THW-Logo
31.08.-02.09.2013 - Letzte Aktualisierung: 02.09.2013 Bundesliga

THW Kiel landet Kantersieg in Emsdetten

Bundesliga, 2. Spieltag: 31.08.2013, Sa., 19.00: TV Emsdetten - THW Kiel: 25:40 (12:18)
Update #3 KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Marko Vujin war mit 9/3 Treffern erfolgreichster Schütze in Emsdetten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marko Vujin war mit 9/3 Treffern erfolgreichster Schütze in Emsdetten.
Mit einem deutlichen Auswärtssieg hat der THW Kiel erneut die Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga übernommen. Beim Aufsteiger TV Emsdetten gewannen die "Zebras" am frühen Samstagabend mit 40:25 (18:12) und erteilten den Westfalen besonders in der zweiten Halbzeit eine kleine Lehrstunde. Erfolgreichster Torschütze bei den Kielern war Marko Vujin mit 9/3 Treffern, Bestnoten verdiente sich auch Andreas Palicka, der zahlreiche Torchancen der Gastgeber vereitelte.
Gislason mit vier Umstellungen
Die Euphorie war spür- und hörbar in der kleinen Emshalle, die lange Jahre in der zweiten Bundesliga ehrfurchtsvoll "Ems-Hölle" genannt wurde. Zum ersten Heimspiel in der Beletage des europäischen Handballs war die Halle mit 2.300 Zuschauern natürlich restlos ausverkauft - zur Partie gegen den Rekordmeister hätte der TV Emsdetten locker dreimal so viele Tickets verkaufen können.

Alfred Gislason nahm dabei im Vergleich zum erfolgreichen Saisondebüt gegen den Bergischen HC gleich vier Änderungen in seiner Startformation vor: Auf den Außenbahnen durften Dominik Klein und Niclas Ekberg beginnen (und letztlich sogar durchspielen), im rechten Rückraum startete Christian Zeitz statt Marko Vujin und im Tor durfte Andreas Palicka ran. Während bei den "Zebras" lediglich Aron Palmarsson verletzt ausfiel, hatten die Gastgeber gleich mehrere personelle Ausfälle zu beklagen: Goalgetter Jeffrey Boomhouwer war nach seiner Ellenbogen-Verletzung aus dem Gummersbach-Spiel nicht rechtzeitig fit geworden, und zu den Langzeitverletzten Andrej Kurtschew und Oddur Gretarsson gesellte sich zudem auch noch Rechtsaußen Mike Schulz, der sich am Freitag im Abschlusstraining den Mittelfuß brach. Als Ersatz für Boomhouwer rückte aus der zweiten Mannschaft Hans-Hermann Feldkamp nach, der auch gleich in der Startformation stand.

Blitzstart des THW
Niclas Ekberg erzielte fünf seiner sechs Treffer im ersten Durchgang.
Klicken Sie zum Vergrößern! Niclas Ekberg erzielte fünf seiner sechs Treffer im ersten Durchgang.
Doch ehe sich Feldkamp und Co. umsahen, lagen die nervösen Gastgeber gegen furios startende "Zebras" bereits 0:3 hinten: Keine 75 Sekunden brauchten Filip Jicha, Christian Zeitz und Niclas Ekberg für diese Führung. Angefeuert vom euphorischen Publikum fand die Mannschaft von Gennadij Chalepo aber in der Folgezeit in die Partie: Bozovic und Feldkamp verkürzten auf 2:3, Kapitän Thünemann beantwortete einen Siebenmetertreffer Vujins vom Kreis zum 3:4.

In der Kieler Offensive hakte es noch ein wenig, aber über die gut formierte 6:0-Deckung mit Rene Toft Hansen und Filip Jicha im Mittelblock sowie einem blendend aufgelegten Andreas Palicka zwischen den Pfosten zog der THW sein gefürchtetes Konterspiel auf: Klein und Jicha schlossen ihre Gegenstöße zum 6:3 ab, und nachdem Zeitz Ekberg das 7:3 aufgelegt hatte, zog Chalepo nach neun Minuten erstmals die Notbremse in Form der grünen Timeout-Karte.

