23./24.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 24.04.2008 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Elf Tore nach Anlaufschwierigkeiten: Marcus Ahlm. |
Sicher nicht nur beim Strafwurf: Filip Jicha. |
Drei Feldtore und eine gute Leistung: Christian Zeitz. |
Offenbar wollten die Zebras in Hälfte zwei zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Denn mit Wiederanpfiff ging die 6-0-Deckung auf TUSEM-Jagd. Aggressiv, schnell auf den Beinen und mit Übersicht ackerten die Kieler in der Defensive, ließen den Essener Rückraum nicht mehr zur Entfaltung kommen, erzwangen endlich auch einmal Pfiffe für passives Spiel. Kim Anderssons Frust über die harte Gangart der Gäste entlud sich in einem 110-km/h-Geschoss,
Mark Schmetz' (Nummer 7) Arbeitstag endete vorzeitig: Dritte Zwei-Minuten-Strafe in der 51. Minute. |
Der THW Kiel indes feierte einen weiteren Erfolg auf dem Weg zur Meisterschaft. Denn auch wenn die heutigen Gegner kaum ein Gradmesser für die Zebras gewesen sein dürften, so war auch die Partie gegen TUSEM Essen eines von sieben Endspielen, die den Kieler in den nächsten 24 Tagen ins Haus stehen. Es kommen noch sechs Finals - das nächste bereits am kommenden Sonntag, wenn der THW Kiel bei den verstärkten Füchsen in Berlin antreten muss. Das Spiel, das um 17 Uhr angepfiffen wird, wird übrigens im CinemaxX Kiel live auf Großbildleinwand gezeigt. Das Motto: "Meisterschaftsendspurt im XXL-Format". Und diesen Endspurt zieht der THW von vorn an - denn durch den Erfolg gegen Essen eroberten sich die Zebras die Tabellenführung der TOYOTA Handball-Bundesliga zurück ...
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
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Wir haben uns bemüht, uns in der Abwehr gut bewegt und aggressiv gespielt - hinten haben wir Einsatz gezeigt. Aber im Angriff haben wir allein in den ersten 15 Minuten fünf oder sechs hundertprozentige Chancen verworfen. Zudem waren meine Spieler schnell sehr genervt von den langen Angriffen der Gegner.Ich habe selten ein Spiel mit so vielen Fouls, so vielen Unterbrechungen erlebt. Für ein schönes Spiel braucht man einen Gegner, der auch mal schön spielt. So war es nicht nur für die Zuschauer kein schönes Spiel, sondern auch für mich.
[auf die Frage, ob die Fahrt nach Berlin etwas Besonderes ist:]
Ich habe eine Beziehung zur Stadt, aber nicht zum Verein. Zu meiner Zeit war die Halle, die Mannschaft, das Umfeld anders. Für mich ist Berlin eine der schönsten Städte der Welt, in der ich leider nur drei Jahre gespielt habe.
Wir hatten uns hier keinen Sieg ausgerechnet, da bin ich Realist. Wir wollten uns aber teuer verkaufen, und das ist uns gelungen. Der TUSEM ist nicht mehr die Mannschaft von vor einigen Jahren, wir mussten von Null anfangen. Es wird verdammt schwierig, die Klasse zu halten. Aber die heute gezeigte Moral gibt uns Schub im Gegensatz zu dem Spiel in Lemgo. Nach Niederlagen kann man zwar nie zufrieden sein, doch zumindest bin ich es mit dem kämpferischen Einsatz.[Zu Nokas Vorwürfen:]
Ich kann Nokas Kritik nachvollziehen, aber wenn man hier das Tempo des THW mitgeht, verliert man in Kiel mit 30 Toren. Aber es stimmt schon: Es war kein schönes Spiel.
Trotz eines nicht so überzeugenden Spiels haben wir heute souverän zwei Punkte geholt. In der Bundesliga müssen wir alle restlichen Spiele gewinnen, weil ich nicht davon ausgehe, dass Flensburg noch einen Punkt liegenlässt. Ich bin froh, dass in dieser Saisonphase alle Spieler - trotz einiger Blessuren - zur Verfügung stehen.gegenüber den KN:
Es gibt keine Selbstgänger, wir haben Respekt vor jedem Gegner und nehmen alle Ernst, das sind die Nuancen, die den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen und vielleicht die Meisterschaft entscheiden.
