Die Vorfreude der 2550 Fans im rappelvollen Bayer Sportcenter war groß, konnte man doch endlich wieder einen Bundesliga-Topverein im Rheinland begrüßen. Nicht zu Gesicht bekamen sie allerdings Henning Fritz. Der THW-Torhüter musste wegen einer schwere Magen-Darm-Grippe den Platz auf der Bank mit einem Liegeplatz im Mannschaftsbus tauschen.

Geschenke an die Gastgeber wollte der THW Kiel naturgemäß nicht verteilen. Dennoch war den Kielern zu Beginn der Partie die Nervosität anzumerken, die sich seit der Niederlage in Minden im Lager der Zebras ein wenig breit zu machen schien. Aggressiv ging Bayer zunächst in der Abwehr zur Sache, stellte die Kieler Offensive dabei vor einige Probleme. Entgegen kam Bayer, dass der THW zunächst nicht die "gewohnte" Startsieben auf die Platte geschickt hatte und sich deshalb einige Fehler einschlichen, die aus Abstimmungsproblemen resultierten. So wunderte es nicht, dass der THW zwar früh in Führung gehen, aber sich zunächst nicht entscheidend absetzen konnte.

Eigentümlicherweise war es eine Auszeit von TSV-Trainer Wandschneider, die die Zebras richtig aufgeweckt zu haben schien. 9:5 führte der THW in dieser 16. Minute, nach dem Time Out zog der Bundesligist binnen vier Minuten auf 16:8 davon. Mitentscheidend für diesen Zwischenspurt: Noka Serdarusic schickte mit Lövgren, Ahlm, Kim Andersson und Lundström nun die eigentliche "Stammformation" ins Geschehen. Trotzdem bäumten sich die Gastgeber noch einmal auf, doch Marcus Ahlm und Vid Kavticnik stellten per schnellem Gegenstoß beim 18:10 wieder den alten Vorsprung her. Insgesamt wirkte der THW nun hoch konzentriert, ging engagiert zur Sache und versuchte, Bayer frühzeitig den Schneid abzukaufen. Mattias Andersson im Tor der Gäste hatte einen guten Tag erwischt, entschärfte allein in der ersten Halbzeit 12 Bälle. Von ihm ausgehend lief das Kieler Tempospiel gegen Ende der ersten Hälfte beinahe wie geschmiert, Lövgren fand schließlich immer öfter die Lücken in der gut postierten Bayer-Abwehr, weshalb der THW mit einer beruhigenden 21:14-Führung in die Pause gehen konnte.

Konzentriert kamen die Zebras auch nach der Halbzeit aus der Kabine. Dennoch gelang es den weiterhin engagiert zu Werke gehenden Gastgebern noch einmal, den Rückstand zu verkürzen. Auf mehr als sechs Tore (20:26, 40.) kamen sie jedoch nicht mehr heran. Mit zunehmender Spieldauer schienen Bayer auch ein wenig die Kräfte zu schwinden, während die Zebras immer wieder aufs Tempo drückten. Bis zur 45. Minute waren sie folgerichtigt auch bis auf 31:21 enteilt - die Vorentscheidung zugunsten des Deutschen Meisters war spätestens zu diesem Zeitpunkt gefallen. Ärgerlich dann die 47. Minute: Adrian Wagner versuchte, sich einen Pass von Karabatic zu angeln und verdrehte sich dabei offenbar das Knie. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht verließ "Addi" die Platte, ob er sich ernsthaft verletzt haben sollte, werden die nun anstehenden Untersuchungen klären.

Ob der klaren Kieler Führung mutierten die letzten Minuten dann zu einem munteren Scheibenschießen, bei dem Kim Andersson unter anderem sein Debüt auf der Rechtsaußenposition geben durfte. Am Ende gewann der THW klar und auch in dieser Höhe verdient mit 43:32 (21:14) und freute sich über den Halbfinaleinzug.

