17./18.02.2010 - Letzte Aktualisierung: 18.02.2010 | Bundesliga |
Update #2 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht und Statistik ergänzt ... |
Christian Sprenger erzielte alle seine drei Treffer nach weiten Pässen von Thierry Omeyer. |
Nur elf Gegentore in 38 Minuten: Thierry Omeyer. |
Der Grieche Spyros Balomenos war es dann, der als erstes die Kieler Deckung überwinden konnte, Lochtenbergh vom Siebenmeterpunkt und Ex-"Zebra" Florian Wisotzki legten wenig später nach. Die Kieler aber konterten jeweils potwendend, Marcus Ahlm traf nach feinen Anspielen von Jicha und Sprenger zum 7:2 und 8:3. Und nachdem Wisotzki den Ball verlor und Jicha übers ganze Spielfeld marschierte und zum 9:3 (14.) einnetzte, hatte Gästetrainer Kai Wandschneider zunächst genug gesehen - er nahm seine Auszeit.
Börge Lund bekam gegen Dormagen auch im Angriff eine Menge Spielanteile. |
Igor Anic war dreimal erfolgreich. |
Mit den Einwechslungen folgten dann auch noch einige Kabinettstückchen. Allen voran Tobias Reichmann stellte seine Sprungkraft unter Beweis, traf zweimal von außen, einmal per Gegenstoß und sogar einmal aus dem Rückraum. Christian Zeitz zeigte sein gutes Spielverständnis mit tollen Anspielen und einem raffinierten Treffer zum 28:16, als er erst einen Hüftwurf antäuschte, dann aber doch "obenrum" abschloss. Als Igor Anic von Reichmann glänzend zum 29:16 in Szene gesetzt wurde, nahm TSV-Coach Wandschneider noch einmal seine Auszeit. Das Ziel: Seine Mannschaft solle noch "acht Minuten Tempo gehen, um noch die zwanzig Tore zu erreichen". Immerhin dieser Wunsch wurde dem Trainer erfüllt, als Balomenos fünf Sekunden vor Spielende diese "Schallmauer" durchbrach. Doch auch beim THW Kiel erreichte man das letzte Vorhaben: Als Christian Zeitz mit einem Pass über fast die gesamte Spielfeldbreite Dominik Klein anspielte und der Linksaußen zum zwischenzeitlichen 31:17 traf, hatten sich letztlich alle Kieler Feldspieler in die Torschützenliste eintragen können.
Sicherlich zeigte der THW auch am Mittwochabend, dass leistungstechnisch noch eine Menge Luft nach oben vorhanden ist. Doch immerhin konnten die Leistungsträger vor dem wichtigen Champions-League-Spiel am kommenden Sonntag bei Ademar Leon ein wenig durchschnaufen. In Spanien indes müssen die "Zebras" noch eine Schippe drauflegen, wenn sie im dritten Anlauf erstmals in Kastilien gewinnen wollen.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Kompliment an meine Jungs. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Abwehrarbeit. Wir hatten uns vorgenommen, über sechzig Minuten konzentriert und beweglich in der Defensive zu spielen, das ist uns gelungen. Dabei ist es nicht so einfach, gegen Dormagen zu verteidigen, der TSV spielt einen sehr geduldigen Handball. Ich bin aber auch sehr damit zufrieden, dass wir heute etwas lockerer waren als zuletzt gegen Barcelona, wo wir schon gute Ansätze gezeigt hatten. Es war auch gut, dass alle Spielanteile bekommen und sie genutzt haben. Froh bin ich, dass wir heute gut gespielt haben und keine Blessuren davon getragen haben - auch in Hinblick auf das Spiel am Sonntag in Leon. Wir mussten heute gewinnen, und der eine oder andere hat sich auch aus seinem kleinen Loch gespielt. Wir hatten in den vergangenen zehn Tagen ausreichend harte Spiele gehabt, da tat uns das Spiel heute gut. Am Sonntag erwartet uns ein extrem wichtiges und extrem hartes Spiel in einer Halle, in der eine unglaubliche Stimmung herrscht.
Das war ein ungefährdeter Sieg, der früh feststand. Aber gegen diese Deckung und diesen Torwart hatten wir Probleme aus dem Rückraum, was auch am übergroßen Respekt vor Kiel gelegen hat. Oft kamen wir mit Schwung aus dem Rückraum, haben dann aber den Wurf verweigert. Gut gefalen hat mir Florian Wisotzki, der mutig agiert hat. Ein sehr gutes Spiel hat auch unser Torwart Jens Vortmann abgeliefert, er wird eine starke Rückrunde spielen. Ich hoffe nur, dass ihn nicht auch noch Gummersbach holt, wie am Montag unseren Haupttorschützen Christoph Schindler. Sein Abgang macht uns Sorgen. Trotzdem hat sich meine Mannschaft heute nicht aufgegeben, wir haben durchgewechselt und viel probiert, was vor allem für unsere jungen Spieler wichtig war, die mit einem Leuchten in den Augen in dieser Arena auf die Platte gegangen sind. Kiel hat eine großartige Mannschaft, und ich bin mir sicher, wenn der THW richtig Ernst gemacht hätte, wäre das Spiel höher ausgegangen. Deshalb haben wir bewusst das Tempo rausgenommen, um keine 40 oder 45 Tore zu kassieren. Kiel ist für uns kein Maßstab, ich verspreche aber, dass wir gegen den HSV volles Rohr spielen werden.
