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05./07.06.2010 - Letzte Aktualisierung: 07.06.2010 Bundesliga

THW feiert mit Sieg beim TV Großwallstadt die 16. Meisterschaft

Bundesliga, 34. Spieltag: 05.06.2010, Sa., 16.30: TV Großwallstadt - THW Kiel: 24:27 (9:14)
Update #2 Spielbericht der Kieler Nachrichten und weitere Stimmen ergänzt ...

Die THW-Spieler bedanken sich bei den mitgereisten Fans -  der Auftakt zur langen "Champions-Party".
Klicken Sie zum Vergrößern! Die THW-Spieler bedanken sich bei den mitgereisten Fans - der Auftakt zur langen "Champions-Party".
Der THW Kiel hat es erneut geschafft! Durch einen verdienten 27:24 (14:9)-Erfolg am Samstag beim TV Großwallstadt sicherten sich die "Zebras" die sechste deutsche Meisterschaft in Folge und die 16. der Vereinsgeschichte. Beste Torschützen bei den Kielern, die den Sieg besonders durch eine starke Abwehrarbeit im ersten Durchgang einleiteten, waren Filip Jicha mit 8/1 Treffern und Momir Ilic, der sieben seiner acht Strafwürfe verwandelte. Doch auch die Gastgeber konnten nach dem Schlusspfiff jubeln, denn mit diesem Ergebnis sicherte sich der Traditionsclub aus Unterfranken mit einem Tor Vorsprung auf die Füchse Berlin die Teilnahme am EHF-Cup.
Nach dem Spiel und der Übergabe der Meisterschale durch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer machte sich der deutsche Meister 2010 auch schon schnell auf den Heimweg. Bereits gegen 21.00 Uhr werden die "Zebras" am Flughafen Kiel-Holtenau zurückerwartet, anschließend geht es per Autokorso zur "Champions-Party" auf den Kieler Rathausplatz. Angesichts dieser großartigen Spielzeit mit zwei gewonnenen Titeln steht einer ausgiebigen Feier mit bis zu 20.000 THW-Fans nichts mehr im Wege.

Wieder einmal einer der Garanten für den Sieg: Filip Jicha.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wieder einmal einer der Garanten für den Sieg: Filip Jicha.
Bis zum Titelgewinn war es aber auch am Samstagnachmittag in der mit 4.200 Zuschauern restlos ausverkauften f.a.n. frankenstolz arena in Aschaffenburg ein weiter Weg für den THW Kiel. Denn der TV Großwallstadt, der sich berechtigte Hoffnungen auf den achten Tabellenplatz und die Teilnahme am EHF-Pokal in der kommenden Spielzeit machte, wollte dem Tabellenführer unbedingt beide Punkte abknöpfen - scheinbar ein Interessenskonfklikt, benötigten die "Zebras" doch mindestens einen Zähler, um den HSV Hamburg auf Distanz zu halten. Und die Unterfranken starteten furios: Angetrieben vom ehemaligen Kieler Mattias Andersson, der gleich den ersten THW-Wurf und wenig später auch einen Siebenmeter von Filip Jicha, entschärfte, ging nach fünf Minuten durch die Nationalspieler Weinhold und Kneer, Köhrmann und Linksaußen Kunz mit 4:0 in Führung. Durch die ruhige Hand von Spielmacher Oliver Köhrmann stach die zuletzt so brilliante offensive 3:2:1-Deckung der Kieler nicht, weshalb Alfred Gislason schon jetzt auf die altbewährte 6:0-Formation umstellte.