Ich habe mich über Schmetz geärgert, der hat mich zweimal voll am Hals und Kopf erwischt und beschwert sich, dass ich ein Schauspieler sei. Als wir den Platz, den Marcus Ahlm am Kreis hatte, genutzt haben, fielen auch die Tore.
Wir haben uns zu Beginn sehr schwer getan, es ist gerade in Spielen gegen jene Gegner nicht leicht, gegen die klare Siege erwartet werden.
Wir wollten für eine Überraschung sorgen und haben unsere Chance darin gesehen, dass der THW uns nicht Ernst nimmt. Aber wenn die Kieler ins Laufen kommen, kann sie kein Team der Welt stoppen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Christian Zeitz.
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.04.2008:
Kiel gegen Essen, diese Spiele waren einst Klassiker. Unvergessen der 25:15 (10:3)-Sieg des TuSEM im November 1990 in der Ostseehalle. Es war das letzte Spiel, das der Rekordmeister im DHB-Pokal zu Hause verlor. Linksaußen Uwe Schwenker, heute THW-Manager, verwarf damals beim Stand von 2:7 einen Siebenmeter. Und Raubein Kristof Schargy, inzwischen TuSEM-Trainer, kassierte alle drei Zeitstrafen für die Westdeutschen. Alte Geschichten, die der aktuelle Kader der Gäste nur in den ersten 13 Minuten bestätigen konnte. 8:6 führte der Tabellen-16., der in seinen beiden Holländern die auffälligsten Figuren besaß. Torhüter Gerrie Eijlers avancierte zum besten TuSEM-Spieler, Rechtsaußen Mark Schmetz zum unbeliebtesten. Offensichtlich übermotiviert biss sich der 31-Jährige erst in Zweikämpfen mit Henrik Lundström fest. Als THW-Trainer Noka Serdarusic das Duell abkühlte und Lundström durch Dominik Klein ersetzte, wählte sich der 113-fache Nationalspieler Nikola Karabatic als Reibungsfläche und sah nach zwei klaren Fouls an ihm in der 51. Minute sogar die Rote Karte.
Als Eijlers mit seinen Paraden noch die Szenerie beherrschte, wirkten die Kieler ungewohnt gehemmt und schläfrig. Serdarusic hatte Börge Lund zunächst das Zepter in die Hand gedrückt, doch der Norweger brachte den THW-Angriff nicht auf Touren. Marcus Ahlm, der im weiteren Verlauf mit elf Toren zum erfolgreichsten Werfer avancieren sollte, wurde kaum eingebunden. Die Abwehr agierte zu passiv, schaute sich geduldig das Treiben der Gäste an, die sich stets erst zum Wurf entschieden, wenn die schwachen Unparteiischen mit ausgestrecktem Arm "Zeitspiel" signalisierten. Auf Sieg war ihre Taktik nicht ausgerichtet. "Wenn wir versuchen, mit dem THW Tempohandball zu spielen, dann verlieren wir mit 30 Toren Abstand", meinte Schargy. Der Aufsteiger, der bislang nur drei Punkte aus fremden Hallen entführen konnte, wollte in Kiel nur überleben. Nach 13 Minuten hatte er den Hausherren so viel Sand in die Augen gestreut, dass sie sanft entschlummert waren.
Für gute Unterhaltung sorgte lediglich Hallensprecher Rolf Körting, der Vid Kavticnik mit Lundström verwechselte. Kein Wunder, besucht der Slowene, der sich das Haupthaar auf Stoppelbartlänge gestutzt hatte, doch offensichtlich den gleichen Friseur wie der Schwede. Ein Aufreger auch der Trikotwechsel von Ahlm, der schon frühzeitig seine lädierte Arbeitskleidung tauschen musste und dabei in der ausverkauften Halle viel Beifall für seinen Oberkörper kassierte. Sportlich gelang dem THW dagegen zunächst nichts.
Serdarusic entschied sich zur Radikalkur, wechselte mit Stefan Lövgren, Christian Zeitz, Karabatic und Lundström gleich vier neue Spieler ein. Die Runderneuerung wirkte. In den folgenden 27 Minuten warfen die Essener nur noch sechs Tore. Und spätestens als Karabatic mit dem 1000. THW-Bundesligatreffer das 22:14 (39.) erzielte, wusste jeder wieder, welche Rolle er in der Gegenwart der beiden Traditionsklubs zu spielen hat. Der THW Kiel und der TuSEM aus Essen, das sind in diesen Tagen zwei Welten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.04.2008)
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