THW-Logo
04./05.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 05.03.2007 Bundesliga

THW nach Pflichtsieg über HBW Balingen-Weilstetten Tabellenführer

Bundesliga, 21. Spieltag: 04.03.2007, So., 16.00: THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten: 38:24 (17:12)
Update #3 KN-Spielbericht, Fotos, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt...

Kim Andersson erzielte neun Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte neun Tore.
Der THW Kiel ist wieder Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Am Sonntag Nachmittag besiegten die Zebras den Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten bei dessen Ostseehallen-Debüt klar mit 38:24 (17:12). Die zwei Bundesligapunkte drei Tage nach dem Champions-League-Festtag fuhren die Kieler gewissermaßen im Schongang ein. Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit zeigte der THW etwas mehr Biss in der zweiten Hälfte, Kim Andersson war mit 9/2 Treffern besonders torhungrig.

Möglichst kraftschonend zwei Punkte gegen den stark abstiegsgefährdeten Gegner einfahren: Das war die Devise der Kieler vor der Partie gegen den Aufsteiger. Hatten die Zebras doch in den zwei Champions League-Spielen gegen Veszprem mit viel Kampf Kraft agiert, der Akku bei den Zebras war komplett leer. Besonders bei Nikola Karabatic und Stefan Lövgren haben die anstrengenden letzten Wochen ihre Spuren hinterlassen, dennoch waren beide wieder von Beginn an auf der Platte.

Dort konnten sich die Zebras beim 5:3 (8.) Minute erstmals mit zwei Toren absetzen. Besonders Mattias Andersson wusste in den ersten dreißig Minuten zu überzeugen, hielt etliche schwere Bälle und verunsicherte HBWs Angreifer. Doch
Stefan Lövgren.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren.
die lückenhafte Abwehrarbeit, Fehler im Passspiel und unkonzentrierte Torwürfe der Zebras brachten dem Aufsteiger das Selbstbewusstsein zurück - obwohl er mit Kosanovic und später Slaby keineswegs gut aufgelegte Torhüter in seinen Reihen wusste. Eine fünfminüte Torflaute der Kieler nutzte Balingen, um zum 10:10-Ausgleich zu kommen (21.). Noka Serdarusic reagierte, brachte zur Unterstützung des bis dato wenig gefährlichen Rückraums Kim Andersson - der in den letzen neun Minuten der ersten Hälfte noch vier krachende Tore erzielen sollte. Mit den "leichten" Treffern von Kim Andersson minimierte sich die THW-Fehlerquote im Angriff, da Mattias Andersson weiterhin auf der Hut war, konnten die Zebras bis zum Pausenpfiff doch noch einen Fünf-Tore-Vorsprung herausspielen. Doch nicht nur Hallensprecher Rolf Körting wünschte sich nach der insgesamt langweiligen ersten Hälfte "ein bisschen mehr Leben im Spiel".

Balingens Stefan Kneer versucht, einen Freiwurf direkt zu verwandeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Balingens Stefan Kneer versucht, einen Freiwurf direkt zu verwandeln.
Als hätten die THW-Akteure diesen Wunsch auf dem Weg in die Kabinen noch gehört, kamen sie druckvoller zurück aus den Katakomben. Nikola Karabatic, dem in der ersten Hälfte viele Flüchtigkeitsfehler unterlaufen waren, hämmerte das Leder zum 18:12 ins Netz, der einmal mehr geschickt Regie führende Stefan Lövgren erhöhte mit den beiden ersten THW-Siebenmetern kurz darauf auf 20:12 - letzte HBW-Hoffnungen auf einen Kieler Ausrutscher waren beseitigt. Je deutlicher der THW nun führte, desto mehr kehrte die Spielfreude zurück zu den Zebras. Besonders sehenswert in dieser Phase der Doppelpass von Kim Andersson mit Lövgren, den der Kieler Spielmacher vom Kreis exzellent verwertete - 23:13 (38.). Balingen durfte erst wieder richtig mitspielen, als die THW-Abwehr wieder ein wenig lockerer zupackte - mehr als Schadensbegrenzung kam dabei aber nicht mehr heraus. Besonders Stefan Kneer nutzte seinen Freiraum zu einigen wuchtigen Torerfolgen, während sich der inzwischen ins Tor gekommene Thierry Omeyer durch einen weiteren gehaltenen Siebenmeter auszeichnen konnte (49.). Jetzt hatte beim THW endgültig das große Wechseln begonnen: Szilagyi verschaffte Lövgren Luft, Pelle Linders zeigte mit drei Toren, zwei heraus geholten Zeitstrafen und Siebenmetern, dass mit ihm weiterhin zu rechnen ist.

