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10./11.05.2009 - Letzte Aktualisierung: 11.05.2009 DHB-Pokal

Final Four: THW Kiel feiert den sechsten DHB-Pokalsieg

Titelhattrick und Rekordpokalsieger nach 30:24 gegen Gummersbach

DHB-Pokal, Finale: 10.05.2009, So., 14.15: THW Kiel - VfL Gummersbach: 30:24 (15:12)
Update #3 KN-Berichte, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

DHB-Pokalsieger 2009: Der THW Kiel!
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Der THW Kiel hat zum insgesamt sechsten Mal und zum dritten Mal in Folge den DHB-Pokal gewonnen. Im Endspiel in der Hamburger Colorline-Arena gewannen die Zebras am Sonntag gegen den VfL Gummersbach nach anfänglichen Schwierigkeiten letztlich souverän mit 30:24 (15:12) und feiern damit das sechste "Double" aus Meisterschaft und Pokalsieg - welches im Champions League Finale gegen Ciudad Real Ende des Monats noch in ein Triple verwandelt werden soll.
Bester Torschütze im Finale, in dem Kim Andersson 30 Tage nach seinem erlittenen Mittelhandbruch sein Comeback feierte, war erneut Vid Kavticnik mit 6/4 Treffern. Der Slowene wurde damit mit insgesamt 16 Treffern auch bester Werfer des "Final Four", während Filip Jicha von den Journalisten zum "most valuable player" und VfL-Keeper Nandor Fazekas zum besten Torhüter gekürt wurden.

Dreißig Tage nach seinem Mittelhandbruch schon wieder mittendrin im Gewühl: Kim Andersson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dreißig Tage nach seinem Mittelhandbruch schon wieder mittendrin im Gewühl: Kim Andersson.
Die Vorzeichen hätten unterschiedlicher nicht sein können, obwohl sowohl der VfL Gummersbach als auch der THW Kiel vor dem Endspiel jeweils mit fünf Pokalsiegen Co-Rekordhalter waren. Denn die letzten Erfolge im Pokalwettbewerb lagen bei den Oberbergischen lange zurück: Der fünfte und letzte Coup gelang 1985, der letzte Finaleinzug datierte vom Jahr 1989, das 1993 initiierte "Final Four" erreichte der Altmeister in diesem Jahr gar zum ersten Mal. Auf der anderen Seite hingegen der THW Kiel, der erst 1998 erstmals den DHB-Pokal gewinnen konnten, aber seitdem Stammgast bei der Finalrunde in Hamburg ist und zuletzt 2007 und 2008 die Titelsammlung erweiterte. Gegen den Tabellenneunten, der am Vortage überraschend den Champions League Halbfinalisten und Gastgeber HSV Hamburg mit 35:27 zerpflückte, waren die Zebras der Favorit, die Fans der Rhein-Neckar Löwen und des HSV stellten sich natürlich geschlossen auf die Seite des vermeintlichen Underdogs.

Bester Torschütze des Wochenendes: Vid Kavticnik.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester Torschütze des Wochenendes: Vid Kavticnik.
Dieser nahm zu Beginn den Schwung aus der bärenstarken zweiten Halbzeit des Vortags mit ins Endspiel, die Matchwinner gegen Hamburg - Adrian Pfahl, Viktor Szilagyi und Nandor Fazekas - durften diesmal von Beginn an ran. Gummersbach ließ sich auch nicht von der überraschenden Kieler Formation - ohne den gegen die Rhein-Neckar Löwen überragenden Christian Zeitz und Nikola Karabatic, dafür aber mit dem wiedergenesenen Kim Andersson im rechten Rückraum - aus dem Konzept bringen, baute das Spiel in aller Ruhe auf und konterte die Führungstreffer der Kieler so zunächst postwendend. Nach einem Wechselfehler geriet der VfL zwar in Unterzahl und kassierte durch Lövgren beim 5:3 den ersten Zwei-Tore-Rückstand, doch Szilagyi mit einem Schlag- und Pfahl mit einem Unterarmwurf konterten erneut. Obwohl der THW Kiel in der Abwehr wacher wirkte und Thierry Omeyer im Torhüterduell klar die Nase vorn hatte, konnte sich der THW wegen mehrerer Unkonzentriertheiten im eigenen Angriffsspiel nicht absetzen. Symptomatisch dafür eine Szene aus der zehnten Minute, als Stefan Lövgren am Kreis glänzend freigespielt wurde, dieser aber - statt selbst abzuschließen - noch einmal ungenau auf Dominik Klein abzulegen versuchte.

