Vier Spiele, vier Siege: Trotz beizeiten etwas Sand im
Angriffsgetriebe steht der THW Kiel in der TOYOTA
Handball-Bundesliga auch nach dem
36:29-Erfolg am Samstag über den VfL Gummersbach
noch ohne Punktverlust da. Dies soll auch am Mittwoch
beim dritten Auswärtsspiel bei GWD Minden so bleiben.
Der Anwurf in der Kampa-Halle erfolgt um 20.15
Uhr, zeitnahe Informationen gibt es wie immer unter
www.kiel-liveticker.de.
Abstiegskampf pur: Seit sieben Jahren schon findet sich
GWD Minden stets im hinteren Tabellendrittel der Bundesliga
wieder, den Klassenerhalt schafften die Ostwestfalen aber
stets. Zusammen mit der HSG Wetzlar gilt GWD mittlerweile
als sportlicher Überlebenskünstler - Erfahrungen, die die
Mannschaft in den vergangenen Jahren sammelte, halfen dabei
auch, den Kopf im letzten Moment noch aus der Schlinge ziehen zu
können. Unvergessen die Saison 2007/08, als man erst durch
einen sensationellen 29:28-Auswärtssieg beim Vizemeister
SG Flensburg-Handewitt am letzten Spieltag dem Abstieg
entronn und stattdessen den Lokalrivalen TuS N-Lübbecke
in die Zweitklassigkeit schickte.
In der vergangenen Spielzeit hatte GWD indes zum ersten
Mal seit vielen Jahren schon zu Beginn der Rückrunde
keine Abstiegsängste mehr zu überwinden. Zu deutlich
waren die finanziellen und damit auch sportlichen Probleme
in Essen und Stralsund, so dass die direkten Abstiegsplätze
frühzeitig vergeben waren. Als dann schließlich auch die
HSG Nordhorn-Lingen Insolvenz anmelden musste, brauchte
Trainer Richard Ratka auch nicht weiter um eine mögliche
Relegation bangen. Befreit spielten die Ostwestfalen
letztlich auf, sammelten sogar überraschende Siege in
Großwallstadt und gegen Lemgo und kamen letztlich nicht
nur auf den 13. Tabellenplatz,
sondern vor allem auf insgesamt 25 Punkte - so viele wie
seit der Spielzeit 2002/03 nicht mehr.
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Linkshänder Evars Klesniks versucht sein Comeback
nach langer Verletzungspause.
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GWD |
Nachdem bei Richard Ratka in den vergangenen Jahren der
Kern der Mannschaft stets zusammengehalten werden konnte
und er so zumindest auf eine großteils eingespielte Einheit
zurückgreifen konnte, muss er in dieser Spielzeit einen
Neuanfang wagen - gleich fünf Leistungsträger verließen den
Verein. Torhüter-Oldie Malik Besirevic, der sich in der
vergangenen Saison in der Sparkassen-Arena durch einen
gefangenen (!) Siebenmeter eine Menge Sonderapplaus abholte,
unterschrieb zunächst bei der HSG Nordhorn-Lingen, ehe ihm
ein Angebot vom spanischen Spitzenteam Portland San Antonio
unterbreitet wurde, welches er nicht ablehnen konnte. Der
ehemalige Auswahlspieler Michael Hegemann kehrt zum Aufsteiger
HSG Düsseldorf zurück, und Nationalspieler und Spielmacher
Michael Haaß schloss sich Frisch Auf! Göppingen an. Zudem
verließen auch zwei Eigengewächse nach vielen Jahren in der
ersten Mannschaft den Verein: Linksaußen Andreas Simon
wechselte zum ambitionierten Zweitligisten ASV Hamm, Linkshänder
Jan-Fiete Buschmann spielt nun für Aufsteiger TSV
Hannover-Burgdorf.
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Der 24-jährige Däne Rene Bach Madsen erzielte bislang 11 Treffer.
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GWD |
Immerhin konnten aber vier neue Spieler verpflichtet werden,
die Richard Ratka sicherlich weiterhelfen können. Für die
"Königsposition" im linken Rückraum konnte der zweimalige
dänische Nationalspieler Rene Bach Madsen vom spanischen Club
BM Torrevieja nach Ostwestfalen geholt werden. Als Nachfolger
von Malik Besirevic im Tor wurde
Nikolas Katsigiannis von
der HSG Nordhorn-Lingen verpflichtet. Der 27-Jährige durfte
sich auch schon über eine Einladung von Bundestrainer Heiner
Brand freuen, in Minden bildet er nun ein starkes Gespann mit
dem Norweger Svenn-Erik Medhus und dem Jugendnationalspieler
Nils Dresrüsse. Im rechten Rückraum soll neben Eigengewächs
Schäpsmeier der Lette Evars Klesniks eine Chance bekommen.
Klesniks, zuletzt bei TuSEM Essen, war fast ein Jahr lang
verletzt und unterschrieb bei GWD einen stark leistungsbezogenen
Vertrag. Zudem konnte Minden mit Damian Wleklak noch einen
erfahrenen Spielmacher verpflichten. Der 131-fache polnische
Nationalspieler spielte letzte Saison noch beim österreichischen
Spitzenclub HC Hard und zuvor lange Jahre in der Heimat bei
Wisla Plock. Als der THW Kiel am 8. Oktober 2005 in der
Champions League überraschend mit
31:32
in Plock verlor, erzielte Wleklak sechs Treffer (siehe auch
Gegnerkader Minden).
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Erfahrener Mittelmann: Der 33-jährige Pole Damian Wleklak.
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GWD |
Richard Ratka bekam also offensichtlich Qualität für Qualität,
allerdings muss sich seine neue Mannschaft erst noch finden.
Nicht zu Gute kam GWD Minden daher in dieser Saison der Spielplan
der TOYOTA Handball-Bundesliga: Hatte man in der vergangenen
Jahren oftmals mit "schweren" Spielen und bis zu 2:18 Punkten
begonnen, um dann zum Ende der Hinrunde die "Big Points" zu landen,
starteten die Westfalen diesmal mit mehreren Begegnungen gegen
Abstiegskonkurrenten. Nach einer 21:26-Heimniederlage zu Beginn
gegen die Füchse aus Berlin erreichte die Mannschaft in Düsseldorf
immerhin ein 24:24-Unentschieden. Unzufrieden war Richard Ratka
besonders nach der 22:24-Heimpleite gegen die HSG Wetzlar, so dass
man nach dem 23:23 im Derby am Sonntag beim TuS N-Lübbecke mit
2:6 Punkten einen eher durchwachsenen Start in die neue Saison
hatte (siehe auch
Gegnerkurve Minden
und
Tabelle der TOYOTA-HBL).
Doch immerhin ließ gerade die Punkteteilung beim Nachbarn aus
Nettelstedt aufhorchen bei GWD: Bis vier Minuten vor Schluss
lagen die Gäste noch mit 18:23 zurück, ehe Gylfi Gylfason und
Aljoscha Schmidt, mit 23/9 Saisontreffern bester Torschütze bislang,
mit ihren Toren noch ein kaum noch für möglich gehaltenes
Unentschieden erarbeiteten.
Gegen den THW Kiel ist Minden trotz des Heimspiels auf
jeden Fall in der Außenseiterrolle. Diese gefällt den
Westfalen aber gut, denn auch die Zebras konnten sie vor
gar nicht allzu langer Zeit gehörig ärgern: Direkt nach
der Europameisterschaft 2006 in der Schweiz
reiste der THW als hoher Favorit nach Minden, legte
schnell eine 11:4-Führung vor und verlor letztlich doch noch
das Konzept und das Spiel mit 30:32.
In der letzten Saison aber ließ Kiel nichts anbrennen,
feierte in Minden am 3. Dezember 2008 den 16. Bundesliga-Auswärtssieg
in Folge und stellte damit eine neue Bestmarke auf. Beim
ungefährdeten 37:26-Erfolg waren
Vid Kavticnik (10/7) und
Marcus Ahlm (7) die besten Schützen.
