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06./08.06.2009 - Letzte Aktualisierung: 08.06.2009 Bundesliga

THW lässt Flensburg zum Saisonausklang keine Chance

Abschied von Karabatic und Kavticnik

Bundesliga, 34. Spieltag: 06.06.2009, Sa., 15.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 37:31 (20:12)
Update #2 KN-Berichte, Stimmen und Fotos ergänzt...

Der Einmarsch der Lövgrens.
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Der THW Kiel hat auch das letzte Saisonspiel souverän für sich entschieden und die Spielzeit 2008/09 nicht nur mit dem nationalen Double, sondern mit sensationellen 65:3 Punkten abgeschlossen. Im letzten Pflichtspiel für Stefan Lövgren nach zehn erfolgreichen Jahren für die Zebras siegte der deutsche Meister im Nordderby gegen den alten Rivalen SG Flensburg-Handewitt problemlos mit 37:31 (20:12). Bester Torschütze beim THW war Filip Jicha mit 8/1 Treffern.
Party- aber auch Abschiedsstimmung herrschte schon vor dem Anpfiff des wohl unwichtigsten Derbys der letzten Jahre: Stefan Lövgren lief zunächst lediglich von Hein Daddel begleitet unter Standing Ovations in die Halle ein. Erst eine Minute später folgten... weitere Lövgrens! Mit Gummimasken und schwarz-weißen Shirts mit einer goldenen "10" auf dem Rücken lief der Rest der Mannschaft ein, schon jetzt herrschte Gänsehautstimmung in der Sparkassen-Arena.

Stefan Lövgren musste über die originelle Einlauf-Idee seiner  Mannschaftskameraden schmunzeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren musste über die originelle Einlauf-Idee seiner Mannschaftskameraden schmunzeln.
Doch zunächst folgte der Ernst des Derbys. Mit Börge Lund auf der Spielmacherposition und ohne die drei Abschiedszebras ließ Alfred Gislason beginnen, seine Mannschaft startete auch im Angriff mit zwei Jicha- und einem Lund-Treffer gefällig. Doch nachdem man sich an einigen Schiedsrichter-Entscheidungen aufrieb und Jicha bereits in der vierten Spielminute auf die Bank musste, nutzten dies die Flensburger, um durch Petersson, Carlen und einen Siebenmeter Christiansens mit 6:4 in Führung zu gehen.

Es blieb aber ein Strohfeuer der SG. Als Karabatic für Lund eingewechselt wurde, drehten die Kieler und besonders der französische Welthandballer mächtig auf: Vier Treffer in Folge - zweimal der im ersten Durchgang überragende Karabatic und zweimal Kavticnik per Siebenmeter ließen die Zebras auf 13:9 davonziehen, ein weiterer Zwischenspurt kurz vor der Pause brachte sogar das bereits vorentscheidende 20:12. Bis dahin zelebrierten die Kieler teilweise wunderbare Spielzüge, besonders die beiden Heber von Kavticnik und Karabatic nach Kombinationen, die die Flensburger Deckung schwindlig werden ließen, wussten zu begeistern. Bereits zur Pause war das prestigeträchtige Derby also entschieden, der angeschlagene Kapitän Stefan Lövgren stand bis dahin noch nich einmal auf dem Spielfeld.

Abschied mit Tränen in den Augen: Nikola Karabatic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Abschied mit Tränen in den Augen: Nikola Karabatic.
Nach dem Seitenwechsel bäumten sich die Flensburger durch die auffälligsten Akteure, Mogensen und Petersson, noch kurzzeitig auf, doch spätestens durch die trockenen Antworten von Jicha und Andersson herrschten wieder klare Verhältnisse. Tolle Gegenstoßpässe von Omeyer auf Lundström, eine sehenswerte Vorlage Kavticniks auf Jicha, ein überraschender Unterarmwurf des Slowenen - die Kieler griffen in die Trickkiste, schraubten den Vorsprung weiter nach oben und arbeiteten dennoch genauestens auf ein Tor für Stefan Lövgren hin, der gleich zum Anpfiff der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Im dritten Versuch klappte es dann endlich: Wieder einmal ging eine wunderbare Kombination voraus, ehe Karabatic dann Lövgren bediente, welcher in der 42. Spielminute seinen allerletzten Pflichtspieltreffer erzielen konnte - es war das Tor zum 28:17, und jetzt gab es in der Halle endgültig kein Halten mehr. Unter "Stefan, Stefan"-Rufen, La Olas und anderen Gesängen verkürzte Flensburg in der Schlussphase zwar noch deutlich, dichter als fünf Tore kamen die Nordlichter aber an die dominierenden Zebras nicht mehr heran.