Nikola Karabatic wird von Wolfgang Strobel attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic wird von Wolfgang Strobel attackiert.
Auf den Außenpositionen war bereits von Beginn an regelmäßig durchgetauscht worden - die Kräfte sollten geschont werden. Und so kam es auch, dass sich gegen Balingen alle Feldspieler des THW in die Torschützenliste eintragen konnten. Besonders nachdrücklich tat dies einmal mehr Kim Andersson: Zwei Siebenmeter verwandelte der Kieler Rückraumspieler, ansonsten sorgte er mit knallharten und zielgenauen Würfen jenseit der 100 km/h-Grenze für Unterhaltung, sodass die Fans in der Ostseehalle doch noch einen kurzweiligen Nachmittag erleben durfte. Balingen steckte indes ein wenig auf, zumal Omeyer in den Schlussminuten einige schöne Paraden zeigte. Nach Wilkes 24:35 (57.) spielte der THW mit seinen Gegnern Katz und Maus. Zeitz vernaschte in Unterzahl die gesamte HBW-Abwehr, Szilagyi bejubelte seinen ersten Bundesligatreffer seit dem 3. Mai 2006, ehe sich die Zebras noch einen besonderen Leckerbissen für den Schluss aufbewahrt hatten: Sieben Sekunden waren noch zu spielen, als Kim Andersson den Ball hoch auf den in den Kreis springenden Klein passte. Dieser vollendete jedoch nicht, sondern lupfte das Leder seinerseits auf die andere Seite des Kreises, wo ihn der einspringende Kavticnik im Sprung aufnahm und zum 38:24-Endstand traf. Der doppelte Kempa-Trick ließ das Publikum, das sich bereits von den Sitzen erhoben hatte und zwischendurch auch schon mit der La Ola feierte, noch einmal richtig jubeln.

Am Ende hatten die Zebras das gewünschte Ziel erreicht. Zwei Punkte geholt, die Tabellenführung in der Bundesliga zurück gewonnen und dabei Kräfte für die kommenden Aufgaben in Melsungen (Mittwoch) und am Sonntag gegen Minden (Anwurf um 17 Uhr in der Ostseehalle) geschont. Zunächst einmal blickt Handball-Kiel am Dienstag aber gebannt nach Wien. Dort wird in der EHF-Zentrale der Halbfinalgegner des THW in der Champions League ausgelost...