Ich freue mich, dass heute alle spielen konnten. Nun richten wir unsere volle Konzentration auf Leon. Ich klopfe dreimal auf Holz, dass wir von dort mit zwei Punkten zurück kommen. Dem TSV drücke ich immer die Daumen, für das Spiel gegen den HSV wäre es schön, wenn Dormagen ein Ergebnis wie im vergangenen Jahr erzielen könnte.
Für unsere Mannschaft war das ein gutes Ergebnis, es passiert auch ganz anderen Mannschaften, hier mit zwölf Toren zu verlieren. Deshalb fahren wir auch nicht mit gesenkten Köpfen nach Hause, sondern konzentrieren uns auf den HSV und die kommenden Aufgaben, um die unmögliche Mission doch noch zu erfüllen. Das wird ohne Christoph Schindler, der uns am Montag um 17 Uhr seinen Wechsel mitteilte, ohne dass wir hätten noch reagieren können, schwer.
Der THW wird gerade in eine Krise geschrieben. Das war für uns heute natürlich Gift. Die wollen jetzt immer zeigen, dass sie gut sind. Nach ein paar Minuten war das Spiel gelaufen. Wir haben vorne viel zu viel quer gespielt. Für mich persönlich ist es aber trotzdem immer wieder schön, die alten Freunde hier in Kiel zu treffen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.02.2010:
Die Gäste mussten nicht nur auf Christoph Schindler verzichten. Der beste Torschütze der Rheinländer (109 Treffer) hatte sich, wie berichtet, am Montag kurzfristig dem VfL Gummersbach angeschlossen. Dem Team von Kai Wandschneider fehlte zudem der weißrussische Nationaltorhüter Vitali Feshchanka (Rückenprobleme).
In der vergangenen Saison konnte der TSV als einziger Gast einen Punkt aus Kiel entführen. Die Gefahr, dass sich Geschichte wiederholt, bestand gestern nie. Offensichtlich hatte der Last-Minute-Transfer ihres Anführers Schindler der Mannschaft den Kopf geraubt.
Nach zehn Minuten führten die Kieler mit 6:1 und THW-Trainer Alfred Gislason begann, sein Personal rotieren zu lassen. Das einseitige Treiben entwickelte sich zum Laufsteg für diejenigen, die einen neuen Arbeitgeber suchen. So durfte Börge Lund über weite Strecken Regie führen. Vorgestern soll der Norweger Besuch von Vertretern der Rhein-Neckar Löwen erhalten haben. Angeblich trennen beide Parteien nur noch unterschiedliche Auffassungen über das Gehalt.
Auch Igor Anic durfte sich präsentieren. Der THW-Kreisläufer steht auf der Einkaufsliste des VfL Gummersbach, der einen Nachfolger für Robert Gunnarsson (wechselt zu den "Löwen") sucht. "Ich würde gerne nach Gummersbach gehen", sagt Anic. "Ich möchte nicht länger der kleine Junge sein, der dann eingewechselt wird, wenn alles entschieden ist." Der 22-Jährige will eine wichtige Rolle spielen, gebraucht werden. Gestern zeigte er, dass er da ist, wenn er gebraucht wird.
In der zweiten Halbzeit kam auch Christian Zeitz zum Einsatz. Im Schatten von Kim Andersson, der auch gestern enttäuschte, fühlt sich der 29-Jährige nicht mehr gebraucht. Angeblich wollte der Linkshänder den THW sogar noch vor Ablauf der Wechselfrist am Montag verlassen. Das Schindler-Modell.
Einige unzufrieden, andere im Tief - da kam der TSV Dormagen zur rechten Zeit. Als letzte Etappe vor dem wichtigen Auswärtsspiel in der Champions League bei Ademar Leon am Sonntag (17 Uhr) war der sehr faire, aber auch sehr harmlose Gast nicht mehr als ein Sparringspartner. "Meine Spieler hatten übergroßen Respekt", meinte Wandschneider, der seine Schar dennoch lobte. "Wir haben nicht aufgegeben, aber auch davon profitiert, dass Kiel nicht ernst gemacht hat."
In der zweiten Halbzeit kehrte sogar das Lachen in die Gesichter der THW-Asse zurück, die nach den bitteren Niederlagen gegen Gummersbach (28:35) und Barcelona (30:32) zu zweifeln begonnen hatten. Die Vorlage lieferte Wandschneider, der immer wieder Torhüter Jens Vortmann gegen einen siebten Feldspieler tauschte. Das Experiment misslang gründlich und dauerte auch nur wenige Minuten. Einmal schnappte sich Filip Jicha, mit fünf Toren bester Werfer, einen Fehlpass und tippte den Ball in den verwaisten Kasten. Breites Grinsen. Kurz darauf versuchte sich Thierry Omeyer im Torwurf, doch Vortmann, schnell zwischen die Pfosten geeilt, konnte das erste Saisontor des Kieler Kollegen verhindern. Verschmitztes Grinsen von Omeyer zur eigenen Bank.
Was blieb noch in Erinnerung? Ein guter Auftritt von Tobias Reichmann, der vier Versuche in vier Tore ummünzte, einmal Anic herrlich anspielte und nur in der letzten Minute Pech hatte, als er ein Kempa-Anspiel von Lund an den Pfosten knallte. Fazit: Eine Antwort auf die Frage, ob der THW das Tränental durchschritten hat, konnte dieser Abend nicht geben. Aber es wurde wieder gelacht....
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.02.2010)
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