23.08.2000 | Bundesliga |
Vor dem Spiel wurde THW-Kapitän Magnus Wislander unter den stehenden Ovationen der Zuschauer für die Wahl zum "Welthandballer des Jahrhunderts" geehrt. |
Zunächst lief dennoch alles noch nach Plan: Der THW glich aus zum 2:2 (6.), ging durch Perunicic mit 3:2 (8.) in Führung. Nach dem sofortigen 3:3-Ausgleich des TVG gelang den Zebras dann der erste Zwei-Tore-Vorsprung: 5:3 stand es in der 11. Minute. Doch wieder glich Großwallstadt aus, 5:5 stand es nach 14 Minuten.
Nach dem 8:5 (20.) und dem 9:6 (22.) war für die THW-Fans die Welt wieder in Ordnung. Als dann die Mainfranken innerhalb von einer Minute noch zwei Zeitstrafen gegen Decsi und Mierzwa hinnehmen mußten, schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Doch anstatt die 6:4-Überzahlsituation auszunutzen, kassierte der THW innerhalb weniger Sekunden den 7:9- und 8:9-Anschlußtreffer (23.) durch Kunze und Valcic. Kunze war es auch, der einen wieder komplettierten TVG mit 9:9 (24.) ausgleichen ließ - eine der entscheidenden Phasen der Partie.
Er raubte dem THW den letzten Nerv: Christian Ramota, der überragende Mann des Abends |
Nach Wiederanpfiff gelang Großwallstadt dann mit dem 15:14 (36.) durch den jungen Kroaten Valcic (früher Badel Zagreb) die erste Führung. Jetzt wogte die Partie hin und her, mal war der THW in Führung (17:16, 41.), mal der TVG (17:18, 45.), immer wieder hieß die Endstation der THW-Würfe "Ramota". Noch einmal glimmte beim THW-Anhang Hoffnung auf, als die Zebras nach 18:19-Rückstand (46.) noch einmal mit 20:19 (50.) in Führung gingen.
Nach dem 20:20-Ausgleich durch den Dänen Boldsen (51.), der mit fünf Toren bester Werfer der Gäste war, hatte der THW durch zwei Tempogegenstöße von Nikolaj Jacobsen die Chance, wieder in Führung zu gehen. Doch der Däne, der seine Nervenstärke heute nur bei den sicher verwandelten Strafwürfen bewies, wirkte unsicher, schloß viel zu weit vor dem Tor ab und scheiterte an Ramota. Stattdessen erzielte TVG-Kapitän Bernd Roos per Starfwurf das 21:20 (56.).
TVG-Kreisläufer Wolf trifft zum Endstand von 25:23 - Großwallstadt jubelt |
Ein verdienter Sieg einer clever und engagiert aufspielenden jungen TVG-Mannschaft, die mit Christian Ramota den überragenden Akteur des Abends auf ihrer Seite hatte, beim THW dagegen fehlte vielleicht das letzte Quentchen Engagement.
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Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Hallensprecher Körting, Großwallstadts Trainer Meisinger |
Wenn man so erfolgreich ist, würde ich auch gerne das nächste Spiel auf der Tribüne sitzen. Spaß beiseite, wir haben hier heute über 60 Minuten eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Von den spielerischen Mitteln und der kämpferischen Leistung ist der Sieg verdient gewesen.
Er mußte auf der Tribüne Platz nehmen: Der gesperrte TVG-Coach Peter Meisinger Wir hatten zu Beginn in der Abwehr noch leichte Probleme, dann standen wir aber gefestigt. Als Kiel mit 9:6 führte, haben die sich sicherlich gedacht, "jetzt hauen wir dem TVG 'was auf die Ohren." Aber wir haben mit etwas Glück in Unterzahl auf 9:9 ausgeglichen, das war sensationell und vielleicht spielentscheidend. Unsere offensive Deckung hat in der Folge dann dem THW große Probleme bereitet.
Es war auch heute wieder eine Superleistung von Christian Ramota, der auch in vier Spielen in Folge Weltklasse gehalten hat. Der THW war dann in der Endphase verunsichert, hat zwei, drei technische Fehler begangen, die wir mit Tempogegenstößen ausgenutzt haben.
Es war ein etwas glücklicher aber verdienter Sieg.
Gratulation an den TVG. Der Sieg ist verdient, wenn wir nicht mehr als 23 Tore in der Ostseehalle werfen.Wir haben in 60 Minuten nicht zu unserem Spiel gefunden. Erst habe ich gedacht, die Niederlage hätte an unserer Deckungsleistung gelegen, wir standen schlecht in der Deckung, aber so schlecht waren wir auch nicht, haben nur 25 Tore kassiert. Wir haben vorne aber siebenmal den Ball verloren, wo es jedesmal ein Gegentor gab.
Natürlich war Steinar vor drei Tagen der beste Mann, heute hat er viel weniger gehalten. Dazu kam unsere schlechte Chancenverwertung, wir haben viele "Hundertprozentige" - vielleicht 12 oder 13 - nicht genutzt, dann kann man auch in eigener Halle nicht gewinnen.
Großwallstadt war bissig, motiviert, hat gekämpft bis in die letzte Sekunde. Ich will jetzt nicht sagen, daß wir nicht gekämpft haben, aber wenn Jacobsen alleine sechsmal verschießt, Wislander dreimal usw., das ist einfach zu viel gegen eine Mannschaft, die gut gespielt hat.
Positiv ist: Die Handballbundesliga lebt, der THW ist keine Übermannschaft. Der Sieg von Großwallstadt geht absolut in Ordnung. Ein kleiner Knackpunkt war sicher die Situation, als wir 9:6 führten und in 6:4-Überzahl waren. Da hätten wir unsere Führung erhöhen müssen.Der TVG stand sehr engagiert in der Deckung, hat vorne auf seine Chancen gewartet. Dazu ein hervorragender Ramota, das hat gereicht. Unser tolles Spiel in Lemgo ist durch diese Niederlage natürlich etwas vergessen...
Klar, je weniger Fehler man macht, desto größer ist die Chance zu gewinnen. Aber letzendlich hat Großwallstadt guten Handball gespielt, "Eros" Ramota hat gut gehalten, unsere Torhüter vielleicht nicht so gut und wir waren auch nicht so gut in der Abwehr.
Magnus Wislander im DSF-Interview Die Großwallstädter haben sehr offensiv gedeckt, damit sind wir überhaupt nicht zurecht gekommen. Letztendlich muß man sagen, bis 20:20 war das Spiel sehr eng, dann haben wir drei Gegenstöße verschossen und Großwallstadt das 21:20 gemacht, das war sehr wichtig, dieses Tor...
Der Punktverlust bedeutet für uns, daß der Sieg in Lemgo für uns sehr wichtig war. Fazit: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.
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