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16./17.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 17.03.2007 Bundesliga

42:37 - THW mit Handball-Demonstration in der Kölnarena

Omeyer überragender Rückhalt

Bundesliga, 24. Spieltag: 16.03.2007, Fr., 19.30: VfL Gummersbach - THW Kiel: 37:42 (18:23)
Update #4 Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Der vorgezogene Dominik Klein bereitete dem Gummersbacher Angriff im ersten Durchgang erhebliche Probleme.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der vorgezogene Dominik Klein bereitete dem Gummersbacher Angriff im ersten Durchgang erhebliche Probleme.
Der THW Kiel hat einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht. Beim Tabellendritten VfL Gummersbach siegten die Zebras vor der Rekordkulisse von 19.400 Zuschauern in der Kölnarena souverän mit 42:37 (23:18) und verteidigten damit die Tabellenführung. Im Spitzenspiel riefen die Kieler eine sehr konzentrierte Leistung ab und präsentierten sich als geschlossene Einheit. Bester Torschütze war Nikola Karabatic mit 10 Treffern, Thierry Omeyer brillierte mit 20/3 Paraden.
Ein richtiges Auswärtsspiel war es für die Zebras letztlich doch nicht, mehrere hundert THW-Fans machten von Beginn an eine Menge Lärm für ihr Team. Dies hatte zunächst einen famosen Start erwischt, die VfL-Führung durch Sigurdsson in Sekundenschnelle durch einen Hammer von Kim Andersson und einen Gegenstoß (nach eigenem Steal) von Dominik Klein gekontert. Auch die Oberbergischen waren auf ein schnelles Spiel aus und glichen postwendend durch Momir Ilic wieder aus. Doch die Zebras wirkten entschlossener: Ahlm markierte die erneute Gästeführung, wenig später nahm Omeyer einen missglückten Pass auf VfL-Kreisläufer Gunnarsson auf und schickte den erneut agilen Dominik Klein auf den Weg zum 4:2. Und als dann auch noch Nikola Karabatic trotz anfänglicher Sonderbewachung durch Sigurdsson sich zum 5:2 (6.) durchtankte, waren die Kieler Fans endgültig in Feierlaune.

Dass Gummersbach trotz eines verworfenen Siebenmeters des heute äußerst unglücklich agierenden Zrnic schnell ausgleichen konnte, hatten sie einem anfänglich stark haltenden Goran Stojanovic zu verdanken, der zunächst nahtlos an seine Leistung im Hinspiel in der Ostseehalle anknüpfte. Zudem musste Marcus Ahlm für zwei Minuten auf die Bank, was die Gastgeber zum 6:6 (9.) durch Alvanos nutzten. Wieder komplett, zogen die Zebras aber dank des starken Nikola Karabatic wieder auf 9:7 (12.) davon. Alfred Gislason gab die Sonderbewachung gegen den Franzosen früh auf und setzte nun auf eine 6:0-Deckung. Damit kamen die Zebras im Hochgeschwindigkeitsrausch zunächst nicht klar, viele schnelle Ballverluste in den folgenden 90 Sekunden nutzte der VfL zu einer 11:9-Führung. Hauptakteur im Angriff war nun der immer wieder glänzend freigespielte Kreisläufer Robert Gunnarsson, der den noch nicht richtig ins Spiel findenden Thierry Omeyer besonders mit sehenswerten Hebern ärgerte.

Vid Kavticnik (Mitte) traf insgesamt acht Mal und verwandelte vier seiner fünf Strafwürfe sicher.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik (Mitte) traf insgesamt acht Mal und verwandelte vier seiner fünf Strafwürfe sicher.
Dies sollte sich aber ändern, nachdem Nikola Karabatic zur Aufholjagd geblasen hatte und Omeyer beim dritten Heber Gunnarssons endlich zur Stelle war. Klein, Andersson und Kavticnik mit seinem ersten Feldtor drehten das Spiel wieder für die Kieler, Zrnic hingegen scheiterte auch beim zweiten Versuch vom Punkt am nun immer stärker werdenden Omeyer. Bis zum 15:16 (19.) durch Ilic konnten die VfL-Fans noch hoffen, dann aber zog der THW-Express unaufhaltsam davon. Die Kieler Abwehr zeigte sich weiterhin in blendender Verfassung, Thierry Omeyer parierte gegen Spatz, Sigurdsson und Zrnic, und im Angriff konnten sich die Kieler auf die leichten Tore von Kim Andersson und die Durchsetzungskraft von Nikola Karabatic verlassen. Zudem luden die Gastgeber ihre Gäste mit gravierenden Abspielfehlern im Aufbauspiel zum Torewerfen ein, so dass die Zebras über 19:15 bis auf 23:17 davonzogen und mit einem beruhigenden Fünf-Tore-Polster in die Halbzeitpause gingen.

Sverri Andreas Jakobsson attackiert Stefan Lövgren.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sverri Andreas Jakobsson attackiert Stefan Lövgren.
Der VfL hatte sich aber noch lange nicht aufgegeben, denn auch in der Ostseehalle hatte man einen deutlichen Halbzeitrückstand noch wenden können. Und mit ebendieser Entschlossenheit kehrten die Oberbergischen - allen voran der nun aufblühende Daniel Narcisse - zurück aufs Spielfeld. Nach dem 25:20 durch Kim Andersson nutzte Gummersbach eine kurze Schwächephase des THW, um mit vier Treffern in Folge wieder ins Spiel zurückzufinden. Nach Ilics Siebenmeter-Treffer zum 24:25 (36.) waren die Zuschauer plötzlich wieder laut und hofften auf die Wende. Doch der THW konterte meisterlich: Zwar parierte Fazekas den Gewaltwurf von Kim Andersson, doch Vid Kavticnik war hellwach, schnappte sich den Abpraller und verwandelte zum 26:24. Auf der Gegenseite parierte Omeyer gegen Alvanos, Lövgren bediente Ahlm zum 27:24. Und als der französische Nationalkeeper seinen dritten Siebenmeter im Spiel gegen Ilic hielt und sein Landsmann Karabatic im Gegenzug das 28:24 (39.) markierte, war die Aufholjagd der Gastgeber im Keim erstickt.

Marcus Ahlm traf fünf Mal vom Kreis.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm traf fünf Mal vom Kreis.
Nun wurde erstmals Christian Zeitz auf Halbrechts eingesetzt, und der Weltmeister dankte es seinem Trainer mit überragenden Aktionen: Im Angriff holte er fünfmal seinen berüchtigten Hammer raus, in der Abwehr setzte er mit mehreren Steals Akzente und entnervte die Gummersbacher endgültig. Ein Angriff nach dem nächsten rollte so auf das nun wieder von Goran Stojanovic gehütete Tor zu, der THW nutzte dies gnadenlos aus. Über 32:25, 34:27 (46.) und 36:28 (48.) demonstrierte der amtierende Meister seine ganze Klasse, der VfL gab sich hingegen bereits geschlagen. Als Nikola Karabatic schließlich in der 52. Minute das 40:30 erzielte, war sogar ein wahres Debakel für Gummersbach möglich. Dieser konnte von Glück reden, dass die Kieler in den Schlussminuten mehr als einen Gang zurückschalteten und die Gastgeber so zumindest noch bis zum für sie schmeichelhaften 37:42-Endstand verkürzen konnten.

Der THW Kiel hat sich auf beeindruckende Art und Weise für die Heimniederlage im Hinspiel revanchiert und seine Ambitionen auf die Meisterschaft unterstrichen. Nun kann man ganz gelassen den zweiten Teil des "G4-Gipfels" am Samstag zwischen dem HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt verfolgen - wohlwissend, dass man auch nach dieser Partie weiterhin an der Tabellenspitze steht.

(Sascha Krokowski)

Weitere Fotos finden Sie unter fotos-kiel.de

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich bin froh, dass wir zwei Punkte mit nach Kiel nehmen. Wenn man sich die Tabelle anschaut, sieht man, dass das ganz wichtig war. Die Chance, Meister zu werden, ist jetzt größer geworden.
VfL-Trainer Alfred Gislason:
Meinen Glückwunsch und ein riesen Kompliment an Kiel, das war ein hochverdienter Sieg und eine starke Leistung. In der ersten Halbzeit machen wir zehn technische Fehler, sechs davon bei eigenem Gegenstoß und das wurde teuer. Da hätten wir noch eine Chance gehabt und hätten mit einer Führung in die Halbzeit gehen können. In der zweiten Halbzeit war Kiel dann überragend und sind verdient mit zehn Toren in Rückstand geraten. Mit fünf Toren sind wir am Ende noch gut bedient. Saisonziel für uns ist unverändert ein Platz in der Champions League.

[gegenüber hbl.tv:]
In der ersten Halbzeit haben wir zehn technische Fehler gemacht, davon allein sechs bei eigenen Gegenstößen, das wurde sehr teuer für uns. In der zweiten Halbzeit war Kiel überragend. Auch eine Niederlage mit zehn Toren wäre verdient gewesen. Kompliment, eine super Leistung von einer Bombenmannschaft.

[Frage: War Ihr Team übermotiviert?]
Wir haben einfach zu viele Fehlpässe bei den Gegenstößen gemacht, sonst hätten wir zur Halbzeit führen können. Unser Ziel hat sich aber nicht geändert, wir wollen einen Champions-League-Platz erreichen, das ist noch drin. Kiel war heute überragend.

THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker:
Es war nicht davon auszugehen, dass wir hier so souverän gewinnen. Viktor wird auch in den nächsten Wochen mit einem Meniskusschaden fehlen. Das wird für uns ein Ritt auf der Rasierklinge.

[gegenüber hbl.tv:]
Tadellos! Wir hatten zwar eine kleine Phase anfangs der zweiten Halbzeit, wo Gummersbach noch einmal heran kam, aber insgesamt haben wir den VfL in eigener Halle vor 20000 Zuschauern souverän geschlagen.

VfL-Vorstandsvorsitzender Krämer:
Es war ein verdienter Sieg für den THW Kiel. Jeder, der Noka kennt, weiß, dass er nicht gerne zweimal gegen den gleichen Gegner verliert. Wir haben viele Fehler gemacht und waren übermotiviert. Ich wünsche Kiel den CL-Sieg. Das haben sie sich bei dem kleinen Kader verdient.
THW-Spieler Nikola Karabatic gegenüber den KN:
Der Druck war groß. Das war das wichtigste Spiel der Saison. Wir waren sehr gut in der Abwehr und Thierry hat stark gehalten.
VfL-Spieler Gudjon Valur Sigurdsson gegenüber den KN:
Ich bin traurig. Wir wollten gewinnen. Jetzt wird der THW Deutscher Meister.
Wolfgang Schwenke (Trainer vom TSV Altenholz) gegenüber den KN:
Nach zehn Minuten in der zweiten Halbzeit war das Spiel entschieden. Das war eines Meisters würdig, und am Ende waren die THW-Fans lauter als der Rest der Halle.

24. Spieltag: 16.03.07, Fr., 19.30: VfL Gummersbach - THW Kiel: 37:42 (18:23)

Logo VfL Gummersbach:
Stojanovic (1.-30. und 42.-60. Minute, 14/1 Paraden), Fazekas (31.-42. Minute, 1 Parade); Wiegert (2), Houlet, Narcisse (8/1), Ilic (7/1), Jakobsson, Stanojevic, Gunnarsson (9), Spatz (1), Alvanos (5), Sigurdsson (5), Lützelberger, Zrnic; Trainer: Gislason
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60. Minute, 20/3 Paraden), M.Andersson (n.e.); Linders (n.e.), K. Andersson (6), Lundström, Kavticnik (8/4), Lövgren (2), Ahlm (5), Szilagyi (n.e.), Zeitz (5), Karabatic (10), Klein (6); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Frank Lemme / Bernd Ullrich (Magdeburg)
Zeitstrafen:
VfL: 1 (Zrnic (20.));
THW: 2 (Ahlm (7.), Kavticnik (55.))
Siebenmeter:
VfL: 5/2 (Omeyer hält 2x Zrnic (7., 17.) und Ilic (38.));
THW: 5/4 (Stojanovic hält Kavticnik (43.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2, 2:5 (6.), 5:5, 5:6, 6:6, 6:8 (10.), 7:8, 7:9, 11:9 (13.), 11:10, 12:10, 12:11, 13:11 (15.), 13:15 (18.), 14:15, 14:16, 15:16, 15:19 (23.), 17:19, 17:23, 18:23;
2. Hz.: 19:23, 19:24, 20:24, 20:25 (33.), 24:25 (36.), 24:28 (39.), 25:28, 25:32 (42.), 27:32, 27:34, 28:34, 28:36 (48.), 29:36, 29:38, 30:38, 30:40 (52.), 31:40, 31:41, 36:41 (59.), 36:42, 37:42.
Zuschauer:
19400 (ausverkauft) (Kölnarena, Köln)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2007:

