Nach dem couragierten und meisterlichen Auftritt des THW Kiel in der
Flensburger Campushalle, der trotz des
34:32-Sieges
über den Erzrivalen nicht mit dem Einzug in das Champions League Halbfinale
belohnt wurde, kann sich die Mannschaft nun voll und ganz auf die
nationalen Wettbewerbe konzentrieren. Am Mittwoch kann der Tabellenführer
seine Spitzenposition gegen die HSG Düsseldorf behaupten. Anwurf in der
Kieler Ostseehalle ist um 20 Uhr, es sind noch einige Steh- und Sitzplatzkarten
in allen Kategorien erhältlich.
Die kurzzeitige Ratlosigkeit nach der
Champions League Hinspielniederlage
gegen Flensburg ist bei den Zebras nach der starken Leistung in der
selbsternannten "Hölle Nord" einer Menge Zuversicht und Optimismus gewichen:
"Unsere Mannschaft weiß jetzt, wie stark sie wirklich ist", sagte der
am Samstag überragende Europameister
Nikola Karabatic
nach dem Spiel und gibt die Marschroute für die kommenden Wochen vor:
Das nationale Double mit Meisterschaft und DHB-Pokalsieg haben die
Schützlinge von
Noka Serdarusic fest im Blick.
Während der THW am Wochenende trotz des bitteren Ausscheidens eine
Menge Zuversicht und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben tanken
konnte, sucht die HSG Düsseldorf seit Wochen nach der Form, mit der
sie zu Saisonbeginn überraschen konnte. Von vielen Experten als
sicherer Abstiegskandidat gehandelt, startete das Team von Trainer
Nils Lehmann sehr selbstbewusst in die zweite Spielzeit nach dem
Bundesliga-Aufstieg 2004: Mit 8:10 Punkten hatten sie Anfang November
bereits 6 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, doch dann gelangen
der HSG in der neuen Mehrzweck-Halle in Düsseldorf-Reisholz lediglich
noch zwei Heimsiege gegen Lübbecke und Wilhelmshaven, in der Fremde
setzte es teilweise deutliche Niederlagen, und selbst bei den zuvor
sieglosen Schlusslichtern aus Delitzsch verlor man mit 27:29. Zuletzt
geriet Düsseldorf selbst in eigener Halle gegen den VfL Gummersbach
mit 22:32 unter die Räder - nur gegen den THW (23:38)
verloren die Rheinländer in dieser Saison zuhause noch deutlicher (siehe
auch Kurve Düsseldorf).
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Neuzugang Alexandros Vasilakis (hier gegen Flensburgs Knudsen) ist bester Torschütze bei Düsseldorf.
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Während mit Pfullingen, Wetzlar und Minden die meisten Kellerkinder
in den vergangenen Wochen gut punkten konnten, schmolz so der
einst komfortable Vorsprung auf die Gefahrenzone für die HSG immer
weiter zusammen: Mit 13:29 Punkten hat Düsseldorf nur noch
2 Zähler mehr auf der Habenseite als dieses Trio und ist somit
endgültig im prophezeiten Abstiegsstrudel angekommen. Aber immerhin
hatte Nils Lehmann nach der Niederlage gegen Gummersbach vom
22. Februar nun insgesamt zwei Wochen Zeit, um sich auf die
bevorstehenden Aufgaben, angefangen in der Kieler Ostseehalle,
vorzubereiten. Das Hauptaugenmerk dürfte dabei allerdings auf das erste
"Endspiel" am kommenden Samstag gegen GWD Minden gerichtet sein. Die
spielfreie Zeit nutzte der Verein zudem,
um die Personalplanungen für die kommende Spielzeit voranzutreiben:
Der Vertrag von Trainer Nils Lehmann verlängerte sich automatisch
um ein weiteres Jahr, so dass der 37-jährige Coach seine dritte
Saison bei den Rheinländern anpeilt. Als erster Neuzugang konnte
der 20-jährige Nachwuchsgoalie Matthias Puhle vom OSC Rheinhausen
präsentiert werden - die Verpflichtung des Junioren-Auswahlspielers ist
sicherlich eine Investition für die Zukunft und dokumentiert auch,
dass in Düsseldorf kontinuierlich weitergearbeitet wird.
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Rechtsaußen Frank Berblinger ist ein sicherer Siebenmeterschütze.
