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Filip Jicha war in Lübbecke
nicht zu bremsen.
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Susanne Schauer |
Ohne große Probleme hat der THW Kiel am Mittwoch die
Auswärtshürde beim TuS N-Lübbecke übersprungen und
seinen Startrekord in der TOYOTA Handball-Bundesliga
auf nun 22:0 Punkte ausgebaut. Vor
rund 3.000 Zuschauern in der Merkur Arena lieferten
die "Zebras" von Beginn an eine konzentrierte Leistung
ab, setzten sich früh ab und sorgten dank sieben
Jicha-Treffern bereits zur
Halbzeit für klare Verhältnisse. Letztlich gewannen die
Kieler deutlich mit 32:22 (18:9) und feierten damit
saisonübergreifend den 14. Bundesligasieg in Serie.
TuS-Trainer Markus Baur hatte vor dem Spiel mit
personellen Problemen zu kämpfen: Sein Abwehrchef
Artur Siodmiak konnte wegen Rückenbeschwerden gegen
den THW ebenso nicht mitwirken wie der Langzeitverletzte
Routinier Stephan Just, zudem hatten auch Torhüter
Nikola Blazicko und Mittelmann Daniel Svensson mit
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Marcus Ahlm erzielte zwei
Treffer und erkämpfte seiner Mannschaft mehrere Strafwürfe.
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Susanne Schauer |
Blessuren zu kämpfen. Beide Spieler standen aber auf
dem Spielberichtsbogen und kamen letztlich auch zu
Kurzeinsätzen. Da Baur trotzdem nur auf zwölf einsatzbereite
Profis kam, nominierte er mit dem 21-jährigen Björn
Gerling einen dritten Torhüter. THW-Coach
Alfred Gislason musste hingegen
lediglich auf die Dienste von
Momir Ilic
verzichten, der nach seiner Fußverletzung aus dem
Berlin-Spiel noch geschont werden
sollte. Da der Serbe aber beim THW zum unverzichtbaren
Siebenmeterschützen avanciert ist, musste sein Landsmann
Miluton Dragicevic stattdessen
passen.
THW sofort hellwach
Und die "Zebras" begannen gleich so, als hätte es die
zehntägige Länderspielpause gar nicht gegeben. Besonders
im Angriff zeigten sich die Kieler zunächst von ihrer
besten Seite, zogen - zunächst mit
Daniel Narcisse,
Filip Jicha und
Kim Andersson
im Rückraum - konzentriert ihre Spielzüge durch und schlossen
konsequent ab. Mit zwei Sprungwürfen brachte
Jicha
seine Mannschaft zweimal in Führung, die Arne Niemeyer aber
jeweils ausgleichen konnte. Nachdem
Ahlm
einen Siebenmeter herausholte, traf
Ilic
zum 3:2, ehe
Narcisse einen Pass von
Kristian Svensson abfing und im Gegenstoß auf 4:2 erhöhte.
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Daniel Narcisse überzeugte
erneut als Spitze der Kieler Deckung. Der Franzose erzielte
zudem zwei Treffer.
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Susanne Schauer |
Die Kieler 3:2:1-Deckung mit
Narcisse
an der Spitze nahm nun langsam Fahrt auf, Lübbecke fand mit
zunehmender Dauer kein spielerisches Mittel gegen das Kieler
Bollwerk. Kreisläufer Frank Löke, in der vergangenen Saison
noch in
beiden Duellen
der beiden Teams in der Merkur Arena der personifizierte Albtraum
der Kieler Hintermannschaft, war zumeist in guten Händen von
Jicha oder
Ahlm,
der TuS-Rückraum um Spielgestalter Vukovic tat sich schwer.
Fehlpässe und technische Fehler leisteten sich die Gastgeber en
masse, und so kam der THW-Express schnell ins Rollen:
Ahlm
traf nach tollem
Jicha-Pass zum 5:3,
Narcisse schloss einen Gegenstoß zum
6:3 ab und schickte wenig später
Sprenger
zum 7:3 auf die Reise.
Die große Jicha-Show in Halbzeit eins
Auch in Unterzahl -
Marcus Ahlm wurde
nach einem Stürmerfoul wegen Spielverzögerung von der Platte
geschickt - ließ sich der THW nicht aus dem Konzept bringen:
Der bärenstarke
Filip Jicha erhöhte
gar per Gegenstoß auf 8:4 und
Andersson
spielte mit einem genialen Bodenpass
Dominik Klein
frei, der nach einem Niemeyer-Gegentreffer zum 9:5 einnetzte.
