Aus Sport1.de:
Kiel - Der Schampusdusche konnte auch Uwe Schwenker nicht entgehen. Durchnässt,
aber glücklich kam der Manager des THW Kiel aus der Kabine.
Im zehnten Anlauf seit 1994 hat der Rekordmeister
erstmals die Champions League gewonnen.
Damit steigen die Schleswig-Holsteiner in den Handball-Olymp auf. Zum FC
Barcelona, zu Portland San Antonio oder Ciudad Real.
Für eine Saison sind die Kieler das Non plus ultra im Welthandball.
Der Macher
Schwenker genoss den Moment. Im Interview mit
Sport1.de spricht der 48-Jährige über den Triumph über Flensburg, den Stellenwert des Erfolgs und die
Zukunft.
- Sport1:
-
Herr Schwenker, ist ein Traum wahr geworden?
- Uwe Schwenker:
-
Das kann man so sagen. Das war ein Titel, dem wir seit Jahren
hinterher gehechelt sind, das war der x-te Anlauf. Dass wir das mit einer so
dezimierten Mannschaft geschafft haben, ist umso erstaunlicher. Vor der Leistung
der Jungs muss man den Hut ziehen. Flensburg hatte es versäumt, sich im
Hinspiel in
Flensburg eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen.
- Sport1:
-
Wann haben Sie gewusst, dass es klappt?
- Uwe Schwenker:
-
Mit dem Schlusspfiff. Wir mussten bis an die Grenzen gehen. Die letzten
Minuten waren dramatisch, da liefen wir auf dem Zahnfleisch, haben auf der Felge
gespielt. Joachim Boldsen hatte vorher gesagt, in der Kieler Ostseehalle sei keine
gute Stimmung, da säßen nur Anzugträger. Ich denke, er wurde eines Besseren
belehrt. Gegen diese Ostseehalle war die Hölle Nord ein Altenheim.
- Sport1:
-
Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
- Uwe Schwenker:
-
Für mich ist es eine große Genugtuung, eine Bestätigung für die Arbeit,
die wir seit Jahren geleistet haben. Ich fand es toll, dass zwei deutsche
Mannschaften im Finale standen. Zum Schluss hatten wir das Quäntchen Glück, das wir
uns aber auch hart erarbeitet haben.
- Sport1:
-
Was sagen Sie zu der Leistung von Nikola Karabatic?
- Uwe Schwenker:
-
Insgesamt ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft. Dass
Nikola
einer der besten Spieler der Welt in seinen jungen Jahren ist, hat er unter Beweis
gestellt. Dass er aber auch diese Atmosphäre für sein Spiel braucht, dass er die
Zuschauer braucht, hat man gesehen.
- Sport1:
-
Er hat Angebote aus Spanien vorliegen.
- Uwe Schwenker:
-
Ciudad Real und andere buhlen um ihn. Aber Nikola hat einen Vertrag bis
2009 bei uns. Und ich bin zuversichtlich, dass er auch darüber hinaus bleibt. Ich
hoffe, dass Andrei Xepkin ihm sagen wird, wie es so in Spanien ist. Die
Atmosphäre der Ostseehalle wird er nicht in Spanien haben.
- Sport1:
-
Es waren nur noch acht Kieler Feldspieler. Wie ist solch eine Leistung zu
erklären?
- Uwe Schwenker:
-
Wir geben jedem das Gefühl, dass er wichtig ist, egal auf welcher
Position. Jeder stellt sich in den Dienst der Mannschaft und jeder ist ein
wichtiger Teil von ihr.
- Sport1:
-
Eine Mannschaft, die nun das Triple schaffen kann.
- Uwe Schwenker:
-
Nach diesem Titel ist die Deutsche Meisterschaft nicht mehr so wichtig.
Aber diese Jungs sind verrückt genug, um auch noch Meister zu werden.
- Sport1:
-
Erstmal brechen aber alle Dämme.
- Uwe Schwenker:
-
Ja, es darf gefeiert werden. Das haben sich die Jungs verdient.
- Sport1:
-
Einige kennen das Feiern ja, wurden auch schon Weltmeister.
- Uwe Schwenker:
-
Das stimmt. Ich habe auch schon Dominik Klein gefragt, was er jetzt noch
erreichen will? Er ist Weltmeister und Champions-League-Sieger. Was will er noch
mehr erreichen? Eigentlich könnte er aufhören. Mit 23.
- Sport1:
-
Sie haben aber nun auch alles erreicht. Und Noka Serdarusic ebenso.
- Uwe Schwenker:
-
Wer Noka und mich kennt, weiß, dass wir die gewonnenen Titel immer
verteidigen wollen. Dass wir eine hohe Eigenmotivation haben. Wir wollen immer
Titel, und unsere Spieler sind süchtig nach Titeln. Und wir können Niederlagen
nicht akzeptieren. Wie Nikola Karabatic. Niederlagen sind für ihn ein Unwort.
- Sport1:
-
Doch erst einmal muss der THW seine Personalplanungen voran treiben.
- Uwe Schwenker:
-
Da habe ich noch einige Baustellen. Ich brauche noch einen Kreisläufer
und zwei Rückraumspieler. Wir haben jetzt gute Argumente, aber viele denken, sie
könnten jetzt bei uns kassieren und viel Geld fordern. Wir werden uns nicht
auszocken lassen. Ganz bestimmt nicht.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2007 Sport1)