Nikola Karabatic: Pure Entschlossenheit.
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Bis zum 7:7 durch einen Siebenmeter von Kavticnik lieferten sich beide Teams ein Duell auf Augenhöhe, trugen sich bereits zwölf verschiedene Feldspieler in die Torschützenliste ein. Dann aber warf Momir Ilic einen Rückraumwurf an die Oberkante der Latte, der Ball flog in hohem Bogen zurück ins Spielfeld. Kim Andersson und Robert Gunnarsson kämpften um das Spielgerät, die Schiedsrichter Methe/Methe entschieden auf Freiwurf für den THW. Da Gunnarsson den Ball aber nicht sofort rausrücken wollte, schritt Thierry Omeyer etwas zu energisch ein und wurde folgerichtig für zwei Minuten auf die Bank geschickt. In dieser aufgehitzten Atmosphäre unterlief dem THW nur wenige Sekunden später ebenfalls ein Wechselfehler, so dass man nun fast zwei Minuten in doppelter Unterzahl agieren musste.

Gummersbach nutzte diese Phase eiskalt aus, Zrnic, Wagner und Tuzolana brachten den Altmeister mit 10:7 in Front. Alfred Gislason nahm nun seine Auszeit und bat seine Mannschaft, ruhig weiterzuspielen. Karabatic verkürzte zwar auf 8:10, nachdem aber Marcus Ahlm die nächste Zeitstrafe aufgebrummt bekam, wollte der VfL seinen Vorsprung weiter ausbauen. Doch die Kieler, die sich zuletzt ungerecht behandelt fühlten, waren nun angestachelt und wirkten endlich "heiß" auf das Finale. Die Abwehr war nun endlich gewohnt aufmerksam, Jicha und Kavticnik im Gegenstoß gelang in Unterzahl gar der Ausgleich zum 10:10.

Der "MVP" hat wieder zugeschlagen: Filip Jicha dreht nach einem weiteren Treffer jubelnd ab.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der "MVP" hat wieder zugeschlagen: Filip Jicha dreht nach einem weiteren Treffer jubelnd ab.
Doch damit noch lange nicht genug, denn der THW spielte sich nun in einen Rausch: Adrian Pfahl verzog seinen nächsten Torversuch über den Kasten, der mittlerweile für Dominik Klein gekommene Henrik Lundström brachte die Zebras wieder in Front. Szilagyi traf mit seinem Wurf nur die Latte, der schwedische Linksaußen legte für den THW zum 12:10 nach. Kim Andersson mit einem tollen Dreher und Vid Kavticnik per Strafwurf erhöhten gar auf 14:10 - mit sieben Toren binnen sieben Minuten hatten die Kieler die Partie zu ihren Gunsten gedreht, so dass man mit einer 15:12-Führung in die Halbzeitpause ging. Einziger großer Wermutstropfen: Marcus Ahlm hatte sich an seiner Hand verletzt, droht möglicherweise mit einem Sehnenabriss im Finger länger auszufallen.

Nach dem Seitenwechsel setzte VfL-Coach Sead Hasanefendic erneut alles auf eine Karte, brachte Alvanos und Vukovic und beorderte Stojanovic ins Tor. Doch der THW ließ sich nicht mehr davon beeindrucken. Als Alvanos und wenige Sekunden später auch Adrian Wagner wegen absichtlichen Fußspiels auf die Bank geschickt wurden, bauten die Zebras ihren Vorsprung gnadenlos aus: Lundström und Karabatic erhöhten auf 18:13. Während besonders Momir Ilic nun reihenweise am überragenden Thierry Omeyer scheiterte, begannen die Zebras vorne zu zaubern: Eine schöne Kombination über Andersson und Jicha
Die THW-Karawane zieht zum Siegerpodest...
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verwertete Igor Anic zum 19:13, ein tolles Anspiel von Lundström auf den am Kreis eingelaufenen Jicha nutzte der "MVP" per Dreher zum 21:14. Mittlerweile durfte auch endlich Christian Zeitz aufs Parkett und feuerte den Ball zum 22:15 in die Maschen, ehe Vid Kavticnik mit einem Doppelschlag gar das 24:15 markierte - die Entscheidung war nach 46 Minuten endgültig gefallen.