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Nils Lehmann kann in der Ostseehalle fast auf seinen gesamten Kader
zurückgreifen. Das zwischenzeitliche Lazarett, das sich dem Trainer
nach der EM in der Schweiz bot, lichtete sich ein wenig, so dass
lediglich Linksaußen Rene Wagner (Mittelhandbruch) sowie der
isländische Nationalspieler, Markus Mani Michaelsson
Maute (Innenbandriss) ausfallen werden. Die größte Torgefahr geht
bei der HSG von der rechten Angriffsseite aus, was auch die
interne Torschützenliste dokumentiert: Bester Torschütze in
dieser Saison ist der griechische Neuzugang Alexandros
Vasilakis auf Halbrechts mit 120 Treffern vor Rechtsaußen Frank
Berblinger mit 112/53 Toren, es folgen mit großem Abstand
der ehemalige Flensburger Linksaußen Robert Runge (72) sowie
der junge Mittelmann Michael Haaß (60). Den
Spielerkader der HSG Düsseldorf haben
wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel
ausführlich vorgestellt.
Wenn man nach den bisherigen Bilanzen der beiden Mannschaften
gegeneinander geht, wird für die Rheinländer in der
Ostseehalle kein Punktgewinn möglich sein: In bislang 12 Anläufen
gelang den Düsseldorfern lediglich in der Saison 1987/88 beim
18:18 in der Ostseehalle ein einziger Punktgewinn. In der letzten
Spielzeit ließen die Zebras ihren Kontrahenten beim 36:29 (23:14)
vor allem dank einer starken ersten Halbzeit nicht den Hauch einer
Chance (siehe Spielbericht), unvergessen
bleibt auch das Rückspiel, als der THW in der Philipshalle
mit einem souveränen 36:30-Sieg (siehe Spielbericht)
am letzten Spieltag die 11. Deutsche Meisterschaft perfekt machte.
Beim Hinspiel der aktuellen Saison trumpften besonders
Nikola Karabatic und
Marcus Ahlm mit jeweils 8 Treffern auf und
waren maßgeblich am deutlichen 38:23-Sieg (siehe
Spielbericht) beteiligt (siehe auch
Gegnerdaten Düsseldorf).
Schiedrichter der Partie am Mittwoch sind
Colin Hartmann (Magdeburg) und Stefan Schneider (Ebendorf).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert.
Während der THW auf
Viktor Szilagyi (siehe
KN-Bericht) verzichten muss, fällt bei den
Gästen neben Michaelsson und Rene Wagner mit Fabian Schneider noch ein
weiterer Linksaußen aus: Der mit einem Zweitspielrecht für den OSC
Rheinhausen ausgestattete 22-jährige sah dort die Rote Karte und wurde
für zwei Wochen gesperrt. Für ihn rückt der Japaner Tomotaka Nakai in
den Kader. Dennoch hat sich die HSG vorgenommen, sich nicht noch einmal
so desolat zu präsentieren wie bei der 22:32-Heimschlappe gegen Gummersbach
vor zwei Wochen. "Kiel wird sicherlich mit Wut im Bauch gegen uns antreten
und den Zuschauern nach dem Aus in der Königsklasse einiges bieten wollen,
aber wir wollen eine gute Leistung abliefern", so Robert Runge.
Der ausführliche Internet-Liveticker der Düsseldorfer muss leider entfallen.
Lesen Sie auch den
living sports-Vorbericht sowie das
living sports-Interview mit Robert Runge.
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Reif für die 1. Liga
HSG Düsseldorf - Über Veränderungen und Neuanfänge am Rhein
Der THW Kiel hat gute Erinnerungen an Düsseldorf. Schließlich durfte Kapitän
Stefan Lövgren am 29. Mai vergangenen Jahres genau
dort die Meisterschale entgegen nehmen und die Zebras in einen kollektiven
Freudentaumel stürzen. Dass damals auch die HSG-Anhänger einen Grund zum Feiern
hatten, ging in der Meistersause unter: Düsseldorf hatte das schwere erste
Jahr nach dem Wiederaufstieg erfolgreich überstanden, der Klassenerhalt
war geschafft.
