THW-Logo
02./04.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 04.02.2008 Bundesliga

THW Kiel gewinnt bei den "Jungen Wilden" in Magdeburg

Bundesliga, 20. Spieltag: 02.02.2008, Sa., 15.00: SC Magdeburg - THW Kiel: 30:33 (14:16)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Einen schweren Stand hatten Marcus Ahlm und seine Kollegen in der Bördelandhalle.
Klicken Sie zum Vergrößern! Einen schweren Stand hatten Marcus Ahlm und seine Kollegen in der Bördelandhalle.
Der THW Kiel ist nach der Europameisterschaft wieder gut aus den Startlöchern in der TOYOTA Handball-Bundesliga gekommen. Bei den "jungen Wilden" des SC Magdeburg gewannen die Zebras am Samstag Nachmittag verdient mit 33:30 (18:16). Dabei machten es die Kieler nach zwischenzeitlicher Sieben-Tore-Führung gegen Ende noch einmal spannend, als der SCM binnen einer Minute drei Treffer erzielen konnte und auf zwei Tore heran kommen konnte. Ein Doppelschlag von Ahlm brachte dann jedoch die endgültige Entscheidung.
Beim THW waren Kim Andersson und Vid Kavticnik mit je sieben Toren erfolgreich, beim SCM traf Kabengele acht Mal. Rückkehrer Filip Jicha zeigte sich nach seiner langen Verletzungspause gut erholte und markierte vier Treffer.

Ungewissheit ob der eigenen Stärke plagte die Kieler vor dem Anpfiff. Schließlich hatten diese erst ab Donnerstag wieder in normalem Rahmen trainieren können. In Magdeburg trafen sie zudem nicht nur auf ein junges Team, das seinem Interims-Trainer Helmut Kurrat einen würdigen Abschied bereiten wollte, sondern auch auf über 7.000 enthusiastische Fans, die ihren SCM zu einem Sieg gegen den THW brüllen und damit ein Startsignal in eine verbesserte Zukunft setzen wollten.

Silvio Heinevetter: Beispiel für die hochmotivierten und engagiert kämpfenden Gastgeber.
Klicken Sie zum Vergrößern! Silvio Heinevetter: Beispiel für die hochmotivierten und engagiert kämpfenden Gastgeber.
Dementsprechend hektisch begann die Begegnung dann auch, wenngleich Kavticnik gleich den ersten Kieler Angriff zum 1:0 verwandeln konnte. Doch gegen die engagierten Gastgeber blieb es weiter ausgeglichen, ehe ein Zwischenspurt den THW durch einen von Lövgren verwandelten Siebenmeter, ein Kavticnik-Tempogegenstoß und ein von Rechtsaußen verwandelter Ball die Kieler beim 6:4 (13.) erstmals mit zwei Toren in Fühgrung sah. Die Gastgeber konnten postwendend allerdings wieder ausgleichen. Als Lövgren kurz zur Behandlung einer Blessur auf die Bank musste, durfte Filip Jicha auch im Angriff ran. Als Grafenhorst in Unterzahl jedoch das 12:11 für den SCM markierte, drohte die Begegnung zu kippen. Heinevetters starke Phase schien diesen Eindruck zu verstärken, doch der THW hielt zumindest kämpferisch gegen: Die Abwehr agierte stark, im Angriff jedoch wurden zu viele Fehler produziert. Gut, dass Jicha mit einem so genannten einfachen Treffer das 13:12 für den THW markieren konnte, gut, dass Jicha und Kavticnik in der letzten Minute vor der Pause wieder eine Zwei-Tore-Führung heraus werfen konnten: Das 16:14 zur Halbzeit war ein gehöriges Stück Handball-Arbeit ...