Daniel Narcisse erzielte vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse erzielte vier Treffer.
Nun stand die Kieler Abwehr endlich besser, und ganz langsam robbten sich die "Zebras" an den Altmeister heran. Nach zwei von Marcus Ahlm herausgeholten und Momir Ilic verwandelten Strafwürfen, einem Jicha-Hammer und einer dynamischen Einzelaktion von Daniel Narcisse war der THW beim 4:5 (11.) schon wieder virtuell ganz nah dran an der Schale. Doch noch gab Großwallstadt nicht kleinbei, durch Kneer und einen frechen Wurf Kosslers aus ganz spitzem Winkel erhöhten die Gastgeber noch einmal auf 7:5 (11.). Doch nun vernagelten die Kieler endgültig ihren Torraum, auch Thierry Omeyer lief nun heiß. Die Folge: Großwallstadt kam in den letzten 19 Minuten des ersten Durchgangs nur noch auf zwei Treffer. So machte es auch nichts, dass bei den Kielern im Angriff längst nicht alles zusammenlief, obwohl Lund nun die Spielmacherrolle übernahm. Ahlm verkürzte nach schönem Narcisse-Anspiel auf 6:7, Jicha verwandelte nach Steal in der Abwehr eiskalt per Gegenstoß zum 7:7-Ausgleich. Und wenig später gelang Christian Zeitz mit einem feinen Treffer gar die erste Kieler Führung zum 8:7 (16.).

Auch der TV Großwallstadt hatte nach dem Schlusspfiff allen Grund zum Jubeln: Die knappe Niederlage reichte zum Einzug in den EHF-Pokal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch der TV Großwallstadt hatte nach dem Schlusspfiff allen Grund zum Jubeln: Die knappe Niederlage reichte zum Einzug in den EHF-Pokal.
Der freche Kossler ließ die Unterfranken mit seinem Ausgleich zum 8:8 noch einmal hoffen, dann aber zog der THW-Express endgültig davon: Der nur bei Siebenmetern eingesetzte Momir Ilic zum 9:8, Jicha mit Urgewalt und Präzision aus 10 Metern zum 10:8, der für Zeitz gekommene Börge Lund vom Kreis nach schönem Lundström-Pass zum 11:8, einmal mehr Ilic per Strafwurf zum 12:8 und noch einmal Top-Torschütze Filip Jicha zum 13:8. Als Großwallstadts Fans endlich mal wieder über einen Treffer jubeln durften - Andreas Kunz traf per Siebenmeter gegen Gentzel -, war bereits die letzte Spielminute des ersten Durchgangs angebrochen. Narcisse hämmerte anschließend den Ball mit dem Pausenpfiff in die Maschen, so dass es mit einer beruhigenden, aber noch nicht vorentscheidenden 14:9-Führung in die Kabinen ging.

Nach dem Seitenwechsel begannen die Gastgeber ähnlich wie in der ersten Halbzeit in die Partie: Andersson hielt einen Strafwurf von Ilic, der TVG war durch zwei Treffern von Kunz wieder näher herangerückt. Doch die "Zebras" mobilisierten ihre letzten Kraftreserven einer langen, anstrengenden Saison und hielten ihren Gegner auf Distanz. Sprenger mit einem fantastischen Dreher und zweimal Jicha brachten das 17:12, und als Christian Zeitz nach einer Parade Anderssons gegen den Tschechen frech ein Anspiel abfing und allein das 18:13 markierte, feierten die mitgereisten Kieler Fans und bereits rund 8.000 Schlachtenbummler auf dem Kieler Rathausplatz beim Public Viewing.

Kapitän Marcus Ahlm mit der Meisterschale.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kapitän Marcus Ahlm mit der Meisterschale.
Doch es wurde noch einmal spannend, obwohl es nach Narcisses Tor zum 22:16 und Ilics Strafwurf zum 23:17 kaum noch danach aussah: Zwei Zeitstrafen für Ahlm und Sprenger ebneten eine kleine Aufholjagd für den TVG, begünstigt auch durch eine kuriose Szene: Nach einem missglückten Kreisanspiel Lunds wollte Mattias Andersson mit einem weiten Pass auf Weinhold den Gegenstoß einleiten, Omeyer sprintete dazwischen, doch der Ball landete im Seitenaus. Während der Franzose einen Freiwurf forderte und nur langsam in sein Gehäuse zurücklief, traf Szücs überlegt über die bereits formierte Kieler Deckung in den leeren Kasten zum 19:23. Christian Zeitz erhöhte mit einem tollen Hammer in den Winkel noch einmal auf 25:20, doch erneut Szücs und Kossler im Gegenstoß nach einem technischen Fehler von Zeitz brachten den erneuten Anschluss Großwallstadts auf 22:25.

