Von Dr. Oliver Schulz
Rumäniens Meister HCM Constanta musste im vierten Spiel der
diesjährigen Königsklasse die vierte Niederlage einstecken.
Am späten Samstag Abend verließen die Männer des neuen Trainers
Eden Hairi nach einem 23:34 (10:17) auch in Montpellier das Parkett
ohne Punkte. Der französische Vizemeister hingegen hält nach
der überzeugenden Vorstellung hinter dem THW Kiel Rang zwei
in
Gruppe B weiterhin eisern im Griff.
Unbedingt gewinnen hieß die Devise des momentanen Tabellenführers
der französischen Liga D1, um vor den beiden Reisen in die Ostseestädte
Kiel und Stockholm eine möglichst gute Ausgangsposition in
Gruppe B einzunehmen. Am Tag
vor der Partie gegen Constanta appellierte der Gastgeber
auf seiner Homepage denn auch ans Publikum, dem Team als
achter Mann auf den Rängen kräftig den Rücken zu stärken.
Das erste Stelldichein einer rumänischen Mannschaft im "Palais des sports Rene Bougnol"
überhaupt hatte Montpellier AHB seinen Zuschauern zudem mit einem
Sonderangebot besonders schmackhaft gemacht: Für zwei gekaufte Tickets
wurde jedem Besucher an den Kassenhäuschen ein drittes geschenkt.
Überlegene erste Hälfte Montpelliers
Die 2900 Zuschauer beobachteten, dass der französische Vizemeister
auch ohne seine drei Leistungsträger Joel Abati, Michael Guigou
und Heykel Megannem einen Start nach Maß erwischte. Das serbisch-tunesische
Rückraumduo Mladen Bojinovic und Wissem Hmam sowie der tschechische
Rechtsaußen Jan Sobol, die zusammen für 18 Treffer verantwortlich
zeichneten, setzten im Angriff Akzente. Nach zwölf Minuten
stand bereits eine 10:3 Führung zu Buche.
Auf rumänischer Seite wurden zuviele Chancen leichtfertig vergeben.
Neben dem einmal mehr überzeugenden Nationalrechtsaußen Laurentiu
Toma (5/3) stemmte sich in dieser Phase Petr Hejtmanek gegen
den frühen hohen Rückstand. Der tschechische Kreisläufer
hatte in der vergangenen Saison noch im Land des Gegners
bei Pontault Combault seinen Lebensunterhalt verdient. Der
Mann im schwarzgrünen Trikot mit der Nummer 41 konnte indes
nicht verhindern, dass seine beiden Landsleute Sobol und Juricek
sowie der agile Honrubia auf der anderen Seite dafür sorgten,
dass MAHB das Zepter nicht aus der Hand gab. Wie schon einen
Monat zuvor am Schwarzen Meer (11:15 zugunsten von Montpellier zur Pause)
wies die Anzeigetafel auch diesmal eine klare Halbzeitführung aus, 17:10.
Dominanz setzt sich auch nach der Pause fort
Auch nach dem Pausentee hielten die Männer von Trainer Patrice
Canayer an ihrer vorgegebenen Marschroute fest, das keineswegs
schon entschiedene Match zu gewinnen. Der für den in Durchgang
eins überzeugenden Daouda Karaboue nun das Tor hütende
Tunesier Marouene Maggaiez bot ebenfalls eine ansprechende
Leistung und kam - wie sein Vorgänger - bis zum Spielende auf neun Paraden.
Das Publikum an der Avenue du Val de Montferrand wurde angesichts
des beruhigenden Vorsprungs jetzt sogar mit einigen Kabinettstückchen
verwöhnt. So erzielte Sobol mit einem schönen Heber das 24:12, kurz
bevor er seinen einzigen Fehlwurf der Partie produzierte.
Canayer in der Schlußphase experimentierfreudig
Als noch zehn Minuten zu spielen waren, konnte es sich Canayer
leisten, seine Youngsters auf das Parkett zu schicken, um angesichts
des verletzten Trios Abati/Guigou/Megannem die verbleibenden Stammkräfte
zu schonen. Beim 30:16 hatte die Tordifferenz ihr Maximum erreicht.
Mit Di Panda, Salou, Pongerard, Francois-Marie und Honrubia standen
nun nicht weniger als fünf Spieler aus dem Nachwuchs auf der Platte,
die gewöhnlich in der zweiten Mannschaft in Liga drei um Punkte kämpfen.
An der Seite der vier Teenies war Samuel Honrubia mit seinen 21 Lenzen
der Erfahrendste. Er trug fünf Tore zum 34:23 Sieg seiner Farben bei.
Erfolgreichster Schütze war wieder einmal Mladen Bojinovic (8/2),
während Laurentiu Toma (5/3) für die Gäste am häufigsten traf.
Guigou wird bis März fehlen
Nach dem 27:26 Auswärtssieg von Meister Ivry bei OKD Banik Karvina
verlief das Wochenende für die beiden französischen Teilnehmer
sportlich gesehen optimal. Dennoch sorgt ein dicker Wermutstropfen
im Lager Montpelliers für einen bitteren Beigeschmack. Nachdem
sich William Accambray erst vor wenigen Tagen eine Knöchelblessur
zugezogen hatte, wurde heute bekannt, dass sich der ebenfalls am
Knöchel verletzte Klasse-Linksaußen Michael Guigou für eine
Operation entschieden hat.
Damit wird das Publikum in der Ostseehalle am Donnerstag den aufgrund
seiner Genialität bisweilen "Peter Pan" genannten Flügelflitzer
mit der Trikotnummer 14 nicht zu Gesicht bekommen. Die Fans aus
dem Herault werden gar bis März auf die Rückkehr des 25-Jährigen aus
Apt warten müssen. Daher muss auch Claude Onesta, Nationaltrainer
der Equipe Tricolore, für die EM 2008 in Norwegen nach einem Ersatz suchen.
(von Dr. Oliver Schulz)
- Montpellier HB (FRA ):
-
Karaboue (1.-30, 9 Paraden), Maggaiez (31.-60., 9/1 Paraden);
Salou (1), Hmam (5), Bojinovic (8/2), Juricek (6), Burdet (2), Honrubia (5),
Junillon, Francois-Marie (1/1), Sobol (5), Di Panda (1)
- HCM Constanta (ROM ):
-
Stanescu (40 Minuten, 7 Paraden), Popescu (20 Minuten, 7/1 Paraden);
Broz, Hetjmanek (4), Schjölin (4), Schuch (1), Muresan (1), Csepreghi (3), Toma (5/3),
Kazic (3), Soldanescu, Adzic (1), Saulescu (1)
- Schiedsrichter:
-
Vjekoslav Lovric / Hrvoje Petkovic (CRO)
- Siebenmeter:
-
Montpellier: 5/4 (Bojinovic scheitert an Popescu);
Constana: 4/3 (Kazic verwirft gegen Maggaiez)
- Zuschauer:
-
2900 (Palais des sports Rene Bougnol, Montpellier (FRA))