28.01.2014 | EM 2014 |
Die Handball-Europameisterschaft 2014 fand vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt. |
Er wolle nun Alfred Gislason, seinen Vereinstrainer, um einen kurzen Heimaturlaub auf dem Bauernhof seiner Familie bitten. "Ich fühle mich fit, aber mein Kopf ist leer - besonders nach einem solchen Spiel." Der Schock saß tief, aber als er in die Zukunft blickte, gelang ihm ein Lächeln. "Ich habe noch ein paar Ziele: Meister werden und in der Champions League weit kommen." Dabei kann er auf Rasmus Lauge setzen. Gestern Vormittag trainierte der Mittelmann noch einmal mit den Dänen, dann fuhr er nach Kiel. Vor der Hauptrunde hatte ihn sein Trainer Ulrik Wilbek noch als "Joker" bezeichnet. Doch dann fiel der 22-Jährige im Training auf sein operiertes Knie und der Schmerz kehrte zurück. Die Ärzte gaben schnell Entwarnung, aber Wilbek strich ihn trotzdem. "Dem Verband war das Risiko zu groß, einen verletzten Spieler nach Kiel zu schicken", sagte er. "Das war eine sehr schwierige Zeit für mich. Ich habe bis zum Ende gehofft, leider vergeblich."
Auch die Demonstration der Franzosen erlebte er auf der Tribüne, besonders gut gefiel ihm dabei Valentin Porte (9 Tore). Der 23-jährige Linkshänder aus Toulouse ist auch für Daniel Narcisse ein Schlüssel zum Erfolg. "Wir haben einige junge Spieler, die gut zuhören, was wir Alten sagen." Wer miterleben durfte, welche Qualität seine Wackler noch immer haben, kann kaum glauben, dass Narcisse einer dieser Alten ist. "Dieser Erfolg war nicht zu erwarten", sagte der 34-Jährige. Mit Kapitän Jerome Fernandez und Thierry Omeyer hätten ihnen in der Vorbereitung wichtige Persönlichkeiten gefehlt. "Wir brauchen sie auch außerhalb des Spielfelds." Beide kehrten rechtzeitig zurück, Omeyer wurde am Sonntag gar zum Matchwinner. "Am liebsten würde ich nur solche Spiele machen", sagte der 37-Jährige, der mit Frankreich bereits achtmal ein Endspiel erreichte. Und alle gewann. "Es war uns klar, dass in dieser Atmosphäre der Start besonders wichtig sein würde." Allerdings hätte er nicht damit gerechnet, dass sie nach 20 Minuten mit zehn Toren führen würden. Was auch daran lag, dass sieben seiner zwölf Paraden in diese vorentscheidende Phase fielen. "Jetzt feiern wir", sagte Omeyer. "Heute und morgen auch. Das haben wir uns verdient."
Auf die Frage, wie lange er denn noch zu spielen gedenke, antwortete Teamkollege Igor Anic für ihn. Der Kreisläufer hatte zuvor für seinen Trainer Claude Onesta gedolmetscht, weil der Übersetzer nicht rechtzeitig auftauchte. Anschließend filmte er Omeyer & Co, die bei bester Laune und mit einer Flasche Bier in der Hand Interviews gaben. "Titi spielt noch zehn Jahre", rief Ex-Zebra Anic. Ausgeschlossen ist das bei dem zeitlos wirkenden Torhüter nicht, der Volksheld Niklas Landin die Show stahl. Der auch vom THW Kiel umworbene Däne hielt nur vier Bälle, kam aber trotzdem ins All-Star-Team. Warum? Die Auswahl der Besten wurde aus pragmatischen Gründen bereits vor dem Finale abgeschlossen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2014)
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