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20.01.2014 EM 2014

Kieler Nachrichten: Vom Desaster bis zum Turnier-Aus

THW-Kapitän Jicha konnte Tschechien nicht helfen

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2014:

Die Handball-Europameisterschaft 2014  findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
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Herning. Schlecht für Filip Jicha, gut für den THW Kiel: Der Kapitän des Handballmeisters gewann mit seinen Tschechen bei der EM kein Spiel und musste Dänemark bereits nach der Vorrunde wieder verlassen.
Während Jicha und seine Kollegen am Freitag mit dem Bus nach Prag reisten, konnte sein Vereinstrainer Alfred Gislason erst einmal aufatmen. Er hatte das Turnier als "schwierigste Phase der Saison" bezeichnet. Kein Wunder, werden die erfolgreichen Nationen doch innerhalb von zwei Wochen acht Spiele bestritten haben. Neben Jicha musste auch der Serbe Marko Vujin bereits seine Koffer packen. Der Linkshänder, mit 192 Toren in 29 Pflichtspielen der beste Torschütze der Zebras, warf in der Vorrunde lediglich neun Tore - bei einer sehr bescheidenen Quote von 36 Prozent. "Ihm fehlt in der Nationalmannschaft ein Spielmacher, der ihn richtig einsetzt", erklärte TV-Experte Joachim Boldsen den enttäuschenden Auftritt des Kielers.

Auch 23 Tore von Filip Jicha reichten nicht zum tschechischen Hauptrunden-Einzug.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch 23 Tore von Filip Jicha reichten nicht zum tschechischen Hauptrunden-Einzug.
Auch Jicha kam in Dänemark schwer in Tritt, bei der überraschend deutlichen Auftaktniederlage gegen Österreich (20:30) blieb seine Erfolgsquote mit 33 Prozent sehr überschaubar. "Die Mannschaft und ich - das hat im ersten Spiel überhaupt nicht funktioniert. Das war ein Desaster", sagt der 31-Jährige, der aber kein Freund davon ist, eine Leistung nur an Zahlen festzumachen. "Ich habe in diesem Team ganz andere Aufgaben." Er ist der Kopf und das Herz einer Mannschaft, die, so Jicha, in der "Hauptrunde nichts zu suchen hat". Den Tschechen, wieder einmal im Neuaufbau, fehlte die nötige Qualität.

Acht Spieler erlebten erstmals ein Turnier dieser Größenordnung, in Dänemark mussten sie zudem gänzlich ohne Kreisläufer auskommen. Nach dem Rücktritt des 39-jährigen David Juricek und der verletzungsbedingten Absage von Vaclav Vrany erklärte sich Rückraumspieler Alois Mraz bereit, die vakante Position zu übernehmen. "Uns hätte die Nummer vier Dänemarks gereicht", sagt Jicha. Besonders deutlich wurde der Qualitätsunterschied im Duell mit dem Gastgeber. Am Kreis teilten sich mit dem Kieler Rene Toft Hansen, Michael Knudsen (Flensburg) und Jesper Nöddesbo (FC Barcelona) drei Weltklasse-Fachleute einen Arbeitsplatz, Henrik Toft Hansen, immerhin beim Champions-League-Sieger HSV Handball beschäftigt, wurde gar nicht erst aufgestellt.

Trotzdem stellt sich Jicha die Frage nicht, ob er seine Karriere beenden soll. Auch nach der peinlichen Niederlage gegen Österreich nicht, einer Mannschaft, die in ihrem ersten Hauptrundenspiel gegen Island so chancenlos sein sollte, dass Spielmacher Aron Palmarsson (THW Kiel) überwiegend zuschauen durfte. "Ich weiß, dass die Nationalmannschaft und der THW Kiel zwei verschiedene Sportarten sind", sagt Jicha. "Aber ich will meinem Land etwas zurückzahlen."

Schließlich hätte er über den Handball seinen Weg zum THW Kiel gefunden. "So lange ich mich fit fühle, spiele ich weiter für mein Land." Hätte er diesbezüglich Bedenken, würde er sich ganz auf den Verein konzentrieren. "Da verdiene ich nicht nur mein Geld, beim THW bin ich auch zu Hause."

Er hätte es sich zur Regel gemacht, jeweils im Sommer mit seiner Frau Hana auch über diese Frage zu sprechen. Hebt sie den Daumen, wird er weiter für Tschechien spielen. Zumal er dank des neuen Verbandspräsidenten Ales Pospisil Rückenwind verspürt. "Erstmals hat sich der Verband im Vorfeld eines Turniers um uns gekümmert", sagt Jicha, der sich stark für Pospisil eingesetzt hatte. Er hoffe nur, dass ihm Alfred Gislason trotzdem noch ein paar Erholungstage gönnt, bevor er mit seinen Kieler Kollegen als Liga-Spitzenreiter in die Rückrunde startet. "Darauf freue ich mich."

Möglicherweise kehrt Jicha doch noch einmal nach Herning zurück. Am 26. Januar, dem Finaltag der EM, wird der Welthandballer des vergangenen Jahres ausgezeichnet. Neben dem Kieler, der bereits 2010 siegte, sind Ex-Zebra Daniel Narcisse, Mikkel Hansen (beide Paris), Bald-Kollege Domagoj Duvnjak (HSV) und Arpad Sterbik (FC Barcelona) nominiert.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2014)


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