Erst in der Schlussphase zur klaren Halbzeitführung
Rasmus Lauge setzt sich durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rasmus Lauge setzt sich durch.
Und in der Tat: Da auch Vitali Feshchanka im Emsdettener Tor mehrere Würfe der "Zebras" und sogar einen Strafwurf des in der ersten Halbzeit ansonsten pausierenden Vujins parierte, robbten sich die Gastgeber in der Folgezeit noch einmal heran. Mittlerweile hatte Ragnarsson die Spielmacherposition vom schwachen Selmanovic übernommen, und nach Treffern von Bozovic, Prce und Thünemann stand es nur noch 6:8 (16.) aus Sicht des TVE, der sogar die Chance hatte, auf ein Tor zu verkürzen. Dann aber setzte sich der mittlerweile das Kieler Spiel führende Rasmus Lauge blendend in einer Eins-gegen-Eins-Situation durch und traf zum 9:6, unterstützt von einer weiteren Palicka-Parade stellten Jicha und Ekberg beim 11:7 wieder den alten Vier-Tore-Vorsprung her. Der schwedische Rechtsaußen legte per Doppelschlag sogar zum 14:8 nach, doch Ragnarsson und Lökkebö vom Kreis ließen die Gastgeber noch einmal hoffen. Alfred Gislason nahm nun seine Auszeit und stellte seine Deckung auf die offensive 3:2:1-Variante um. Durch die neue Abwehrformation sowie eine Zeitstrafe gegen Kvalvik erhöhten die "Zebras" noch einmal bis zum Seitenwechsel, den Schlusspunkt des ersten Durchgangs setzte Toft Hansen, der nach feinem Anspiel des guten Jicha das 18:12 beisteuerte.
Letzte Zweifel am Sieg weggefegt
Mit Toft Hansens Treffern kurz vor und kurz nach dem Pausenpfiff entschied der THW die Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit Toft Hansens Treffern kurz vor und kurz nach dem Pausenpfiff entschied der THW die Partie.
Mit viel Schwung kehrte der THW auch aus der Kabine zurück. Filip Jicha fand zweimal erneut Toft Hansen am Kreis, der Däne erhöhte auf 20:12. Als Ekbergper zweiter Welle mit seinem sechsten Treffer und Rasmus Lauge aus dem Rückraum das Ergebnis gar auf 22:12 stellten und Chalepo erneut die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte, war die Partie nach 35 Minuten bereits entschieden. Den Fans in der Emshalle war dies allerdings egal, denn sie unterstützten weiterhin bedingungslos ihre wacker kämpfenden Grün-Weißen.

Diese konnten im Anschluss endlich die ersten eigenen Treffer der zweiten Halbzeit bejubeln, als Regisseur Ragnarsson ein Doppelschlag zum 14:22 gelang. Es blieb allerdings ein Strohfeuer des TV Emsdetten. Die Kieler - mittlerweile mit Marko Vujin im Angriff für Christian Zeitz sowie mit Patrick Wiencek für Toft Hansen am Kreis und im Mittelblock - legten erbarmungslos nach, und insbesondere die beiden frischen Kräfte sollten den letzten 23 Minuten ihren Stempel aufdrücken.

Wiencek und Vujin treffen nach Belieben
Patrick Wiencek war der auffälligste Spieler der Schlussphase.
Klicken Sie zum Vergrößern! Patrick Wiencek war der auffälligste Spieler der Schlussphase.
Nachdem Emsdetten zumindest bis zum 17:25 (41.) den Rückstand im Rahmen halten konnte, zündeten die "Zebras" noch einmal den Turbo: Vujin mit einem Hammer, Jicha und Zeitz per Gegenstoß schraubten das Ergebnis auf 28:17. Und nach dem Treffer von Bozovic, mit sechs Treffern erfolgreichster Schütze seines Teams, legten Jicha, Wiencek und erneut zweimal Vujin gar zum 32:18 nach und ließen sich auch von der letzten Auszeit Chalepos nicht stoppen. Andreas Palicka hatte nach 45 Minuten seinen verdienten Feierabend, aber da Johan Sjöstrand in der Schlussviertelstunde seinem Freund und Landsmann in nichts nachstand, zogen die "Zebras" weiter davon - allen voran Patrick Wiencek und Marko Vujin, die gemeinsam neun der letzten zehn Kieler Treffer erzielten. Lediglich Wael Jallouz, der in der Abwehr zusammen mit Patrick Wiencek den Mittelblock bildete, unterbrach diesen Kieler Torreigen mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 38:22.
Am nächsten Wochenende beim HSV Hamburg
Am Ende stand ein deutlicher, wenn auch vielleicht etwas zu hoch ausgefallener 40:25-Erfolg für die "Zebras" zu Buche, die mit 4:0 Punkten und einer Tordifferenz von +25 mit immer breiterer Brust zum Spitzenspiel am nächsten Samstag beim HSV Hamburg reisen können. Und der TV Emsdetten? Der wurde auch nach dem Schlusspfiff von seinen Fans gefeiert.

