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04./05.04.2001 - Letzte Aktualisierung: 05.04.2001 Bundesliga

THW deklassiert Flensburg - Meisterschaft ade für die SG?

Rasmussen: "Das war eine peinliche Vorstellung!"

Bundesliga, 29. Spieltag: 04.04.2001, Mi., 20.30: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 29:20 (12:8)
Update #5

Mit liebevoll gestalteten Plakaten wurde die SG empfangen.
Mit liebevoll gestalteten Plakaten wurde die SG empfangen.
The same procedure as every year? Flensburg führt die Tabelle an, Flensburg verliert in Kiel, Flensburg wird Zweiter? Bei dem mehr als deutlichen 29:20 (12:8)-Sieg des THW wirkte der Tabellenführer wie schon in den Vorjahren wieder wie das Kaninchen vor der Schlange und hatte zu keiner Zeit eine reelle Chance auf den langersehnten ersten Sieg in der Ostseehalle.
Der THW startete in Bestbesetzung, also auch mit den angeschlagenen Perunicic und Ege. Bei den Flensburgern, die noch mehr mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatten, fehlten dagegen Hjermind und Haagen, zudem setzte Rasmussen zunächst Christiansen, Makowka und den zweiten Torhüter Dierks auf die Tribüne, um später noch einen Spieler nachzutragen. Dafür war dann aber der vor dem Spiel "mit zu 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit ausfallende" Kreisläufer Andrej Klimovets mit von der Partie. Die linke Außenbahn besetzte Kapitän Jan Fegter.

Kein Durchkommen für die SG durch die  6:0-Betonabwehr der Zebras.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kein Durchkommen für die SG durch die 6:0-Betonabwehr der Zebras.
Nachdem der wiedergenesene Jan Eiberg Jörgensen seinen ersten Wurf an die Latte setzte, markierte Landsmann Nikolaj Jacobsen mit dem 1:0 den ersten Treffer der Partie (3. Minute). Igor Lavrov glich zwar aus dem Rückraum aus, doch nach einem Fehlwurf von Lövgren und Ballverlust der SG traf der heute auch wieder sehr starke Nenad Perunicic zum 2:1 (4.). Fünf Minuten scheiterte beide Seiten beim Torversuch, besonders die SG hatte große Probleme mit der beweglichen und sicheren 6:0-Deckung des THW.

In der 9. Minute beendete der an den Kreis eingelaufene Martin Schmidt mit seinem Treffer zum 3:1 die Torflaute und Perunicic erhöhte per Gegenstoß nach Parade von Ege und Paß von Jacobsen zum 4:1 (11.), die Halle jubelte.

Wieder besser in Form: Niko macht das 5:2.
Wieder besser in Form: Niko macht das 5:2.
Gerade Nikolaj Jacobsen schien bei seinem Frisörbesuch auch die Spielfreude wieder gefunden zu haben, er markierte die Tore zum 5:2 (vom Kreis, 14.) und 6:2 (von Außen, 16.). Bis zum 8:4 (21.) kontrollierten die Hausherren nun die Partie, dann kam die SG Flensburg-Handewitt zwar kurz auf 6:8 heran, doch auch Oldie Bogdan Wenta, der in der 19. Minute kam, konnte nicht die nötigen Akzente setzen und so war mit dem 10:6 durch Perunicic (26.) der alte Vorsprung wieder hergestellt. Nachdem der Montenegriner zum 11:7 getroffen hatte (27.) und Lavrov am gut haltenden Steinar Ege scheiterte, nahm SG-Coach Erik Veje Rasmussen eine Auszeit. Doch seine Anweisungen nützten nichts, mit einem Vier-Tore-Rückstand bei einem Spielstand von 12:8 für den THW gingen seine Männer in die Kabine. Bezeichnend für die Leistung der Flensburger war, daß der beste Werfer in Durchgang eins der Nachwuchs-Rechsaußen Stefan Schröder mit drei Toren war, der für den verletzten Christian Hjermind eingesprungen war. Schon jetzt skandierten die Kieler Fans über den Vizemeister 2000: "Niemals Deutscher Meister, niemals, niemals!"