Der THW Kiel: Double 2009!
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Nach dem Schlusspfiff hieß es dann endgültig Abschied nehmen. Abschied von Vid Kavticnik, der sich bei "den besten Handballfans" für "vier wundervolle Jahre" bedankte. Und auch Abschied von Welthandballer Nikola Karabatic, der zusammen mit dem Slowenen zum französischen Serienmeister Montpellier HB wechselt. Der Franzose hatte Tränen in den Augen, als er vor dem "besten Publikum der Welt" erklärte, dass er in Kiel nicht nur eine tolle Mannschaft, sondern in ihr auch viele Freunde gewonnen hatte.

Im Anschluss schwebte endlich die Meisterschale von der Hallendecke. Maskottchen Hein Daddel war sichtlich aufgeregt und schaffte es nicht, die Trophäe aus der Verankerung zu befreien. Ihm zur Hilfe eilte glücklicherweise Kult-Zebra Staffan Olsson, der die Schale bis zur Ehrung durch HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann in seinen sicheren Händen hielt. Die 15. Meisterschaft des THW und das 6. nationale Double ist geschafft!

Die Supermänner des THW Kiel und ihre beiden Trophäen.
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Doch damit hatten die Feierlichkeiten gerade erst begonnen. Am frühen Abend ging es per Autokorso von der Halle zum Rathausplatz, wo bereits rund 15.000 Fans auf ihre Helden warteten. Diese nahmen den Slogan des offiziellen Saisonabschluss-Shirts "Super, Männer!" nur all zu wörtlich und erschienen in Superman-Kostümen auf dem Rathausbalkon. Nicht nur jeder Spieler für sich, auch Trainer Alfred Gislason zeigte sich den Fans. Als letzter Spieler genoss Stefan Lövgren mitsamt der Meisterschale den ohrenbetäubenden Jubel auf dem Rathausplatz, ehe die Zebras die NDR-Bühne enterten und ihren Anhängern demonstrierten, welche neuen Lieder sie in der vergangenen Woche auf Mallorca kennengelernt hatten. Nach mehreren Stunden gemeinsamen Hüpfen und Singen unter Obhut von Zeremonienmeister Dominik Klein ließen die Handballer den Abend in einem italienischen Restaurant zusammen mit Familie, Offiziellen und Verantwortlichen ausklingen.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel und der Meisterfeier...

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Dass Stefan Lövgren uns verlässt, ist sehr traurig, wir sind dankbar dafür, was er für den THW geleistet hat. Eins zu eins wird er von niemandem zu ersetzen sein. Aber wir werden die Lücke irgendwann schließen. Wahrscheinlich ist Lövgren der wichtigste Spieler, den Kiel je verabschiedet hat.
SG-Manager Fynn Holpert gegenüber den KN:
Der THW verliert wichtige Spieler, mit Karabatic den besten der Welt. Diese Mannschaft war etwas ganz Besonderes, sie war die beste der Welt, auch wenn sie die Champions League nicht gewonnen hat. Es gab einen Fünf-Minuten-Blackout, schade. In der kommenden Saison rückt die Spitze der Liga wohl wieder näher zusammen. Aber der Titel geht auch dann nur über den THW.

[zur Saison der SG:]
Platz fünf - das ist unser schlechtestes Resultat seit 15 Jahren. Dann habe ich also auch etwas erreicht.

THW-Rechtsaußen Vid Kavticnik gegenüber den KN:
Ich bin sehr traurig. Ich hatte eine große Rede vorbereitet. Aber als ich dann da in der Halle stand, hatte ich alles vergessen. Ich verlasse eine super Mannschaft und ein tolles Publikum. Am 8. Juni bin ich schon in Montpellier, darum muss ich jetzt hier alles ausnutzen, was ich noch kriegen kann.

