14.-16.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 16.03.2007 | Bundesliga |
Update #2 | Zweiten KN-Vorbericht, Vorbericht von Thomas Ammermann und ersten KN-Vorbericht ergänzt... |
Das Team des VfL Gummersbach.
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VfL |
Spannung in der Kölnarena ist garantiert, denn gewinnt der VfL Gummersbach gegen den THW - was ihm bislang in Köln erst einmal gelang - so rücken die ersten fünf Clubs der Tabelle bis auf einen Minuspunkt zusammen. Gewinnt hingegen der THW, so müssen die Kieler laut Bundestrainer Heiner Brand im Kampf um die Meisterschaft "vor den letzten zehn Saisonspielen als Favorit gelten". HSV-Trainer Martin Schwalb geht sogar einen Schritt weiter: "Wenn Kiel am Freitag gewinnt, hat der THW eine Hand an der Schale." Auf jeden Fall gehen alle Experten von einer engen Partie aus, selbst VfL-Trainer Alfred Gislason sieht die Chancen auf einen Sieg seiner Mannschaft bei 50 Prozent: "Um diese Mannschaft zu schlagen, müssen alle Spieler sechzig Minuten ihre absolute Topleistung bringen. Fünfzig Minuten reichen am Freitag definitiv nicht."
Schlüsselspieler beim VfL Gummersbach: Daniel Narcisse. |
Doch unter Neu-Trainer Gislason konnte die überzeugende Leistung der vergangenen Saison bislang wiederholt werden. Die vielen Neuzugänge im Kader (den wir ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt haben) wie das neue Torhütergespann Nandor Fazekas (Lübbecke) und Goran Stojanovic (Pfullingen), Rechtsaußen Vedran Zrnic oder die Rückraumspieler Momir Ilic (beide RK Gorenje Velenje) und Alexis Alvanos (Wetzlar) schlugen voll ein und ließen die Abgänge Ege, Burdet, Yoon oder von Behren vergessen machen. Verletzungen konnten gut kompensiert werden, indem der Verein mit Milan Vucicevic und Gudlaugur Arnarsson kurzzeitigen Ersatz fand. Zudem fungiert Sprungwunder Daniel Narcisse neuerdings nicht nur als Shooter, sondern begeistert auch als umsichtiger Spielmacher. Bester Goalgetter beim VfL ist aber eine arrivierte Kraft: Gudjon Valur Sigurdsson, Torschützenkönig der vergangenen Saison, erzielte bislang 137 Feldtore - nur Kim Andersson (141) ist erfolgreicher.
Die Bilanz der beiden "Dinos" der Bundesliga ist sehr ausgeglichen: In 65 Vergleichen siegte der THW 31 Mal, Gummersbach 32 Mal. Allerdings siegten die Zebras bei den letzten beiden Duellen in der Kölnarena: Im Dezember 2005 siegte man nach zwischenzeitlich klarer Führung mit 34:32, noch knapper fiel das Ergebnis in der Vorsaison aus, als Kiel erst in letzter Sekunde nach einem geblockten Freiwurf den 23:22-Sieg unter Dach und Fach bringen konnte. Doch brennt nicht nur der VfL Gummersbach auf Revanche - auch der THW hat guten Grund dazu: Denn es waren die Oberbergischen, die am 6. September 2006 mit dem 39:37-Auswärtssieg die beeindruckende Bundesliga-Heimserie der Zebras von 1023 Tagen ohne Niederlage beendeten...