Der Startschuss zum Feiern für Fans und Spieler war bereits gefallen, als Stefan Lövgren unter Anfeuerungsrufen aus dem Kieler Fanblock das Ergebnis gar auf 27:17 schraubte. Ein Glück für die Gummersbacher, dass es die Zebras in den letzten acht Minuten etwas gemächlicher angehen ließen und man so noch um vier Tore verkürzen konnte. Doch nach dem Schlusspfiff brachen dann endgültig alle Dämme: Mit einer Polonaise betrat der THW Kiel, neuer und alter DHB-Pokalsieger und mit sechs Titeln nun alleiniger Rekordchampion, das Siegerpodest, ehe Stefan Lövgren zum dritten und letzten Mal in seiner Karriere den DHB-Pokal aus den Händen von Ulrich Strombach entgegennahm. Gefeiert - auch dies hat Tradition in Kiel - wird der Titel zusammen mit der Meisterschaft und den Fans ausgiebig nach dem letzten Bundesliga-Spieltag, denn vielleicht kommt ja bis dahin auch noch ein weiterer großer Pokal zurück nach Hause...

(Sascha Krokowski)

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Lesen Sie auch folgende Berichte:


Stimmen zum Spiel:

VfL-Trainer Sead Hasanefendic:
Gegen den THW Kiel darf man sich einfach keine Fehler erlauben. Als sie dann sieben Tore in Folge warfen, hat Kiel dann die Sicherheit gewonnen, die wir nicht mehr stoppen konnten.

Insgesamt war es aber ein unglaubliches Wochenende für uns. Verlieren ist zwar niemals schön, aber Kiel war heute einfach besser. Jetzt hoffen wir, dass der THW auch gegen Ciudad Real gewinnt, damit wir auf einer Stufe mit den Spaniern stehen.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Dieser Sieg war schön und auch wichtig für uns. Wir haben heute besser gespielt als gestern. Ich bin stolz darauf, beim Final Four dabeigewesen zu sein und vor allem es gewonnen zu haben.

[zur Pokalfeier:]
Wir werden heute im kleinen Kreis in geschlossener Gesellschaft feiern. Dies ist schon lange so geplant und wir hätten uns auch getroffen, wenn wir verloren hätten.

[zur ersten Halbzeit:]
Ich hatte nie an unserem Sieg gezweifelt. Meine Mannschaft fühlte sich am Anfang sehr ungerecht behandelt. Ich wusste von daher, dass sie nun erst recht alles geben würde.

[zu Thierry Omeyer:]
Er war gestern nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung. Daher dachte ich mir schon, dass er diesmal eine Weltklasseleistung abliefern würde.

[zu Marcus Ahlm:]
Sollte sich wirklich herausstellen, dass Marcus einen Sehnenabriss im Finger hat, wäre dies ein herber Verlust im Champions League Finale.

[zum bisherigen Saisonverlauf:]
Natürlich hat auch Noka großen Anteil an diesem Erfolg. Für mich ist es unglaublich schön, der Mannschaft zu helfen und mit ihr zu arbeiten. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen konnten. Nie zuvor hatte ich so viel Zeit am Videorecorder verbracht wie in dieser Saison.

