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15.11.2002 Champions League

Es muss nicht immer Bundesliga sein

Der THW Kiel bläst zum siebten Mal zur Jagd auf die Krone im europäischen Vereins-Handball. Bislang gelang es allein dem SC Magdeburg, den Champions League-Titel nach Deutschland zu holen - ein Vorbild für den THW Kiel in zweierlei Hinsicht.
Uwe Schwenker: "Die Champions League ist das höchste Ziel."
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Zu was auch ein stark angeschlagener deutscher Meister noch in der Lage ist, demonstrierte der THW Kiel bisweilen schon in der Bundesliga. Zwar fingen sich die Zebras am siebten Spieltag in Magdeburg eine bittere Niederlage ein (siehe Spielbericht), doch gegen den amtierenden Champions League-Sieger blitzte die alte Kieler Handballkunst wieder auf. Mit zwei Toren führte der THW im "Hexenkessel" Bördelandalle zwei Minuten vor Schluss, war in Überzahl, hatte Ballbesitz und der erste Saison-Sieg war greifbar. 120 Sekunden später jubelten dann nur noch die 7.000 Magdeburger in der Halle. Nach umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen rangen die Gladiators den THW 30:29 nieder.

"Abhaken", sagte Kiels Geschäftsführer Uwe Schwenker bereits zwei Tage nach der Pleite und blickte wieder nach vorn. "Was soll man denn sonst machen? Ändern kann man es eh nicht mehr." Inzwischen hat sich der THW Kiel in der Bundesliga längst wieder gefangen und ist dem Tabellenkeller entstiegen. Zwar langen die Punkte in der Meisterschaft nur für einen gesicherten Mittelfeldplatz und der Zug Richtung Tabellenspitze ist längst abgefahren, aber die Hoffnungen auf weitere Erfolge sind in Kiel noch nicht begraben: Im DHB-Pokal steht der THW Kiel nach einer kämpferischen Glanzleistung beim HSV Hamburg im Achtelfinale, und in der Champions League gehen die Zebras neben Titelverteidiger SC Magdeburg als zweiter deutscher Klub ins Rennen.

"Die Champions League ist das höchste Ziel", sagt Schwenker. Kiels Manager träumt - und hat womöglich den SC Magdeburg als Vorbild. In der vergangenen Saison war die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason als Titelverteidiger in die Bundesliga gestartet. Noch vor der Winterpause hatte das Team aus Sachsen-Anhalt den Kontakt an die Spitze abreißen lassen. Danach hieß es hopp oder topp: Magdeburg konzentrierte sich ganz auf die Champions League - und wurde belohnt. Doch abhaken will Schwenker die Bundesliga nicht. "Ich sage jetzt nicht, dass wir alles auf die Champions League setzen", sagt er. "Wir brauchen auch noch Punkte in der Meisterschaft."

Doch die Königsklasse bleibt nun mal das große Ziel. Vielleicht gelingt ja ausgerechnet im "verflixten siebten Jahr" der große Wurf. Sechs Mal scheiterte der THW, 2000 im Finale und 2001 im Halbfinale jeweils am FC Barcelona. Die Katalanen sind jetzt nicht dabei. Dennoch ist das Teilnehmerfeld so ausgeglichen wie vielleicht noch nie. "Es gibt viele Mannschaften, die weit kommen können", sagt Schwenker. Dazu zählt der Ex-Nationalspieler Spaniens Meister Portland San Antonio (CL-Sieger 2001), Frankreichs Titelträger Montpellier, Dänemarks Champion Kolding IF oder Ungarns Top-Klub Fotex Veszprem.

Auf den SC Magdeburg können die Schleswig-Holsteiner frühestens im Halbfinale treffen. Doch Schwenker hofft, dass es ein rein deutsches Finale gibt. "Ich würde mir ein Endspiel Magdeburg gegen Kiel wünschen. Es ist aber ein weiter Weg." Die Erwartungen an der Kieler Förde sind ein wenig zurückgesteckt worden, doch für Überraschungen waren die Zebras in der Vergangenheit schon immer gut. Es muss ja nicht immer in der Bundesliga sein...


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