34. Spieltag: 06.06.09, Sa., 15.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 37:31 (20:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 16/3 Paraden), Michelsen (n.e.); Lund (1), Andersson (1), Lundström (4), Kavticnik (5/3), Anic (3), Lövgren (1), Ahlm (3), Zeitz (3), Karabatic (7), Klein (1), Jicha (8/1); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (1.-43., 7/1 Paraden), Meyer (43.-60., 7/1 Paraden); Thoustrup, O. Carlen (3), Mamelund, Mogensen (7), Svan Hansen (1), Jensen (n.e.), Christiansen (4/1), Johannsen (1), Heinl (2), Petersson (8/1), Boesen (2), Knudsen (3); Trainer: P. Carlen
Schiedsrichter:
Jutta Ehrmann-Wolf (Odenthal) / Susanne Künzig (Karlsruhe)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Jicha (4.), Andersson (37.), Anic (46.));
SG: 2 (Heinl (15.), Knudsen (28.))
Siebenmeter:
THW: 6/4 (Beutler hält Jicha (17., Nachwurf verwandelt), Meyer hält Lövgren (50.));
SG: 5/2 (Omeyer hält Christiansen (27.), Boesen (32.) und O. Carlen (40.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3 (5.), 4:6 (8.), 6:6 (13.), 6:7, 7:7, 7:8, 9:8, 9:9 (18.), 13:9 (22.), 13:10, 14:10, 14:11, 17:11 (26.), 17:12, 20:12;
2. Hz.: 20:14, 22:14, 22:15, 23:15, 23:16 (34.), 25:16, 25:17, 28:17 (41.), 28:19, 29:19, 29:20, 30:20, 30:22 (45.), 31:22, 31:23, 32:23, 32:25 (48.), 33:25, 33:26, 34:26, 34:29 (56.), 36:29, 36:30, 37:30, 37:31.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009:

"Vor unlösbare Aufgaben gestellt"

Als der THW warm geworden war, blieb Flensburg beim 37:31 nur die Zuschauerrolle
Kiel - THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt - am Sonnabend ein Spiegelbild der Saison. Die SG agierte beim 37:31 (20:12) des deutschen Meisters kurze Zeit auf Augenhöhe, dann blieb ihr nur die Rolle des Zuschauers.

"Bis zum 8:8 haben wir mitgehalten, dann haben uns Karabatic und Omeyer vor unlösbare Aufgaben gestellt, und es war nur noch ein Schaulaufen des THW", resümierte SG-Manager Fynn Holpert. Zunächst hatte der "THW der Zukunft" begonnen: ohne Stefan Lövgren, Karabatic und Vid Kavticnik. Doch Karabatic belohnte die Fans nach seiner Einwechslung zu seinem Abschied zwischen der 14. und 30. Minute mit sechs schönen Toren, deren Anzahl nur vom erneut auffälligen Filip Jicha übertroffen wurde, der acht Treffer erzielte.

Die fehlende Brisanz vergangener Jahre gewann die Partie einzig durch die Schiedsrichterinnen Ehrmann-Wolf und Künzig zurück, die wieder einmal in der Sparkassen-Arena eine klare Linie vermissen ließen und sich so mit viel unnötiger Aufregung von der Bundesliga-Bühne verabschiedeten. Dennoch, bereits beim 20:12 zur Pause war die Partie entschieden.

Die zweite Halbzeit gehörte der Kür, den besonderen Momenten. Im Dress der fairen Flensburger überzeugte besonders Linkshänder Alexander Pettersson mit acht famosen Toren, während Nikola Karabatic jetzt seine Klasse auf andere Art unter Beweis stellte und als Ballverteiler glänzte. Sein wichtigster Abnehmer war in der 42. Minute Stefan Lövgren, der beim 28:17 "seinen" Treffer des Tages erzielte und die Halle zum Kochen und zu Standing Ovations animierte. "Das waren ganz viele Gefühle auf einmal", sagte der Schwede. "Sein Weggang ist ein großer Verlust für Kiel und die Bundesliga. Ich habe großen Respekt vor Stefan", schwärmte Flensburgs Lars Christiansen. Bis zum Schlusspfiff zauberten die Kieler unermüdlich weiter, auch die eingewechselten Igor Anic und Henrik Lundström gaben eine Reihe ansehnlicher Kostproben ihres Könnens. "Ich bin zufrieden mit dem Sieg", lautete die Bilanz von THW-Trainer Alfred Gislason. Alle weiteren Momente des Glücks, so der Isländer, "gehören der Mannschaft".

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009:

Sektfontänen mit gebremstem Schaum

Bei Meisterfeier mischte sich Konfettiregen mit Tränen und Wehmut
Kiel - Nein, die Meisterschaft von 1994, als der THW nach 31 Jahren endlich wieder ganz oben stand, darf kein Maßstab sein. Da war die Ostseehalle ein Tollhaus. Mit den Jahren, den chronischen Erfolgen, den obligatorischen Festen, wurde es ruhiger. Am Sonnabend lag sogar ein Hauch Wehmut über der Arena, sechs Wochen nachdem der 15. Titelgewinn feststand, feierte der THW mit seinem Anhang bei gebremstem Schaum.

Die wohl denkwürdigste Saison der Kieler Handballgeschichte, die auf sportlicher Ebene kaum erlebte Spitzenleistungen inklusive Rekordflut gebracht hatte, war seit dem Frühjahr überschattet von der Manipulationsaffäre. Auch von der daraus resultierenden vorzeitigen, geräuschvollen Trennung von Welthandballer Nikola Karabatic und von dem ebenfalls zur absoluten Weltklasse zählenden Vid Kavticnik. Weil zudem die Champions-League-Niederlage bei Ciudad Real nach Neun-Tore-Führung noch frisch in der Erinnerung haftete, der Abschied von Stefan Lövgren bevorstand, gab es wirklich keine Traum-Voraussetzungen für eine enthemmte Feier.

Die Mannschaft mühte sich dennoch, eigenen Frust beiseite zu schieben und dem Publikum gute Unterhaltung zu bieten. Den witzigsten Party-Gag gab es gleich zu Beginn. Als die Lichter ausgingen, die Taschenlampen an und sich bei vielen das wohlige Gänsehautgefühl bei der Einlaufmusik einstellte, trabte Stefan Lövgren allein in die Arena. Beifall brandete auf, "Stefan, Stefan"-Rufe.

Derweil hatte jeder Spieler, husch, husch, ohne das Wissen des Kapitäns, in der Kabine ein Trikot mit einer goldenen Nummer zehn über das eigene Hemd gezogen. Die Gesichter waren versteckt hinter einer Stefan-Lövgren-Maske mit typischem Fünf-Tage-Bart, an den Armen trugen die "Zebras" Lövgrens schwedische, blaugelbe Kapitänsbinde. Dann kamen sie. Unter Ankündigung von Hallensprecher Rolf Körting: "Mit der Nummer zehn Stefan Lövgren", trotteten alle nacheinander in das Oval ein, um mit dem echten Stefan Lövgren abzuklatschen. Ein schönes Symbol für "Wir sind alle Lövgren."

Kurzweilig war das Spiel gegen Flensburg, die Stimmung durch den Sieg aufgehellt, als im Scheinwerferlicht zunächst Vid Kavticnik verabschiedet wurde, traditionell den "THW-Silberring" aus Kapitäns-Händen überreicht bekam und mit munterem Beifall bedacht wurde. Peinlich waren die akustischen Störversuche von Flensburger Fans, den sogenannten Ultras. Dann war Nikola Karabatic dran, der Franzose räusperte sich, kämpfte mit seinen Gefühlen. Es seien seine schönsten Jahre gewesen, sagte er. "Der THW ist nicht nur eine Mannschaft, die Spieler sind wirkliche Freunde geworden." Die letzten Worte presste Karabatic unter Tränen hervor. Im selben Moment verstummten die Pfiffe, Karabatic Stimme wurde fester. Drei Menschen wolle er noch danken, fügte er an. "Erstens Alfred Gislason, zweitens Stefan Lövgren und drittens Noka Serdarusic - trotz allem, was passiert ist."