VfL-Sportdirektor Francois-Xavier Houlet:
Mit dem Finaleinzug war uns ja bereits eine Überraschung gelungen. Das Team und seine Fans haben sich hier sehr gut verkauft. Die Niederlage im Finale tut zwar jetzt weh, aber in ein paar Tagen werden wir drüber lachen können.
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann:
Das beste Team der Welt hat gewonnen, nur die Löwen konnten den THW an den Rande einer Niederlage bringen. Der VfL hat sich ebenfalls sehr gut verkauft, lediglich der HSV Hamburg wird sich wohl ärgern, denn er blieb am ehesten unter seinen Möglichkeiten. Insgesamt war das Final Four wieder einmal eine fantastische Veranstaltung und ich hoffe, sie wird noch lange hier in Hamburg bleiben.
THW-Kapitän Stefan Lövgren:
Die erste Halbzeit war sicherlich nicht unsere beste. Wir sind dann aber benachteiligt worden, das hat uns Extra-Energie gegeben, hat uns gepusht. Die zweite Halbzeit war dann souverän von uns.
THW-Linkshänder Kim Andersson:
Ich fühlte mich fit und wollte versuchen, die Mannschaft zu unterstützen. Ich habe keine Schmerzen mehr. Die Ärzte werden zwar sicherlich schimpfen, weil ich gespielt habe, aber das ist mir jetzt egal.
VfL-Kreisläufer Robert Gunnarsson:
Natürlich ist es eine Riesenenttäuschung für uns. Die letzten vierzig Minuten haben wir sehr schlecht gespielt und uns in Einzelaktionen verzettelt.
Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Ich habe mich sehr gefreut, denn es ist meine Mannschaft und mein Trainer.
VfL-Spielmacher Viktor Szilagyi gegenüber den KN:
Ich hatte gehofft, das Spiel länger offen halten zu können. Hinten raus hätten wir die bessere Chance gehabt. Wir waren heute aber nicht in der Verfassung, diesen THW zu schlagen.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir wollen jetzt unbedingt drei Titel. Ab Montag beginnt die Konzentration auf die Champions League. Das ist unser größter Traum.
THW-Gesellschafter Willi Holdorf gegenüber den KN:
So ein Erfolg in Tagen wie diesen ist immer sehr schön. Den werden wir heute Abend mit einem Essen feiern. Ich glaube auch, dass die Mannschaft in Feierstimmung ist. Sie kann für alles drumherum nichts und hat sich das sehr verdient.
VfL-Linksaußen Adrian Wagner gegenüber den KN:
Ich dachte, hoppla, hier geht ja heute was. Aber am Ende war der THW zu stark. Das Final Four hat zwar im Vergleich den höheren Stellenwert. Den EHF-Cup wollen wir jetzt aber trotzdem unbedingt holen.

DHB-Pokal, Finale: 10.05.09, So., 14.15: THW Kiel - VfL Gummersbach: 30:24 (15:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-20., 22.-53., 58.-60., 19/1 Paraden), Martini (20.-22., 53.-58., keine Parade); Lund, Andersson (3), Lundström (3), Kavticnik (6/4), Anic (2), Lövgren (3/1), Ahlm (1), Zeitz (2), Karabatic (4), Klein (1), Jicha (5); Trainer: Gislason
Logo VfL Gummersbach:
Fazekas (1.-30., 5 Paraden), Stojanovic (31.-60., 8/1 Paraden); Krantz (1), Wagner (2), Vukovic (1), Ilic (6/3), Lützelberger, Gunnarsson (2), Alvanos (1), Szilagyi (3), Pfahl (2), Rahmel, Zrnic (5/1), Tuzolana (1); Trainer: Hasanefendic
Schiedsrichter:
Bernd Methe (Vellmar) / Reiner Methe (Vellmar)
Zeitstrafen:
THW: 6 (Andersson (15.), Omeyer (20.), Klein (20.), Ahlm (24.), Anic (42.), Karabatic (48.));
VfL: 5 (Ilic (9.), Krantz (12.), Alvanos (34.), Wagner (35.), Rahmel (49.))
Siebenmeter:
THW: 6/5 (Stojanovic hält Karabatic (56.));
VfL: 5/4 (Omeyer hält Zrnic (15.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2 (6.), 3:3, 5:3 (12.), 5:5, 6:5, 6:7 (19.), 7:7, 7:10 (22.), 14:10 (28.), 14:11, 15:11, 15:12;
2. Hz.: 16:12, 16:13, 20:13 (41.), 20:14, 21:14, 21:15, 24:15 (47.), 24:16, 25:16, 25:17, 27:17 (53.), 27:21 (57.), 28:21, 28:22, 29:22, 29:23, 30:23, 30:24.
Spielgrafik:
Spielgrafik
Zuschauer:
13000 (ausverkauft) (Colorline-Arena, Hamburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009:

Die Kieler "Maschine" gegen den Rest der Welt

Rekord beim Final Four: Der THW Kiel gewinnt zum sechsten Mal den DHB-Pokal
Hamburg - Der Weg zum Handball-Triple 2009 ist gepflastert mit Rekorden. Nach dem 30:24 (15:12) gegen den VfL Gummersbach im Final-Four-Endspiel des DHB-Pokals in der Color Line Arena ist der THW Kiel seit gestern auch deutscher Rekord-Pokalsieger.

