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Das Objekt der Kieler Begierde: Die Meisterschale
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Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Die Bundesliga-Saison ist bereits in weniger als fünf
Wochen beendet, und der THW Kiel hat beste Chancen,
den 12. Meistertitel seiner Vereinsgeschichte
einzufahren. Allerdings erwartet die Zebras
noch ein anstrengendes Restprogramm: Nach dem
heutigen Heimspiel gegen Altmeister Großwallstadt
warten noch sieben Partien auf die Kieler.
Auf dem Weg zur Titelverteidigung dürften dem THW dabei
keine Geschenke zufallen, denn auch die Gegner
benötigen jeden einzelnen Punkt, um sich die
Teilnahme an der Champions League, einen begehrten
EHF-Pokal-Platz oder aber den existenziell
wichtigen Klassenerhalt zu sichern.
Bereits am kommenden Samstag tritt der Zebra-Tross
beim Wilhelmshavener HV an. In ihrer vierten
Bundesliga-Spielzeit waren die Niedersachsen
von Beginn an vom Verletzungspech gebeutelt und
setzten sich so unfreiwillig im unteren Tabellendrittel
fest. Zudem versagten zu oft dem jungen Team um die
zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft
zählenden Oliver Köhrmann, Bennet Wiegert und
Jan-Henrik Behrends in den Schlussminuten die
Nerven, so dass sich knappe Niederlagen und
unnötige Punkteteilungen wie ein roter Faden
durch die Saison der Wilhelmshavener ziehen -
so steckt der WHV noch immer mitten im Abstiegsstrudel.
(siehe auch
Gegnerkurve Wilhelmshavener HV
Ob ausgerechnet gegen den THW, den die Niedersachsen
in ihrer Vereinsgeschichte noch nie besiegen
konnten, ein Befreiungsschlag gelingt, ist somit eher fraglich.
Während Wilhelmshaven für viele Experten eher überraschend
im Abstiegskampf steckt, ist die Situation des
VfL Pfullingen/Stuttgart, zu Gast in der Kieler
Ostseehalle am kommenden Mittwoch, als "erwartungsgemäß"
einzustufen. Nachdem die Schwaben in ihren ersten
beiden Spielzeiten mit Ach und Krach, aber auch mit
viel Herz und Kampf, den Klassenerhalt schafften,
standen sie in der letzten Saison bereits frühzeitig
als sportlicher Absteiger fest. Die Lizenzentzüge
für Essen und Wallau-Massenheim ließen den VfL, der
in dieser Spielzeit zu ausgewählten Heimspielen von
der kleinen Kurt-App-Sporthalle in die 8000 Zuschauer
fassende Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart
umzieht, dann doch wieder für die erste Liga planen,
doch auch in dieser Saison steht Pfullingen wieder
mit dem Rücken zur Wand.
(siehe auch
Gegnerkurve VfL Pfullingen). In der Ostseehalle gilt
das Kellerkind somit als krasser Außenseiter,
zumal der VfL im Liga-Endspurt mit einer langen Verletztenliste
zu kämpfen hat.
Am 14. Mai steht dem THW dann im vorletzten Auswärtsspiel
der Saison ein richtig harter Brocken gegenüber.
Die HSG Nordhorn verfügt über eine erstklassige
"Starting Seven", in der mit dem Polen
Piotr Przybecki
auch ein ehemaliges Zebra steht. Ebenfalls das
Prädikat "Weltklasse" verdienen sich der tschechische
Rechtsaußen Jan Filip, der zur kommenden Saison
nach Flensburg wechselnde Spielmacher Ljubomir Vranjes,
der deutsche Nationalspieler Holger Glandorf im
rechten Rückraum sowie die schwedischen Auswahltorhüter
Peter Gentzel und Jesper Larsson. Nachdem die
Niedersachsen im Halbfinale des "Pokals der Pokalsieger"
denkbar knapp am russischen Meister Chehovski Medvedi
Moskau scheiterten, gilt nun im Saisonendspurt die volle
Konzentration auf das Erreichen eines EHF-Pokal-Platzes,
um auch in der kommenden Saison wieder international
vertreten zu sein. Für den THW, der von sechs
Auswärtspartien bei der HSG erst zweimal als Sieger
das Parkett verließ, dürfte dies ein Schlüsselspiel
im Kampf um die deutsche Meisterschaft werden - garantiert
nicht das letzte.
Denn bereits sechs Tage später hält der knüppeldickevolle
Terminkalender ein weiteres "Endspiel" für den THW bereit,
wenn der frisch gebackene DHB-Pokalsieger HSV Hamburg
am 20. Mai in der Kieler Ostseehalle zu Gast ist.
Eine überaus durchwachsene Saison lieferten die Hansestädter
ab, Integrationsprobleme der vielen Neuzugänge und
Verletzungspech taten ihr Übriges dazu, dass der
ambitionierte HSV sich trotz stetiger Leistungssteigerung
nur im Mittelfeld der Tabelle wiederfindet. Getragen
von der Euphorie des überraschenden Pokaltriumphs im
eigenen "Wohnzimmer", der Color-Line-Arena, gehen
die Hamburger hochmotiviert in den Saisonendspurt,
obwohl die Qualifikation für den Europacup bereits
geschafft ist. Und speziell für die vier Ex-Zebras
im Dress der Hanseaten wäre ein Sieg in der ehemaligen
Heimspielstätte das i-Tüpfelchen auf eine letztlich
doch noch versöhnliche Saison, so dass vor allem
Goran Stojanovic,
Roman Pungartnik,
Thomas Knorr
und
Andreas Rastner
über sich hinauswachsen werden, um dem THW ein Bein
zu stellen.
In den letzten drei Saisonspielen treffen die Zebras jeweils
auf ehemalige deutsche Meister, die allesamt in der
kommenden Spielzeit im Europapokal spielen werden,
aber noch auf den dritten Tabellenplatz und die damit
verbundene Champions-League-Qualifikation schielen.
Den Anfang macht der noch immer im Umbruch befindliche
TBV Lemgo, der am 23. Mai die Kieler Ostseehalle beehrt.
Die Lipperländer starteten mit furiosen Kantersiegen
in die Saison und galten so als Geheimfavorit auf den
Meistertitel, doch nach einer Schwächephase in der M
itte der Hinrunde und einer knappen
34:36-Heimniederlage gegen den THW
fand sich der TBV auf dem gesicherten fünften Platz wieder.
(siehe auch
Gegnerkurve TBV Lemgo)
Während Lemgo wie schon im Vorjahr im DHB-Pokal in der
Ostseehalle in einem
mitreißenden Pokalfight
frühzeitig scheiterte, lief es im EHF-Cup umso besser: Nach
zwei spannenden Halbfinalspielen gegen den VfL Gummersbach
gewann der TBV das Endspiel gegen Frisch-Auf Göppingen.
Da in der Liga aber der dritte Tabellenplatz noch in
Reichweite ist, wird der mit deutschen Nationalspielern
gespickte Kader des TBV Lemgo alles geben, um nach vier
knappen Niederlagen wieder in der Ostseehalle zu
gewinnen - besonders Kreisläufer
Sebastian Preiß
wird an seiner alten Wirkungsstätte hochmotiviert sein.
Am vorletzten Spieltag der Saison tritt der THW am 27. Mai
beim SC Magdeburg an. Der einzige deutsche Champions League-Sieger
brennt dabei auf eine Revanche für die Schmach des
21. Dezember, als die Bördeländer in der Ostseehalle mit
34:54 deklassiert wurden - der traurige
Tiefpunkt einer Saison, die schon mit sensationellen
Punktverlusten in Wetzlar, Düsseldorf und Pfullingen
alles andere als optimal verlief. Doch als Trainer
Alfred Gislason kurze Zeit später gefeuert wurde,
kehrte mit dem neuen Coach Githa Licu der Erfolg zurück.
(siehe auch
Gegnerkurve SC Magdeburg)
So kann der SCM doch noch von der erfolgreichen Champions
League-Qualifikation träumen. Allerdings muss der
deutsche Meister von 2001 unbedingt wieder gegen den
THW Kiel punkten, was ihm schon seit über drei Jahren
nicht mehr gelingen wollte.
Den krönenden Schlusspunkt einer Bundesligasaison, die
im "Jahr 1" nach den Finanzkrisen in Hamburg, Essen
und Wallau-Massenheim nur positive Schlagzeilen machte,
was auch durch weiterhin wachsende Zuschauerzahlen
bemerkbar wurde, setzt am letzten Spieltag das Duell
der beiden Rekordmeister: Der THW Kiel, (noch) elffacher
Titelträger, empfängt den wieder erstarkten Altmeister
VfL Gummersbach, der zwölf Meistertitel sammeln konnte,
am 3. Juni in der Kieler Ostseehalle. Lange Zeit durften
die Oberbergischen sich auch noch Hoffnungen auf den
Titel machen, doch mit der 32:20-Niederlage Mitte April
beim TV Großwallstadt verabschiedeten sie sich überraschend
aus dem Meisterrennen. Zuvor spielte der VfL um die
Rückraumstars Kyung-Shin Yoon und
Daniel Narcisse
sowie den in der Abwehr vorgezogen spielenden Top-Torjäger
Gudjon Valur Sigurdsson eine beeindruckende Saison
und stürmte im Dezember sogar die Flensburger Campushalle.
(siehe auch
Gegnerkurve VfL Gummersbach)
Nun aber gilt es für den Vfl Gummersbach, bei dem der
nach Kopenhagen wechselnde Torhüter
Steinar Ege
ausgerechnet bei seinem alten Verein sein letztes
Bundesligaspiel bestreiten wird, lediglich, den
dritten Platz zu sichern - und zu verhindern,
dass der THW an Meistertiteln mit dem Altmeister gleichziehen kann...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)