Von bislang 50 Bundesliga-Duellen der beiden Traditionsclubs
gewann der THW 35, GWD Minden 14 (siehe auch
Gegnerdaten Minden).
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Martin Harms (Magdeburg) und Jörg Mahlich (Stendal).
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.09.2009:
Training gegen "Bären"
THW hoher Favorit in Minden - GWD arbeitet nach Umbruch an der Feinabstimmung
Kiel - Vier Spiele, vier Siege, Tabellenführer der
Handball-Bundesliga. Meister THW Kiel erwischte
einen Saisonstart nach Maß. Heute treffen die
"Zebras" in der Mindener Kampa-Halle auf den Tabellen-13.
GWD. Alles andere als ein weiterer Sieg wäre - ohne dem Gegner
nahe treten zu wollen - eine Riesen-Überraschung.
Das sieht Horst "Hotti" Bredemeier, Manager und Vereinspräsident
in Personalunion beim Traditions-Club, genauso. Der ehemalige Bundestrainer,
der neben seiner Tätigkeit in Minden als Vizepräsident
beim Deutschen Handball-Bund Verantwortung trägt, formuliert es noch
ein wenig zugespitzter. "Für uns ist das ein Training auf
ganz hohem Niveau." Denn, so Bredemeier, die Kieler seien
mit dem neuen Kader zwar noch nicht eingespielt, "aber
individuell hat der THW nach dem Personalwechsel erneut
eine bärenstarke Mannschaft. Für mich neben dem HSV der
größte Titelaspirant."
Genau wie sein Kieler Kollege Alfred Gislason
arbeitet auch GWD-Coach Richard Ratka an der Feinabstimmung
nach einem Umbruch. Michael Hegemann (Düsseldorf), Michael
Haaß (Göppingen), Jan-Fiete Buschmann (Hannover) und
Malik Besirevic (Portland San Antonio) verließen die Ostwestfalen.
Allesamt waren Leistungsträger, wurden durch Rene Bach
Madsen (BM Torrevieja), Damian Wleklak (HC Hart, Österreich),
Evars Klesniks (Essen) und Nikolas Katsigiannis (Nordhorn) aber
nahezu gleichwertig ersetzt. "Es braucht Zeit, um diese Leute
zu integrieren", weiß Bredemeier. Den Durchbruch habe
bisher nur Torhüter Katsigiannis geschafft. "Der ist jetzt
schon Volksheld."
So startete Minden durchwachsen in die neue Spielzeit.
In heimischem Revier setzte es gegen die Füchse Berlin und
HSG Wetzlar zwei empfindliche Niederlagen, auswärts
punktete GWD in Düsseldorf (24:24) und schnappte sich
am Wochenende im prestigeträchtigen Derby bei N-Lübbecke
(Bredemeier: "So wichtig wie Kiel gegen Flensburg.") mit dem
23:23 einen noch viel wichtigeren Zähler. Dabei schien nach 57
Minuten beim 23:18 für Lübbecke alles entschieden.
Minden aber schaffte das Unvorstellbare, fluchtartig
verließen Lübbeckes Fans die Halle. Er habe schon viel
im Handball erlebt, sagt Bredemeier. "Das aber hatte wirklich was."
Die "Zebras" sparen sich die Übernachtung, stiegen für
die rund 300 Kilometer heute Morgen in den Bus und ruhen
sich vor dem Anpfiff in einem Tageshotel aus. Bis auf die
Langzeitverletzten Palicka und
Reichmann reist
Gislason mit voller THW-Kapelle an.
Ziel sei es zu gewinnen, außerdem arbeite das Team daran,
sich weiter einzuspielen, sagt Kiels Trainer. "Und dann
schauen wir aufs Wochenende, freuen uns auf Ademar Leon
und den Start in die Champions League."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.09.2009)
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GWD Minden - THW Kiel:
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