Der Ausgangspunkt für die jüngste Erfolgsgeschichte der HSG Düsseldorf lag
im Jahr zuvor. 2004 war ein ganz spezielles Jahr in der Geschichte der HSG
Düsseldorf: Nach acht Jahren Bundesligaabstinenz stieg die Mannschaft um
den damaligen Trainer Richard Ratka ins Handballoberhaus auf und machte
damit die Schmerzen vergessen, die im Vorjahr entstanden waren, als sich
das Team vom Rhein in den Relegationsspielen zur ersten Bundesliga dem SV
Post Schwerin, Gegner aus der Nordstaffel, geschlagen geben musste.
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Trainer Nils Lehmann und seine Bank beim letzten Aufeinandertreffen in
der Ostseehalle.
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Speziell war das Jahr auch deshalb, weil der Vater des Erfolgs, Richard Ratka,
der seit 1998 dem Düsseldorfer Team angehörte, die HSG verließ und einen
Vertrag beim Ligakonkurrenten VfL Gummersbach unterschrieb. Neuer Mann auf
der Trainerbank ist seitdem Nils Lehmann, der im Aufstiegsjahr noch als Spieler
bei der HSG Düsseldorf aktiv war. Der Umbau im Trainerstab klappte und die
Düsseldorfer schafften als Tabellenfünfzehnter den für den Neuling so wichtigen
Verbleib in der ersten Liga.
Mit der Grundsteinlegung für die neue Mehrzweckhalle Düsseldorf-Süd am 17.
November 2004 stellte man bei der HSG zudem die Weichen für eine erstligareife
Zukunft. Kein ganzes Jahr später feierten die Düsseldorfer gegen Melsungen
ihren Einzug in die neue Arena - im ersten Spiel zwar noch ohne Punktgewinn,
aber immerhin weiter als Erstligist. Der THW Kiel gastierte bereits auch schon
in der neuen Spielstätte, überbrachte allerdings keine Geschenke und nahm
stattdessen beim 25:38 am 22. November 2005 beide Punkte
mit an die Förde.
Im Jahr 2004 kam übrigens auch die Zeit von Linksaußen Robert Runge, der in
der Saison 2004/2005 vom Nordklub SG Flensburg-Handewitt nach Düsseldorf
ausgeliehen wurde und durch seinen Einsatzwillen eine Vertragsverlängerung an
der Kö erhielt. "Bambi", wie er mit Spitznamen heißt, wurde schnell zum
Publikumsliebling. Ein knappes Jahr später kam es dann zu einem Spielerverlust,
der für die HSG nicht einfach zu verkraften war. Michael Hegemann, der seit
2001 im linken Rückraum spielte, zog es, wie vor ihm schon Ratka, zum
VfL Gummersbach, wo er jedoch nicht so glücklich wurde wie in Düsseldorf. Zur
kommenden Saison wechselt der 28-Jährige nun zum TBV Lemgo.
In der aktuellen Saison hat sich das Team nun mehr und mehr gefunden und kam
sogar zu einigen Überraschungserfolgen. Im Hinspiel rangen die Rheinländer dem
SC Magdeburg auf heimischem Terrain ein Unentschieden ab und auch gegen die
starke Mannschaft von Frisch Auf! Göppingen schafften sie ein Remis. Derzeit
steht das junge Team auf dem 14. Tabellenplatz, allerdings ohne viel Luft nach
unten zu den Abstiegsrängen. Der Klassenerhalt wäre einmal mehr ein Grund zum
Feiern.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
"Mal mehr Anteil an einem Titel haben..."
HSG-Publikumsliebling Robert Runge im Zebra-Interview
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Robert Runge: "Die Nationalmannschaft ist natürlich ein Traum."
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Robert Runge kam in der Saison 2004/05 vom nördlichsten Bundesligisten,
der SG Flensburg-Handewitt, zum westlichsten, der HSG Düsseldorf. Eigentlich sollte
er nur ausgeliehen werden, um Spielpraxis auf der Linksaußenposition zu sammeln,
die in Flensburg vom dänischen Nationalspieler Lars Christiansen belegt ist. Aus
dem Spieler vom zweiten Anzug wurde in Düsseldorf ein verlässlicher Schütze, der
zum Stammspieler avancierte und schnell zum Publikumsliebling aufstieg. Zebra sprach
mit dem gebürtigen Schweriner über seinen alten und seinen neuen Klub, den Traum
Nationalmannschaft und weitere sportliche Ziele.
- Zebra:
-
Du hast einige Zeit für die SG Flensburg-Handewitt gespielt und kennst somit auch
die Rivalität der beiden Klubs. Ist es für Dich noch etwas anderes als für den Rest
der Düsseldorfer, gegen den THW Kiel zu spielen?
- Robert Runge:
-
Für mich ist das ein Spiel wie alle anderen auch. Auch mit Flensburg waren es für
mich keine besonderen Spiele gegen Kiel. Die Rivalität existiert ja auch nicht
so zwischen den Mannschaften sondern eher zwischen den Fans.
- Zebra:
-
Du hattest bei der SG mit Lars Christiansen große Konkurrenz auf deiner Position.
Bist Du, was die Spielanteile angeht, in Düsseldorf zufriedener?
- Robert Runge:
-
Ich bin ja nach Düsseldorf gewechselt, um mehr Spielanteile zu bekommen. Ich spiele
hier 60 Minuten durch und bin der erste Mann auf Linksaußen. Ich habe mich hier vom
ersten Tag an wohl gefühlt. In Flensburg war ich sehr enttäuscht, weil ich immer
mal nur 10-15 Minuten spielen durfte. Das einzige was mir fehlt, ist das Wasser.
Die Stadt in Flensburg ist schöner, hier ist für mich als Nordlicht alles so groß.
- Zebra:
-
Könntest Du Dir vorstellen, als Spieler irgendwann wieder nach Flensburg zurückzukehren?
- Robert Runge:
-
Vorstellen kann man sich natürlich alles, aber wenn man nach Flensburg schaut, stehen
da beinahe nur Skandinavier im Kader. Jan Holpert ist der einzige Deutsche, das finde
ich für ein Team nicht so attraktiv. Auch der Trainer ist ja ein Skandinavier. In
Düsseldorf haben wir eine junge deutsche Mannschaft, die in der Freizeit ähnlichen
Beschäftigungen nachgeht. Gerade haben wir zusammen ein wenig Karneval gefeiert.
- Zebra:
-
Stephan Schröder, der bis zur letzten Saison noch bei der HSG Düsseldorf gespielt
hat, kennst du bereits aus euren gemeinsamen Flensburger Zeiten. Würdest Du gerne
noch einmal mit ihm zusammen bei einem Team die Flügelzange bilden, vielleicht ja
sogar in der Nationalmannschaft?
- Robert Runge:
-
Die Nationalmannschaft ist natürlich ein Traum. Aber was noch so kommt, das weiß
man nicht. Als er nach Düsseldorf gegangen ist, hätte ich auch nicht gedacht, dass
wir noch einmal zusammen in einer Mannschaft spielen. Ich denke, dass das eher
unwahrscheinlich ist. Aber Träume gibt es natürlich immer. Vielleicht spielen wir
ja mal in unserer alten Heimat Schwerin zusammen oder in Flensburg - wer weiß?
- Zebra:
-
Du hast für einen Spieler Deines Alters schon einiges erlebt (u.a. CL-Finale,
Deutsche Meisterschaft, DHB-Pokal Sieg). Welche sportlichen Träume bleiben Dir noch?
- Robert Runge:
-
Mit der Meisterschaft und dem Champions League-Finale hatte ich ja nicht wirklich
so viel zu tun. Ich hielt zwar die Schale mit hoch, aber mit den Einsätzen, die
ich hatte, wenn wir haushoch führten oder Lars Christiansen mal einen schlechten
Tag hatte, habe ich ja nicht so viel zu den Erfolgen beigetragen. Ich möchte gerne
mal einen passenden Teil dazu beitragen und an einem Titel großen Anteil haben.
- Zebra:
-
Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Gibt es schon Pläne, wie es in der Zukunft
für Dich weitergeht?
- Robert Runge:
-
Ich habe noch eine Option auf ein weiteres Jahr in Düsseldorf. Ich fühle mich
wohl hier und möchte gerne bleiben. Der Spielermarkt ist momentan so überschwemmt
mit Außenspielern, dass ich froh bin, einen Verein zu haben.
- Zebra:
-
Was erwartest Du vom Spiel in der Ostseehalle?
