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Der THW Kiel ist zum 14. Mal Deutscher Handball-Meister!
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Der THW Kiel ist am Ziel! Am Ende einer langen, schweren Saison sicherten sich die Kieler
durch den 43:31 (21:14)-Erfolg am Mittwoch Abend bei Frisch Auf! Göppingen bereits einen
Spieltag vor dem Saisonabschluss den insgesamt 14. deutschen Meistertitel. Das abschließende
Spiel am kommenden Samstag gerät durch den nicht mehr einholbaren Vorsprung der Zebras nun zum
Schaulaufen, an dessen Ende eine riesige Party auf dem Rathausplatz wartet. Mit dem Erfolg
schafften die Kieler übrigens zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Gewinn von vier
Meisterschaften in Folge. Bester Kieler Werfer in der Porsche-Arena Stuttgart
war
Nikola Karabatic mit 9/2 Toren.
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Jaliesky Garcia (4 Tore) wird von Kim Andersson (6 Tore) attackiert.
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Bernd Dunstheimer |
Vor dem Spiel hatten die Göppinger darauf gehofft, der THW sei wegen des erst vor
drei Tagen geplatzten Traumes von der Titelverteidigung in der Champions League niedergeschlagen
und müde. Doch die 6200 Zuschauer in der Porsche-Arena, die den THW Kiel sehr freundlich empfingen,
sahen bereits zu Beginn der Partie stark auftrumpfende Zebras.
Thierry Omeyer
hielt in den ersten Minuten seinen Kasten sauber, ein Doppelschlag von
Vid Kavticnik
und ein blitzsauberer Treffer von
Dominik Klein sorgten mit dem 3:0 (3.) für
entspannte Mienen bei den wenigen mitgereisten Fans. Fünf Minuten später allerdings drohte die
Partie zu kippen. Manojlovic drehte urplötzlich auf, erzielte drei Treffer in drei Minuten, als
Shejbal im Tor der Göppinger einen Ball des frei vor ihm auftauchenden
Karabatic
gleich zweimal entschärfte, schickte sich FAG an, den THW mächtig zu ärgern. Garcias Geschoss schlug
neben
Omeyer ein, Göppingen führte nach zehn Minuten mit 8:6.
Der THW reagierte,
Mattias Andersson wurde zwischen die Pfosten beordert - ein
kluger Schachzug, sollte der Kieler Keeper doch in den folgenden Minuten zum großen Rückhalt des THW werden.
Ein ums andere Mal entschärfte
Andersson die Würfe der Gastgeber,
schickte seine Mitspieler zu Tempogegenstößen auf die Reise.
Kim Andersson
und
Filip Jicha mit zwei schönen Treffern drehten das Spiel - innerhalb von
drei Minuten war aus dem Zwei-Tore-Rückstand wieder eine Zebra-Führung geworden. Und die Kieler wollten
mehr. Angetrieben von ihrem Torhüter ackerten sie konzentriert in der Abwehr, im Angriff wurde
auf eine klare Chance gewartet und dann eiskalt verwandelt. So auch in der 16. Minute, als zunächst
Lundström von außen verwandelte, ehe
Karabatic
wieder zur Drei-Tore-Führung des THW traf. Nach Schweikhardts 10:12 zeigten die Zebras dann,
warum sie als "Erfinder" des Tempohandballs gelten. Vier Minuten - fünf Treffer. Dreimal der nicht
zu stoppende
Karabatic, einmal
Lundström mit einem
tollen Heber, einmal
Lund - 17:10, in der 23. Minute konnten so langsam aber
sicher die Meistersektflaschen in die Kühlung gelegt werden. Zumal der THW bis zur Pause abgeklärt kein
Herankommen der Göppinger mehr ermöglichte. Beim 21:14 zur Halbzeit schien die Meisterschaft bereits entschieden.
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Die THW-Deckung stand in Stuttgart sattelfest.
