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14.-16.10.2006 - Letzte Aktualisierung: 16.10.2006 Champions League

Champions League: THW nach klarem Sieg in Constanta mit einem Bein im Achtelfinale

CL, Gruppe E, 3. Spieltag: 14.10.2006, Sa., 19.15: HCM Constanta - THW Kiel: 28:37 (11:21)
Update #4 Spielbericht der KN, THW-Splitter, Stimmen, Rumänische Pressestimme, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Die Kieler Abwehr war für den rumänischen Meister kaum zu überwinden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler Abwehr war für den rumänischen Meister kaum zu überwinden.
Der THW Kiel hat sich mit dem dritten Sieg im dritten Spiel eine hervorragende Ausgangsposition für die Rückrunde in der Gruppe E der Champions League erarbeitet. Nach dem deutlichen 37:28 (21:11) beim zuvor noch ungeschlagenen rumänischen Meister HCM Constanta haben die Zebras den Gruppensieg fest im Visier. Ein sensationell parierender Thierry Omeyer hinter einer guten Abwehr stellte die Weichen bereits nach 10 Minuten klar auf Sieg, bester Kieler Torschütze war Vid Kavticnik mit sieben Treffern.
Die City-Hall in Constanta war mit 3000 Zuschauern ausverkauft.
Die City-Hall in Constanta war mit 3000 Zuschauern ausverkauft.
Mit der beruhigenden Gewissheit, dass der angeschlagene Stefan Lövgren einsatzbereit war, startete der THW furios in dem ausverkauften "Hexenkessel" der City-Hall. Der Kapitän schloss gegen die äußerst offensive Deckung der Gastgeber eigenhändig zum 1:0 ab, und nachdem Thierry Omeyer im Gegenzug einen Wurf des rumänischen Spielmachers Stavrositu entschärfte, erhöhte Karabatic per Strafwurf auf 2:0. Die rumänischen Fans konnten in der 3. Spielminute erstmals feiern, als die starke Kieler Deckung mit Lars Krogh Jeppesen im Mittelblock kurz Kreisläufer Milutin Dragicevic aus den Augen ließ und dieser verkürzen konnte. Doch nur 8 Sekunden später klingelte es bereits wieder auf der Gegenseite, "Rudi" Stanescu hatte keine Chance gegen den postwendenden Gewaltwurf von Kim Anderssob.

Der rumänische Nationaltorhüter Ionut-Rudi Stanescu ließ sich nach acht Minuten entnervt auswechseln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der rumänische Nationaltorhüter Ionut-Rudi Stanescu ließ sich nach acht Minuten entnervt auswechseln.
Die äußerst nervösen Rumänen fanden auch weiterhin kein Mittel gegen die Kieler Abwehr und mussten so aus schwierigen Positionen abschließen, was für den französischen Nationalkeeper Omeyer ein gefundenes Fressen war: Gleich sechs Paraden zeigte "Titi" bis zur siebten Spielminute, im Angriff machte Vid Kavticnik drei Treffer in Folge gegen den frühzeitig völlig entvervten Stanescu und erhöhte auf 6:1 (7.) für die Gäste. Der rumänische Keeper ließ sich auswechseln, doch auch sein Ersatzmann Mihai Popescu konnte den Kieler Wirbel nicht stoppen: Nach dem Anschluss durch Dragicevic netzten Karabatic, erneut Kavticnik, Dominik Klein von außen, Jeppesen und Ahlm innerhalb von drei Minuten ein und sorgten bereits nach 11 Minuten beim Stand von 11:2 für Kiel für mehr als klare Verhältnisse.

Konnte am Ende 25 Paraden vorweisen: Thierry Omeyer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Konnte am Ende 25 Paraden vorweisen: Thierry Omeyer.
Auch Popescu gab schnell und ohne eine einzide Parade zwischen den Pfosten schnell wieder auf, während auf der Gegenseite Omeyer einen Wurf nach dem anderen entschärfte und so den Grundstein zum 15:4 (16.) legte. Erst jetzt schlichen sich die ersten Konzentrationsfehler ins Kieler Angriffsspiel ein: Stürmerfouls, Abspielfehler und überhastete Abschlüsse, mit denen Stanescu nun warm geworfen wurde, ließen die merklich still gewordenen Fans Constantas wieder lauter werden. Dennoch konnte Constanta nicht entscheidend verkürzen, da die Angreifer noch immer kaum Mittel gegen Thierry Omeyer fanden und vor allem Rechtsaußen Miodrag Kazic viele hundertprozentige, darunter auch zwei Tempo-Gegenstöße, nicht im Kieler Tor unterbringen konnte. So betrieben die Gastgeber um den im ersten Durchgang einzig überzeugenden Dragicevic lediglich leichte Ergebniskosmetik und kamen bis auf acht Treffer heran (10:18, 26.), doch im Schlussspurt erhöhten die Zebras durch den wie schon gegen Düsseldorf agilen Lundström und einen Gegenstoß durch den stärksten Kieler Angreifer in der ersten Halbzeit, Vid Kavticnik, wieder auf 21:11.

Spielszene.
Spielszene.
Nach dem Wechsel begann Kiel so wie im ersten Durchgang: Thierry Omeyer entschärfte einen Wurf des unauffälligen Konvalenko, Stefan Lövgren, der nun zumeist auf Halblinks agierte (mit Karabatic auf der Mitte) und seine Freiheiten ob der offensiven Deckung der Rumänen glänzend zu nutzen wusste, erhöhte vom Kreis auf 22:11. Constanta schien nun endgültig auseinander zu fallen,agierte nun desolat im Aufbauspiel und lud die Kieler, insbesondere Henrik Lundström zum Torewerfen ein. Dieser traf dreimal in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs und ermöglichte so das 27:14 (39.) für die Zebras.

Kim Andersson erzielte 5/1 Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte 5/1 Tore.
Doch nun gab es einen Bruch im Kieler Spiel: Drei Strafzeiten innerhalb von vier Minuten für Ahlm, Kim Andersson und Kavticnik verhängte das gute Schweizer Schiedsrichtergespann Dobler/Meyer, die jeweils verhängten Siebenmeter wurden von Toma sicher verwandelt. Da die Kieler sich nun im Angriff am immer stärker werdenden Stanescu die Zähne ausbissen, entwickelte sich nun ein schnelles Spiel mit
Stefan Lövgren verwandelte gerade in der Endphase konsequent.
Stefan Lövgren verwandelte gerade in der Endphase konsequent.
sehr hoher Fehlerquote auf beiden Seiten. Einzig Stefan Lövgren blieb konsequent bei seinen Torchancen und traf letztlich insgesamt sechsmal. Besonderes Pech hatte in der Schlussphase Pelle Linders, dem letztlich selbst bei einem Strafwurf - seinem zweiten überhaupt im THW-Dress - kein Torerfolg vergönnt war. Dennoch hatten die Zebras das Spiel jederzeit fest im Griff, und nach längerer Magerkost kamen die Zuschauer in den letzten Minuten noch einmal auf ihre Kosten: Ein wunderschöner hoher Pass von Lövgren in den Kreis wurde artistisch von Dominik Klein per Kempatrick zum 37:25 verwandelt, auf der Gegenseite ließ sich Constanta nicht lumpen und schloss durch die neben Stanescu besten Spieler Dragicevic und Toma ebenfalls per Kempa ab. Dem Kreislaufer gelang auch der letzte Treffer des Spiels gegen den inzwischen im Tor stehenden Henning Fritz.

Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel steht der THW nun also mit zwei Punkten Vorsprung auf Constanta auf Platz 1 der Gruppe E. Im Duell der beiden zuvor punktlosen Teams besiegte GOG Gudme Svendborg in eigener Halle den tschechischen Meister HC Banik Karvina überlegen mit 45:32 (19:15) und kann sich nun wieder Hoffnungen auf den Achtelfinaleinzug machen (siehe Spielbericht).

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie die THW-Splitter der KN.

Stimmen zum Spiel:

HCM-Trainer Lucian Rasnita (auch Trainer der rum. Nationalmannschaft):
Wir wussten von Anfang an, dass uns in dem Spiel mit Kiel, einer Mannschaft mit so wertvollen Spielern, nur ein Wunder den Sieg oder ein Unentschieden bringen kann. Aber wir haben sehr schwach begonnen und ihnen erlaubt, ihr kraftvolles schnelles Spiel durchzusetzen.

Jede Mannschaft, die sich selbst respektiert, spielt so wie Kiel heute. Sie sind es gewohnt, bei ihnen gibt es keine Spiele gegen schwache oder sehr starke Gegner. Alle Gegner werden mit der gleichen Ernsthaftigkeit angesehen und ich glaube heute haben wir eine Antwort darauf bekommen wie man jedes Spiel spielen sollte.

Wir sind nicht mal zu 30 Prozent qualifiziert. Wir haben zwei Siege, haben versucht in der Champions League Schritt zu halten. Zur Zeit gelingt es uns noch nicht, mit den ersten 16 Mannschaften der Champions League mitzuhalten. Ich glaube so wie die spielen, wird es schwer, dass irgend jemand in Kiel Punkte gewinnt, insbesondere da sie in Gudme und in Constanta gewonnen haben und nur noch ein Auswärtsspiel in Karvina bestreiten müssen.

Wenn ich heute jemanden hervorheben möchte, der konstant gut gespielt hat, ist es der Torwart Stanescu.

THW-Trainer Noka Serdarusic gegenüber den KN:
Mit Einsatz, Leistung und Ergebnis dürfen wir sehr zufrieden sein. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie auf einem guten Weg ist.
THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Eine großartige erste Halbzeit, besser kann es fast nicht sein. Heute haben wir einen großen Schritt Richtung Achtelfinale und Gruppensieg gemacht.
HCM-Trainer Lucian Rasnita gegenüber den KN:
Wir haben vorher gewusst, dass mit Kiel eine große Mannschaft kommt. Das Ergebnis hat diese Einschätzung bestätigt. Mir fehlten zwar zwei Stammspieler, das soll aber keine Entschuldigung sein. Mit Kiel können wir uns wirklich nicht vergleichen, die spielen in einer anderen Klasse. Jetzt müssen wir sehen, wie es weitergeht. Wir haben noch schwere Aufgaben, aber ich hoffe, dass es mit dem Achtelfinale klappt.
Nikola Karabatic gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit hat fast alles gestimmt. Wir wissen, dass man in der Champions League gut in der Abwehr stehen muss. Das haben wir getan, außerdem lief es im Angriff gut.
Lars Krogh Jeppesen gegenüber den KN:
Durch die Umstellung in der Abwehr klappt es bei uns in der Defensive immer besser. Wenn man so gut steht und dahinter noch einen Torhüter hat, der überragend hält, passt es einfach. So schlägt uns bald keiner mehr.
Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Wichtig war unser guter Start. Wenn Constanta nahe an uns drangeblieben wäre, hätte es vielleicht nicht so gut ausgesehen. Die Zuschauer waren trotz des hohen Rückstandes fantastisch, man stelle sich nur vor, was bei einem engen Spiel losgewesen wäre. Wenn dann ein paar unglückliche Schiedsrichterentscheidungen hinzukommen, kannst du so ein Spiel sogar verlieren.

 


Champions League, Gruppe E, 3. Spieltag: 14.10.06, Sa., 19.15: HCM Constanta (ROM) - THW Kiel: 28:37 (11:21)

Logo HCM Constanta (ROM Flagge ROM):
Stanescu (1.-7. und 11.-60. Minute, 21/2 Paraden), Popescu (7.-11. Minute, keine Parade); Soldanescu, Timofte (1), Buricea (2), Konvalenko (2), Giotoiu (1), Muraru, Stavrositu (2), Toma (7/3), Smigic (4), Dragicevic (8), Kazic (1), Saulescu; Trainer: Rasnita
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-50. Minute, 25 Paraden), Fritz (50.-60. Minute, 2/1 Paraden), M. Andersson (n.e.); Linders, K. Andersson (5/1), Lundström (5), Kavticnik (7), Lövgren (6), Ahlm (4), Zeitz (2), Jeppesen (1), Karabatic (4/2), Klein (3); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Beat Dobler / Marco Meyer (SUI)
Zeitstrafen:
HCM: 7 (2x Muraru (8., 38.), Toma (8.), Saulescu (46.), Soldanescu (53.), Giotoiu (54.), Stavrositu (57.));
THW: 4 (Ahlm (40.), K. Andersson (42.), Kavticnik (43.), Klein (58.))
Siebenmeter:
HCM: 4/3 (Fritz hält Toma (58.));
THW: 5/3 (Stanescu hält Karabatic (38.) und Linders (56.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:6 (7.), 2:6, 2:11 (11.), 3:11, 3:13, 4:13, 4:15 (16.), 6:15, 6:16, 8:16 (21.), 8:18, 10:18, 10:19, 11:19, 11:21;
2. Hz.: 11:23, 12:23, 12:24, 13:24, 13:25, 14:25, 14:27 (39.), 16:27, 16:28, 19:28 (44.), 19:29, 20:29, 20:31, 21:31, 21:34 (50.), 23:34, 23:35, 24:35, 24:36, 25:36, 25:37, 28:37.
Zuschauer:
3000 (ausverkauft) (City-Hall, Constanta (ROM))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

Die Spiele der anderen deutschen EC-Teilnehmer

Der VfL Gummersbach gewann am Donnerstag Abend im Spitzenspiel der Gruppe F in Leverkusen gegen den CL-Sieger von 2004, Celje Pivovarna Lasko (SLO), mit 34:31, nachdem die Oberbergischen lange Zeit einem Rückstand hinterher liefen.

Ebenfalls am Donnerstag kam es in der Gruppe D zum Duell Gruppenerster gegen den Zweiten. Die SG Flensburg-Handewitt traf auf Chehovski Medvedi Moskau (RUS) und fand lange Zeit gegen einen starken Gegner nicht zu ihrem Spiel. Nach dem 15:18 zur Pause dauerte es bis Mitte der zweiten Halbzeit, ehe Flensburg den Spieß umdrehen konnte und letztlich klar mit 34:29 gewann.

Neben den deutschen Vertretern haben auch die vier spanischen Clubs ihre weiße Weste behalten. Auch KIF Kolding, der dänische Meister und letztjähriger Gruppengegner des THW, konnte in Belgrad den dritten Sieg im dritten Spiel einfahren.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Rumänische Pressestimme

"Sepp" Willisch, 16facher rumänischer Nationalspieler, von 1978 bis 1981 für den THW aktiv (135 Bundesliga-Tore) und dem THW immer noch sehr verbunden, war so freundlich, uns eine Übersetzung des Spielberichts des rumänischen Sportportals sport365.ro zukommen zu lassen:

Von der Erde bis zum Mond: HCM - Kiel 28:37
Samstag, 15. Oktober 2006, 23:30 Uhr

Nach Constanta gekommen, um ihre Führungsposition in der Gruppe E zu verteidigen, erteilten die Deutschen vom THW Kiel - ausgezeichnet als Deutscher Meister - den Constantanern vom HCM eine Handball-Lektion, die viel deutlicher war, als es das Ergebnis von 37:28 (21:11) aussagt.

Die überraschenden Ergebnisse der Constantanern in den ersten beiden Gruppenspielen, als sie nicht unbedingt erwartete Siege erzielten, hatten den THW Kiel wahrscheinlich wach gemacht. So war der Deutsche Meister für diese Begegnung in Rumänien angekommen, um mit Entschlossenheit zu zeigen, wer den Rhythmus in der Gruppe E der Champions League bestimmt.

Die Handball-Maschinerie des THW Kiel besteht nur aus Nationalspielern: darunter glänzende Edelsteine wie die Franzosen Omeyer und Karabatic als Europameister, sechs Schweden an der Spitze mit Lövgren, ein Spieler, der jedes Jahr eine noch größere Vitrine für seine gewonnenen Trophäen bestellen muss, der Däne Jeppesen so wie weitere sehr wertvolle Spieler. Diese begannen das Spiel mit einem für die Constantanern erstickenden Rhythmus und setzten sich klar auf der Anzeigetafel abgesetzt; sie führten in der ersten Viertelstunde mit 15:4.

Der Angriff des Deutschen Meisters glänzte mit Kombinationen von großer Wirkung, die auf eine technische, physische und taktische Vorbereitung von großer Raffinesse der Marke "Zvonimir Serdarusic" schließen lassen - dem Trainer, der in den letzten 13 Jahren die Mannschaft zu acht Siegen in der Meisterschaft, dreimal Deutscher Pokalsieger und zu einem EHF-Cup geführt hat.

Die Constantaner versuchten es mit verschiedenen Angriffsvarianten, die sich aber vor einer hermetischen Abwehr als wirkungslos erwiesen, insbesondere gegen einen Torwart Omeyer, der nicht umsonst zum besten "Goalkeeper" der diesjährigen Europameisterschaft gewählt wurde. Die wenigen erzielten Tore entstanden aus persönlichen Einzelleistungen oder durch Nachsetzen von Dragicevic.

In der Abwehr konnten die Constantaner dem exakten Spiel der Gäste, die durch ständige Bewegung und einer außergewöhnlichen Zirkulation des Balles den Gegner ständig destabilisierten, wenig entgegensetzen. Die Kieler fanden immer wieder den Weg in Richtung des Tores von Ionut Stanescu.

Der Torwart von Constanta hatte einen wenig inspirierten Spielanfang, aber nach einer kurzen Auswechslung durch Mihai Popescu, dem in der Zwischenzeit aber auch nicht viel glückte, erreichte er die nötige Betriebstemperatur in der Partie. Danach gelangen ihm nicht weniger als 22 Paraden, darunter zwei gehaltene Siebenmeter.

Nachdem die Gäste sich auf elf Tore (4:15) abgesetzt hatten, deuteten die Constantaner, die Differenz reduzieren zu können, aber sie kamen nicht näher als auf acht Zähler, während die Deutschen erneut Gas gaben und mit einer Führung von zehn Toren (21:11) in die Pause gingen.

Die zweite Halbzeit, die Constanta mit 17:16 gewann, führte zu einer leichten Verbesserung, jedoch zeigte ihr Spiel, wie weit weg es ist von dem, was die Deutschen spielen können. Sicherlich könnte man hier die verletzungsbedingten Ausfälle von Adzic und Milinovic anführen, aber auch die Tatsache erwähnen, dass der THW Kiel 13 Spieler auf dem Spielbericht eingetragen hatte, davon drei Torwarte.

Wir müssen anerkennen, dass trotz ausländischer Verstärkung HCM Constanta, die Mannschaft Nr. 1 in Rumänien, weit weg vom "supergalaktischen" Handball europäischer Größen ist. Gleichwohl hoffen wir, dass dieses Spiel eine Lektion für unsere Spieler war, die sich weiterhin in einer vorteilhaften Position gegenüber den Gruppengegnern Gudme und Karvina für die Qualifikation für die Achtelfinals befinden.

Anzumerken bleibt noch, dass der Ukrainer Kovalenko, der mit einer stürmischen Aktion und einem Torerfolg gleich nach seiner Einwechselung begann, es nicht schaffte, den Druck des Spiels abzulegen, während als einzige Dragicevic, Toma und Stanescu nachwiesen, sich mental auf gleicher Höhe mit den Gegner zu befinden.

Stimme von HCM-Trainer Lucian Rasnita (auch Trainer der rum. Nationalmannschaft):

Wir wussten von Anfang an, dass uns in dem Spiel mit Kiel, einer Mannschaft mit so wertvollen Spielern, nur ein Wunder den Sieg oder ein Unentschieden bringen kann. Aber wir haben sehr schwach begonnen und ihnen erlaubt, ihr kraftvolles schnelles Spiel durchzusetzen.