Als dann auch noch
Andreas Palicka
den Leger Tluczynskis vom Siebenmeterpunkt mit dem Kopf
abwehrte,
Narcisse in unglaublicher
Manier ein Anspiel Svenssons abgriff und
Sprenger
zum 12:6 bediente, der TuS einen Gegenstoß nicht aufzuziehen vermochte
und
Jicha mit einem wuchtigen Sprungwurf
zum 13:7 (18.) traf, wurden in der Merkur Arena die ersten Pfiffe laut,
während die mitgereisten schwarz-weißen Fans jubelten.
Quenstedt entnervt Klein
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Die Kieler Fan-Kolonie in der Merkur Arena hatte viele
Gründe zum Jubeln.
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Susanne Schauer |
Und besser wurde es für Markus Baurs Mannschaft auch nach dessen
Auszeit nicht: Zwar traf Vukovic endlich mal zum 8:13, doch
Jicha,
Andersson
per Gegenstoß und erneut
Jicha
drehten zum 16:8 auf. Lübbecke drohte ein Debakel, obwohl
Thierry Omeyer bei den wenigen
Wurfversuchen der Gastgeber kaum etwas zu halten bekam und
auf der anderen Seite Dario Quenstedt gleich dreimal gegen
Dominik Klein parierte. Dieser
hatte dann schon vor dem Seitenwechsel Feierabend und sah von
der Bank aus, wie
Palmarsson sich
frech zum 17:9 durchtankte und Niemeyer Sekunden vor Schluss
den Ball direkt auf
Jicha spielte,
der mit seinem siebten Treffer den 18:9-Pausenstand markierte.
THW-Abwehrbollwerk ohne Gnade
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Andreas Palicka überzeugte
nicht nur wegen seiner zwei parierter Strafwürfe.
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Susanne Schauer |
In die zweite Halbzeit startete der THW mit einer neuen
rechten Seite: Für
Sprenger
und
Andersson kamen
Reichmann
und
Zeitz. Am starken Abwehrspiel
der Kieler änderte dies herzlich wenig. Zwar konnte Lübbecke
in den Anfangsminuten durch einen Strafwurf Remers, eine tolle
"Fackel" Schröders, einen aus der Not geborenen Knickwurf
Daniel Svenssons bei angezeigtem Zeitspiel und einen Treffer
Kristian Svenssons von außen kurzzeitig auf 13:19
verkürzen. Doch dann wollte den Ostwestfalen sieben Minuten
lang kein Treffer mehr gelingen. Anteil daran hatte auch
der frisch ins Tor gekommene
Andreas Palicka,
der gleich die ersten drei Würfe parierte. Dadurch zogen die
"Zebras" bis zur 42. Spielminute auf 25:13 davon:
Zeitz,
Ilic,
Jicha,
Reichmann,
Ahlm und
Palmarsson
mit einem Wackler trafen in dieser Phase für die Kieler, die nicht
einmal mehr konsequent mit ihren Chancen umgingen.
Kräfte sparen für Lemgo
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Christian Zeitz drehte zum
Schluss auf und erzielte die Treffer 30 bis 32 seiner
Mannschaft.
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Susanne Schauer |
Dennoch war die Partie natürlich längst entschieden,
Alfred Gislason ließ seine
Mannschaft daher auch in den Energiesparmodus umschalten.
Daniel Kubes war mittlerweile
für
Marcus Ahlm gekommen, die
Kräfte zehrende 3:2:1-Deckung einer defensiven 6:0
gewichen. So konnten die Gastgeber endlich auch mal
ihre Spielzüge durchziehen: Nicky Verjans bewies zweimal,
warum man ihn den "fliegenden Holländer" nennt, auch wenn
ihm
Tobias Reichmann auf der
anderen Seite in nichts nachstand. Auch die völlig
untergetauchten Vukovic, Löke und Niemeyer konnten nun
endlich wieder Aktionen zeigen, zudem entnervte der gut
aufgelegte Dario Quenstedt mit
Henrik Lundström
auch den zweiten Kieler Linksaußen. So konnte der TuS die
Niederlage noch in Grenzen halten und zwischenzeitlich
bis auf acht Treffer verkürzen, ehe
Christian Zeitz
mit drei grandiosen Treffern in Folge den 32:22-Endstand
herstellte.
