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20.09.2002 Bundesliga / Mannschaft

Interview mit Uwe Schwenker: Eine nüchterne Analyse

Der THW Kiel geht am Stock. Gebeutelt vom Verletzungspech startete der deutsche Meister angeschlagen in die neue Saison. "Wir wissen um den Zustand der Mannschaft, aber es ist nicht unsere Art, über die Verletzungssorgen zu lamentieren", stellte THW-Manager Uwe Schwenker nach der Ernüchterung im ersten Bundesliga-Heimspiel fest. Vier Tage nach der 22:24-Auftakt-Pleite beim TuS N-Lübbecke kamen die sieggewohnten Kieler gegen den HSV Hamburg über ein 28:28 nicht hinaus. Im Gespräch mit ZEBRA erläutert Schwenker die Situation.
Zebra:
Herr Schwenker, Sie sagten unlängst, keine Angst vor einem Fehlstart zu haben. Wirklich?
Uwe Schwenker:
Uwe Schwenker bewahrt die Ruhe.
Klicken Sie für weitere Infos! Uwe Schwenker bewahrt die Ruhe.
Das stimmt. Warum sollte ich auch Angst haben?
Zebra:
Sie mussten gleich zum Auftakt einige Rückschläge hinnehmen. Können Sie das so locker wegstecken?
Uwe Schwenker:
Wenn es passiert, dann passiert es. Ganz locker kann man das sicher nicht wegstecken, denn man hat natürlich immer den Anspruch zu gewinnen. Wenn man allerdings den momentanen Zustand unserer Mannschaft betrachtet und einen Blick auf unsere nächsten fünf Spiele wirft, so kann es sein, dass man uns in Tabellenregionen wiederfindet, in denen man den THW Kiel normalerweise nicht vermutet. Wir müssen die Situation nüchtern analysieren: Momentan befinden wir uns einfach in einer schwierigen Lage. Bis auf unsere Torhüter sind fast alle Spieler angeschlagen, zu unseren Langzeitverletzten haben sich frisch Verletzte hinzugesellt. Die, die spielen müssen, sind folglich nicht in bester Verfassung. Und das ist problematisch.
Zebra:
Kann man den überhaupt schon von einem Fehlstart sprechen?
Uwe Schwenker:
Wir sind natürlich nicht zufrieden. Aber wenn die Truppe physisch nicht fit ist, kann sie auch keinen Gegner beherrschen. Bei acht bis zehn Spielern mit Riesenproblemen müssen die anderen noch mehr leisten und noch mehr Belastungen ertragen. Damit geraten wir automatisch in einen Teufelskreis. Natürlich wird jetzt Kritik von außen laut, doch das ist für mich kein Problem. Die Spieler geben nach wie vor ihr Bestes. Wir werden in Ruhe handeln.
Zebra:
Werden Sie Ihre Erwartungen und Saisonziele entsprechend korrigieren?
Uwe Schwenker:
Nein. Unsere Erwartung ist es nach wie vor, in allen Spielen die bestmögliche Leistung zu erzielen. Das ist die im Sport übliche Zielsetzung.
Zebra:
Gerade in solch einer Situation wie der Ihrigen entstehen allerhand Spekulationen um Neuverpflichtungen.
Uwe Schwenker:
Jetzt rufen wieder alle, wir seien der Krösus der Liga. Aber wir sind auch als seriös geführter Verein bekannt. Wir können jetzt keine Drahtseilakte eingehen. Sicher ist, dass wir jetzt ein wenig Zeit brauchen. Aber deswegen werden wir keine unüberlegten Dinge tun und wahllos irgendwelche neuen Spieler verpflichten. Wir müssten diese auch bezahlen können. Wir werden unseren wirtschaftlich guten Ruf wahren.
Zebra:
Meldungen lauten, Sie hätten an eine Rückkehr von Magnus Wislander gedacht.
Uwe Schwenker:
Null! In keinster Weise ist derzeit an irgendeinen Transfer gedacht. Und Magnus selbst würde wohl keinesfalls Willens sein, Redbergslid wieder zu verlassen, um zum THW zurückzukehren. An dieser Meldung ist nichts dran. Für uns hat die Personalie Marcus Ahlm Priorität, denn der Vertrag mit ihm ist bereits unter Dach und Fach. Jetzt geht es nur noch darum, ob er schon in dieser Saison zu uns kommen wird. Doch in Ystad bewegt sich momentan nichts. An mehr Aktivitäten ist derzeit definitiv nicht gedacht.
Zebra:
Vor dem Saisonstart zittern alle Beteiligten den ersten Spielen entgegen, um endlich zu sehen, wo der eigene Verein denn steht. Was können Sie nach zwei Spieltagen schon erkennen?
Uwe Schwenker:
Noch ist die Tabelle wenig aussagefähig, wenn auch interessant. Es ist jedoch absehbar, dass es sowohl vorn als auch hinten sehr eng zugehen wird. Und das ist auch gut so.
Zebra:
Könnte es angesichts der großen Leistungsdichte und der permantenten Belastung in der Bundesliga in diesem Jahr mitunter leichter sein, auf internationalem Parkett mit weniger Spielen zu Erfolgen zu kommen?
Uwe Schwenker:
Nein, das sehe ich nicht so. Die Champions League fängt erst im November an, darüber mache ich mir momentan noch keine Gedanken. Wir konzentrieren wir uns erst einmal darauf, unsere Spieler wieder in einen vernünftigen Zustand zu bringen. Und da sind natürlich auch die Ärzte und Physiotherapeuten stark gefragt. Wir denken vorerst von Spiel zu Spiel.
Zebra:
Und im nächsten Spiel trifft der THW Kiel ausgerechnet auf den TBV Lemgo. Wird es ein richtungsweisendes Spiel?
Uwe Schwenker:
Jedes Spiel ist wichtig, aber das gegen Lemgo wird natürlich extrem schwer. Wenn wir schon gegen die HSV Hamburg zuhause einen Punkt abgegeben haben, dann werden wir es gegen den TBV doppelt schwer haben. Aber es hilft nicht zu jammern - und das werde ich auch nicht tun. Dieses Stück an Souveränität haben wir uns in den letzten Jahren hart erarbeitet. Die Spieler werden ihr Bestes geben, wie es ihre Pflicht ist. Und das Publikum können wir nur um Geduld und Unterstützung bitten.


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