Jede Mannschaft, die sich selbst respektiert, spielt so wie Kiel heute. Sie sind es gewohnt, bei ihnen gibt es keine Spiele gegen schwache oder sehr starke Gegner. Alle Gegner werden mit der gleichen Ernsthaftigkeit angesehen und ich glaube heute haben wir eine Antwort darauf bekommen wie man jedes Spiel spielen sollte.

Wir sind nicht mal zu 30 Prozent qualifiziert. Wir haben zwei Siege, haben versucht in der Champions League Schritt zu halten. Zur Zeit gelingt es uns noch nicht, mit den ersten 16 Mannschaften der Champions League mitzuhalten. Ich glaube so wie die spielen, wird es schwer, dass irgend jemand in Kiel Punkte gewinnt, insbesondere da sie in Gudme und in Constanta gewonnen haben und nur noch ein Auswärtsspiel in Karvina bestreiten müssen.

Wenn ich heute jemanden hervorheben möchte, der konstant gut gespielt hat, ist es der Torwart Stanescu.

(Übersetzt von Josef Willisch)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.10.2006:

Vorentscheidung mit perfekter erster Halbzeit

THW imponierte beim 37:28 in Constanta - Thierry Omeyer und HCM-Fans Weltklasse
Constanta - Mit einer imponierenden Vorstellung unterstrich der THW am Sonnabend bei HCM Constanta seinen Anspruch auf eine Hauptrolle auf der europäischen Handball-Bühne. Die Kieler gewannen ihr Champions-League-Gruppenspiel beim bisher verlustpunktfreien rumänischen Meister auch in der Höhe verdient mit 37:28 (21:11) Toren und setzten mehr als einen Fuß in die Tür zum Achtelfinale.

Rumäniens Handball wittert Morgenluft. Nach zwei Siegen über Gudme und in Karvina wollte HCM Constanta, das Team aus der Hafenstadt am Schwarzen Meer, auch gegen den deutschen Titelträger ein Fest feiern. Großflächig waren alle Straßen um die seit Wochen ausverkaufte City Hall abgesperrt worden, die heimische Presse widmete der Champions League lange Berichte und 3000 Fans sangen sich vor dem Spitzenspiel der Gruppe E lautstark in Stimmung. So zog schon vor dem Anpfiff eine großartige Atmosphäre in die enge Sportarena ein. Laut, aber friedlich und fair.

Den Faden für das erhoffte große Spiel nahmen indes nur die Gäste auf. Mit Kapitän Stefan Lövgren im Angriff, dessen Oberschenkel-Verletzung sich rechtzeitig in Luft aufgelöst hatte ("Ich habe fast nichts gespürt"), und mit Lars Krogh Jeppesen, der nach schwerer Rippenprellung auf die Zähne biss und im Mittelblock der Kieler Abwehr an die Seite von Nikola Karabatic rückte. Noch am Donnerstag und Freitag habe er einen Einsatz nicht für möglich gehalten, sagte Jeppesen. Doch der Däne hielt durch und zimmerte gemeinsam mit Karabatic am Bollwerk der Kieler 6:0-Deckung. Zwei Meter Körperlänge neben 198 Zentimetern, diese eingerahmt von den 1,98 Metern eines Kim Andersson und weiteren zwei Metern von Marcus Ahlm. An jener Menschenmauer, gleichermaßen aggressiv wie beweglich, verzweifelten die kleiner gewachsenen Rumänen. Durch die Mitte ging gar nichts, Gegentore kassierte der THW über den Kreis oder über die Außenpositionen.

Lövgren, Karabatic, Kim Andersson und ein Hattrick von Vid Kavticnik brachten Kiel nach sieben Minuten mit 6:1 nach vorn. Auch, weil sich Torhüter Thierry Omeyer in eine Prachtform steigerte, die nur eine Bewertung verdient hatte: "Weltklasse". 18 Bälle wehrte die französische "Wand" in der ersten Halbzeit ab, bis zur 50. Minute summierte sich sein Gala-Auftritt auf 24 Paraden, dann kam die Auswechslung gegen Henning Fritz. "Thierrys Zusammenspiel mit der Abwehr wird immer besser", freute sich Lövgren über seinen Torhüter. "Das macht ihn selbstbewusster, lockerer und auch bei Eins-gegen-Eins-Situationen zu einem Riesen."

Nach neun Minuten und dem 2:9-Zwischenstand zog HCM-Trainer Rasnita Lucian mit der grünen Auszeit-Karte die Notbremse. Ein vergeblicher Versuch. Erst einmal in Schwung gekommen, war der THW-Express mit dem spielfreudigen und torhungrigen Stefan Lövgren am Schaltpult nicht mehr zu bremsen. Die Zebras rauschten auf 15:4 davon, zur Pause stand es 21:11 - die frühe Vorentscheidung nach einer perfekten ersten Halbzeit. Und weil der deutsche Meister auch später keine Sekunde vom eingeschlagenen Siegkurs abwich, behielten die Gastgeber ihre Statistenrolle; zwischenzeitlich schraubten die Zebras ihren Vorsprung gar auf 13 Tore (50., 21:34). "So macht Handball Spaß", schnaubte Nikola Karabatic.

Und HCM Constanta? Die Gastgeber hielten dem Kieler Feuerwerk nur nimmermüden Einsatz, die insgesamt neun Tore des wendigen Kreisläufers Milutin Dragicevic und den sich später ebenfalls zur Prachtform steigernden Nationaltorhüter Rudi-Ionut Stanescu entgegen.

Und natürlich seine Fans. Kiels Demonstration der Stärke und die eigene Hoffnungslosigkeit vor Augen, blieb es in der City Hall trotzdem keine einzige Sekunde still. Jede gelungene Aktion des eigenen Teams erntete frenetischen Jubel, jedes Tor wurde gefeiert wie ein Siegtreffer - bis zum bitteren Ende. Auch die HCM-Fans waren Weltklasse.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.10.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.10.2006:

THW-Splitter

Aufschwung
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in den meisten ehemaligen sozialistischen Ländern riesig. Auch Rumänien macht den Spagat zwischen Porsche und Pferdefuhrwerk. "Trotzdem geht es deutlich aufwärts", erklärt Christian. Er ist gebürtiger Rumäne mit griechischem Pass, Student und war am Wochenende Reiseleiter der kleinen Kieler Fangruppe. Der Durchschnittsverdienst im Land von Donau und Karpaten liegt bei 300 Euro, der Mindestlohn bei 150. Arbeitslos sind 6,5 Prozent der Bevölkerung, Mieten liegen bei 100 Euro, aber über 50 Prozent aller Wohnungen sind Eigentum. "Ein Geschenk der Regierung kurz nach der Wende", erklärt Christian. Für rund 2000 Mark wechselten die Immobilien damals den Besitzer.
Boris-Becker-Land
Ex-Tennis-Star Boris Becker gilt als "rumänisches Produkt." BB-Entdecker war bekanntlich Günther Bosch, sein Manager Ion Tiriac. Beide sind waschechte Rumänen. Tiriac hat seinen Landsleuten inzwischen echte deutsche Einkaufskultur beschert. "Metro", "real,-" und "Praktiker" sind überall zu finden.
Gutes Omen
Böse Geschichte: Ausgerechnet an einem "Freitag, den 13." machten sich die Zebras auf den Weg nach Constanta. Ganz findige Aberglauben-Jünger erklärten diesen Tag sogar zu "einem dunkelschwarzen Freitag." Sie hatten herausbekommen, dass die Quersumme des Datums ebenfalls 13 lautet. Die letzte Konstellation dieser Art soll 500 Jahre zurück liegen. Aber kein Problem für den THW. Der hielt mit der Verpflichtung seiner "Glücksmaschine" dagegen. Die zweimotorige "Emden" flog mit den Zebras nach Rumänien, jene Turbo-Prop, die den THW 2005 mit der Meisterschale aus Düsseldorf nach Hause gebracht hatte. Unvergessen: Aus einer Dachluke winkte Stefan Lövgren mit der THW-Fahne. Was sollte da am Wochenende schief gehen?

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.10.2006)

 


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