29.01.2004 | Mannschaft / EM 2004 / Nationalmannschaften |
Ich hatte mich auf die Europameisterschaft gefreut, wollte ohne Anspannung schöne Spiele sehen und mit meinem Manager Uwe Schwenker gucken, ob es Spieler gibt, die einmal für uns interessant werden könnten. Seit Dienstag Mittag sind wir in Ljubljana, und das Erste, was ich sehen musste, war die schwere Knieverletzung von Roman Pungartnik, die er sich gegen Serbien eingehandelt hat (siehe Bericht). Ganz Slowenien feiert den Sieg gegen seine ehemaligen Unterdrücker, und für Roman ist die Europameisterschaft mit einem Schlag beendet. Das ist tragisch.
Schlimm ist auch, dass er vermutlich für den Rest der Bundesliga-Saison ausfallen dürfte. Ein schwerer Schlag für den THW und für mich als Trainer. Überhaupt zeigt sich einmal mehr, dass die Vereine immer die Leidtragenden nach großen Turnieren sind. Sie bezahlen die Spieler, geben sie ohne finanzielle Gegenleistungen an ihre Verbände ab und müssen den Schaden danach alleine tragen. Die Lücken, die diese Verletzungen in betroffene Mannschaften reißen, sind kurzfristig nicht zu schließen. Die Wechselfrist endet am 15. Januar, neue Spieler dürfen nicht mehr verpflichtet werden. Ein unhaltbarer Zustand. Die Funktionäre der internationalen Verbände interessiert das aber nicht. Die kochen alle ihr eigenes Süppchen.
Ein großes EM-Thema ist die Härte. Was ich bisher gesehen habe, verlief aber zumeist in normalem Rahmen. Handball ist eben kein Nonnenballett. Problematisch wird es, wenn die Schiedsrichter die Regeln nicht durchsetzen. Das ist hier einige Male passiert, und das nutzen die Spieler aus. So hätten die Franzosen Guillaume Gille und Gregory Anquetil für ihre Tätlichkeiten gegen Daniel Stephan und Markus Baur Rot sehen müssen. Der Serbe Andjelkovic nach seinem Stoß gegen Pungartnik ebenfalls. So etwas macht man nicht.
Ich werde übrigens dauernd gefragt, ob ich neuer Trainer beim FC Barcelona werden würde. In spanischen Zeitungen und beim Internet-Anbieter "Sport1" tauchte zuletzt mehrfach mein Name als möglicher Nachfolger für Valero Rivera auf. Ich kann dazu nur sagen, dass ich in Kiel einen Vertrag bis 2006 habe. Ich bin es gewohnt, Verträge zu erfüllen, daran werde ich mich halten. Ich könnte sowieso nur aus Kiel wegziehen, wenn ich meine kleine Enkelin mitnehmen dürfte. Aber das lässt meine Tochter nicht zu.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2004)
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