08./09.03.2006 - Letzte Aktualisierung: 09.03.2006 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Avancierte in der zweiten Halbzeit zum besten Torschützen: Vid Kavticnik. |
Der THW fand mit Hagen für Karabatic im Angriff nur langsam zu seiner Durchschlagskraft, profitierte aber von unzähligen technischen Fehlern der Düsseldorfer im Spielaufbau und setzte sich über 6:3 (9.), 8:4 (14.), 10:5 (17.) und 12:6 (20.) auch dank der erneut glänzend aufgelegten Mattias Andersson und Henrik Lundström kontinuierlich ab. Bei der HSG klappte weiterhin nicht viel im Angriff, und wenn dann doch mal ein Spielzug klappte, vergaben die Gäste freistehend kläglich - selbst der sonst verlässliche Siebenmeterspezialist Frank Berblinger vermochte den Ball bei besten Gelegenheiten nicht im Tor unterzubringen. So konnte Noka Serdarusic seinen Leistungsträgern bereits sehr früh eine Verschnaufpause gönnen und ließ Pelle Linders und Adrian Wagner ab der 21. Minute Spielpraxis sammeln.
Adrian Wagner erzielte drei Treffer, davon einen aus dem Rückraum. |
Nach dem Wechsel schien sich das Spiel so fortzusetzen, Adrian Wagner sorgte von außen schnell für die erste 10-Tore-Führung - es sollte aber auch die letzte bleiben. Denn im Angriff vergaben die Kieler nun noch mehr Würfe als in der schon nicht überragenden ersten Halbzeit, die Deckung offenbarte nun auch immer größere Lücken, und der für den guten Mattias Andersson ins Tor beorderte Henning Fritz bekam einfach keine Hand an den Ball. Nachdem der zuvor dreimal erfolgreiche Frode Hagen auch noch vom Siebenmeterpunkt scheiterte, tankten die Düsseldorfer unter tatkräftiger Unterstützung der nun etwas müde wirkenden Zebras eine Menge Selbstvertrauen. Schnell waren sie auf 15:20 (38.) herangekommen, ehe Christian Zeitz mit einem 103 km/h-Geschoss endlich die unruhigen Gemüter in der Halle wieder etwas beruhigen konnte.
Auch bei Stefan Lövgren wechselten sich Licht und Schatten ab. |
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
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Aus kiel4kiel.de:
Zebras mit Arbeitssieg gegen harmlose Düsseldorfer
Vier Tage nach dem dramatisch-unglücklichen Champions League-Aus in Flensburg hat sich der THW Kiel gegen die abstiegsbedrohte HSG Düsseldorf schadlos gehalten. Nach einer insgesamt guten Leistung in der ersten Hälfte bauten die Kieler nach der Pause allerdings merklich ab, sodass beim 34:28 (18:9)-Erfolg die Gäste sogar kurzfristig von einem Punktgewinn träumen durften. "In der zweiten Hälfte haben wir eine indiskutable Leistung gezeigt", ging Manager Uwe Schwenker mit seinen Mannen hart ins Gericht. Von der Kritik wohl ausgenommen: Vid Kavticnik, der sieben Mal traf.
Das, was war, sollte man schnell vergessen. Deshalb möchte ich über das Flensburg-Spiel nicht mehr reden. Und deshalb habe ich auch kein Verständnis für unsere Leistung am heutigen Tag. Ich wollte Kim Andersson, Karabatic, Ahlm und Lundström eine Pause gönnen, ohne den Gegner dabei zu unterschätzen. Schließlich hat unser Kader genügend Qualität, um solch ein Spiel deutlich zu gewinnen. Mit der 1. Halbzeit bin ich nicht unzufrieden, wenn wir auch die zweite Hälfte mit drei oder vier Toren gewonnen hätten, wäre ich dies mit dem gesamten Spiel auch. Aber ich ärgere mich über unsere Spieler, die auf der Bank sitzen und Chancen für sich einfordern. Wenn sie diese bekommen, zeigen sie nicht, dass sie diese nutzen möchten.
Es war uns heute sehr wichtig, mit einer vernünftigen Leistung Selbstvertrauen für unser Spiel gegen Minden zu tanken. In der ersten Hälfte sah es nicht unbedingt danach aus. Man könnte aber glauben, wir hätten heute die Minden-Taktik angewendet: Erst den Gegner in Sicherheit wiegen und dann von hinten kommen. Dem war allerdings nicht so. In der zweiten Hälfte hat der THW ein bis zwei Gänge heraus genommen, unser Torhüter einige klare Dinger gehalten und das Team sich ordentlich präsentiert. Unser Ziel, uns endlich einmal keine Rutsche bei einem Top-Verein abzuholen, haben wir efüllt. Es hätte sogar eng werden können, kurzfristig habe ich natürlich auch davon geträumt, hier einen Punkt zu holen. Aber unsere zwei Zeitstrafen in diesem Moment und ein stärkerer THW haben diese Hoffnungen zunichte gemacht. Dennoch bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und mache meinem Team ein Kompliment: Es hat toll gekämpft und alles gegeben.
