20./21.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 21.02.2008 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Spielbericht, Fotos ergänzt... |
Riesiger Jubel bei den Kielern nach dem Derbysieg. |
Marcus Ahlm erzielte insgesamt sechs Treffer. |
Die Zuschauer sahen in der Folge eine zerfahrene, aber umkämpfte Partie, die von Ballverlusten und technischen Fouls auf beiden Seiten geprägt war. Mittlerweile wurden die Mittelmänner ausgetauscht und Lövgren bzw. Mogensen für Lund und Vranjes "in die Schlacht geworfen". Kiel ließ sich auch vom 9:7 durch eben diesen Mogensen nicht beirren, Karabatics postwendender Anschluss, ein Steal von Kim Andersson in der Abwehr sowie eine unglaubliche "Fackel" des Schweden im Angriff sowie die bewährte Achse Lövgren/Ahlm brachten die Zebras zwar wieder in Führung, die Partie blieb aber völlig ausgeglichen.
Marcin Lijewski musste frühzeitig das Feld verlassen. |
Nach dem Seitenwechsel begannen beide Mannschaften nur mit jeweils fünf Spielern, den Raum nutzte Rechtshänder Kasper Nielsen, der nun Lijewski im rechten Rückraum ersetzen sollte, zum Ausgleich. Als beide Teams wieder komplett waren, versuchte die SG, Nikola Karabatic durch eine Manndeckung von Vranjes aus dem Spiel zu nehmen, was auch zunächst gut funktionierte: Der manchmal etwas unglücklich agierende Filip Jicha beging ein Stürmerfoul, Christiansen brachte seine Farben wieder mit 17:16 in Führung.
Henrik Lundström markierte drei wichtige Treffer. |
Flensburg aber gab nicht auf, mehrere Paraden des zuvor dreißig Minuten lang abgetauchten Dan Beutler sowie Aluminiumtreffer von Andersson und Karabatic stoppten den Kieler Sturmlauf, Flensburg robbte sich durch Lackovic und Christiansen wieder auf 24:21 heran und ließ sich auch durch Karabatics zehnten Treffer nach Doppelpass mit Ahlm nicht beirren. Der erschöpfte Franzosen scheiterte in der Folge aber gleich zweimal an Beutler, prellte sich den Ball zudem einmal selbst auf seinen Fuß. Zweimal Petersson, der mittlerweile im rechten Rückraum spielte, und Christiansen verkürzten auf 26:25 (55.).
Filip Jicha brachte die Kieler mit seinen Aktionen wieder in Führung. |
Kent-Harry Andersson nahm seine Auszeit, orderte eine Manndeckung gegen Karabatic und Andersson an. Mogensen konterte nach Wiederanpfiff schnell zum 29:28, Kavticnik hingegen scheiterte 35 Sekunden vor Schluss aus dem Rückraum an Beutler. Flensburg brachte mit Vranjes einen siebten Feldspieler für die letzten Sekunden, spielte Rechtsaußen Torge Johannsen frei, doch dieser verlor beim Sprung in den Kreis den Ball, welcher letztlich beim THW und über Nikola Karabatic im verwaisten Tor landete. 30:28 - Riesenjubel in der Sparkassen-Arena-Kiel!
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das heute war ein wichtiges Spiel - und ich bin froh, dass wir es gewonnen haben. Dass es nicht leicht werden würde, war wohl jedem klar, schließlich hatten wir heute den Tabellenführer nach Minuspunkten zu Gast, der eine tolle Mannschaft hat. Bis zur 35. Minute war es sehr eng, nichts für schwache Nerven. Dann folgte eine sehr gute Phase, als wir jedoch mit fünf Toren in Führung lagen und zudem in Überzahl agierten, waren meine Jungs viel zu heiß und haben nur noch mit dem Herzen gespielt. Sie wollten die Partie bis zur 50. Minute gewonnen haben, aber unsere Angriffe waren zu kurz, wodurch die Flensburger schnell an den Ball kamen - und ihre Gefährlichkeit ist bekannt.Morgen fragt mich aber niemand mehr, wie dieser Sieg zustande gekommen ist. Jetzt sind wir Tabellenführer, worüber ich mich sehr freue. Und jetzt sehen wir weiter. Die SG hat immer Probleme, wenn sie nach Kiel fährt, sieht sich immer in der Außenseiterrolle. Deshalb kann ich zu den Zukunftsaussichten der SG auch nicht viel sagen. Ich möchte nur, dass mein Team besser spielt und am Ende doch Meister wird. Ob das klappt, weiß ich nicht - aber das habe ich ja schon vor der Saison gesagt.
Bei der letzten Auszeit haben wir abgesprochen, Kim Andersson und Karabatic in ihrer eigenen Deckung in Manndeckung zu nehmen und möglichst bald den siebten Feldspieler einzuwechseln und auf unsere Chance zu warten - eigentlich funktionierte alles super. Was dann bei der Chance auf Rechtsaußen passiert, weiß ich nicht. Aber es fiel kein Tor und deswegen hat Kiel gewonnen. Mit Torge Johannsen habe ich noch nicht sprechen können, ich denke aber, dass er jetzt erst einmal Ruhe braucht.Heute war ich mit zwei Sachen nicht zufrieden: 16 technische Fehler sind gegen ein Team wie den THW einfach zuviel und unser Überzahlspiel war nicht gut genug. Aber die beste Mannschaft gewinnt solche Spiele, der Sieg für Kiel war verdient, aber wir haben uns gut verkauft. Eigentlich wollten wir hier Punkte holen, weil wir noch ein schweres Auswärtsprogramm vor uns haben: Lemgo, Nordhorn und Rhein-Neckar Löwen. In Großwallstadt gewinnen wir nie (lacht), dennoch bin ich ganz optimistisch.
Wir durften heute auf gar keinen Fall verlieren, deshalb lag der Druck bei uns. Wie die Mannschaft damit umgegangen ist, hat mir imponiert. Es war ein typisches Derby mit viel Kampf, tollen Kombinationen aber auch vielen Fehlern. Unser Sieg war glücklich, aber nicht unverdient. Zu Karabatic muss man nicht mehr viel sagen. Nicht umsonst haben ihn alle zum besten Spieler der Saison gewählt. Was er wert ist, hat er heute wieder unter Beweis gestellt. Er ist trotz seiner 23 Jahre eine Ausnahmeerscheinung und kann bereits jetzt ein Team führen. Wir sind froh, ihn in den nächsten Jahren im THW-Trikot sehen zu können.
Natürlich war es für uns ein Nachteil, dass Lijewski so früh Rot sah und wir unsere Alternative im rechten Rückraum bringen mussten. Eigentlich hatten wir den THW in der ersten Hälfte vollkommen unter Kontrolle und hätten mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Trotzdem: Die Mannschaft hat toll gekämpft, nie aufgegeben, war aber letztlich zu dumm, um einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Wir hätten einen Punkt heute verdient gehabt. Nun konzentrieren wir uns auf das Spiel gegen Zagreb, denn dies ist unsere letzte Chance, doch noch in der Champions League weiter zu kommen.
Wir haben sehr gut angefangen, konzentriert gespielt. Dann war Kiel plötzlich mit fünf, sechs Toren weg, aber wir haben weiter gekämpft und am Ende etwas unglücklich verloren. Wenn man Kiel nur eine kleine Chance gibt, nutzen sie das sofort aus, aber wir eine der Mannschaften, die Kiel Paroli bieten kann. Die Meisterschaft ist nun sehr sehr offen.[Frage: Sind Sie noch verunsichert nach der Niederlage bei San Antonio?]
Das haben wir abgehakt, wir haben hier in Kiel Charakter gezeigt.
Kleinigkeiten haben heute den Ausschlag gegeben zwischen zwei guten Mannschaften. Beide haben Nervosität gezeigt, viele technische Fehler gemacht. Erst hatte Flensburg seine Schwächephase, dann wir und Flensburg kam zurück.[Frage: Wie ist es, wenn Olsson wie heute zu Besuch kommt?]
Ich hoffe, er bringt ein Weizenbier mit in die Kabine. Es macht immer Spaß, ihn zu sehen...
Ich habe heute ganz deutlich gemerkt, dass ich nach meiner langen Verletzungspause noch nicht wieder richtig fit bin. Mir fehlt einfach die Dynamik. So mache ich die Dinge, die ich machen kann. So wie dieses Anspiel auf Marcus Ahlm zum 28:27. Das war abgesprochen. Ich bin überglücklich, dass wir gewonnen haben, und ich meinen Teil dazu beitragen konnte.
Wir können trotz der Niederlage mit erhobenem Kopf nach Hause fahren. Wir haben überragend gekämpft und bei einem Sechs-Tore-Rückstand gezeigt, welchen Charakter wir haben. Ich glaube nicht, dass es in der letzten Szene ein Foul gegen uns gegeben hat. Zumindest hat Torge nichts dazu gesagt.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Nikola Karabatic.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2008:
Rückblende, 19. Februar 2005, Ostseehalle. Kiel lag zehn Sekunden vor der Schlusssirene mit 25:26 zurück, ersetzte den Torhüter durch einen siebten Feldspieler und erzielte durch Marcus Ahlm tatsächlich den Ausgleich. Danach wurde es hektisch, weil Stefan Lövgren die geplante "schnelle Mitte" mit einem Foulspiel gegen Johnny Jensen vereitelte. Am Ende bleibt es beim 26:26. Die unsichtbare Spielregie von gestern Abend präsentierte den Fans eine nahezu identische Szenerie, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.
Als Vid Kavticnik bei der Kieler 29:28-Führung die Entscheidung vom Kreis ausließ, blieben den Flensburgern zehn Sekunden zum Ausgleich. SG-Torhüter Dan Beutler wurde auf die Bank beordert, Ljubomir Vranjes kam im gelben Hemd als siebter Feldspieler, 10 000 Kieler Fans starrten gebannt und hilflos auf die drohende Bestrafung für nachlässige letzte zehn THW-Minuten. Aber Glück für Kiel: Geschichte wiederholte sich dieses Mal nicht. SG-Rechtsaußen Torge Johannsen griff nur halbherzig zum nach außen gepassten Ball, wurde zudem von seinem Gegenspieler Henrik Lundström behindert - Ballbesitz THW. Nikola Karabatic genoss die letzten Sekunden, trabte allein mit dem Ball aufs leere Flensburger Tor zu und vollendete mit dem Schlusspfiff zum Schlussresultat. 30:28. "Wirf, Nikola, wirf", rief ihm Kollege Kim Andersson mit heiserer Stimme hinterher. Die Hektik der letzten Sekunden hatte auch den THW-Schweden verwirrt. Andersson wähnte sich im Glauben eines unentschiedenen Spielstandes. Er hätte seine Stimme schonen können, Karabatic erzielte seinen insgesamt elften Treffer des Abends und das 151. Saisontor in der Bundesliga gelassen und rechtzeitig.
"Für uns bedeutet dieser Sieg nur, dass wir aus dem Kampf um die Meisterschaft nicht raus sind", bilanzierte der 23-Jährige. Ausgepumpt, leer und mit glasigen Augen nahm er anschließend Blumen und eine Bronzeplastik in Empfang: Ehrung zum Handballer des Jahres 2007.
Dem 35. Kieler Derbysieg ging voran, was den meisten Spielen der Nordrivalen beiwohnt, die Entscheidung fiel nach wechselhaften Spielständen am Ende. Gestern hätten die "Zebras" sich selbst und ihren Fans allerdings viel Nervenkraft ersparen können. Weil SG-Linkshänder Marcin Lijewski schon nach 29 Minuten seine dritte Zeitstrafe kassierte, sich selbst keinen Gefallen tat und sein Team unnötig schwächte, nutzte der THW kurz nach der Pause die Gunst der Stunde, rauschte im Expresstempo vom 17:17 in der 34. Minute auf den Sechs-Tore-Vorsprung zum 24:18 in der 43. Minute davon. In dieser Phase mutierte Torhüter Thierry Omeyer zur Wand, hielt insgesamt 16 schwere Bälle, zudem profitierte der THW von der Treffsicherheit Karabatic' und Marcus Ahlms Kaltschnäuzigkeit am Kreis. Dann machten die "Zebras" den Flensburgern eigenhändig die Tür zum Match wieder auf. Als Lars Christiansen in der 58. Minute eiskalt per Siebenmeter zum 27:27 traf, war alles möglich. Auch die Wiederholung vom 19. Februar 2005. Ausgang: siehe oben.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2008)
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