Übermotiviert?  Knorr foult Ege.
Übermotiviert? Knorr foult Ege.
Bis zum 16:12 (41.) gelang es der SG immerhin, den Rückstand in Grenzen zu halten, auch wenn sie zu keiner Zeit die Chance zu haben schien, heranzukommen. Doch dann brachen alle Dämme auf Seiten der Flensburger, während Steinar Ege das Kieler Tor vernagelte. Gestützt auf die tollen Paraden des Norwegers zog der THW trotz doppelter Unterzahl auf 19:12 (46.) und 21:13 (49.) davon, das Spiel war entschieden. Rasmussen versuchte eine Resultatsverbesserung, in dem er als 12. Spieler Rückraumtalent Maik Makowka statt des zweiten Torhüters nachtragen ließ, doch auch der Jung-Nationalspieler traf nicht.
Gleich vollendet Lövgren per Kempa zum 27:18.
Gleich vollendet Lövgren per Kempa zum 27:18.
Mit dem 24:15 durch Wislander wurde das Debakel für den Tabellenführer immer größer, beim 27:18 per Kempaanspiel von Jacobsen auf Lövgren, der elegant vollendete, wurde der Titelaspirant fast schon der Lächerlichkeit preisgegeben. In den letzten Minuten war es auf Seiten der Flensburger hauptsächlich Christian Berge, der den Rückstand nicht noch größer werden ließ. Mit dem Abpfiff beim Endstand von 29:20 für den THW verließen die Spieler der SG mit hängenden Köpfen die Ostseehalle, während der THW und sein Anhang wieder jubeln durften.

Beste Spieler beim THW bei einer tollen Mannschaftsleistung waren Torhüter Steinar Ege und Nenad Perunicic, der 9/1 Tore machte. Beim Flensburg traf Christian Berge mit 7/3 Toren am besten, halbwegs überzeugen konnten ansonsten nur noch Jan Holpert im Tor und Stefan Schröder auf der rechten Außenbahn.

Für die SG bleibt es also beim "Trauma Ostseehalle". Und am Ende war da oben in den Rängen auf Plakaten zu lesen: "Lieber einmal Siebter als sieben Mal Zweiter!"

Stimmen zum Spiel:

SG-Trainer Erik Veje Rasmussen:
Erik Veje Rasmussen im Interview.
Erik Veje Rasmussen im Interview.
Glückwunsch zum verdienten Sieg.

Es war eine peinliche Vorstellung meiner Mannschaft.

Wir hatten uns das vorgenommen, was man sich gegen den THW vornehmen muß, wenn man gewinnen will, aber das haben wir dann nicht gespielt.

Heute haben wir eine Verlängerung von vielen unserer Auswärtsspiele gesehen. Wir haben nicht genug Kraft, nicht genug Mut gezeigt, haben Alibi-Handball gespielt. In der ersten Halbzeit standen wir in der Deckung nicht so schlecht, der THW hat da auch einige glückliche Tore gemacht, aber danach... Es war beschämend zu sehen, wie alle freien Bälle von Wislander, Lövgren oder Olsson weggeholt wurden. Das sagt viel über die Einstellung aus.

Jetzt wurde uns verdeutlicht wo unsere Schwächen sind. Nach diesem Spiel bin ich mir sicher, daß wir Deutscher Meister werden. Denn wenn uns der Schock, vor so vielen Leuten ausgezogen zu werden, nicht motiviert, kann uns gar nichts motivieren. Was mir Hoffnung gibt, ist, daß man gesehen haben sollte, daß man so nicht weiter spielen kann, ohne Saft zu spielen, nur Alibi-Angriffe zu zeigen. Dann wird man weiter so hoch verlieren. Auswärts neigt jeder dazu, etwas verhaltener zu spielen. Jetzt hat man gesehen, daß man so verliert.

Der Rückraum hat völlig versagt. Kein Zug zum Tor.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Noka Serdarusic im Interview.
Noka Serdarusic im Interview.
Erst einmal vorweg: Ich kann mir nicht erklären, daß meine Mannschaft so spielt. Wir haben in der Abwehr sehr gut gespielt, eine sehr bewegliche 6:0-Deckung gezeigt, haben in den ersten 15 Minuten nur drei Tore kassiert. Nach 10 Minuten haben wir dann auch vorne zu unserem Spiel gefunden gegen die offensive Deckung der Flensburger. Wir waren bissiger und motivierter.

Vor dem Spiel dachte ich, die Voraussetzungen wären nicht da, wir waren in Barcelona am Boden, die Enttäuschung war groß, doch heute haben wir ein tolles Spiel gezeigt, auch wenn Flensburg ein wenig mitgeholfen hat.

War Flensburg so schwach oder waren wir so stark? Beides trifft zu, sonst hätten wir nicht so hoch gewonnen.

Wenn wir nicht Meister werden, hoffe ich, daß Ihr es schafft.

SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke:
So darf man nicht verlieren. Nicht einmal in Wetzlar war es so schlimm. Für so eine desolate Leistung meiner Mannschaft habe ich überhaupt keine Erklärung. Was soll man dazu sagen?
SG-Geschäftsführer Manfred Werner:
Glückwunsch, der Sieg ist auch in dieser Höhe verdient. Hohen Respekt an den THW. Nach der schlimmen Niederlage in Barcelona haben wir gewußt, daß sie motiviert sein würden, aber damit konnte man kaum rechnen. Der THW hat großen Charakter gezeigt, unsere Mannschaft hat dagegen nie zum Spiel gefunden.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Freud und Leid liegen dicht beieinander. In unserem letzten DSF-Spiel in Wallau haben wir eine ähnliche Niederlage erfahren.