Für unsere Leistung in Flensburg konnte man das Kompliment gerne an die Mannschaft weitergeben und den Hut ziehen. Heute haben wir 30 Minuten ordentlich gespielt und dann in der zweiten Hälfte eine indiskutable Vorstellung abgeliefert. Ich habe, anders als Noka, auch ein bis zwei sonstige Leistungsträger mit einer grottenschlechten Leistung gesehen. Wenn wir in Melsungen aber konzentriert spielen, würde ich gerne den Mantel des Schweigens über das heutige Spiel legen.Wir müssen uns einfach schnell wieder auf den Pokal und die Bundesliga konzentrieren. Es ist nicht ganz einfach für unsere Truppe, aber man muss in jedem Spiel 100 Prozent geben, wie man auch heute hat sehen können. Leicht wird es in Melsungen mit Sicherheit nicht.
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2006:
In Noka Serdarusic brodelte nach der Partie ein Vulkan. Für solch eine Spielweise könne er überhaupt kein Verständnis aufbringen, fauchte der THW-Trainer. Weil seine Mannschaft gut begonnen und eine deutliche Führung heraus geworfen hatte, habe er Leistungsträgern wie Ahlm, Karabatic oder Lundström Erholungspausen geben wollen. "Jetzt ärgere ich mich schwarz über die Spieler, die bei uns die meiste Zeit auf der Bank verbringen, ihre Chance bekommen, diese aber leichtfertig vergeben." Darüber müsse man reden, grollte er weiter. Serdarusics Worte künden für die kommenden Trainingseinheiten eine Eiszeit in der Russeer Sporthalle an.
Dabei hatten die Zebras gut begonnen gegen eine Düsseldorfer Mannschaft, die erst am Spieltag mit dem Bus in den hohen Norden gerollt war, einzig mit dem Ziel, sich einigermaßen aus der Affäre zu ziehen. Aber davon war zunächst nichts zu erkennen. Die HSG-Spieler trotteten so orientierungslos über das Parkett der Ostseehalle, als wären sie direkt von einer Karnevals-Nachfeier ins Spiel gestolpert. "In der Halbzeitpause schwante uns Böses, wir befürchteten eine gewaltige Packung", sagte Torhüter Daniel Sdunek. Zu Recht. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Zebras aggressiv in der Abwehr und zeigten sich spielfreudig im Angriff. Auffällig war vor allem Christian Zeitz, der erstmals nach der Europameisterschaft in der Startaufstellung stand, das Kieler Spiel ankurbelte und sichtlich Spaß mit dem Ball hatte. Hinter der kompakten Abwehr steigerte sich zudem Mattias Andersson in eine gute Form. Mit dem 18:9 beim Pausenpfiff waren die Gäste noch gut bedient.
Dann wurde es grausam. Keine Bewegung im Angriff, die Abwehr stand bei den mutiger vorgetragenen Offensivbemühungen der Düsseldorfer oft nur Spalier. Hinzu kam, dass auch Henning Fritz, ab der 31. Minute für Andersson zwischen den Pfosten, kaum eine Hand an den Ball brachte. Die Folge: Düsseldorf kam näher. Das komfortable Neun-Tore-Polster war in der 49. Minute plötzlich auf ein dünnes 26:23 zusammen geschrumpft. Zuschauer und Spieler wurden nervös, es gab Pfiffe. Serdarusic beorderte Andersson zurück ins Tor. Gut für den THW war zudem, dass Vid Kavticnik klaren Kopf bewahrte und den THW mit 100 prozentiger Trefferquote und fünf wichtigen Toren zurück in ruhigeres Fahrwasser führte.
Kapitän Stefan Lövgren, der nie Ordnung ins Kieler Spiel brachte und weiter vergeblich nach seiner Form sucht, zupfte im Kabinengang ratlos am Trikot. Die Mannschaft habe in der zweiten Halbzeit total abgeschaltet, sagte der Schwede. Das Warum könne er nicht erklären. Seit der EM spiele das Team nur Berg- und Tal-Handball, auch bei ihm selbst laufe nichts. Er wisse nur eines, schnaufte Lövgren: "So kann es nicht weitergehen."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2006)
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