Die Unparteiischen der Partie am Freitag sind die WM-erprobten Frank Lemme und Bernd Ullrich (Magdeburg).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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Mit einer fast komplett neuen Mannschaft trat Gislason nach dem Sommer an und impfte den Blau-Weißen sein Handballverständnis ein: Offensivhandball mit hohem Tempo. Daniel Narcisse rückte auf die Rückraummitte und avancierte innerhalb weniger Wochen zu einem Weltklassemittelmann. Nahezu jede Aktion in der Offensive nimmt ihren Ausgangspunkt bei dem Franzosen. Momir Ilic im linken Rückraum ist für das VfL-Spiel allerdings nicht weniger wichtig. Über den Serben läuft die komplette Rückwärtsbewegung. Mit 119/27 ist er neben Narcisse, Sigurdsson und Zrnic einer von vier 100-Tore-Schützen im Angriffsspiel des VfL. Der kroatische Rechtsaußen Vedran Zrnic hat der im Oberbergischen lange Zeit vernachlässigten Position auf dem rechten Flügel wieder Leben eingehaucht. Dabei profitiert er allerdings merklich von seinem Anspielpartner Alexis Alvanos im rechten Rückraum, der weit häufiger den Nebenmann einbezieht, als dies früher Kyung-Shin Yoon gelang. Ergänzt um Abwehrchef Sverre Jakobsson und Kreisläufer Gunnarsson bildet dieser Stamm das Gerüst des VfL-Spiels. Pausen können sich diese Akteure nehmen, wenn Bennet Wiegert (LA/RL/RM), Michael Spatz (RA) oder Jörg Lützelberger (KM) zum Einsatz kommen. Die zwischenzeitlich verpflichteten Arnarson (Abwehr) und Vucicevic (RR) sind inzwischen nach Reykjavik zurückgekehrt bzw. Wetzlar gewechselt. Aufgrund der neuerlichen Verletzung von Linkshänder Zacharow nahm man kurz vor Ende der Wechselfrist noch den 23jährigen Serben Aleksandar Stanojevic vom HBW Balingen/Weilstetten unter Vertrag. Ein Wort mehr verdient Francois-Xavier Houlet, mittlerweile der dienstälteste Spieler (seit 1999 beim VfL). Im vergangenen Herbst verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand nach einer Fußoperation erheblich, starb das Gewebe an der operierten Stelle ab. Dem sympathischen Franzosen drohte eine Amputation. In einer Ludwigshafener Spezialklinik gelang eine Hauttransplantation, doch nach wenigen Trainingseinheiten um das Champions League-Spiel in Celje winkte Houlet ab - das operierte Gewebe war wieder geschwollen. Da mutete es einer Wunderheilung an, als Houlet unmittelbar vor dem Heimspiel gegen Minden Einsatzbereitschaft meldete. Nur vier Tage später beim Auswärtsspiel in Düsseldorf war Alfred Gislason doppelt froh, Houlet an Bord zu haben. Denn just als die heimische HSG nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Ilic das Spiel zu kippen drohte, führte Houlet seine Farben mit drei Treffern fast allein zum knappen 27:28-Auswärtserfolg.
Ein erstes Ausrufezeichen hatte diese Truppe beim 37:39-Auswärtssieg in der Kieler Ostseehalle gesetzt. Dass es drei Tage später in Flensburg die erste Saisonniederlage gab, focht da niemanden mehr an. In der Folge gelang es den Oberbergischen, sich in der Spitzengruppe festzusetzen, und so reiste man am 11. Spieltag sogar als Tabellenführer zum TBV Lemgo. Bei der dortigen 34:29-Niederlage musste man jedoch erstmals einsehen, dass die Belastungen der Champions League-Gruppenphase, an der der VfL in dieser Saison das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte teilnahm (in der Saison 1991/92 war der VfL letztmals im damaligen Landesmeisterpokal vertreten und schied gegen den ungarischen Vertreter Elektromos Budapest aus), nicht spurlos an Gislasons Kader vorbeigingen. Noch deutlicher wurde das Fehlen ausreichend starker Ersatzspieler bei der herben 42:31-Niederlage im Nordhorner Euregium: nur drei Tage zuvor hatte man den russischen Serienmeister Medwedi Tschechow in dessen eigener Halle überraschend deutlich 31:37 (16:20) in die Schranken gewiesen. In Nordhorn dagegen reichte die Kraft bei Narcisse, Ilic, Sigurdsson und Co. nur für eine Viertelstunde. Fast zwangsläufig schied man nach dem Rückspiel gegen Tschechow im DHB-Pokal beim SC Magdeburg (25:22) aus. Umso bemerkenswerter, dass sich der VfL bis Neujahr mit Ausnahme eines Unentschiedens in der Kölnarena gegen Hamburg schadlos hielt - obwohl in den letzten Spielen mit Narcisse (Knieprobleme), Gunnarsson (Grippe) und am Ende auch noch Ilic (Mittelhandbruch) wichtige Akteure fehlten.
Nach der WM-Pause zeigte sich die Mannschaft von Alfred Gislason wieder von ihrer starken Seite. Beim Angstgegner SC Magdeburg bestimmte man über weite Strecken das Geschehen, ehe der SCM kurz vor Ende doch wieder führte. Nervenstark verwandelte RA Vedran Zrnic dann zum 36:36-Ausgleich, ehe Goran Stojanovic mit der Schlusssirene einen Siebenmeter von Theuerkauf parierte. Eine Woche später leuchtete exakt das gleiche Ergebnis von der Anzeigetafel des Pabellon Huerta del Rey in Valladolid, wo der VfL sich eine gute Ausgangslage für das Viertelfinalrückspiel gegen den spanischen Tabellenfünften CBM Valladolid geschaffen zu haben glaubte. Nach einem unerwartet deutlichen 36:29 gegen die SG Flensburg-Handewitt wuchs die Euphorie vor dem Rückspiel gegen die Spanier weiter. Umso leerer, entsetzter dann die Blicke nach dem ernüchternden 32:34-Ausscheiden - in eigener Halle hatte auch die Champions League-Rekordkulisse von mehr als 16.000-Besuchern nicht zu helfen vermocht, den Traum vom Halbfinale in der Champions League zu verwirklichen.
Einigermaßen erholt zeigte sich die Gislason-Truppe dann kurz darauf in Großwallstadt, wo man in der vergangenen Spielzeit noch die höchste Saisonniederlage (20:32) hatte hinnehmen müssen. Letztlich ungefährdet nahm man beim 26:33 beide Punkte aus Unterfranken mit. Weniger zufrieden zeigte sich der Trainer aber mit der Leistung im jüngsten Heimspiel gegen Wetzlar (34:27). Angesichts zahlreicher vergebener Chancen prophezeite Gislason, mit einer solchen Leistung gegen den THW mit 15 Toren zu verlieren. So deutlich dürfte der Leistungsunterschied zwischen beiden Mannschaften am Freitag normalerweise nicht sein. Gut möglich erscheint aufgrund der qualitativ stärkeren Ersatzbank allerdings, dass auch in diesem Jahr beim VfL nach einer mehr oder weniger knappen Niederlage die Erkenntnis wächst, einen Schritt hinter dem THW Kiel zu stehen.
(von Thomas Ammermann)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2007:
Die morgen um 19.30 Uhr anstehende Heimpartie gegen den THW Kiel, das Duell der beiden Rekordmeister, elektrisiert freilich nicht nur die Profis: Mit 19 400 Zuschauern wird die Kölnarena erstmals nach dem WM-Finale vom 4. Februar wieder ausverkauft sein. Zwar gilt der THW bei den Gummersbachern als ausgesprochener Angstgegner, da vier von fünf Heimspielen in Europas größter Halle verloren gingen. Doch der 39:37-Auswärts-Triumph am 6. September 2006 hat am Kieler Nimbus der Unbesiegbarkeit gekratzt.
Da der VfL vor Saisonbeginn acht neue Spieler zu integrieren hatte, gelten die historischen Serien ohnehin nicht viel. Im Falle Ilic' kommt noch eine andere, persönliche Note hinzu. "Ich spiele gern gegen Omeyer", erklärt der Halblinke, "schon in der letzten Saison habe ich gegen ihn einmal elf und einmal neun Tore geworfen". Damals trug der 25jährige freilich noch das Trikot des slowenischen Klubs Gorenje Velenje, während Omeyer noch für HB Montpellier parierte.
Auch der montenegrinische Nationalkeeper Goran Stojanovic geht mit einer gewissen Lockerheit in das Topspiel, denn er erinnert sich gern an die zweite Halbzeit in Kiel, als der VfL einen 20:24-Rückstand noch in einen Sieg ummünzte und die zuvor tosende Ostseehalle zum Schweigen brachte. Der 30jährige, den Torhüter-Legende Andreas Thiel "Weltklasse" nennt, brachte vor allem Kreisläufer Marcus Ahlm und die Flügelspieler der Zebras mit seinen Paraden zur Verzweiflung. Neben Stojanovic zeigte zuletzt auch Nandor Fazekas glänzende Form beim 33:26-Auswärtssieg in Großwallstadt.
Bewusst zurückhaltend agiert VfL-Coach Alfred Gislason. "Für die Deutsche Meisterschaft verwette ich mein Haus auf den THW, er hat einfach den besten Kader", hatte der 47jährige Isländer nach dem Sieg in Kiel erklärt. Und auch nun ist bei ihm verboten, über die Deutsche Meisterschaft zu sprechen: "Es geht uns vor allem darum, erneut die Champions League zu erreichen, deswegen ist Platz drei unser Ziel."
Aber natürlich weiß auch er, dass der VfL bei einem Sieg gegen Kiel, da in diesem Falle punktgleich, automatisch seine Titelansprüche nicht mehr mit der bisher gezeigten Zurückhaltung kommentieren kann. Danach müssen die Oberbergischen schließlich nur noch zwei schwere Auswärtshürden in Kronau (18. April) und in Hamburg (16. Mai) meistern. Zudem kann sich der VfL auf den Titelkampf konzentrieren, während alle anderen Meisterschaftskandidaten noch Kräfte im Pokal bzw. im Europapokal lassen werden.
"Wer weiß, wozu unser Ausscheiden in der Champions League noch gut ist", meinte der Isländer nach der deprimierenden 32:34-Heimniederlage im Viertelfinalrückspiel gegen CBM Valladolid. Und Gummersbachs Klubchef Hans-Peter Krämer hofft nicht nur insgeheim auf den großen Coup: "Sollten wir gegen Kiel gewinnen, ist alles möglich."
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2007:
Erst bei einem von fünf Anläufen - im November 2003 - vermochte der VfL den THW in dem Entertainment-Tempel zu besiegen. Kein Wunder also, dass der Kieler Dominik Klein die "gute Stube" des Gegners kurzerhand zweckentfremdet. "Die Kölnarena war das Wohnzimmer der WM. Die fantastischen Gefühle werden wieder hochleben. Jetzt wird es aber auch Pfiffe geben, während bei der WM jeder Einzelne hinter uns stand", sagt der 23-jährige Weltmeister, der heute an die Stätte des Finaltriumphes gegen Polen vom 4. Februar zurückkehrt. Bereits gestern hob der "Zebra-Flieger" in Hamburg ab. "Die Meisterschaft wird noch nicht entschieden, aber es ist ein sehr wichtiges Wochenende", weiß Linksaußen Klein. Im Flugzeug saß auch Torwart Henning Fritz, der allerdings frühestens in der kommenden Woche wieder unter Wettkampfbedingungen zwischen den Pfosten stehen wird. "Wir haben hier mit der Nationalmannschaft etwas Großes erreicht. Es wird eine schöne Rückkehr nach Köln, auch wenn ich natürlich lieber gespielt als nur zugeschaut hätte", sagt der 32-Jährige.
An die Hinspiel-Niederlage will THW-Trainer Noka Serdarusic gar nicht zurückdenken. Zu präsent sind noch die Bilder vom letzten Heimspiel am Sonntag gegen GWD Minden (36:29). "Es hat nicht nur das Timing in der Abwehr nicht gestimmt, sondern noch viel mehr. In einer Woche lässt sich das nicht aufarbeiten", zürnte der 56-Jährige, den zudem noch ein organisatorisches Problem plagt: "Für das Abwehrtraining unter Wettkampfbedingungen bräuchte ich zweimal sechs Spieler. Die habe ich aber nicht, also muss ich improvisieren." Zu schnell, zu nervös habe seine Mannschaft gegen Minden agiert, klare Chancen nicht genutzt. "Und dann kommen in der Ostseehalle nach ein paar Fehlern auch schnell die ersten 'Uuhs' und 'Aahs' vom Publikum. So einen Druck hat die Mannschaft in Melsungen natürlich nicht."
"Der THW hat die kompletteste Mannschaft der Liga. Es wird sehr eng", sagt VfL-Coach Alfred Gislason. Weltmeisterlich wird in jedem Fall die Kulisse. 19 400 Zuschauer - das ist Rekord. Einer, der das Adrenalin bei jedem einzelnen Akteur in die Höhe schnellen lässt. Es wird laut - im Wohnzimmer.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2007)
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