08.06.2006 | DHB-Pokal |
Der THW schaffte es wieder bis zum Final Four. |
Tatsächlich nutzten die Zebras die Gunst des Heimvorteils, benötigten aber die Verlängerung und einen groß auftrumpfenden Frode Hagen, der nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit wie entfesselt aufspielte und allein sieben Tore zum 35:32-Sieg nach Verlängerung über den ewigen Nordrivalen beisteuerte. Den dicksten Brocken auf dem Weg zum insgesamt vierten Pokalsieg hatten die Kieler also gleich beim Start aus dem Weg gekickt.
Und tatsächlich geriet das Ziel Final Four am 8./9. April in der Color Line Arena von Hamburg auch nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Die Stationen aus der Zweiten Liga, HBW Balingen-Weilstetten (38:25) sowie Bayer Dormagen (43:32), erwiesen sich als bessere Partner von Trainingsspielen mit Wettbewerbscharakter. Größtes Hindernis Richtung Handball-Kultveranstaltung blieb so der TBV Lemgo im Achtelfinale. Die Zebras bewältigten es mit dem 40:36-Triumph; Hamburg durfte kommen.
An der Seite des THW hatten sich Gastgeber HSV, der SC Magdeburg und die SG Kronau-Östringen qualifiziert. Kiel war der große Wettfavorit, zumal die Zebras im Halbfinale mit Kronau auch noch den vermeintlich größten Außenseiter des Quartetts als Gegner gezogen hatten. Vermeintlich. Denn die Realität sah anders aus. Der Außenseiter aus dem Badischen, der drei Wochen zuvor in eigener Halle im Punktspiel gegen Kiel noch mit 31:34 den Kürzeren gezogen hatte, spielte den Favoritenschreck, machte einen zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand Mitte der zweiten Halbzeit wett und triumphierte am Ende mit 33:31 Toren. Rund 3000 THW-Fans unter den insgesamt 12.000 Zuschauern konnten es kaum fassen und waren aufgrund des müden Auftritts ihrer Lieblinge maßlos enttäuscht. Dieser THW hatte sich gründlich blamiert. "Man gewinnt nicht jeden Tag gegen Kiel", jubelte SG-Trainer Juri Schewzow, "ein toller Erfolg." Die Kommentare der anderen Seite hörten sich anders an. "Wer so spielt, hat nichts anderes verdient", raunzte Trainer Noka Serdarusic. Manager Uwe Schwenker fasste seine Enttäuschung mit den Worten "Handball spielt man mit heißen Herzen und kühlem Kopf, uns fehlte der kühle Kopf", zusammen.
Fazit: Die Zebras warten nach ihren Pokalsiegen 1998, 1999 und 2000 weiter auf ihren vierten Gravur-Eintrag auf dem Pott. Die SG Kronau-Östringen feierte ihren "größten Erfolg in der Vereinsgeschichte" (Manager Ulli Schuppler) allerdings nur eine Nacht. Am Tag danach zerstörte der HSV Hamburg alle Pokalträume der Süddeutschen mit dem 26:25-Krimi im Endspiel. Hamburg hatte eine missratene Saison mit dem Cupgewinn geschönt, und Kronau blieb nur der flüchtige Titel eines "Siegers der Herzen".
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006)
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