Treffsicher: Vid Kavticnik erzielte 7/1 Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Treffsicher: Vid Kavticnik erzielte 7/1 Tore.
Ein gehaltener Siebenmeter des immer stärker werdenden Omeyer und ein Doppelschlag von Kim Andersson: Der THW startete besser als der Gastgeber in Hälfte zwei. Die erste Drei-Tore-Führung für die Zebras schien allerdings keine Wirkung auf Seiten der Gastgeber zu erzielen. Vor allem Kabengele machte aus dem Rückraum, was er wollte. Und so verkürzten die Gastgeber unter dem frenetischen Jubel ihrer Fans wieder auf 17:18 (34.). Was der THW in den folgenden Minuten aber zeigte, machte am heutigen Tag den Unterschied: Hinten wurden die Wege zum Tor nun vollkommen dicht gestellt, die gewonnenen Bälle dann in schnelle Konter umgesetzt. Vier Minuten dauerte es, bis die Kieler die bis dato laute Bördelandhalle in eine ruhige Handball-Arena verwandelt hatten. Konsequent in der Chancenverwertung setzte es in diesen vier Minuten fünf Treffer für Heinevetter, Kurrat zog ob dieses Kieler Angriffswirbels die Notbremse und brachte nach dem Team-Time-Out Ersatz-Keeper Erevik. Indes: Die Ausgangslage für zwei Auswärtspunkte hatte sich ob der 23:18-Führung deutlich verbessert. Jurecki hielt nun die Fahne des Gastgebers hoch doch auch seine krachenden Tore konnten nicht verhindern, dass der THW durch den in der zweiten Hälfte kaum in den Griff zu bekommenden Ahlm und Lundström beim 26:19 gar auf sieben Tore enteilen konnte (43.).

Viel versprechendes Comeback: Filip Jicha war vier Mal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viel versprechendes Comeback: Filip Jicha war vier Mal erfolgreich.
Die Partie schien entschieden, da konnte man einen von Jicha über das Tor geworfenen Siebenmeter locker verschmerzen. Doch irgendwie schlich sich mit zunehmender Müdigkeit und mit der Sicherheit einer klaren Führung der Schlendrian in die Kieler Reihen. Tor um Tor robbten sich die Gastgeber heran, doch der THW hatte bis zur 56. Minute meist eine postwendende Antwort, sodass eine Fünf-Tore-Führung Bestand hatte. Dann jedoch entfachten Kabengele, van Olphen und Tönnesen mit drei Toren in nicht einmal 90 Sekunden wieder das Feuer der Leidenschaft in der Bördelandhalle. Zwei Tore Rückstand, vier Minuten zu spielen, der THW stand nach überlegen geführten 56 Minuten dicht vor einem Punktverlust. Doch 57 Sekunden später sah die Welt wieder viel besser aus: Die Magdeburger Hoffnungen zerstörte Ahlms Doppelschlag, die ersten Bundesligapunkte im Jahr 2008 waren eingesackt.

Musste wieder viel einstecken: Nikola Karabatic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Musste wieder viel einstecken: Nikola Karabatic.
Viel Zeit, sich von dem intensiven Spiel zu erholen, bleibt den Zebras allerdings nicht. Denn bereits am Dienstag kommt mit den Rhein-Neckar Löwen ein wirklich dicker Brocken in die Landeshauptstadt. Und die durch die Verpflichtung von Tkaczyk und Bielecki noch einmal verstärkten Löwen wollen in Kiel etwas reißen. Am Samstag gewannen sie ihr Auftaktspiel nach der EM-Pause mit 32:27 gegen Essen, das neue Rückraum-Duo erzielte dabei acht Tore. Ein heißer Tanz im Februar wartet auf den THW. Doch nach der letztlich souveränen Leistung in Magdeburg zeigen sich die Kieler rechtzeitig gerüstet für das Spitzenspiel ...

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Das einzig Schöne an diesem Spiel waren die zwei Punkte, mit allem anderen bin ich nicht zufrieden. Wir haben uns 60 Minuten gequält. Im Angriff haben wir nicht zu unserem Spiel gefunden und in der Abwehr waren wir nicht bissig genug. Vielleicht lag es daran, dass wir vier Wochen lang weder zusammen trainert noch gespielt haben.
SCM-Trainer Helmut Kurrat:
Wir haben auf die Müdigkeit der Kieler spekuliert und uns bravourös der Übermacht entgegen geworfen. Wir haben gezeigt, dass wir mit viel Kampfbereitschaft an die Spitzenmannschaften herankommen. Man hat gesehen, dass die Mannschaft lebt. Das wird man auch in den restlichen Spielen der Saison sehen.
SCM-Sportdirektor Stefan Kretzschmar:
Der THW hat verdient gewonnen. Manchmal macht es Spaß, einem Gegner beim Spiel zuzuschauen, auch wenn man Fan des SCM ist. Mein Dank an Helmut Kurrat für den Zusammenhalt der Mannschaft.
Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Wichtig war allein der Sieg. Groß ist die Freude zudem über das gelungene Comeback von Jicha, denn die kommenden Wochen werden ganz schwer, da brauchen wir jeden Spieler.
SCM-Spieler Stian Tönnesen gegenüber den KN:
Wir wusste, dass mit dem THW die beste Mannschaft der Welt zu Gast ist, deswegen können wir stolz darauf sein, solange so gut mitgehalten zu haben. Den Anfang der zweiten Halbzeit haben wir verschlafen.
THW-Spielmacher Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Wichtig ist, dass wir die Punkte haben und alle gesund geblieben sind. In Magdeburg muss man erst einmal gewinnen, egal, welche Mannschaft der SCM aufbietet.
THW-Spieler Kim Andersson gegenüber den KN:
Es war nicht schwer, sich nach der EM wieder auf den THW einzustellen. Man kommt nach Hause und freut sich auf Kiel und seine Freunde in der Mannschaft. Der THW ist Arbeit, Hobby und Spaß zugleich.

