19.-21.08.2000 - Letzte Aktualisierung: 21.08.2000 | Bundesliga |
Doch dann unüberlegte Würfe des THW und Lemgos spanischer Nationaltorhüter Fort Mauri zeigte einige gute Paraden. Durch zwei Tore von Kehrmann und eines von Lause erlangte der Gastgeber die Führung zurück, die er aber postwendend wieder abgab, in der 23. Minute führten nun die Zebras wieder (10:9). Bis dahin sahen die 3800 Zuschauer in der ausverkauften Lipperlandhalle eine ausgeglichene Partie auf höchstem Niveau. Doch dann folgte der Einbruch des TBV, der THW dagegen setzte systematisch sein Spiel fort, inszenierte eine Handballdemonstration und baute seine Führung bis zur 25. Minute auf 14:10 aus.
Ein wichtiger Grundstein hierfür war Steinar Ege, der schon in dieser frühen Phase mit elf Paraden von "hunderprozentigen Würfen" glänzen konnte. In der letzten Minute verkürzte Marc Baumgartner auf 11:14, doch eine Sekunde vor Schluß erneut ein Strafwurf für den THW, den Nikolaj Jacobsen gegen den extra eingewechselten Lutz Grosser sicher verwandelte. Das war der sechste Treffer des Dänen - genauso viele hatte bis zur Pause auch Nenad Perunicic erzielt.
Kam ins Grübeln: Lemgos Trainer Chevtsov |
Nach der Pause setzte der THW seine starke Leistung gegen ein nicht überzeugend auftretenden TBV fort, Stefan Lövgren markierte mit seinem zweiten Treffer das 16:11 (32.). Dann bauten die Zebras ihren Vorsprung weiter aus, 20:14 führte der Deutsche Meister nach 38 Minuten, hielt diesen Acht-Tore-Vorsprung weiter (45. Minute: 24:16-Führung). Chevtsov versuchte Mitte der zweiten Halbzeit, das Ruder noch einmal herumzureissen, brachte für den spanischen Nationaltorhüter Fort Mauri den erfahren Lutz Grosser, der sich in der Vorjahren oft als "THW-Schreck" profilieren konnte. Doch auch der blieb im Lemgoer Kasten mehr als wirkungslos, mußte in der 45. Minute wieder auf die Bank
Auf der Gegenseite glänzte dagegen sein Kollege Steinar Ege, der die Lemgoer zur Verzweiflung trieb. Überragend auch Nikolaj Jacobsen und Nenad Perunicic mit je acht Toren bis zur 45. Minute. Das war eine Demontage des Titelaspiranten aus Ostwestfalen, die Lipperlandhalle war totenstill.
Mann des Abends: Steinar Ege |
Der THW war Lemgo in allen Belangen überlegen, glänzte durch mannschaftliche Geschlossenheit und Siegeswillen und überzeugte auch im individuellen Bereich: Nikolaj Jacobsen zeigte wieder einmal Wurfbrillanz und Eiseskälte, zudem ließ Nenad Perunicic nach zuletzt schwankenden Leistung endlich wieder seine großen Möglichkeiten mehr als durchscheinen: Zehnmal traf er aus dem Rückraum, wirkte hochmotiviert und spielte zudem sehr mannschaftsdienlich, ein toller Auftritt des Montenegriners. THW-Spielmacher Stefan Lövgren kurbelte das Spiel ununterbrochen an und am Kreis sorgten Petersen und Wislander für die nötige Unruhe. Prunkstück war jedoch die 6:0-Abwehr mit dem Mittelblock Perunicic, Petersen, Wislander und Olsson, hinter der Steinar Ege eine Weltklasse-Leistung zeigte.
Die Flensburger Mannschaft, die sich das Spiel in der Lipperlandhalle auf der Anreise nach Wuppertal ansah, soll nach Abpfiff übrigens etwas bedrückt ausgesehen haben...
Freitagnachmittag bestanden noch schwere Zweifel, ob
Max überhaupt auflaufen könnte, er war
in der Schlußphase des Spiels gegen Dormagen
umgeknickt. Doch THW-Physiotherapeut Hauke Mommsen
brachte Wislander mit einer
Lymphdrainage wieder auf die Beine: "Ganz schmerzfrei ist
Max nicht, aber er wird durchhalten."
[Frage: Warum haben sie an der 5:1-Deckung festgehalten, die gegen den THW offensichtlich nicht funktionierte?]
Für mich war es die richtige Taktik.
In der ersten Hälfte hatten wir überhaupt keine Probleme in der Abwehr. Die Gegentore fielen von Außen. Ich habe das 5:1 auf Olsson abgestellt, weil ich unbedingt gewinnen wollte.
So können wir nicht jeden Tag spielen. Es kommt selten vor, daß ich in Lobeshymnen ausbreche, aber heute habe ich eine absolut klasse Vorstellung meiner Mannschaft gesehen und sogar ein paar Mal geklatscht. Sowas sieht man nicht alle Tage. Das war ganz stark, die Abwehr super, der Angriff klasse und Torhüter Steinar Ege weltklasse, als nichts anderes kann man diese Leistung bezeichnen.[Zur Abwehrleistung:]
Wir haben am Freitag noch ein Mal die offensive 3-2-1-Abwehr geübt. Aber vor dem Spiel habe ich mich für die defensivere 6:0-Formation entschieden. Das war schließlich unser Trumpf.Von unseren 29 Toren fielen zehn nach Gegenstößen. Lemgo hat die meisten Treffer durch duch seinen Angriff kassiert, der zehn bis zwölf Bälle verschenkt hat. Wir haben die Lemgoer Deckung jedenfalls nicht so ausgespielt, wie wir es eigentlich wollten.
Kiel hat heute gezeigt, daß es die absolute Spitzenmannschaft in Europa ist.Für uns kam die Partie zu früh. Daniel Stephan und Achim Schürmann benötigen nach den langen Pausen noch einige Zeit. Zudem ist die Verbindung mit Marc Baumgartner an den Kreis noch nicht automatisiert.
[Und mit Galgenhumor:]
Es hat doch ein Gutes, daß die Liga auf 20 Teams aufgestockt wurde, so hat der THW noch die Möglichkeit zu stolpern.
Wir haben in den psychologisch wichtigen Momenten kurz vor und nach der Halbzeit die einfachen Tore erzielt. Da hat Steinar sie allein aus dem Tritt gebracht.Ich freue mich über den Saisonstart nach Maß. Wir nur nun auch noch gegen Großwallstadt und Hameln gewinnen, dann hätten wir tatsächlich einen Traumstart hingelegt. Aber: Wir stehen vor einer Marathonsaison. Wenn man nach fünf Kilometern führt, ist nichts gewonnen. Entscheidend ist, wer bei Kilometer 42 über die Ziellinie läuft.
[Zur Superleistung von Steinar Ege:]
Ich wußte, daß Steinar ein Supertorwart ist. Da konnten wir nichts falsch machen. Zudem ist damals ein Ausländerplatz freigeworden und Steinar ist sechs Jahre jünger als Goran. Ich freue mich, daß Goran in Schwartau zum "Volkshelden" avanciert ist, jetzt sind alle zufrieden...[Und zur Leistung von Lemgo:]
Diese Partie kam für uns zu einem günstigen Zeitpunkt. Daniel Stephan und Achim Schürmann merkt man die langen Verletzungspausen an, sie sind noch nicht so weit.
Lemgo mußte für jedes Tor hart arbeiten, wir haben viele leichte gemacht.Ich bin konzentriert in die Partie gegangen. Außerdem hat die Niederlage des letzten Jahres noch tief gesessen. Da mußten wir etwas gut machen, und das ist gelungen, weil ich mich auf meine Abwehr verlassen kann. Die hat mir prima geholfen.
Über den Sieg freue ich mich einen Tag, aber dann schauen wir wieder nach vorn.
Das war Handball der Zukunft mit einem sensationellen Egenstoß. Eine Demonstration. Ich glaube, ich habe schon jetzt den alten und neuen Meister gesehen.
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