(Sascha Krokowski)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Das Ergebnis ist nicht gerecht, denn wir hatten 25 Minuten gebraucht, um uns abzusetzen. Bis dahin war Emsdetten immer in Reichweite. Die Abwehr stand heute sehr gut, und auch unsere Torhüter haben gut gehalten. Es freut mich besonders, dass wir uns im Vergleich zum letzten Spiel verbessern konnten.

Ich hatte und habe großen Respekt vor dem TV Emsdetten, daher hatte ich mir vor der Partie sogar fünf Spiele aus der zweiten Liga angeschaut. Emsdetten wird in Zukunft noch einige Spiele gewinnen, und viele werden sich noch wundern, was hier abgeht.

Emsdettens Trainer Gennadij Chalepo:
Meinen Glückwunsch an den THW Kiel und Alfred Gislason. Wir haben leider im Moment eine schwarze Linie: Mike Schulz hat sich gestern im Training verletzt, mehrere Spieler waren die ganze Woche über nicht voll einsatzfähig. Aber selbst mit dem ganzen Kader ist es natürlich schwer gegen den THW.

Die ersten zwanzig Minuten hatten wir gut mitgehalten, dann aber war der THW langsam warm geworden. Nun müssen wir einige gute Sachen aus dem Spiel mitnehmen.


2. Spieltag: 31.08.13, Sa., 19.00: TV Emsdetten - THW Kiel: 25:40 (12:18)

Logo TV Emsdetten:
Babin (45.-60., 1 Parade), Feshchanka (1.-45., 12/1 Paraden); Selmanovic, Kvalvik, Bozovic (6), Lökkebö (5/2), Thünemann (2), Kajihara (1), Feldkamp (1), Ragnarsson (4), Prce (1), Paladin, Arnarson (3/1), Koch (2); Trainer: Chalepo
Logo THW Kiel:
Sjöstrand (45.-60., 6 Paraden), Palicka (1.-45., 15 Paraden); Toft Hansen (3), Sigurdsson (n.e.), Sprenger (n.e.), Wiencek (6), Ekberg (6), Lauge (3), Zeitz (3), Jallouz (1), Klein (2), Jicha (7/1), Vujin (9/3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Hans-Peter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen:
Emsdetten: 1 (Kvalvik (25.));
THW: 1 (Jallouz (46.))
Siebenmeter:
Emsdetten: 3/3;
THW: 5/4 (Feshchanka hält Vujin (15.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3, 2:3, 2:4, 3:4 (5.), 3:7, 4:7, 4:8 (10.), 6:8 (16.), 6:9, 7:9, 7:11, 8:11 (20.), 8:14, 10:14 (25.), 10:15, 11:15, 11:17, 12:17, 12:18;
2. Hz.: 12:22 (36.), 14:22, 14:23, 15:23, 15:24, 16:24, 16:25 (40.), 17:25, 17:28 (43.), 18:28, 18:32 (47.), 19:32, 19:33, 20:33, 20:34, 21:34, 21:35, 22:35, 22:38 (55.), 23:38, 23:39, 24:39, 24:40, 25:40.
Zuschauer:
2.300 (ausverkauft) (Emshalle, Emsdetten)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.09.2013:

Eiskalte Kieler in der Ems-Hölle

Handballmeister fertigte den Aufsteiger TV Emsdetten mit 40:25 ab - Palicka vor einer tollen Kulisse überragend
Emsdetten. Verrückte Welt in der Emshalle: Während Handballmeister THW Kiel auf dem nagelneuen Belag souverän 40:25 (18:12) siegte, feierten die Fans ihren TV Emsdetten mit stehenden Ovationen und einer Intensität, die am Abend des 31. August 2013 eine Leidenschaft erreichte, die sonst nur in Arenen wie der des ungarischen Meisters MKB Veszprem üblich ist.

Das Datum ist für die Münsterländer ein historisches. In ihrer Geschichte schrieben sie viele Kapitel in der 2. Liga, deren Ewige Rangliste sie klar anführen. Doch in der Bundesliga waren sie noch nie. Die Freude über den hochkarätigen Besuch war bei den Fans so groß, dass sie vor der haarsträubenden Fehlerquote ihrer Mannschaft die Augen verschlossen. Sie wollten sich freuen, schließlich, so ließ sich aus einem Liedtext entnehmen, hatte Gott am zweiten Tag neben Himmel und Wolken auch den TVE erschaffen.