20. Spieltag: 02.02.08, Sa., 15.00:SC Magdeburg - THW Kiel: 30:33 (14:16)

Logo SC Magdeburg:
Erevik (38.-60., 6 Paraden), Heinevetter (1.-37., 8 Paraden); Wiegert (n.e.), Kabengele (8), van Olphen (2), Sprenger (5), Theuerkauf (3/1), Stiebler, Grafenhorst (2), Jungwirth (n.e.), Tönnesen (4), Jurecki (5), Vasilakis (1); Trainer: Kurrat
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 16 Paraden), M. Andersson (n.e.); Lund (n.e.), K. Andersson (7), Lundström (3), Kavticnik (7/1), Anic (n.e.), Lövgren (4/1), Ahlm (5), Szilagyi (n.e.), Zeitz (n.e.), Karabatic (3/1), Klein, Jicha (4); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Holger Fleisch (Ostfildern) / Jürgen Rieber (Nürtingen)
Zeitstrafen:
SCM: 4 (Vasilakis (24.), 2x van Olphen (25., 58.), Grafenhorst (44.)) ;
THW: 4 (Ahlm (26.), Lövgren (44.), Jicha (44.), Karabatic (59.))
Siebenmeter:
SCM: 3/1 (Omeyer hält Tönnesen (8.) und Sprenger (32.)) ;
THW: 5/3 (Heinevetter hält Kavticnik (24.), Jicha überweg (48.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 2:1 (2.), 2:2 (6.), 3:3 (8.), 4:4 (11.), 5:6 (13.), 5:7 (14.), 8:8 (17.), 9:9 (20.), 9:10 (21.), 10:11 (22.), 11:11 (24.), 12:11 (25.), 12:12 (26.), 13:13 (28.), 14:16;
2. Hz.: 15:17 (31.), 15:18 (32.), 17:19 (34.), 17:21 (36.), 17:22 (37.), 17:23 (38.), 18:23 (39.), 19:24 (40.), 19:25 (42.), 19:26 (43.), 23:28 (50.), 24:30 (53.), 25:30 (54.), 28:30 (57.), 28:31 (58.), 30:33 .
Zuschauer:
7033 (Bördelandhalle, Magdeburg)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.02.2008:

Kraftakt auf schweren Beinen

Müder THW nach 33:30-Sieg in Magdeburg Tabellenführer - Kavticnik und Andersson trafen sieben Mal
Magdeburg - Kurz vor dem Anpfiff erreichte THW-Manager Uwe Schwenker in der Bördelandhalle elektronische Post per SMS. Absender: sein ehemaliger Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen, seit Mitte Januar Chef-Coach beim Ligakonkurrenten Wilhelmshavener HV. "Macht sie fertig. Pitti" lautete die kurze, knackige Ansage mitten aus dem Petersen-Herzen, das weiterhin schwarz-weiß schlägt. Seine ehemaligen Spieler enttäuschten ihn nicht, gewannen 33:30 (16:14) und kehrten als neuer Tabellenführer nach Kiel zurück.