(Christian Robohm)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Es war für die Mannschaft heute nicht leicht, nachdem wir vor drei Tagen ein so wichtiges und schwieriges Spiel hatten, bei dem auch alle meine Spieler stark gespielt haben. Aber es ist eine Aufgabe, die dennoch gemeistert werden muss. Ich will nicht sagen, dass meine Mannschaft am Anfang unmotiviert war, aber sie war nicht voll da. In der zweiten Halbzeit haben wir dann genau das gespielt, was wir abgesprochen hatten. So kamen wir dann zu mehr Treffern aus dem Rückraum. Auch die Abwehr stand in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit besser.
HBW-Trainer Dr. Rolf Brack:
Wir waren natürlich moralisch sehr stark angeschlagen durch die unglückliche Niederlage am Freitag in Minden. Hinzu kommt eine Grippewelle, die bei uns im Team bis zum Betreuerstab kursiert, unser Koreaner fiel zudem kurzfristig mit einer Zerrung aus. Es war hier aber auch unser letztes Spiel ohne Druck, so hatten wir die Gelegenheit, bestimmte Dinge im Angriff zu stabiliseren, unser Spiel flüssig und breit aufzuziehen. Zudem wollten wir die Konter des THW kontrollieren, was uns im ersten Durchgang noch ganz gut gelang. Zum Ende hin haben wir dilettantisch Bälle zum Gegner geworfen. Unterm Strich können wir mit diesem Spiel leben, es hat sich immerhin niemand verletzt.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Ich denke, wir haben nach anfänglichen Schwierigkeiten ein gutes Handballspiel gesehen. Unterm Strich war es ein gelungener Nachmittag.
Balingens Wolfgang Strobel gegenüber den KN:
Die Voraussetzungen für uns waren nicht optimal. Wir hatten am Freitag ein schweres Spiel, und seit Tagen grassiert bei uns die Grippe. Die hat jeden von uns mehr oder weniger stark erwischt. Wir wollten hier Selbstvertrauen sammeln für das wichtige Spiel gegen Düsseldorf. Zumindest in der ersten Halbzeit ist uns das gelungen.
Balingens Martin Strobel gegenüber den KN:
In den ersten 20 Minuten haben wir gezeigt, was wir drauf haben und eine gute Vorstellung abgeliefert. Wir haben leider kein Rezept gegen Kim Andersson gefunden, der machen konnte, was er wollte. Ein knapperer Rückstand zur Pause, und wir wären mit größerem Selbstvertrauen wieder gekommen. Daraus wurde nichts.
Altenholz-Rückraumspieler Hauke Müller gegenüber den KN:
Balingen hat versucht, schlau zu spielen, mit langen Angriffen, um die THW-Konter zu vermeiden. Eine Chance hatten sie nicht. Die Kieler waren zu übermächtig. Es war nicht zu erkennen, dass sie am Donnerstag ein schweres Spiel in der Champions League hatten. Balingen ist zwar stärker als wir, aber auch nicht besser als die Berliner Füchse.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Kim Andersson.

21. Spieltag: 04.03.07, So., 16.00: THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten: 38:24 (17:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (31.-60. und 1 Siebenmeter, 7/2 Paraden), M. Andersson (1.-30., 10 Paraden); Linders (3), K. Andersson (9/2), Lundström (2), Kavticnik (5), Lövgren (6/3), Ahlm (4), Szilagyi (1), Zeitz (3), Karabatic (2), Klein (3); Trainer: Serdarusic
Logo HBW Balingen-Weilstetten:
Kosanovic (1.-24., 40.-60., 8 Paraden), Slaby (25.-40., 2 Paraden); Kneer (5), Herth (4/1), Sauer (1), Kovar (3), Wilke (1) Kainmüller (2), W. Strobel (3), Trost, Cho (n.e.), M. Strobel (4), Bürkle (1), Klüttermann; Trainer: Dr. Brack
Schiedsrichter:
Christoph Immel / Roland Klein (Tönisvorst / Ratingen)
Zeitstrafen:
THW: 3 (2x Karabatic (49.,52.), Szilagyi (57.));
HBW: 5 (2x Klüttermann (15.,44.), M. Strobel (33.), Trost (47.), Kovar (57.))
Siebenmeter:
THW: 5/5;
HBW: 3/1(Omeyer hält M. Strobel (30.) und Trost (49.))
Spielfilm:
1. Hz.: :1 (3.), 2:1 (4.), 2:2 (5.), 4:3 (7.), 5:3 (8.), 6:4 (10.), 7:5 (12.), 9:6 (15.), 9:8 (18.), 9:9 (19.), 10:9 (20.), 10:10 (21.), 11:11 (23.), 13:11 (25.), 15:12 (27.), 16:12 (29.), 17:12;
2. Hz.: 21:12 (35.), 21:13, 24:13, 25:14 (40.), 26:15 (41.), 27:16 (42.), 27:17 (43.), 28:18 (46.), 29:19 (48.), 31:19 (50.), 31:20 (51.), 32:20 (51.), 33:21 (54.), 34:22 (55.), 35:24 (57.), 38:24.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2007:

38:24 - Kiel nahm lange Anlauf

Zebras lösten gegen wackere Balinger erst spät die Handbremse
Kiel - Nach dem 38:24 (17:12)-Sieg gegen HBW Balingen-Weilstetten steht der THW Kiel wieder an der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Der Aufsteiger, der in der ausverkauften Ostseehalle gestern Nachmittag völlig chancenlos war, purzelte dagegen auf einen der beiden Abstiegsplätze.