Die, die das Publikum regelmäßiger erleben, sagen, dass es durchaus garstig im Umgang mit der eigenen Mannschaft werden kann. Sehr sogar. Doch am Sonnabend krönte nicht nur Emsdetten seine Herbstkirmes mit einem Feuerwerk, auch der Verein wollte feiern - sich selbst. "Dieses Publikum ist bundesligareif", lobte THW-Manager Klaus Elwardt.

In der Emshalle sitzen die Fans über den Köpfen der Spieler, an einer Stirnseite gibt es gar nur Stehplätze. Wer hier mit einem Becher Bier in der Hand auf seine Uhr blickt, könnte dabei versehentlich die Außen erfrischen. 7000 Karten hätte der Aufsteiger verkaufen können, doch Platz fand sich nur für 2300 Zuschauer. Leiser wurde es deshalb nicht.

Die TVE-Fans hatten großen Respekt vor dem Rekordmeister, die Spieler offenbar auch. Immer wieder leisteten sie sich Fehler, die in anderen Sportarten Eigentore gewesen wären. Doch zogen sie einmal einen Angriff durch, wurde deutlich, dass bei diesem Verein nicht nur die Fans das Potenzial haben, erstklassig zu bleiben.

Eine der Szenen dieses einseitigen Spiels trug sich in der 44. Minute zu, als THW-Trainer Alfred Gislason zur Auszeit bat. Andreas Palicka, bis dato überragender Rückhalt, saß auf der Bank. Neben ihm Johan Sjöstrand, mit dem er sich ein Handtuch teilte. Während Gislason bei einer 29:18-Führung mit großer Gelassenheit zu seinen Spielern sprach, die einen Kreis um ihn gebildet hatten, herzte Elwardt den völlig ermatteten Torhüter. Auch Palicka war sichtlich erleichtert darüber, wie sich das erste Auswärtsspiel gestaltet hatte, in dem er 18 Bälle hielt. Sein Freund Sjöstrand ließ sechs weitere Paraden folgen. "Wir haben uns versprochen, dass wir diese Saison gemeinsam durchstehen", sagte Palicka. "Sch..ß egal wie sie verläuft." In Emsdetten verlief sie gut, so wie auch beim 34:24-Sieg im Auftaktspiel gegen den Bergischen HC. Palicka rang bei seiner Auswechslung nach Luft, die Folgen einer hartnäckigen Erkältung. "Meine Lungenflügel fühlten sich heute an wie Nüsse." Nach 44 Minuten hätte auch ein gesunder Palicka pausieren dürfen. Schließlich setzte sich zu diesem Zeitpunkt auch Filip Jicha hin, der bis dato die Mannschaft umsichtig geführt hatte. Die Arbeit war getan.

Eine Woche vor dem Gipfeltreffen beim HSV wurde deutlich, dass der THW sich kräftig reduziert hat. War der Rekordmeister vor zwei Jahren in der Lage, mehr als 40 Varianten bei völliger Dunkelheit zu spielen, sah es in Emsdetten so aus, als wären es aktuell nur noch vier bis fünf. So harmonierten Jicha und Rene Toft Hansen als Kleinstgruppe, auch Marko Vujin und Patrick Wiencek bewiesen, dass sie einen guten Draht haben. "Wir haben uns gezielt vorbereitet", sagte Dominik Klein. "Und nur das gespielt, was zu unserem Personal passt." Dazu hätten sie in der Deckung super gestanden, dort auch hervorragend gekämpft. Auf die Frage, welches Niveau der THW 2013 denn inzwischen wieder hat, wusste der Linksaußen keine Antwort. Sie befänden sich in einer guten Phase, aber die Erkenntnisse seien spärlich, schließlich hätten sie in der Vorbereitung nicht ein einziges Mal gegen einen Bundesligisten gespielt. "Diese Frage kann ich nach dem Hamburg-Spiel beantworten." Also am Abend des 7. September, ein Datum, das für Gislason doppelte Bedeutung hat. Am Sonnabend wird er 54. Ob er Angst hätte, sich den Ehrentag durch den HSV vermiesen zu lassen? "Nein, ich feiere meinen Geburtstag sowieso nie."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.09.2013)


(31.08.-02.09.2013) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite