04./05.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 05.03.2007 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, Fotos, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt... |
Kim Andersson erzielte neun Tore. |
Möglichst kraftschonend zwei Punkte gegen den stark abstiegsgefährdeten Gegner einfahren: Das war die Devise der Kieler vor der Partie gegen den Aufsteiger. Hatten die Zebras doch in den zwei Champions League-Spielen gegen Veszprem mit viel Kampf Kraft agiert, der Akku bei den Zebras war komplett leer. Besonders bei Nikola Karabatic und Stefan Lövgren haben die anstrengenden letzten Wochen ihre Spuren hinterlassen, dennoch waren beide wieder von Beginn an auf der Platte.
Dort konnten sich die Zebras beim 5:3 (8.) Minute erstmals mit zwei Toren absetzen. Besonders Mattias Andersson wusste in den ersten dreißig Minuten zu überzeugen, hielt etliche schwere Bälle und verunsicherte HBWs Angreifer. Doch
Stefan Lövgren. |
Balingens Stefan Kneer versucht, einen Freiwurf direkt zu verwandeln. |
Nikola Karabatic wird von Wolfgang Strobel attackiert. |
Am Ende hatten die Zebras das gewünschte Ziel erreicht. Zwei Punkte geholt, die Tabellenführung in der Bundesliga zurück gewonnen und dabei Kräfte für die kommenden Aufgaben in Melsungen (Mittwoch) und am Sonntag gegen Minden (Anwurf um 17 Uhr in der Ostseehalle) geschont. Zunächst einmal blickt Handball-Kiel am Dienstag aber gebannt nach Wien. Dort wird in der EHF-Zentrale der Halbfinalgegner des THW in der Champions League ausgelost...
(Christian Robohm)
Es war für die Mannschaft heute nicht leicht, nachdem wir vor drei Tagen ein so wichtiges und schwieriges Spiel hatten, bei dem auch alle meine Spieler stark gespielt haben. Aber es ist eine Aufgabe, die dennoch gemeistert werden muss. Ich will nicht sagen, dass meine Mannschaft am Anfang unmotiviert war, aber sie war nicht voll da. In der zweiten Halbzeit haben wir dann genau das gespielt, was wir abgesprochen hatten. So kamen wir dann zu mehr Treffern aus dem Rückraum. Auch die Abwehr stand in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit besser.
Wir waren natürlich moralisch sehr stark angeschlagen durch die unglückliche Niederlage am Freitag in Minden. Hinzu kommt eine Grippewelle, die bei uns im Team bis zum Betreuerstab kursiert, unser Koreaner fiel zudem kurzfristig mit einer Zerrung aus. Es war hier aber auch unser letztes Spiel ohne Druck, so hatten wir die Gelegenheit, bestimmte Dinge im Angriff zu stabiliseren, unser Spiel flüssig und breit aufzuziehen. Zudem wollten wir die Konter des THW kontrollieren, was uns im ersten Durchgang noch ganz gut gelang. Zum Ende hin haben wir dilettantisch Bälle zum Gegner geworfen. Unterm Strich können wir mit diesem Spiel leben, es hat sich immerhin niemand verletzt.
Ich denke, wir haben nach anfänglichen Schwierigkeiten ein gutes Handballspiel gesehen. Unterm Strich war es ein gelungener Nachmittag.
Die Voraussetzungen für uns waren nicht optimal. Wir hatten am Freitag ein schweres Spiel, und seit Tagen grassiert bei uns die Grippe. Die hat jeden von uns mehr oder weniger stark erwischt. Wir wollten hier Selbstvertrauen sammeln für das wichtige Spiel gegen Düsseldorf. Zumindest in der ersten Halbzeit ist uns das gelungen.
In den ersten 20 Minuten haben wir gezeigt, was wir drauf haben und eine gute Vorstellung abgeliefert. Wir haben leider kein Rezept gegen Kim Andersson gefunden, der machen konnte, was er wollte. Ein knapperer Rückstand zur Pause, und wir wären mit größerem Selbstvertrauen wieder gekommen. Daraus wurde nichts.