Gislason nahm nun seine Auszeit, mahnte zur Ruhe. Besonders die Abwehr müsse nun wieder besser stehen. Gesagt, getan: Filip Jicha erkämpfte sich am eigenen Torkreis den Ball zurück und verhinderte damit das 23:25. Im Gegenzug war Marcus Ahlm einmal mehr nur durch eine Regelwidrigkeit zu stoppen und Momir Ilic machte 166 Sekunden vor Saisonende endgültig alles klar. Am Ende siegten die "Zebras" mit 27:24, und ein selten gesehenes Schauspiel spielte sich bei Ertönen der Schlusssirene ab: Beide Mannschaften rissen die Arme hoch und bildeten zwei voneinander unabhängige Jubeltrauben. Denn während die Kieler durch den 30. Saisonsieg die sechste Meisterschaft in Folge unter Dach und Fach brachte, reichte den Unterfranken diese knappe Niederlage gegen den THW, um den achten Tabellenplatz vor den Berliner Füchsen (27:29 in Gummersbach) zu verteidigen. So gab es um kurz nach 18.00 Uhr ausschließlich glückliche Gesichter in der f.a.n. frankenstolz arena in Aschaffenburg.

Herzlichen Glückwunsch, THW Kiel, zur deutschen Meisterschaft 2009/10!

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel und der Meisterfeier...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der KN, die KN-Berichte zur Meisterfeier sowie den KN-Kommentar zur Meisterfeier.

Stimmen zum Spiel:

Deutscher Meister Dominik Klein gegenüber Sport1:
Ich würde jetzt lieber feiern als dieses Interview führen. Die Freude ist unglaublich. Wir wussten, dass es heute noch einmal ein schweres Spiel wird, ich kenne ja hier den Club. Dass wir am Ende dieser Saison das noch umgebogen haben: unglaublich!

Wer die letzten fünf Jahre miterlebt hat, weiß, was heute Abend auf uns zukommt! Schöne Grüße nach Kiel!"

Deutscher Meister Filip Jicha gegenüber Sport1:
Endlich ist die Saison zu Ende! Eine unglaubliche Saison. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir vor einer Woche die Champions League gewonnen haben und heute die deutsche Meisterschaft - ein Traum! Das werde ich erst realisieren, wenn ich im Urlaub bin! Heute wird es eine tolle Nacht,ich freue mich richtig auf die Fans auf dem Kieler Rathausplatz!

Wir duschen jetzt ganz schnell, fahren zum Flughafen und in ein paar Stunden feiern wir dann mit Euch Fans und haben viel Spaß!

Meistertrainer Alfred Gislason:
gegenüber Sport1:
Heute war ich mir nie so richtig sicher, wir haben uns ja auch in der 2. Halbzeit schwer getan, wir waren vier vorn, dann sechs, dann wieder nur vier, nur drei... Da merkte man den Jungs den Kräfteverschleiss der vergangenen Wochen doch an. Erst in den letzten Minuten wurde ich locker.

Aber das Team hat auch heute alles gegeben und Gottseidank den Sieg eingefahren. Realisieren werde ich das ganze erst, wenn ich in einer Woche auf der Terasse sitze... Eine Wahnsinnssaison!

Heute Abend werde ich das Feiern wohl etwas ruhiger als in Köln angehen lassen. Der Rückflug am Montag morgen aus Köln war wirklich schwer, ich musste mich sehr konzentrieren, mich nicht zu übergeben...

[zur Weißbierdusche von Christian Zeitz:]
Ich hätte es lieber getrunken, als direkt in die Augen bekommen, aber das gehört wohl dazu. [grinst] Zeitzi wird schon ab Mitte Juli [dem Trainingsauftakt] merken, was das für Folgen hat.

gegenüber den KN:
Ich bin stolz auf diese Mannschaft, bewerte die Erfolge noch höher als die vom letzten Jahr. Erstens, weil die Champions League sehr wertvoll ist, außerdem waren die Umstände mit Personalproblemen und dem Kaderumbau schwieriger. Heute war ich mir lange Zeit nicht sicher, ob wir gewinnen. Man merkte den Jungs den Kräfteverschleiß an. Erst in den letzten Minuten wurde ich lockerer.

Kiels Stadtpräsidentin Cathy Kietzer und Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig:
Kaum jemand hätte nach dem großen Umbruch im vergangenen Jahr an diesen Riesenerfolg geglaubt. Mannschaft, Trainer, Umfeld und Fans haben sich aber nie aus der Ruhe bringen lassen. Um so mehr verneigen wir uns vor der grandiosen Leistung des THW. Ihr seid die Größten - Kiel ist stolz auf Euch!
THW-Aufsichtsrats-Vorsitzender Klaus-Hinrich Vater gegenüber den KN:
Ich bin von der Leistung der Mannschaft tief beeindruckt. Die Jungs haben ihren großen Charakter bewiesen. Diese Erfolge sind schön für Kiel und ein schöner Lohn für die Arbeit des Umfeldes, speziell für unsere Geschäftsführer Sabine Schust-Holdorf und Uli Derad.
Deutscher Meister Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Das ist großartig, was die Mannschaft geleistet hat, unglaublich, dass wir das geschafft haben. Jetzt bin ich aber total kaputt. Ich habe noch nie einen Urlaub so herbeigesehnt wie in diesem Jahr.
HSV-Trainer Martin Schwalb gegenüber den KN:
Der THW ist verdient Meister. Aber auch wir können stolz sein, wir haben die beste Saison der Vereinsgeschichte gespielt. Natürlich ist ein bisschen Enttäuschung da.
TVG-Trainer Michael Biegler gegenüber den KN:
Der THW ist ein würdiger Meister, wir wollten nicht zu hoch verlieren, um den Europacup-Platz nicht zu gefährden. Jetzt feiern wir auch.

34. Spieltag: 05.06.10, Sa., 16.30: TV Großwallstadt - THW Kiel: 24:27 (9:14)

Logo TV Großwallstadt:
Rominger (27.-30. und bei zwei Siebenmetern, keine Parade), M. Andersson (1.-27., 31.-60., 10/2 Paraden); Weinhold (4), Kneer (2), Tiedtke (2), Larsson, Jakobsson, Kunz (9/6), Reuter, Köhrmann (1), Szücs (3), Kossler (3), Holmgeirsson; Trainer: Biegler
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 11 Paraden), Gentzel (bei drei Siebenmetern, keine Parade); Lund (1), Lundström, Anic (n.e.), Sprenger (1), Ahlm (1), Reichmann (n.e.), Zeitz (3), Palmarsson, Narcisse (4), Ilic (7/7), Klein (2), Jicha (8/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Holger Fleisch / Jürgen Rieber
Zeitstrafen:
TVG: 1 (Kneer (41.));
THW: 3 (2x Ahlm (40., 48.), Sprenger (50.))
Siebenmeter:
TVG: 6/6;
THW: 10/8 (M. Andersson hält Jicha (3.) und Ilic (33.))
Spielfilm:
1. Hz.: 4:0 (5.), 4:2, 5:2, 5:4 (11.), 6:4, 6:5, 7:5 (12.), 7:8 (17.), 8:8, 8:13 (29.), 9:13, 9:14;
2. Hz.: 11:14 (34.), 11:15, 12:15, 12:17, 13:17, 13:18 (41.), 14:18, 14:19, 15:19, 15:20, 16:20, 16:22 (47.), 17:22, 17:23, 19:23 (51.), 19:24, 20:24, 20:25, 22:25 (55.), 22:26, 24:26, 24:27.
Zuschauer:
4.200 (ausverkauft) (f.a.n. frankenstolz arena, Aschaffenburg)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010:

Großwallstadt: Am Ende gab es zwei Sieger

Besiegter THW-Gegner qualifizierte sich mit Minimalvorsprung auf Berlin für den Europacup
Aschaffenburg. Unbeschreiblicher Jubel in der Aschaffenburger Arena, unglaubliche Szenen beim Public Viewing auf dem Rathausplatz in Kiel. Nach dem Gewinn der Champions League nahm der THW am Sonnabend beim TV Großwallstadt auch die letzte Hürde im Titelkampf, siegte am letzten Spieltag mit 27:24 (14:9) Toren und machte die 16. Meisterschaft perfekt. Verfolger HSV Hamburg hat's erneut verpatzt, der Sieg in Balingen war wertlos.

Bevor Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die Meisterschale an THW-Kapitän Marcus Ahlm überreichte, dieser das Objekt der Begierde mit lautem Schrei in die Höhe riss, tanzten Sieger und Verlierer gemeinsam auf dem von Bierfontänen und Sektduschen in eine Seenlandschaft mutierten grünen Parkett der Aschaffenburger Arena. Großwallstadt hatte eine Punktlandung vollzogen. Weil die Füchse Berlin in Gummersbach verloren, ist der TVG in der kommenden Saison nur auf- grund des besseren Torverhältnisses im EHF-Cup dabei - ein Treffer besser als das Hauptstadtteam. So feierte die gesamte Halle. "Wahnsinn", schrie Dominik Klein, umringt von schwarz-weißen THW-Fans. Kiels Linksaußen ist in Obernburg, rund 40 Kilometer entfernt von der Stätte seines jüngsten Triumphes groß geworden. Trainer Alfred Gislason schüttelte sich, tropfte wie frisch geduscht, nachdem Christian Zeitz dem Isländer ein Magnum-Bierglas über den Kopf geschüttet hatte. "Eine Wahnsinns-Saison", sinnierte der 50-jährige Isländer mit Glücksfalten im Gesicht. "Was ich erlebt habe, werde ich erst in der Woche realisieren, wenn ich auf meiner Terrasse sitze."

Erst die gewonnene Nervenschlacht in Hamburg, dann die unfassbaren Aufholjagden in der Champions League gegen Ciudad Real und Barcelona - der neue Meister hatte in den vergangenen Tagen Großes, fast Unmenschliches geleistet. Zweifel waren angebracht, ob die Kraft auch für den letzten Akt zum ersehnten Titel und Double reichen würde.

Heiß war es in Aschaffenburg, schon mittags hatte der Frühsommer das Thermometer über die 30-Grad-Marke gedrückt. Hitzig ging es auch in der bis an die Decke gefüllten Arena zu. 4200 Fans, darunter rund 200 Kieler, fieberten, schwitzten. Die "Zebras" erwischten einen Fehlstart, lagen nach sechs Minuten mit 0:4 Toren zurück. Filip Jicha, in den zurückliegenden Wochen weichgekocht von kompletten Einsätzen in Angriff und Abwehr, machte leichte Fehler, zog sich ermattet auf die Bank zurück. Gislason beorderte Börge Lund in die Mitte, Daniel Narcisse und Christian Zeitz sollten Druck auf den Halbpositionen machen. Die Aufholjagd nahm Formen an. Kiels erste Führung erzielte Zeitz nach 17 Minuten zum 8:7, die Mienen im THW-Publikum und auf der Bank entspannten sich. Einmal noch glich Großwallstadt, das in Linksaußen Andreas Kunz (9 Tore) und Torhüter Mattias Andersson seine besten Kräfte hatte, aus. Dann zogen die Kieler Tor um Tor davon. Die jetzt auf 6:0 umgestellte THW-Abwehr wurde zur Wand, Thierry Omeyer hatte den Eingang zu seiner Form gefunden. Vorne machte auch Jicha letzte Kräfte frei, erzielte noch insgesamt acht Tore, Narcisse (4), Zeitz (3) setzten wichtige Nadelstiche. Zur Halbzeit lag der Titelverteidiger 14:9 vorn - gewonnen war nichts.

Großwallstadt ließ sich in der zweiten Halbzeit nicht abschütteln, die "Zebras" zehrten von letzten Kraftreserven, die Hitze forderte zusätzlichen Tribut. So sehnten die Bank, die Fans den Abpfiff herbei. Das Spiel aber zog sich wie zäher Kaugummi, die Luft triefte, Wischer waren gefühlt ebenso lange auf dem Feld wie Spieler. Drei Minuten vor dem Ende, Großwallstadt hatte sich auf 25:22 herangekämpft, brachte dann Momir Ilic die Erlösung. Nach Foul an Marcus Ahlm trabte der angeschlagene Serbe von der Bank zum Siebenmeterpunkt - und verwandelte seinen siebten Strafwurf. Klein traf ein letztes Mal, Abpfiff. Der THW hatte sich mit 27:24 (14:9) durchgequält, der Rest war Jubel und Glückseligkeit.

(von Esther Alves, Reimer Plöhn, Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010)


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