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01.08.2009 Mannschaft / Vorbereitung

Kieler Nachrichten: Christian Zeitz will in Kiel an alte Zeiten anknüpfen

Die gute Laune ist zurück: THW-Linkshänder schuftete im Sommerurlaub für seine Fitness

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.08.2009:

Christian Zeitz: "Jetzt muss jeder mehr Verantwortung übernehmen - auch ich."
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Lingen - So lange Heiner Brand Bundestrainer ist, wird Christian Zeitz nicht mehr für Deutschland spielen. Aber beim THW Kiel, bei dem er bis 2011 unter Vertrag steht, will er noch einmal angreifen. Nach zwei Jahren, die von Verletzungen und Enttäuschungen geprägt waren, kündigt der Linkshänder im Trainingslager in Lingen nun an, wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen zu wollen.
"Ich werde wieder die Leistungen bringen, die ich hier in den ersten zwei, drei Jahren abgeliefert habe." Dafür hat er seinen Urlaub auf eine Woche Spanien reduziert, einige Kilogramm abgespeckt und intensiv an der Gesundheit gefeilt. Beide Achillessehnen hatten den Welt- und Europameister in der Schlussphase der vergangenen Saison geplagt. "Ich bin reifer geworden, habe verstanden, dass ich mit meinem Körper bewusster umgehen muss. Ich bin eben keine 20 mehr."

Drei Wochen Sommer investierte er in die Pflege, arbeitete hart mit dem Ärzteteam des THW. Schmerzfrei ist der 28-Jährige noch nicht, verschiedene Sprungübungen musste er auch im Trainingslager streichen. Aber die gute Laune ist zurück und der Friede mit der eigenen Figur. "Ich habe jetzt mein Wohlfühlgewicht."

Als Trainer Alfred Gislason bei einer Taktikübung die Rolle tauschen ließ, empfahl Zeitz frech, Mittelmann Börge Lund durch Ole Viken zu ersetzen. Die Lacher waren Zeitz sicher, ist der Co-Trainer doch einer, der als Skilangläufer im Norden Norwegens seine größten Erfolge feierte. Auch Gislason lachte. "Zeitz ist ein besonderer Fall", sagt der Isländer. "Er ist wichtig für uns. Auch wenn manche Taktiken mit Kim Andersson leichter zu spielen sind als mit ihm."

Die Chemie zwischen ihnen stimmt. Das war bei anderen Trainern nicht immer so. "Mit Alfred kann ich über alles reden, mit Noka nicht." Am Ende war nicht nur das Tischtuch zwischen Noka Serdarusic und ihm zerschnitten. Der 166-fache Nationalspieler hat auch hinter Heiner Brand einen Haken gemacht. "Ich bin enttäuscht von ihm. So lange er Bundestrainer ist, spiele ich nicht mehr in der Nationalmannschaft." Also bis 2013.

Zeitz nimmt es Brand übel, dass er nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking verkündete, er hätte ihn aus dem Kader geworfen. "Wir hatten vereinbart, dass ich erst einmal eine Pause einlege und mich öffentlich nicht dazu äußere. Ich habe mich daran gehalten, Heiner nicht." Einen Draht zu Brand hätte er nie gehabt. "Er hat einen Kreis von sieben Leuten auf die er setzt, und gerade mit jungen Spielern kann er nicht umgehen." Mit Gislason hätte er nach vier Wochen einen besseren Umgang gefunden als mit Brand nach vielen Jahren.

Nach Peking fand der gebürtige Heidelberger schwer in Tritt. Die Fitness stimmte nicht. Ein Zeichen, dass er auch seine Mitte verloren hatte. "Es fällt mir schwer, mein Gewicht zu halten, wenn ich nicht gebraucht werde. Dann sehe ich keinen Sinn darin." Der Durchbruch gelang ihm im vergangenen Januar. Er, der sich seit seinem Debüt im März 2001 im Zweifel immer für die Nationalmannschaft und gegen die eigene Gesundheit entschieden hatte, fehlte bei der WM in Kroatien. "Ich hatte keine Lust mehr, von einem Turnier nach Hause zu kommen und von der Presse zerrissen zu werden." Er hätte im Januar richtig gut trainiert und sei fitter gewesen als die zahlreichen Kollegen, die sich in Kroatien geplagt hatten. In der siebten Saison trägt Zeitz nun das THW-Trikot, neben Kapitän Marcus Ahlm ist er der dienstälteste Spieler im Kader. "Stefan Lövgren ist nicht mehr da, jetzt muss jeder mehr Verantwortung übernehmen. Auch ich, darauf freue ich mich."

Gislason hat ihn als einen Kandidaten für die Position des Spielmachers auf dem Zettel. "Das reizt mich schon, auch wenn ich das über 60 Minuten nicht durchhalten werde." Die Position ist für den fünffachen deutschen Meister aber nicht von erstrangiger Bedeutung, Andersson für ihn kein Konkurrent um den Platz im rechten Rückraum. "Wir sind ein Zweier-Team. Wer besser drauf ist, der spielt." Wichtig sei ihm nur, dass er seine Spielanteile erhält. Auch, um die Fitness zu behalten. "Bei Alfred ist das gewährleistet."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.08.2009)


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