Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Gerade einmal elf Kilometer und rund eine Viertelstunde Stadtverkehr
trennen die Edgar-Meschkat-Halle und die Ostseehalle voneinander -
für Handballer sind es Welten. Kurz vor dem Saisonstart demonstrierte
der amtierenden EHF-Cupsieger THW Kiel beim
44:22-Sieg gegen den Zweitligisten TSV Altenholz
eindrucksvoll, wem die uneingeschränkte
Vormachtstellung in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt
gebührt. "So stellt man sich einen Mittwochabend nun wirklich nicht
vor", sagte ein völlig deprimierter
Christoph Schindler damals,
"hätte der THW nicht auch noch einen Gang rausgenommen, dann hätten
wir mal eben 50 Dinger eingeschenkt bekommen." Der 21-jährige
Schindler hatte zwar ebenso wie seine beiden Altenholzer
Mitspieler
Dennis Klockmann (22) und
Daniel Sommerfeld (18), die
allesamt das Zweitspielrecht für den THW Kiel besitzen, die
gefürchtete Saisonvorbereitung unter
Noka Serdarusic anstandslos
absolviert, jetzt aber wurden die drei Nachwuchshoffnungen von den
Zebras gnadenlos überrannt.
Szenenwechsel. Gut zwei Monate später wollte
Christoph Schindler gar
nicht mehr aufhören zu strahlen. "Es war wirklich super, vor mehr als
10000 Zuschauern zu spielen!", zeigte sich Schindler begeistert von
seiner Osteehallen-Premiere. Der THW Kiel hatte jüngst den
Tabellenführer HSV Hamburg mit 34:22 an die Wand gespielt (siehe
Bericht)
- und
dieses mal standen
Schindler und
Klockmann selbst auf der Gewinner-Seite.
Und der "Wahnsinn" für die beiden ging weiter. Beim
Champions League-Spiel des THW Kiel gegen Haukar Hafnarfjördur feierten sie ihr
Debüt in der internationalen Königsklasse. Mit sieben Toren war
Schindler an diesem Nachmittag hinter
Sebastian Preiß der
erfolgreichste Torschützen der Zebras. "Dieses Gefühl ist
unbeschreiblich: Gestern noch in der Zweiten Bundesliga auf dem Feld
und einen Tag später schon in der Champions League . Ich hätte mir
das nie träumen lassen", sagte er nach dem Spiel, bevor er zum ersten
Mal zum Spieler des Tages gekürt wurde. Ebenso erging es seinem
Teamkollegen
Dennis Klockmann. Insgesamt 17 Minuten durfte der
Torhüter beweisen, was er kann. Mit Paraden am Fleißband und einem
gehaltenen Siebenmeter hatte auch er das Publikum schnell auf seiner
Seite. "Von Anfang an lief alles rund und ich bin zudem natürlich
auch sehr froh über meinen Einsatz." Umringt von vielen Fans, die
alle ein Autogramm wollten, fühlte der Youngster sich allerdings doch
ein bisschen überfordert. "Das ist eine ganz neue Situation. Es ist
ungewohnt, von so vielen Fans umgeben zu sein. Ich bin ganz
überwältigt!" Doch wie geht es weiter? "Ob ich beim nächsten Spiel
auch wieder dabei sein werde, weiß ich nicht. In erster Linie spiele
ich ja bei Altenholz und wenn ich mit denen ein Spiel hab, geht das
vor", sagte
Schindler.
"Wenn sich jemand beim THW Kiel durchbeißen kann und dann in der
ersten Liga spielen darf, dann ist das wunderbar", läßt TSVA-Trainer
Wolfgang Schwenke,
der selbst elf Jahre im THW-Dress Erfolge feierte,
keine Spur von Neid oder Konkurrenzdenken aufkommen. Er wäre stolz
darauf, wenn einer seiner Spieler den Sprung zu den Zebras schaffen
würde. Man habe gesehen, dass es jedoch noch große
Klassenunterschiede zwischen beiden Klubs gebe, sinnierte Schwenke an
jenem Mittwochabend kurz vor Saisonstart. Der Mut zur eigenen Courage
hätte seiner Mannschaft noch gefehlt, deren Respekt vor dem THW
einfach zu groß gewesen sei. Die
Schindlers, Klockmanns und
Sommerfelds waren jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt
worden. "Bislang sind sie nur Talente", bleibt
Schwenke realistisch,
"noch haben sie nichts unter Beweis gestellt. Aber beim THW Kiel
mittrainieren und ab und und an auch spielen zu können, ist für diese
jungen Leute eine großartige Chance."
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)