Der THW stellte damit klar: Auch die Länderspielpause
konnte den "Zebras" in der Bundesliga nichts anhaben, mit
22:0 Punkten steht der Rekordmeister gefestigt an der
Tabellenspitze. Der zwölfte Streich soll bereits am
Samstag folgen: Zu Gast ist dann die Mannschaft des TBV
Lemgo, die das THW-Spiel in Lübbecke live in der Merkur
Arena verfolgte.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich freue mich über eine sehr gute Leistung. Wir haben hier im letzten Jahr
in der Liga und im Pokal sehr hart kämpfen müssen und haben nur mit einem Tor
gewonnen.
Für heute haben wir uns sehr gut vorbereitet. Es war von Anfang an eine gute
Leistung. Wir haben vorne sehr konzentriert gespielt und komfortabel und
verdient zur Halbzeit geführt. In der zweiten Halbzeit kam Nettelstedt nochmal
auf zwei Tore heran aber wir haben wieder in die Spur gefunden. Besonders
freue ich mich über Filips Leistung. Er hat heute
im Angriff und in der Abwehr sehr gut gespielt und findet langsam wieder zu
seiner Form. Insgesamt war es eine sehr schöne Mannschaftsleistung.
TuS-Trainer Markus Baur:
Der THW hat von der ersten Sekunde an gezeigt, dass sie dass Spiel so schnell
wie möglich unter Kontrolle bringen wollten. Dieser Auftritt war THW-würdig.
Ich kann meiner Mannschaft nur im Angriff einen Vorwurf machen: Wir haben zu
wenig Druck auf die 3:2:1-Schnittstellen gemacht und der THW hat zu viele Bälle
geklaut. Dass sie im Spiel "Sechs gegen sechs" Tore schießen werden, war klar,
aber es waren nicht so viele. Ich hoffe, dass morgen alle ohne Blessuren aufstehen.
TuS-Rückraumspieler Arne Niemeyer gegenüber Sport1:
Wir haben zu ängstlich gespielt, waren nicht voll da.
Irgendwann wussten wir dann nicht mehr wohin mit dem Ball,
haben ihn dem THW in die Arme gespielt. In der
zweiten Halbzeit lief es dann ein wenig besser.
Als Mannschaft haben wir uns viel zu wenig bewegt ohne Ball.
Wenn man mit Angst spielt, kann man gegen den THW gar nichts
erreichen.
Aber wir dürfen jetzt die Köpfe nicht hängen lassen, übermorgen
haben wir schon wieder ein ganz wichtiges Spiel, wo wir
unbedingt punkten wollen.
- TuS N-Lübbecke:
-
Blazicko (bei einem Siebenmeter, keine Parade),
Gerling (bei einem Siebenmeter, keine Parade),
Quenstedt (1.-60., 12 Paraden);
Verjans (2),
Gustafsson (1),
Löke (2),
Vukovic (2),
K. Svensson (3),
Schröder (1),
Tluczynski (4/3),
D. Svensson (1),
Niemeyer (4),
Remer (2/2);
Trainer: Baur
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-37., 4 Paraden),
Palicka (37.-60. und ein Siebenmeter, 8/2 Paraden);
Andersson (1),
Lundström,
Sprenger (2),
Ahlm (2),
Kubes (1),
Reichmann (2),
Zeitz (4),
Palmarsson (3),
Narcisse (2),
Ilic (5/5),
Klein (1),
Jicha (9);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
- Zeitstrafen:
-
TuS: 2 (Vukovic (30.), Gustafsson (37.));
THW: 4 (Ahlm (10.),
Jicha (24.),
Zeitz (44.),
Reichmann (57.))
- Siebenmeter:
-
TuS: 7/5 (Palicka hält Tluczynski (15.)
und Remer (53.));
THW: 5/5
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:4, 3:4 (5.), 3:7,
4:7, 4:8 (10.), 5:8, 5:9, 5:10, 6:10, 6:12 (17.),
7:12, 7:13, 8:13, 8:16 (24.), 9:16, 9:18;
2. Hz.: 10:18, 10:19 (33.), 13:19 (36.), 13:25 (42.),
17:25 (47.), 17:26, 18:26, 18:28, 19:28 (50.),
19:29 (55.), 21:29, 21:30, 22:30, 22:32.
- Zuschauer:
-
2.945 (Merkur Arena, Lübbecke)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.11.2011:
THW Kiel nimmt den Fuß nicht vom Gaspedal
Tabellenführer der Handball-Bundesliga siegt beim TuS N-Lübbecke klar mit 32:22
Lübbecke. Rekordmeister THW Kiel bleibt in der
Handball-Bundesliga in der Erfolgspur, kam im elften
Saisonspiel mit dem 32:22 (18:9) bei TuS N-Lübbecke
zum elften Sieg und bot gestern Abend vor 2800 Zuschauern
in der Merkur-Arena eine beeindruckende Leistung.
Damit festigten die "Zebras" ihre Tabellenführung,
schraubten das Punktkonto auf die neue vereinsinterne
Rekordmarke von 22:0.
"Wir haben souverän gespielt, das hat den Ausschlag gegeben",
erklärte Filip Jicha den klaren Erfolg.
Kapitän Marcus Ahlm freute sich, "dass wir
hinten sehr gut gespielt haben, das gab uns ein gutes Gefühl und
viel Sicherheit." Die Ostwestfalen warten seit dem 7. September
2002 auf ein Erfolgserlebnis gegen Kiel, sie müssen sich weiter
gedulden. Beim 27:28 vor Jahresfrist an
gleicher Stätte zitterte der "Zebra"-Anhang allerdings bis zur
letzten Sekunde um den Erfolg. Gestern war der THW in Halbzeit eins
eine Klasse für sich, bot eine Demonstration der Stärke und bekam
das Spiel auch in der zweiten Hälfte schnell wieder in den Griff,
nachdem Lübbecke kurzzeitig einmal auf sieben Tore verkürzt hatte.
Stimmung kam so beim handballverrückten Lübbecker Publikum gar
nicht erst auf. Der Unterschied zum "THW-Gewürge" im Vorjahr?
Gefühlt sei Kiel zu 1000 Prozent motiviert gewesen, sagte Lübbeckes
stellvertretender Mannschaftsführer Arne Niemeyer, der mit vier
Toren bester Feldtorschütze seiner Mannschaft war. "Kiel hat uns
heute die Grenzen aufgezeigt, man hat gegen den THW nur eine Chance,
wenn einige Spieler nicht ihre Form finden. Das war heute nicht der
Fall. Die waren alle richtig gut."
Am Sonnabend treffen die "Zebras" erneut auf ostwestfälische
Handballer, der TBV Lemgo ist um 18.30 Uhr Gast in der
Sparkassen-Arena. TBV-Trainer Dirk Beuchler hatte 16 Tribünenkarten
geordert und seinen Schützlingen Spätdienst in der Merkur Arena
verordnet. Die Spieler des Ex-Meisters erhielten Anschauungsunterricht
in Sachen moderner Handball. Ob es eine gute Idee war, diesem
überragenden THW zusehen zu müssen, wird sich zeigen.
Neben Artur Siodmiak (verletzt) ließ TuS-Trainer Markus Baur auch
seinen angeschlagenen Stammtorhüter Nikola Blazicko draußen. An den
Ausfällen im Team lag es jedoch nicht, dass die Gastgeber nicht ins
Spiel fanden und keine Spannung aufbauen konnten. Stimmungstöter
für das Team und Publikum waren vor allem die bärenstarken Gäste,
die mit ihrer offensiven Abwehr ein geordnetes TuS-Aufbauspiel
konsequent unterbanden. Auf schnellen Beinen und mit den vorgezogenen
Spitzen Daniel Narcisse und
Filip Jicha kamen die Kieler zu vielen
Ballgewinnen und zu leichten Toren. Weil auch das THW-Positionsspiel
wie geschmiert lief, zog der Rekordmeister Tor um Tor davon. Schon
beim Halbzeit-18:9 war eine gewisse Vorentscheidung gefallen.
Am treffsichersten zeigten sich Jicha (9),
der schon vor der Pause siebenmal erfolgreich war und sich ein Sonderlob
von Trainer Alfred Gislason verdiente. "Ich
habe mich sehr über seine Leistung gefreut." Gewohnt zielsicher
war auch Momir Ilic. Der Serbe, der wegen
Fersenbeschwerden nur als Siebenmeter-Vollstrecker aufs Feld kam,
verwandelte alle fünf Strafwürfe sicher, baute seine Saisonbilanz von
der Linie auf 37 Tore bei 38 Versuchen aus. Grandios, und in der Liga
unerreicht. Ilic trifft aber noch lieber aus
dem Feld: "Die Schmerzen lassen nach, ich bin bald wieder dabei."
Dass die Lübbecker Arena für Andreas Palicka
ein gutes Pflaster ist, zeigte sich bereits im letzen Jahr, als der
Schwede den Sieg im Pokalspiel rettete, gestern
kam er zu Beginn der zweiten Halbzeit und glänzte ebenfalls, auch die
gehaltenen Siebenmeter gegen Tluszynski und Remer waren Mosaiksteinchen
für den hochverdienten Sieg.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.11.2011)