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Bernd Dunstheimer |
In der Pause hatte auch ein Zwischenstand aus Mannheim die Runde gemacht - dort lag die SG Flensburg-Handewitt bei
den Rhein-Neckar Löwen nach dreißig Minuten mit 10:16 im Hintertreffen. Doch wen kümmerte es? Die Kieler
wollten aus eigener Kraft den 14. Titel bereits in Stuttgart unter Dach und Fach bringen. Und so
spielten sie weiter hochkonzentriert, ließen Göppingen überhaupt nicht mehr zur Entfaltung kommen. Zeitweilig
schien es, als wollten sich die Zebras den Frust vom letzten Sonntag von der Seele schießen. In der 34. Minute
erzielte
Lundström beim 25:15 die erste Zehn-Tore-Führung, wenig später
durfte Dauerbrenner
Kavticnik auf der Bank Platz nehmen. Für ihn kam
Christian Zeitz, wenig später gesellte sich auch
Igor Anic
auf der Platte hinzu. Beim THW wurde durchgewechselt, dem Spielfluss tat dies jedoch keinen Abbruch.
Jichas "Strich" zum 30:20 (43.),
Lövgrens Rückhandwurf
zum 31:22 - die Zebras begannen sogar zu zaubern. Einzig Manojlovic konnte mit den Kielern noch mithalten,
bei denen sich
Mattias Andersson weiter in großartiger Form befand. Sein Namensvetter auf
halbrechts trug sich sechsmal in die Torschützenliste ein - den 40. Kieler Treffer durfte allerdings
Viktor Szilagyi erzielen (55.). Längst hatten die Fans "Schwarz und Weiß" angestimmt,
wenig später hallte ein "Deutscher Meister ist nur der THW" durch die Arena, in der sich die Anhänger
der Gastgeber mit den Kielern zu freuen schienen. Als
Kim Andersson 100 Sekunden
vor dem Ende das letzte Kieler Auswärtstor der Saison erzielte, waren die Champagnerflaschen längst an
den Spielfeldrand gerückt worden.
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Jubel bei den Zebras über den 14. Meistertitel.
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Bernd Dunstheimer |
Schlusspfiff! Mit dem mehr als deutlichen 43:31 sicherten sich die Kieler ihre vierte Meisterschaft in Folge,
den 14. Titel insgesamt. Erst ein wenig verhalten freuten sich die Zebras über diesen Erfolg, der ihnen
am kommenden Samstag eine entspannte Party mit 10.250 Fans in der Sparkassen-Arena-Kiel und sicherlich 20.000 Anhängern
auf dem Rathausplatz bescherte. Als wenig später die Hallenregie jedoch "we are the Champions" für den neuen
Deutschen Meister einspielte, gab es kein Halten mehr. Jubelkreis, Champagnerduschen, Umarmungen, Polonäse und
die La Ola mit den Fans - der THW Kiel ist
Deutscher Meister 2008!
(Christian Robohm)
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Polonäse durch die Porsche-Arena...
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Bernd Dunstheimer |
Herzlichen Dank an Bernd Dunstheimer für die Fotos!
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
FAG-Trainer Velimir Petkovic:
Glückwunsch, der THW hat eine sensationelle Saison gespielt
und heute verdient gewonnen. Ich habe vor dem Spiel gesagt,
dass es nicht knapp wird. Serdarusic
sagte, es sei nicht schwierig gewesen, die Jungs zu motivieren, damit
sie nach Sonntag eine solche Powerleistung abliefern.
Ab der 15. Minute haben wir unsere Linie verloren und somit
hat Kiel verdient gewonnen.
Dieser Sieg war nicht selbstverständlich nach
der Champions-League-Niederlage, aber die Jungs haben sich
zusammengerauft. Sie haben sich eingeschworen auf die Deutsche Meisterschaft,
sie wollten es selbst schaffen, dann kann man sich mehr freuen.
Wir kamen gut ins Spiel. Nach dem 3:0 kam eine schlechte Phase in der Abwehr,
aber anschließend lief alles gut.
Ich weiß nicht wie ich die Jungs innerhalb von nur drei Tagen aus dem "Tal der Tränen" heraus geholt habe - ich weiß nicht einmal,
ob ich es gemacht habe. Ich hatte Zweifel, denn vor dem Spiel
waren die Gesichter alles andere als fröhlich. Letztendlich bin ich froh.
Wenn Sie mich fragen, ob die Freude über die Meisterschaft oder der Frust über die Champions-League-Niederlage überwiegt,
kann ich nur sagen:
Wir haben den Pokal, sind Deutscher Meister und standen im CL-Finale. Unser Verein ist
105 Jahre alt und wir haben dies zum dritten Mal geschafft. Ich habe meine Jungs die ganze
Saison über nicht viel gelobt, aber jetzt bin ich stolz auf die Jungs.