Dann glitt die Meisterschale an einer Art fünfarmiger Krake von der Decke, wurde von Ex-THW-Star Staffan Olsson an Ligachef Reiner Witte übergeben. Als die Trophäe bei Stefan Lövgren gelandet war, von ihm in die Höhe gerissen wurde, krachte Feuerwerk, spritzten Sektfontänen, Bierduschen nässten Haare und Trikots, schwarz-weißer Konfettiregen rieselte. Bevor dann Stefan Lövgren samt Mitspielern zu "Supermen" mutierten, gab der Kapitän schnell noch das Motto für die nächsten Stunden aus: "Jetzt machen wir das, was wir am besten können außer Fußball, und das ist Party feiern, die ganze Nacht."

Ex-Manager Uwe Schwenker, der im Laufe der Affäre zurückgetreten war, saß wie immer im Publikum. Er wird sich gefreut haben über positive Sprechchöre von Teilen der Fans und über ein Riesen-Transparent mit seinem Konterfei und der Aufschrift "Danke Uwe, es sind deine Erfolge, wir stehen zu dir." Da war sie, die Geschichte, die den Sekt nicht wirklich überschäumen ließ.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009:

Feiern mit Supermännern

"Zebras" eroberten wieder den Rathaus-Balkon - Stefan Lövgren war der Mann des Abends
Kiel - Der Rathausmarkt ist schwarz und weiß: Weit über 10 000 Fans haben sich vor Leinwand, NDR-Bühne und Balkon versammelt, um das letzte Spiel ihres THW zu sehen und ihre Mannschaft zu feiern. Tröten hupen und die Fans jubeln. Frenetisch feiern sie jedes Tor. Lövgren ist der Mann des Abends.

Noch zwei Minuten sind zu spielen, die Fans auf dem Rathausmarkt verfallen in rhythmisches Klatschen. Dann ist es soweit: Abpfiff! Korken knallen und Sektfontänen steigen in die Höhe. "Oh wie ist das schön." Wer keine Tröte zur Hand hat, bedient sich des mitgebrachten Kaffeebechers. Entlang der Absperrungen für den Autokorso versuchen die Fans, sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. "Wir warten hier, bis sie kommen, auch wenn es noch fast zwei Stunden dauert. Das macht nichts", sagt die 12-jährige Kerstin, die mit ihrer Mutter am Stahlgitter lehnt. Und dann wird das viel diskutierte Rätsel - werden die Spieler wieder golden sein? - gelüftet. In Superman-Kostümen lassen sie stolz ihre Muskeln spielen.

Unterdessen strömen immer mehr Menschen auf den Platz: die Fans aus der Sparkassen-Arena. "Ich habe das Spiel gesehen. Der THW gibt immer Gas, auch wenn es um nichts mehr geht. Es war eine der besten Saisons", ist Axel Martsch überzeugt. Ein wenig traurig sind Hans-Jürgen und Ute Howoldt sowie Eckhard und Anke Schuldt. Sie bedauern, dass Lövgren aufhört. "Ein sympathischer Mensch." Zudem "hatte die Mannschaft nicht so viel Biss heute. Die Meisterfeier in der Halle war auch schon mal intensiver. Da bekommt man den Eindruck, dass das mittlerweile Routine ist. Aber auf jeden Fall wollen wir die Spieler heute noch auf dem Balkon sehen."