Spiele des deutschen Handball-Rekordmeisters verfliegen in ihrem Kern manchmal so, als dauerten sie nur zehn Minuten. Zehn Minuten für die Ewigkeit, zehn Minuten auf dem Weg in die Geschichtsbücher. Der dritte Pokal-Triumph in Serie ist der sechste insgesamt, was die "Zebras" vor dem Konkurrenten aus Gummersbach zum alleinigen Rekordhalter macht. Er macht das "Double" aus Meisterschaft und Pokal perfekt. Er untermauert die Alleinstellung im deutschen Handball. Wieder einmal regneten Goldregen und Konfetti gestern auf "Zebras" hinab, die ihren Emotionen freien Lauf ließen.

Filip Jicha, der zum besten Spieler des Wochenendes gewählt wurde, hatte am Sonnabend mit seinem Siegtreffer gegen die Rhein-Neckar-Löwen das Tor zum "Pott" aufgestoßen. Vid Kavticnik als bester Turnier-Schütze (16 Tore) komplettierte die Kieler Übermacht. Nur bei der Wahl zum besten Torwart musste der gestern übermächtige Thierry Omeyer dem Gummersbacher Nandor Fazekas den Vortritt lassen. Diese prägnanten zehn Minuten des THW verlaufen meist so wie gestern. Der VfL spielte clever mit dem Ex-Kieler Viktor Szilagyi in der Rückraum-Mitte und dem Kieler in spe Momir Ilic auf Halblinks. Nur an Omeyer kamen sie zu oft nicht vorbei, führten trotzdem mit 10:7 (22.), auch weil sich der THW ungewohnte Ausrutscher erlaubte - eine Rempler-Zeitstrafe gegen Omeyer (20.) und zeitgleich einen Wechselfehler (20.). Nach Spielende sagte THW-Coach Alfred Gislason etwas sehr Bemerkenwertes, etwas, was seine Mannschaft vortrefflich charakterisiert: "In dieser Phase wurden wir ein wenig ungerecht behandelt. Aber ich war sogar froh, denn ich wusste, dass die Mannschaft ab jetzt Vollgas geben würde."

Gislason kennt seine Mannschaft, und so wusste er auch, dass Omeyer nach einem soliden Halbfinale erneut über sich hinauswachsen würde. "Wenn ich etwas wusste, dann das." Und so kam es auch. In einer frenetischen Color Line Arena, die die Kulisse für das Schauspiel "THW gegen den Rest der Welt" bot, sang das weite Rund fast fordernd "VfL, VfL, VfL". Zehn Minuten später skandierten nur noch die Kieler Fans ihr "Schwarz und Weiß". Nicht besonders einfallsreich, aber gestern bedurfte es nicht vieler Worte. In der Frequenz, in der sich beim VfL technische Fehler einschlichen, wechselten sich Omeyer und seine Vorderleute mit dem Setzen gezielter Nadelstiche ab. "Der THW ist dann wie eine Maschine, die nicht aufzuhalten ist", sagte VfL-Trainer Sead Hasanefendic. Zu spüren bekamen das Adrian Wagner (8.), Vedran Zrnic (11., 7m 15.), Viktor Szilagyi (11., 37.) und Momir Ilic (38.). Plötzlich stand es 20:13 (41.), das Spiel war endgültig entschieden. Und sogar aus dem sonst so distanzierten Christian Zeitz brach es nach seinem zweiten Tor (28:21, 57.) hervor, als er wie ein explodierender Vulkan mit geballter Faust über das Feld schoss.

Filip Jicha konnte sein Glück kaum fassen. Als das Gold noch regnete, seine Mitspieler Jubelgesänge anstimmten, suchte er nach Worten. Er, der verbale Wasserfall, kürzte plötzlich ab: "Heute feiern, morgen ausschlafen, übermorgen wieder auf das nächste Spiel vorbereiten." Alfred Gislason empfand "Stolz", ein Teil des Ganzen zu sein. Was vom gestrigen Tage übrig bleiben wird, sind der Pokalsieg, der Rekord, die Serie auf der einen Seite. Auf der anderen Seite der Zustand einer Mannschaft - die in schweren Zeiten immer wieder aus Freunden besteht.

(aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009)


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