Balingen hat versucht, schlau zu spielen, mit langen Angriffen, um die THW-Konter zu vermeiden. Eine Chance hatten sie nicht. Die Kieler waren zu übermächtig. Es war nicht zu erkennen, dass sie am Donnerstag ein schweres Spiel in der Champions League hatten. Balingen ist zwar stärker als wir, aber auch nicht besser als die Berliner Füchse.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Kim Andersson.
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2007:
Drei Tage nach dem schweren Champions-League-Spiel gegen Veszprem (39:32) gingen die Hausherren kein Risiko ein und schickten ihr Stammpersonal auf die Platte. Doch in den ersten 20 Minuten erinnerten nur ihre Rückennummern an den famosen Auftritt am Donnerstag. Fahrig und ohne den letzten Biss spulten die Zebras ihr Programm ab. Ganz anderes die Schwaben, die noch am Freitag eine bittere 25:27-Pleite in Minden kassiert hatten und ohne Hoffnung nach Kiel gereist waren.
In der ersten Sieben standen zwar immerhin drei deutsche Nationalspieler. Doch Martin Strobel (23), Lars Klüttermann (16), und Benjamin Herth (2) hatten lediglich in ihrer Jugend das Trikot mit dem Bundesadler getragen. Die junge Truppe spielte bei ihrem Ostseehallen-Debüt frech auf und hielt die Partie lange (18./10:10) offen. Auch, weil ein Nikola Karabatic müde wirkte und andere die nötige Konzentration vermissen ließen. Christian Zeitz zum Beispiel, der Mitte der ersten Halbzeit seinen Platz für Kim Andersson räumen musste. Und mit dem sprunggewaltigen Schweden, der noch neun Tore werfen sollte, wendete sich das Blatt.
Während die Zebras mit ihm nun immer den kürzesten Weg zum Tor wählten, hatten die Gäste im Rückraum wenig zu bieten. So schonte HBW-Trainer Rolf Brack mit Chi-Hyo Cho seinen einzigen Star. Der Koreaner, in der WM-Pause aus Schaffhausen (Schweiz) gekommen, hatte zuletzt gegen Minden neun Tore geworfen, sich dabei aber auch eine leichte Zerrung zugezogen. Ohne den 160-fachen Nationalspieler, bei der WM mit 48 Toren bester Werfer Südkoreas, herrschte im Angriff große Ratlosigkeit. Verzweifelt suchten die Balinger eine Lücke in der Kieler Deckung, die auch ohne Champions-League-Form für den neuen Tabellen-17. einige Nummern zu groß war.
Blass blieben auch die Torhüter Milan Kosanovic und Milos Slaby, die lediglich für das THW-Maskottchen "Hein Daddel" ein Problem darstellen. Das Zebra mit dem mächtigen Bauch und dem schwachen Wurf versuchte in der Pause mehrfach vergeblich, die beiden zu überwinden.
Kiel gegen Balingen - dieses harmonische Duell hatte stets den Charakter eines Trainingsspiels. Entsprechend müde hing auch das Publikum in den Sitzen. Die meisten Fans hatten bereits am Donnerstag ihre Stimme geopfert. Erst nach der Pause konnten sie sich an den Darbietungen ihrer Mannschaft erwärmen, die den besten Spielzug - taktisch geschickt - als letzten servierte. Einen 20-Meter-Pass von Andersson rettete Dominik Klein mit den Fingerspitzen vor einem unspektakulären Ende im Seitenaus. In Rückenlage warf er den Ball quer durch den Torkreis zu Vid Kavticnik, der mit einem schönen Dreher den doppelten Kempa-Trick vollendete. "Dafür haben die Jungs drei Wochen geübt", meinte ein sichtlich entspannter Uwe Schwenker. Ein namenloser Gegner und trotzdem ein volles Haus - da muss ein Manager einfach strahlen. Während die Kieler nun mit Spannung auf ihren Gegner im Halbfinale der Champions League warten, der ihnen morgen in Wien zugelost wird, flüchteten die Balinger sich vor ihrem Schicksalsspiel am Sonnabend gegen Düsseldorf in Galgenhumor. "Wir haben uns am Ende dilettantisch angestellt", meinte Brack, "aber immerhin hat sich heute keiner verletzt."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2007)
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