Dort sind diese mittlerweile auch angekommen. Im Innern des Rathauses überreicht (Noch-) Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz Geschenke an (Noch-) "Zebras". Dass sie Vid Kavticnik als "Wick" anspricht, sorgt für Gelächter. Dann erobern die blau-roten Supermänner vom Planeten "Zebra" den Rathausbalkon, stürzen sich an die Brüstung. Der Rest ist gegenseitige Liebesbekundung zwischen Mannschaft und Fans. "Die Mannschaft steht im nächsten Jahr auch wieder hier", ruft Kapitän Stefan Lövgren der Masse entgegen, die sich vor Jubel überschlägt. "Zeremonienmeister" Dominik Klein spart nicht an Schadenfreude und stimmt das Lied "Und schon wieder kein Pokal, HSV!" an, Vid Kavticnik überzeugt noch einmal mit seinem persönlichen Klassiker "Volare", während Igor Anic kurzerhand einen geschätzten Liter Bier über die Kante schwappen lässt. Alfred Gislason genießt im Stillen. Als die Mannschaft sich komplett auf dem Rathausbalkon versammelt hat, sitzt er mit einem Meister-Bier auf der Podestkante und hält sich im Hintergrund. "Ich dränge nicht nach vorn und möchte lieber meine Ruhe haben." Zuvor hatte jedoch auch er sich den Kielern gezeigt, deren Herzen der sympathische Isländer in dieser Saison im Sturm erobert hatte.

Die NDR-Bühne ist die nächste Station. Der Alkoholpegel steigt, die Tanzkreisel-Frequenz auch, der Lövgren-Abschiedstrip nach Mallorca hat der Musikauswahl keinesfalls gut getan. Und ob der "echte" Superman singen kann, ist bis dato nicht überliefert. Thierry Omeyer (und so mancher seiner Mannschaftskameraden) kann es jedenfalls nicht, was den Desireless-Hit "Voyage, Voyage" nicht besser macht, aber auch keinen stört. Hier wird das Feiern gefeiert, und das ist auch gut so.

Schon fast traditionell ist das italienische Restaurant "Toni's" die letzte Station. Mitglieder der skandinavischen Fraktion werden schon ab ein Uhr nicht mehr geortet, die Köche zaubern Pizza aufs Blech, auf zwei Etagen ist der enge Kreis derer, denen Einlass gewährt wird, in diesem Jahr zur Riesenparty avanciert. Auch (Ex-) Manager Uwe Schwenker feiert mit. Igor Anic überreicht Stefan Lövgren ein beeindruckendes, selbst gefertigtes Portrait. Der Schwede ist gerührt. Nur einer trägt noch immer sein Superman-Kostüm: Nikola Karabatic. Der junge Franzose wirkt, als sei die ganze Last des Wechsel-Pokers von ihm abgefallen. Als wolle er sich von jedem Einzelnen verabschieden. Er bietet einen irgendwie ergreifenden und versöhnlichen Anblick an einem Tag voller Emotionen, der erst am frühen Morgen endet.

(von Friederike Hiller und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009:

Die Klimaanlage in Spanien...

Das Erwachen für die Meisterjungs war gestern böse. Nach dem Party-Marathon warteten auf die "Supermänner" nicht nur schwere Köpfe, sondern auch Regen. Das traditionelle Katerfrühstück in der Forstbaumschule mutierte zur Heldenfeier mit Dusch-Charakter. Den Kieler Fans war das egal. Es kann ein Tornado über Kiel hinwegfegen, wenn der THW kommt, dann sind sie da. Er ist ihr Tornado der Emotionen, eine Herzensangelegenheit.

Einige hundert Anhänger waren ab zehn Uhr in den Biergarten gepilgert, gegen zwölf trudelten die ersten Handballer ein. Teilweise ziemlich "zerfeiert" wie Andreas Palicka oder frisch wie Christian Zeitz, der angab, "nach dem Tonis war für mich diesmal Schluss". Nicht dabei waren Trainer Alfred Gislason und Thierry Omeyer, die beim All-Star-Game in Berlin weilten und ihre Ehrungen entgegennahmen.

Stefan Lövgren benötigte gefühlte zwei Stunden, um sich den Weg durch die Massen zu bahnen. Hier ein Foto, da ein Autogramm. Die Fans wussten um den Wert seiner Anwesenheit, schließlich war es das letzte Mal. Gut gelaunt machte "Löwe" jeden "PR-Termin" mit. Seine tiefe Stimme deutete das Ausmaß der Partynacht an - oder eben auch nicht. "Ich bin etwas erkältet. Das kommt noch von der Klimaanlage in Spanien", erklärte der Schwede augenzwinkernd.

(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2009)


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