Zebras einfach meisterlich

Noka Serdarusic lobt nach dem 42:37 beim VfL Gummersbach: "Noch nie so gut in dieser Saison"
Köln - Ein guter Film lebt vom Soundtrack. Ein gutes Handballspiel manchmal auch. Der VfL Gummersbach hatte gestern für das Spitzenspiel in der Ersten Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel vor der Rekordkulisse von 19 400 Zuschauern in der Kölnarena einen Song der Kölner Band Höhner ausgewählt. "Wenn nicht wir, wer sonst?", heißt es da. Die Halle sang mit, doch die Antwort gab ganz klar der THW beim 42:37-Erfolg: "Ihr nicht!"

Als THW-Trainer Noka Serdarusic nach einer Viertelstunde beim Stande von 13:11 für den VfL die Abwehr umstellt und Dominik Klein an die Spitze einer 5:1-Formation beordert, nimmt der Zebra-Zug endgültig Fahrt auf. Mit zwei sehenswerten Übersteigern hatte Nikola Karabatic zuvor kraftvolle Ausrufezeichen gesetzt in einem Rückraumspiel, das sich gegen die offensive Gummersbacher Deckung schwer tat. Als Profiteur glänzt Klein fortan bei Tempogegenstößen, überlistet VfL-Keeper Goran Stojanovic mit cleveren "Legern", während Kim Andersson und Karabatic aus dem Rückraum zusehends traumwandlerisch sicher funktionieren.

Nach der Pause (18:23) geraten die Kieler Bemühungen noch einmal ins Stocken. Momir Ilic aus dem Rückraum, Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson sowie Kreisläufer Robert Gunnarsson lassen beim 24:25 (36.) Hoffnung aufkeimen, doch zaghaften Jubel in der monumentalen Arena ersticken die Kieler postwendend, haben mit Vid Kavticnik einen glänzenden Rechtsaußen und Siebenmeterschützen und mit Christian Zeitz eine atemberaubende "Geheimwaffe" auf der Bank.

Der blond gefärbte Weltmeister kommt in der 42. Minute, sieht, trifft wie ein Roboter - bis zur 50. Minute fünfmal auf physikalischem Höchstlevel. VfL-Trainer Alfred Gislason lässt seine Torhüter Stojanovic und Nandor Fazekas rotieren, doch Zeitz und Karabatic treffen weiter, während sich die Hausherren vor der immer stärker werdenden Kieler Abwehr zusehends aufreiben. Beim 30:40 (52.) ist die erste Heimniederlage des VfL in dieser Saison perfekt, die Zuschauer bestrafen "ihren" VfL mit Pfiffen, setzen das i-Tüpfelchen auf eine sportliche Demütigung. Ratlos, mit Händen in den Taschen, blickt Gislason nach dem Schlusspfiff ins weite Rund: "Wir haben den Sieg verschenkt."

Die Zebras agieren in den Schlussminuten mit angezogener Handbremse, lassen Gummersbach ein wenig heran kommen und "spazieren" zum 42:37-Endstand. Ein Grund für die Zurückhaltung mag in den Sorgenfalten von Noka Serdarusic zu finden sein: "Meine Mannschaft hat ein tolles Spiel abgeliefert. In dieser Saison haben wir zuvor noch nicht einmal so gut gespielt. Ich hoffe, dass meine beiden Rechtshänder im Rückraum gesund bleiben. Dann haben wir auch in der Champions League gegen Portland San Antonio eine Chance."

Noch immer dröhnt der Soundtrack dieses Handballspiels, dieses eindrucksvollen "Schwarz-Weiß"-Filmes dezibelstark über die Lautsprecher der Kölnarena. Juli-Sängerin Eva Briegel singt: "Ich liebe dieses Leben." Die THW-Spieler wohl auch nach diesem einfach meisterlichen Triumph.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2007)


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