Drei Tage nach dem schweren Champions-League-Spiel gegen Veszprem (39:32) gingen die Hausherren kein Risiko ein und schickten ihr Stammpersonal auf die Platte. Doch in den ersten 20 Minuten erinnerten nur ihre Rückennummern an den famosen Auftritt am Donnerstag. Fahrig und ohne den letzten Biss spulten die Zebras ihr Programm ab. Ganz anderes die Schwaben, die noch am Freitag eine bittere 25:27-Pleite in Minden kassiert hatten und ohne Hoffnung nach Kiel gereist waren.

In der ersten Sieben standen zwar immerhin drei deutsche Nationalspieler. Doch Martin Strobel (23), Lars Klüttermann (16), und Benjamin Herth (2) hatten lediglich in ihrer Jugend das Trikot mit dem Bundesadler getragen. Die junge Truppe spielte bei ihrem Ostseehallen-Debüt frech auf und hielt die Partie lange (18./10:10) offen. Auch, weil ein Nikola Karabatic müde wirkte und andere die nötige Konzentration vermissen ließen. Christian Zeitz zum Beispiel, der Mitte der ersten Halbzeit seinen Platz für Kim Andersson räumen musste. Und mit dem sprunggewaltigen Schweden, der noch neun Tore werfen sollte, wendete sich das Blatt.

Während die Zebras mit ihm nun immer den kürzesten Weg zum Tor wählten, hatten die Gäste im Rückraum wenig zu bieten. So schonte HBW-Trainer Rolf Brack mit Chi-Hyo Cho seinen einzigen Star. Der Koreaner, in der WM-Pause aus Schaffhausen (Schweiz) gekommen, hatte zuletzt gegen Minden neun Tore geworfen, sich dabei aber auch eine leichte Zerrung zugezogen. Ohne den 160-fachen Nationalspieler, bei der WM mit 48 Toren bester Werfer Südkoreas, herrschte im Angriff große Ratlosigkeit. Verzweifelt suchten die Balinger eine Lücke in der Kieler Deckung, die auch ohne Champions-League-Form für den neuen Tabellen-17. einige Nummern zu groß war.

Blass blieben auch die Torhüter Milan Kosanovic und Milos Slaby, die lediglich für das THW-Maskottchen "Hein Daddel" ein Problem darstellen. Das Zebra mit dem mächtigen Bauch und dem schwachen Wurf versuchte in der Pause mehrfach vergeblich, die beiden zu überwinden.

Kiel gegen Balingen - dieses harmonische Duell hatte stets den Charakter eines Trainingsspiels. Entsprechend müde hing auch das Publikum in den Sitzen. Die meisten Fans hatten bereits am Donnerstag ihre Stimme geopfert. Erst nach der Pause konnten sie sich an den Darbietungen ihrer Mannschaft erwärmen, die den besten Spielzug - taktisch geschickt - als letzten servierte. Einen 20-Meter-Pass von Andersson rettete Dominik Klein mit den Fingerspitzen vor einem unspektakulären Ende im Seitenaus. In Rückenlage warf er den Ball quer durch den Torkreis zu Vid Kavticnik, der mit einem schönen Dreher den doppelten Kempa-Trick vollendete. "Dafür haben die Jungs drei Wochen geübt", meinte ein sichtlich entspannter Uwe Schwenker. Ein namenloser Gegner und trotzdem ein volles Haus - da muss ein Manager einfach strahlen. Während die Kieler nun mit Spannung auf ihren Gegner im Halbfinale der Champions League warten, der ihnen morgen in Wien zugelost wird, flüchteten die Balinger sich vor ihrem Schicksalsspiel am Sonnabend gegen Düsseldorf in Galgenhumor. "Wir haben uns am Ende dilettantisch angestellt", meinte Brack, "aber immerhin hat sich heute keiner verletzt."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2007)


(04./05.03.2007) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite