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24.01.2005 WM 2005 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Unglücksraben zwischen Elektrolytgetränken und Videos

Hindernisrennen auf dem Weg zur Handball-WM

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2005:

Sousse - Die deutsche Nationalmannschaft wartete. Auf Elektrolytgetränke, auf Spielertaschen, auf acht Trikotsätze. Und Bundestrainer Heiner Brand wartete händeringend auf Videos, unter anderem Kassetten über den Sonntag-Gegner Ägypten. Doch sie alle warteten vergeblich. 32 Stunden lang. Erst am späten Sonnabend kam die "heiße" Ware in Sousse an.
In einem schnellen Transporter sollte der Nachschub von Dortmund aus via Fähre in Marseille anrollen. Mühevoll hatten die Fahrer ihren Bus bepackt. 1,5 Tonnen schwer, Elektrolytflaschen in jeder Ritze. Sie waren am Donnerstag rechtzeitig in Marseille, doch die Fähre nicht. Ein schwerer Sturm, Windstärken bis 150 km/h - es sollte Freitagabend werden, bis zum Auslaufen. Aus Angst, der kostbaren Fracht beraubt zu werden, verbrachten die Unglücksraben die Nacht im Auto. Zwischen Elektrolytgetränken und Videos. Durchgefroren.

Mit an Bord auch eine Beflockungsmaschine. Einer der beiden hatte einen interessanten Auftrag in der Tasche: Alle Trikots der 16 WM-Schiedsrichter-Gespanne sollten mit dem Schriftzug eines neuen Sponsors bedruckt werden. Vor der Eröffnung natürlich. Am Sonnabend um 17 Uhr wurde er im Kathargo-Hotel in Hammamet erwartet. Einem Fünf-Sterne-Kasten, in dem der Weltverband (IHF) seine Kommandozentrale aufgebaut hat. Hier kamen alle 32 Schiedsrichter zu einer letzten Besprechung zusammen, danach verteilten sie sich über das ganze Land. Der arme Beflocker verpasste diesen Termin vor den Augen der IHF-Größen und reiste allen Hemden hinterher. Der Lohn: Die Deutschen konnten sich in der Nacht vor dem Spiel doch noch ein Ägypten-Video ansehen und die Unparteiischen im richtigen WM-Outfit anpfeifen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2005)


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