(Christian Robohm)

Aus kiel4kiel.de:

THW Kiel zieht locker ins DHB-Pokal-Halbfinale ein

Drei Tage nach der sensationellen Bundesliga-Niederlage in Minden ist der THW Kiel mit einem locker heraus gespielten 43:32 (21:14) - Erfolg beim Zweiten der 2. Bundesliga Süd, dem TSV Bayer Dormagen, am Mittwoch Abend souverän ins Halbfinale des DHB-Pokals eingezogen. Gegen den munter mitspielenden Gegner hatten die Zebras allenfalls eine Viertelstunde lang Mühe, dann schien der THW-Express endgültig Fahrt aufgenommen zu haben.

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Aus den Kieler Nachrichten vom 16.02.2006:

THW löste Eintrittskarte zum Final Four

Dormagen beim Kieler 43:32-Sieg ohne echte Siegchance - Fritz lag krank im Bus

Dass die Zebras eine Eintrittskarte für dieses Spektakel lösen würden, stand im ausverkauften Bayer Sportcenter nie in Frage. Einzig eine Verletzung von Torhüter Mattias Andersson hätte die Kieler vor 2550 Zuschauern vor ernsthafte Probleme stellen können. Schließlich meldete sich am Morgen Henning Fritz mit Magen-Darm-Grippe ab. Das Pokalspiel erlebte der Welthandballer in der Schlafkoje im Mannschaftsbus. Kontakt zur Mannschaft war Fritz wegen der Ansteckungsgefahr untersagt.

Andersson legte mit einigen guten Paraden in der Anfangsphase den Grundstein für eine schnelle 10:5-Führung (15.). Bayer gefiel zwar mit einer mobilen Abwehr, hatte aber im Angriff mit fehlenden Zentimetern zu kämpfen. Um aus dem Rückraum zu treffen, waren die Spieler des Zweitligisten schlicht zu kurz. "Wir wollten hier Spaß haben", meinte der siebenfache Torschütze Florian Wisotzki, der einst für den THW spielte. "Das war mein erstes Spiel gegen Kiel und ein komisches Gefühl." An eine Sensation, wie sie GWD Minden ( 32:30) am Sonntag gelang, glaubte in Dormagen sowieso keiner. "Das war das Schlimmste was uns passieren konnte", meinte Torhüter Matthias Reckzeh. "Sonst hätten sie hier vielleicht etwas lockerer aufgespielt." Hätte der THW Kiel als Mannschaft bei der Handball-EM mitspielen dürfen, so Reckzeh, hätten sie mindestens das Finale erreicht.

Allerdings knüpften die Zebras vor allem in den ersten Minuten im Angriff an ihre Leistung aus dem Minden-Spiel an. Erneut vergaben sie reihenweise beste Torchancen. So traf Vid Kavticnik nach der 3:1-Führung den Pfosten, Pelle Linders scheiterte Sekunden später freistehend, und Christian Zeitz warf mit Wucht über die Latte. Dormagen hielt so bis zum 5:6 Anschluss, doch dann machte Europameister Nikola Karabatic mit einem Doppelpack zum 9:5 den Weg für gute Unterhaltung frei. THW-Trainer Noka Serdarusic, der sich angesichts der Minden-Pleite nicht recht über den Pokalsieg freuen konnte, wechselte munter durch. Mit bitterem Ausgang allerdings für Adrian Wagner, der im bisherigen Saisonverlauf zumeist auf der Bank saß. Der 27-Jährige fiel in der zweiten Halbzeit so unglücklich auf sein linkes Knie, dass er nur mit Hilfe des Physiotherapeuten Uwe Brandenburg vom Feld humpeln konnte. Kreuzband und Meniskus scheinen nach einem ersten Test intakt zu sein.

"Für uns ist es jetzt wichtig, dass Jungs miteinander spielen können", meinte THW-Manager Uwe Schwenker mit bangem Blick auf den Terminkalender. "Das Spiel am 22. Februar bei FA Göppingen kommt für uns eigentlich zu früh."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.02.2006)

Alle Ergebnisse finden Sie auch unter DHB-Pokal, Viertelfinale.