- Robert Runge:
-
(lacht) Ich möchte gerne so spielen wie die Mindener beim ihrem Heimspiel gegen
den THW. Die haben das sehr selbstbewusst gemacht. Wir wollen so lange wie
möglich mithalten und hoffen, die Kieler etwas ärgern zu können. Vielleicht
sind ja ein paar Spieler noch platt von der EM. Es wird
natürlich schwer, weil die Kieler zu Hause spielen. Wir müssen lange ruhig spielen,
vielleicht reicht es ja zum Ärgern.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Rika Finck für living sports.)
Aktualisierung vom 08.03.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2006:
"Es wäre vermessen, einen Sieg einzuplanen"
Düsseldorf in Kiel krasser Außenseiter - Szilagyi fehlt, Karabatic angeschlagen
Kiel - Der Mannschaftsbus der HSG Düsseldorf setzt sich heute Morgen um acht Uhr vor
dem Vereinslokal in Bewegung. "Es wird eine gemütliche Fahrt", prophezeit Trainer
Nils Lehmann. Wenn Schneefälle keine Staus verursachen, ist ein Zwischenstopp in Hamburg
eingeplant. Pünktlich um 20 Uhr sollten die Rheinländer dann aber in der Ostseehalle
sein, umgezogen und spielbereit. Dort erwartet Spitzenreiter THW Kiel den Tabellen-14.
zum Punktspiel in der Handball-Bundesliga.
Übernachtungen gebe der Etat seines Klubs nicht her, erzählt der ehemalige Nationalspieler
Lehmann. Er schränkt allerdings ein, dass dieses nicht für alle Auswärtsspiele gelte. "Der
Gegner spielt schon eine Rolle." Soll heißen, dass die HSG bei Mannschaften auf gleicher
Augenhöhe am Tage vorher ein Hotel bezieht, um ausgeruht ans Werk gehen zu können. Hat die
HSG die Punkte für Kiel heute also schon im Reisegepäck dabei, hübsch verpackt mit einer
Schleife drum herum? "Das sicher nicht", wehrt Lehmann ab, "aber es wäre vermessen, einen
Sieg in der Ostseehalle einzuplanen." Daher fällt es Lehmann auch leicht, seine angeschlagenen
Leistungsträger, den Isländer Markus M. Maute (Knie) und Abwehrchef Jörg Schürmann (Leiste)
in der Heimat zu lassen. "Die sollen ihre Reha weiterführen. Am Wochenende haben wir ein
ganz wichtiges Spiel gegen GWD Minden."
Ob der HSG-Coach nach dem Kieler Champions-League-Aus heute eine
Trotzreaktion vom THW erwarten oder eher mit einem mental angeschlagenen Gegner rechnen
muss, vermag er nicht einzuschätzen. "Sicher ist nur, dass der deutsche Meister eine andere
Kragenweite hat. Wir wollen ein vernünftiges Spiel abliefern, um Selbstvertrauen für die
wichtigen Spiele um den Klassenerhalt zu tanken."
Derweil spukt Flensburg immer noch in den Zebra-Köpfen. "Weinen bringt uns aber nicht weiter",
sagt Trainer Noka Serdarusic trotzig. Der Meister hat jetzt den
Bundesliga-Alltag und die DHB-Pokal-Finalrunde in Hamburg vor Augen, tanzt nur noch auf zwei
Hochzeiten und muss sich neu einstellen. So komme der Außenseiter nicht ungelegen. Es werde
sicher ein, zwei Spiele dauern, um das Europacup-Aus zu verbannen, sagt
Serdarusic. "Aber wir nehmen auch Positives aus diesem Spiel mit."
Seine Mannschaft wisse nun, dass sie das Zeug habe, wichtige Spiele für sich zu entscheiden.
"Das dürfte im Titelkampf sehr hilfreich sein." Verzichten muss der THW heute auf
Viktor Szilagyi, der mit einem Haarriss im linken Mittelhandknochen
aus Flensburg zurückkehrte und Gips trägt. "14 Tage Pause müssen wir wohl einkalkulieren",
glaubt Kiels Trainer. Den Schongang legt zurzeit auch Nikola Karabatic
ein: Das Knie schmerzt. Ruhe wäre das beste Rezept. Gut möglich, dass der Franzose heute
Gelegenheit für Verschnaufpausen erhält. Der Gegner kommt nicht ungelegen.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2006)
THW Kiel - HSG Düsseldorf:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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