Erfolgreich waren die "Zebras", pralles Handballvergnügen präsentierten sie ihren rund 50 mitgereisten Fans nicht. Der Sieg kam vor allem über Willen und Kampf auf schweren Beinen zustande. Sechs Tage nach dem Europameisterschafts-Abpfiff in Norwegen, die den meisten "Zebras" acht Spiele in elf Tagen als Liga-Ballast beschert hatten, mühte sich der Rekordmeister zwar um Tempo und modernen Handball, oft jedoch schnaubte der THW-Express ohne Raumgewinn. "Doll war es nicht", bekannte auch Trainer Noka Serdarusic, "aber meine Jungs haben vier Wochen lang in anderen Systemen gespielt, das muss erst wieder zusammen wachsen." Zwei, drei Spiele bräuchten seine Männer noch, um den Rhythmus wieder zu finden. "Ich hoffe, wir überstehen diese Phase ohne Punktverluste."

Den Respekt vor Magdeburgs Bördelandhalle hatten besonders Kiels etablierte Akteure in ihren Reisetaschen verstaut. Zu nachhaltig waren die Erinnerungen an die letzten beiden Auftritte in Sachsen-Anhalt. Am 27. Mai 2006 hatte es eine 36:37-Schlappe gegeben, unvergessen ist jedoch die 24:39-Blamage vom 20. Dezember 2006, der höchsten Bundesliga-Auswärtsniederlage in der Vereins-Geschichte. Am Sonnabend nahmen die "Zebras" Revanche. Dass diese gegen einen Gegner gelang, dem mittlerweile die Stars abhanden gekommen sind, schmälerte den Erfolg aus THW-Sicht nicht. "Egal, wer in den Magdeburger Trikots steckt, hier muss man erst mal gewinnen, und das haben wir geschafft", freute sich National-Linksaußen Dominik Klein.

Die "Zebras" benötigten einen langen Anlauf. Erst kurz vor der Halbzeitpause lief es runder, die Abwehr packte fester zu, Torhüter Thierry Omeyer bekam endlich Ballkontakte, und mit dem sechsten Treffer von Vid Kavticnik zum 16:14 ging es in die Kabinen. Heraus kamen dort zunächst hellwache THW-Köpfe und schlafmützige Magdeburger. Omeyer mutierte zur undurchdringlichen Wand, hinzu kamen eklatante Magdeburger Abschlussschwächen, und als der THW in nur vier Minuten vom 18:17 (34.) auf 23:17 davonzog, war eine Vorentscheidung gefallen. Fortan mühten sich die "Zebras", das dürftige EM-Niveau (Serdarusic: "Handball aus der Vergangenheit, ohne Esprit und Tempo") aus der Bundesligahalle zu vertreiben, Vieles aber blieb Stückwerk.

Was am besten war? Natürlich das Jicha-Comeback, oft das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff, außerdem die schnelle Mitte, die den Magdeburgern mit Blitztoren Luft und Hoffnung raubten. Auffällig zudem die gute Quote von Vid Kavticnik (insgesamt sieben Tore) in der ersten Halbzeit, die bemerkenswerten Auftritte von Marcus Ahlm (5 Tore) und Thierry Omeyer (16 Paraden) im zweiten Abschnitt und die so genannten "leichten Tore" von Kim Andersson, der den SCM sieben Mal ins Mark traf.

Bei Magdeburg gefielen Mittelmann Stian Tönnesen (4 Tore), der schwer zu packende, weil sehr wendige Damien Kabengele (8) und Kreisläufer Barthosz Jurecki (5). Und fast entglitten den Kielern die sicher geglaubten Punkte sogar noch, als man die Zügel im Gefühl des sicheren Sieges schleifen ließ. Kabengele, van Olphen und Tönnesen entfachten mit drei Toren in nur 90 Sekunden neues Feuer unterm Hallendach und führten den Gastgeber in der 57. Minute auf 30:28 heran. Das beherzt herausgeworfene Tor von Marcus Ahlm, der zwei an seinem Trikot hängende Gegenspieler einfach Huckepack mitnahm, beruhigte die Gemüter wieder.

Serdarusic spendierte seinen Spielern gestern "trainingsfrei", obwohl morgen die Mannheimer Löwen zur "superschweren Heimpartie" (Schwenker) auflaufen. "Entspannung ist jetzt wichtiger als Training", sagte der THW-Coach. Derweil empfing Kiels Manager gleich nach dem Schlusspfiff eine weitere SMS. "Super, Glückwunsch." Absender: Klaus-Dieter Petersen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.02.2008)


(02./04.02.2008) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite