auch
Kurve Lübbecke und
Tabelle)
- einmal mehr fernab aller Abstiegssorgen und Europacup-Hoffnungen.
Umbruch in vollem Gange
Da es in dieser Spielzeit nur noch um einen versöhnlichen
Abschluss und das eine oder andere sportliche Ausrufezeichen
geht, kann man sich in Lübbecke fast voll und ganz auf den
Umbruch in der Mannschaft konzentrieren. Und dieser wird in
der kommenden Saison gewaltig ausfallen: Bereits vor dem
Jahreswechsel wurden vier Abgänge publik gemacht: Torhüter
Dario Quenstedt wird zum Sommer zum SC Magdeburg zurückkehren,
auch die gemeinsamen Wege mit dem polnischen Linksaußen Tomasz Tluczynski,
dem dänischen Spielmacher Daniel Svensson und dem erst zu
Saisonbeginn aus Bregenz gekommenen Kroaten Risto Arnaudovski
werden sich dann trennen. Am vergangenen Wochenende kündigte
zudem Linkshänder Kristian Svensson an, trotz Vertrags bis 2014
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Dirk Beuchler wird im Sommer neuer Trainer in Lübbecke
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TBV |
schon im Sommer in seine schwedische Heimat zu IFK Skövde
zurückzukehren. Die wichtigste personelle Änderung aber findet
auf der Bank statt: Die Zusammenarbeit mit Gennadij Khalepo
wird nach nur einem Jahr wieder enden, nachdem der 44-Jährige
offiziell aus privaten Gründen um eine Vertragsauflösung bat.
Als Nachfolger wurde am 5. Februar Dirk Beuchler vom Lokalrivalen
TBV Lemgo präsentiert. Beuchler, der 1995 von 2001 für den TuS
N-Lübbecke als Spieler aktiv war, freut sich auf seine neue
Aufgabe: "Der TuS hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr
stabilen Verein entwickelt. Ich denke, wir können hier zusammen
viel aufbauen und erreichen - die Basis im Verein ist da und die
Mannschaft besitzt das Potenzial. Ein Grund für die Entscheidung
war zudem, dass ich immer noch sozial sehr verwurzelt bin und
Verein und Umfeld gut kenne. Ich freue mich auf jeden Fall auf
diese kommende Herausforderung."
Drei Junioren-Nationalspieler kommen
Für Beuchler steht in Lübbecke dann eine ähnliche Aufgabe an
wie in den vergangenen beiden Jahren in Lemgo: Aus vielen jungen
Talenten und einigen renommierten Kräften muss eine Bundesliga-taugliche
Einheit geformt werden. Drei dieser jungen Talente wurden bereits
als Neuzugänge für die kommende Spielzeit präsentiert: Aus Göppingen
stößt Linksaußen und Junioren-Weltmeister Maximilian Schubert nach
Ostwestfalen. Torhüter Malte Semisch (aus Hannover) und Rechtsaußen
Ramon Tauabo (Füchse Berlin II) sind ebenfalls aktuelle deutsche
Junioren-Nationalspieler und wollen sich ebenfalls in Lübbecke in
der stärksten Handball-Liga der Welt etablieren.
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Kreisläufer Frank Löke erzielte bislang 79 Saisontreffer.
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TuS |
Noch aber soll in Lübbecke die aktuelle Spielzeit erfolgreich
abgeschlossen werden, und mit einem Sieg gegen den THW Kiel
könnte der TuS sogar die zwei Niederlagen gegen Minden bei
den Fans vergessen machen. Die 17-tägige Pflichtspielpause
seit dem 35:30-Erfolg gegen TuSEM Essen konnte der TuS perfekt
nutzen, um sich auf eines der Saison-Highlights vorzubereiten.
In einem Testspiel am vergangenen Dienstag gegen den Zweitligisten
Eintracht Hildesheim setzte es einen standesgemäßen 29:23 (17:12)-Erfolg.
17 Kieler Siege in Serie
Voraussichtlich kann Gennadij Khalepo - mit Ausnahme von Daniel
Svensson - gegen den THW personell aus dem Vollen schöpfen.
Auch Kreisläufer Frank Löke, der dem THW in der Vergangenheit gerne
das Siegen schwer machte, wird nach auskuriertem Bänderriss zurück
erwartet. Doch obwohl sich die "Zebras" besonders in Ostwestfalen
mehrfach schwer tat mit dem TuS - verloren hat man gegen Lübbecke
schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Zuletzt am 7. September 2002
unterlag der THW in der jetzt als "Merkur Arena" bekannten Kreissporthalle
Lübbecke mit
22:24. Seitdem siegten die Kieler
17 Mal in Serie, in der vergangenen Spielzeit gewann man auch dank neun
Jicha-Treffern deutlich mit
32:22.
In der Hinrunde dieser Spielzeit konnte der TuS den THW Kiel in der
Sparkassen-Arena hingegen 47 Minuten lang ärgern, ehe der deutsche
Rekordmeister mit einem 10:4-Schlussspurt für einen letztlich
souveränen
30:23-Erfolg sorgte.
Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Merkur Arena sind
Philipp Dinges und Daniel Kirsch.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert.
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.04.2013:
"Zebras": Nach dem Titel ist vor dem Titel
THW Kiel will heute beim TuS N-Lübbecke den nächsten Schritt zur Meisterschaft machen
Lübbecke. Heimspiele für die Rhein-Neckar Löwen
und die SG Flensburg-Handewitt, ein schweres Auswärtsspiel
für den THW Kiel - der Dreikampf um die deutsche
Handballmeisterschaft geht in die entscheidende
Phase. Drei Tage nach dem Triumph im DHB-Pokal
stehen die "Zebras" heute in der mit 3300 Zuschauern
ausverkauften Arena des TuS N-Lübbecke
(20.15 Uhr/Sport1) vor einer schweren Aufgabe.
"Wir wollen die Konkurrenz auf Abstand halten, deshalb
ist das ein extrem wichtiges Spiel für uns", sagt THW-Trainer
Alfred Gislason, der am Sonntag
bereits um halb neun die Party in einem italienischen
Restaurant verließ, um zu Hause mit seiner Frau Kara in
Ruhe noch eine Flasche Rotwein zu trinken. Der eine oder
andere Spieler hätte ihn schon um einen trainingsfreien
Montag gebeten, sagt Gislason.
"Aber das musste ich natürlich ablehnen." Als er sie mittags
zum Auslaufen in Schönkirchen traf, hätte er keinem seiner
Spieler die Folgen einer langen Partynacht anmerken können.
"Wir alle wissen, um was es in diesen Tagen geht. Da darf
eine Feier keine Entschuldigung ein." Auf dem Weg zur
Meisterschaft ist die Partie beim Tabellen-Zwölften Lübbecke
ein Schlüsselspiel, am Sonntag kommt MKB Veszprem zum Hinspiel
im Champions-League-Viertelfinale (17.15 Uhr/Eurosport) nach
Kiel.
Die "Zebras" brechen heute Morgen nach Ostwestfalen auf,
möglicherweise wird auch Christian Zeitz
im Bus sitzen, der am Montag von Dr. Frank Pries
und Dr. Ralph Wischatta operiert wurde. Der 32-Jährige hatte sich
beim Halbfinal-Sieg im Final Four gegen Melsungen (35:23)
einen Knochen der rechten Mittelhand gebrochen. Zeitz,
der bereits wieder aus dem Mare-Klinikum entlassen worden ist, wird mindestens
vier Wochen pausieren müssen. "Hätte er mit einer Schiene spielen dürfen, hätte
er sich sogar gegen Melsungen wieder einwechseln lassen", sagt
Gislason, der hofft, den Linkshänder im Heimspiel
gegen die Rhein-Neckar Löwen am 26. Mai wieder einsetzen zu können. Vor dem
TuS N-Lübbecke, der zuletzt vor zweieinhalb Wochen ein Pflichtspiel absolvierte,
hat der Isländer großen Respekt. "Wir müssen höllisch aufpassen und dürfen
vor allem den Start nicht verschlafen."
Geht es nach TuS-Manager Zlatko Feric, dann gewinnt der THW auch das 18. Spiel
in Folge gegen seine Mannschaft. "Ich war beim Final Four live dabei und Zeuge
der Kieler Übermacht", sagt Feric, der aber auch erkannt hat, dass der
Triple-Sieger nicht die Stabilität der Vorsaison hat. "Mit einer guten Abwehr
und einem starken Torhüter lässt sich gegen diesen THW etwas bewegen." Genau
hier liegen die Stärken des Teams von Gennadij Khalepo, der mit Kreisläufer
Frank Löke und Rückraumspieler Arne Niemeyer wieder auf zwei Säulen zurückgreifen
kann, die zuletzt verletzungsbedingt fehlten. "Wir freuen uns auf Kiel", sagt
Feric. "Und hoffen, dass wir uns nicht blamieren werden." Eine Rolle wie die MT
Melsungen, die im Halbfinale nach starker erster Halbzeit noch mit zwölf Toren
verlor, will der TuS nicht spielen, zumal auch diese Partie live und kostenfrei
bei Sport1 zu sehen sein wird.
Mit dem Saisonverlauf sind die TuS-Verantwortlichen nicht zufrieden, einmal mehr
wird das namhafte Personal nicht den Erwartungen gerechnet. "Hätten wir eine starke
Mannschaft, würde das anders aussehen", sagt Feric und betont dabei
unmissverständlich das Wort "Mannschaft". In der kommenden Saison soll
nun Dirk Beuchler (kommt vom TBV Lemgo) versuchen, der Diva die ersehnte
Konstanz zu vermitteln. Bis dahin kann es für den TuS, der sich kurzfristig
mit dem Abwehrstrategen Ales Pajovic verstärkt
hat, nur darum gehen, die Saison mit dem einen oder anderen Erfolgserlebnis
zu beenden und dem an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Dänen Daniel Svensson die
Daumen zu drücken. "Sein Schicksal bewegt uns sehr", sagt Feric.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.04.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
TuS N-Lübbecke- THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
Mi., ab 20.10 Uhr: TuS N-Lübbecke - THW Kiel
live aus der Merkur Arena, Lübbecke
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen TuS N-Lübbecke - THW Kiel
live aus der Merkur Arena, Lübbecke
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.