Andere müssen 50 bis 70 Jahre leben, um so etwas zu schaffen.
THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Das Team hat sich den Frust von der Seele gespielt.
Die Spieler wollten zeigen, dass sie keine Schützenhilfe
aus Mannheim benötigen. Sie haben den Handball gezeigt,
mit dem sie die Saison geprägt hatten - schnell und modern.
Nach einem Glas Bier werden sie sich hoffentlich über das
Geleistete freuen und den Blackout im Champions-League-Finale
vergessen können.
THW-Gesellschafter Willi Holdorf gegenüber den KN:
Zuletzt wurde Noka oft kritisiert, dass er nicht
auswechselt. Das hat er diesmal gut gemacht. Ich finde es
schade, dass er nach dem Champions-League-Finale
von Aufhören gesprochen hat. Der Zeitpunkt war unglücklich.
Für uns Gesellschafter war aber die ganze Zeit klar,
dass die nächste Saison seine letzte als Trainer sein würde.
Es ist toll, dass wir den Titel geholt haben. Den 11.
Mai werden wir trotzdem nicht so schnell vergessen. Unser Ziel muss es sein, in der
nächsten Saison die Champions-League zu gewinnen.
Mit diesem Erfolg haben wir die Champions-League-Pleite abgehakt. Wir feiern
jetzt eine Riesen-Party. Wir haben das Double, das ist doch eine tolle Sache.
FAG-Kreisläufer Manuel Späth gegenüber den KN:
Uns fehlte der letzte Biss. Die Kieler waren eine Klasse
besser und sind verdiente Deutsche Meister.
- Frisch Auf Göppingen:
-
Shejbal (1.-48., 9 Paraden),
Krotz (48.-60., 3 Paraden);
Schweickardt (5/3),
Oprea (2),
Thiede (3),
Schöne (1),
Harsanyi (1),
Späth (1),
Rajkovic (1),
Baiceanu,
Anusic,
Garcia (4),
Manojlovic (10),
Horak (3);
Trainer: Petkovic
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-10., 1 Siebenmeter, 3 Paraden),
M. Andersson (10.-60., 15 Paraden);
Lund (2),
K. Andersson (6),
Lundström (7),
Kavticnik (3/1),
Anic (2),
Lövgren (1),
Ahlm (3),
Szilagyi (2),
Zeitz (1),
Karabatic (9/2),
Klein (1),
Jicha (6);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Damian / Wenz (Bingen/Mainz)
- Zeitstrafen:
-
FAG: 3 (2x Anusic (26., 46.), Späth (40.));
THW: 4 (2x Karabatic (24., 41.), Lund (32.),
Ahlm (39.))
- Siebenmeter:
-
FAG: 4/3 (Schweikardt verwirft gegen Omeyer (41.));
THW: 5/3 (Shejbal hält Kavticnik (18.), Krotz hält Jicha (55.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1 (2.), 0:3 (3.), 2:3 (4.), 2:4 (4.), 3:5 (6.), 5:5 (7.), 5:6 (7.), 8:6 (10.), 8:8 (11.),
9:9 (13.), 9:12 (17.), 10:12 (18.), 10:17 (23.), 11:17 (23.), 12:18 (24.), 12:20 (27.), 14:21;
2. Hz.: 14:23 (31.), 15:23 (33.), 15:25 (34.), 16:26 (36.), 18:27 (38.), 19:28 (40.), 20:29 (42.),
20:30 (43.), 21:30 (44.), 22:31 (45.), 23:32 (45.), 24:33 (47.), 24:34 (48.), 25:35 (49.), 26:36 (50.),
27:37 (51.), 27:39 (52.), 29:40 (56.), 30:42 (58.), 31:43
- Zuschauer:
-
6200 (ausverkauft) (Porsche-Arena, Stuttgart)
- Spielgraphik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2008:
THW besteigt den Thron aus eigener Kraft
Mit souveräner Vorstellung und dem 43:31 über Göppingen zum 14. Mal Deutscher Meister
Stuttgart - Der THW Kiel ist zum 14. Mal Deutscher
Handballmeister! Bei ihrer letzten Bundesliga-Dienstreise
hatten die "Zebras" den Taschenrechner zu
Hause gelassen. Es war ihnen egal, ob die SG Flensburg
in Mannheim stolpern würde. Sie wollten mit einem
Auswärtssieg gegen FA Göppingen den Thron
aus eigener Kraft besteigen. Am Ende einer souveränen
Vorstellung gewannen die Kieler gestern
Abend in Stuttgart mit 43:31 (21:14).
Da die Schwaben ihre gefürchtete
Hohenstaufenhalle umbauen, empfingen sie den
Tabellenführer in der Stuttgarter Porsche-Arena. 6200
Zuschauer füllten die moderne Arena zwar bis auf den
letzten Platz, doch Rückenwind für die Hausherren fühlt
sich anders an. Zuschauer im Sinne des Wortes. Handball-Fans, die den Meister sehen
wollten. Sie sahen zunächst einen nervösen Gast, der die
Alpträume der vergangenen Tage erst einmal abschütteln
musste. Die bittere Niederlage im Champions-League-Finale
gegen Ciudad Real, das überraschende Fernseh-Interview
ihres Trainers Noka Serdarusic, der zum denkbar
ungünstigsten Zeitpunkt seinen Abschied im Sommer
2009 ankündigte.
8:6 führten die Göppinger, die entspannt aufspielen
konnten, berechtigt sie ihr neunter Platz definitiv nicht
zur Teilnahme am Europapokal. Sie hatten nichts zu verlieren, nur Ruhm zu gewinnen.
Doch die Zwei-Tore-Führung nach zehn Minuten
verdankten sie weniger ihrer Klasse. THW-Torhüter Thierry Omeyer
bekam keinen Fuß in die Tür und seine Vorderleute
ihre Nerven nicht in den Griff. Doch mit der Einwechslung
von Mattias Andersson, der bis zur Pause noch neun
Paraden zeigen sollte, ging ein Ruck durch das Kieler Team.
Konzentriert in der Abwehr und fast fehlerfrei im Angriff
legten die "Zebras" mit einem Zwischenspurt auf 17:10 (22.)
den Grundstein gegen Göppinger, die fortan mit hängenden
Köpfen durch die Halle schlichen. Sie hatten in den
vergangenen sechs Punktspielen neun Punkte eingesammelt,
der SG Flensburg drei Zähler abgeknöpft. Doch gestern präsentierte sich das
Team von Velimir Petkovic mut- und kraftlos. Vor allem
Torhüter Michal Shejbal, der Martin Galia (Kreuzbandriss)
ersetzte, erlebte einen rabenschwarzen Tag.
Petkovic bat seine kopflose Schar bereits nach einer Viertelstunde
zur Auszeit. Da führte Kiel mit 15:10 und Manager
Uwe Schwenker, der bei Auswärtsspielen stets auf der
THW-Bank sitzt, griff seelenruhig
zu seinem Handy. Ein Blick - die Rhein-Neckar Löwen
führten zu diesem Zeitpunkt mit 9:3 gegen die SG
Flensburg. Kiel fünf Tore voraus, der Verfolger sechs zurück,
das Bundesliga-Finale hatte an Dramatik verloren.
Spätestens zur Pause waren in Stuttgart die Punkte verteilt,
und beide Mannschaften waren fortan lediglich darum
bemüht, unverletzt den Schlusspfiff zu erreichen. Auf
Kieler Seite kamen nun auch die zuletzt selten eingesetzten
Viktor Szilagyi und Igor Anic
zum Einsatz. Als Rechtsaußen ersetzte Christian Zeitz den
Dauerläufer Vid Kavticnik,
der auf der Bank die letzten Minuten genießen konnte, die
Kiel noch von der Party trennten, die in der Porsche-Arena
mit Schampusfontänen, einer Polonaise vor begeisterten
Stuttgarter Zuschauern startete und am späten Abend
noch im Stuttgarter Maritim-Hotel gefeiert wurde. Das
Aufwärmprogramm für die große Sause, die im Kieler Kalender
bereits einen Stammplatz hat. Diesmal feiert die
Stadt ihre Sport-Helden am 17. Mai auf dem Balkon des
Rathauses.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2008)