Heute haben wir Flensburg sehr sicher beherrscht. Kompliment an die Mannschaft, sie hat nach der großen Enttäuschung von Barcelona heute Charakter gezeigt. Unsere Spieler sind charakterstark, das haben sie mit der abgerufenen Leistung demonstriert.

Natürlich waren sie gegen Flensburg besonders motiviert. Ich habe nach fünf Minuten in den Gesichtern der Spieler gesehen, daß wir gewinnen würden. Flensburg dagegen wirkte ein wenig wie das Kaninchen vor der Schlange.

Doch man weiß nie, in drei Tagen kann das schon wieder alles anders aussehen, wenn wir nach Schwartau müssen und Flensburg gegen Wallau spielt.

Ich hoffe, daß wir mit Engagement in die weiteren Spiele gegen und die Saison mit einer würdigen Plazierung abschließen.

THW-Kapitän Magnus Wislander:
Wir waren hoch motiviert. Die Abwehr stand sehr gut, Steinar Ege hat super gehalten.
Nenad Perunicic:
Das war der echte THW Kiel.
Christian Scheffler:
Das Zugucken hat richtig Spaß gemacht. In den Augen einiger Flensburger Spieler habe ich schon vor dem Anpfiff nichts als unglaubliche Leere gesehen.
Ligausschuß-Vorsitzender Heinz Jacobsen
Eine ganz schwache Leistung der SG. So wird Flensburg nicht Meister.
SG-Kapitän Jan Fegter:
Ich spiele nie wieder in der Ostseehalle. Unfaßbar, was wir hier gezeigt haben. Wir trainieren und trainieren - und bringen hier nichts.

Es ist jedesmal dasselbe in der Ostseehalle. Ich weiß nicht, was in unseren Köpfen vorgeht.

SG-Torhüter Jan Holpert:
Das war von uns mal wieder das übliche in Kiel.
Bogdan Wenta:
Da trainiert man die ganze Woche und nimmt sich viel vor, und dann geschieht so etwas. Ich habe für dieses Ergebnis keine Erklärung.
Thomas Knorr:
Kiel war klar stärker, und wir waren zu nervös. Aber ich hatte auch nicht erwartet, daß wir hier gewinnen. Viel ärgerlichen waren Niederlagen in Großwallstadt oder Wetzlar.
SG-Rechtsaußen-Talent Stephan Schröder:
Natürlich war mein erstes Spiel in der Ostseehalle ein riesiges Erlebnis. Davon träumt man als kleiner Junge. In der Halbzeit haben wir uns gesagt, es beginnt bei Null, und dann geht der Mist genauso weiter...
SG-Linksaußen Lars Christiansen, der nicht eingesetzt wurde:
Zum Spiel fällt mir nichts ein. Verletzt war ich nicht. Warum ich nicht gespielt habe? Da müßt Ihr den Erik fragen.

Pressestimmen:

Kieler Nachrichten:
Ein Flensburger Chaos-Abend
Flensburger Tageblatt:
Kiel dämpft Titelträume der SG - Desolate Flensburger verlieren Landesderby beim THW
Sport1:
THW Kiel zeigt Flensburg die Grenzen auf - Kiel im Rausch

29. Spieltag: 04.04.01, Mi., 20.30: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 29:20 (12:8)

Logo THW Kiel:
Ege (1.-60.), Geerken (ein 7m); Wislander (3), Ernelind (2), Jacobsen (5), Schwenke, Bjerre, Perunicic (9/1), Petersen, Lövgren (4), Schmidt (2), Olsson (4); Trainer: Serdarusic
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (1.-60.); Fegter, Wenta (3), Schröder (4), Hahn, Jörgensen, Klimovets (2), Knorr (2), Jeppesen, Lavrov (2), Berge (7/3), Makowka; Trainer: Rasmussen
Schiedsrichter:
Farischon (Stutensee) / Michel (Eggenstein)
Zeitstrafen:
THW: 4 (Petersen, Schmidt, Olsson, Wislander);
Flensburg: 4 (Fegter, Knorr, Jeppesen, Berge)
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Jacobsen scheitert an Holpert);
Flensburg: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 4:1, 4:2, 6:2, 6:3, 7:3, 7:4, 8:4, 8:5, 8:6, 9:6, 10:6, 10:7, 11:7, 11:8, 12:8;
2. Hz.: 12:9, 13:9, 13:10, 14:10, 14:11, 15:11, 15:12, 19:12, 19:13, 21:13, 21:14, 22:14, 23:14, 23:15, 24:15, 24:16, 25:16, 25:17, 26:17, 26:18, 27:18, 27:19, 29:19, 29:20
Zuschauer:
7250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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