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29./31.03.2010 - Letzte Aktualisierung: 31.03.2010 Bundesliga

THW Kiel empfängt am Mittwoch den SC Magdeburg

DSF überträgt live

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt...

Das Team des SC Magdeburg.
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Inmitten der beiden Achtelfinal-Partien gegen den FC Kopenhagen müssen die Zebras auch noch einmal in der TOYOTA Handball-Bundesliga ran: Gegner ist am Mittwoch im Duell der beiden deutschen Champions-League-Sieger der SC Magdeburg. Dabei geht es für die Zebras darum, nach dem überzeugenden 32:22-Erfolg in Göppingen den Druck auf den Tabellenführer Hamburg hoch zu halten. Anpiff in der ausverkauften Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr, das DSF überträgt die Partie live.
Für Torhüter Gerrie Eijlers ist der SCM nach TuSEM Essen und HBW Balingen-Weilstetten die dritte Bundesliga-Station.
Für Torhüter Gerrie Eijlers ist der SCM nach TuSEM Essen und HBW Balingen-Weilstetten die dritte Bundesliga-Station.
Eigentlich wollte man in Magdeburg nur noch durch sportliche Nachrichten glänzen, nachdem es besonders im Jahr 2007 drunter und drüber ging: Nach Querelen um den ehemaligen Manager Bernd-Uwe Hildebrandt kehrte Anfang 2008 tatsächlich Ruhe ein. Der vom Wilhelmshavener HV gekommene Trainer Michael Biegler formte wieder ein Team aus seinen Spielern, das ein starkes Kalenderjahr 2008 absolvierte. Doch bereits Ende des sportlich höchst erfolgreichen Jahres kehrte wieder etwas Unruhe ein: Nationalkeeper Silvio Heinevetter verkündete seinen Wechsel zu den Berliner Füchsen, die anvisierte Vertragsverlängerung von Linkshänder Vasilakis scheiterte an unterschiedlichen finanziellen Auffassungen. Am 1. April 2009 gab Michael Biegler schließlich nicht nur bekannt, dass er seinen bis zum 30. Juni 2010 laufenden Vertrag beim SC Magdeburg nicht verlängern wird, sondern unterschrieb zudem auch einen Anschlussvertrag beim Ligakonkurrenten TV Großwallstadt.

Mangelnde Kommunikation und fehlende Perspektiven, mit einer schlagkräftigen Mannschaft Titel sammeln zu können, gaben offenbar den Ausschlag zu seiner Entscheidung: "Das ganze Konstrukt SCM steht auf wackligen Beinen, und die Mannschaft bewegt sich im Niemandsland. Wir wissen nicht, was im wirtschaftlichen Bereich wirklich los ist. Keiner kommt mal vorbei, erklärt uns die Situation oder beruhigt die Spieler", beklagte sich Biegler im April gegenüber der Magdeburger "Volksstimme". Der SCM reagierte verschnupft auf die Äußerungen seines Chef-Coaches - was zu weiteren Unruhen führte. Geschäftsführer Holger Kaiser, der nach Flensburg wechselte, wurde vom Vereinspräsidenten Eckhard Lesse beerbt. Um einen Neuanfang zu vollziehen, wurde in Magdeburg überlegt, Trainer Biegler bereits ein Jahr vorher zum TV Großwallstadt ziehen zu lassen - ein Vorhaben, das besonders der immer mehr entmachtete Sportdirektor Stefan Kretzschmar - immerhin Aushängeschild des SCM - nicht tolerieren wollte und offiziell "aus persönlichen Gründen", wohl aber auch aus Groll über die Kompetenzstreitigkeiten mit Lesse in Fragen der Biegler-Nachfolge Ende August den Verein verließ. "Ich habe gewisse Bedenken, was die Zukunft des Vereins betrifft", gab Kretzschmar der Presse zu Protokoll.

Der österreichische Rechtsaußen Robert Weber kam aus Balingen. Bislang ist er Madeburgs erfolgreichster Torschütze.
Der österreichische Rechtsaußen Robert Weber kam aus Balingen. Bislang ist er Madeburgs erfolgreichster Torschütze.
Diese Zukunft fand früher als von "Kretzsche" gewünscht ohne Biegler statt - dieser zog nämlich wenig später die persönlichen Konsequenzen und bat um Auflösung seines Vertrages zum Jahresende 2009. "Sportlich ist das Ergebnis mit einem immer kleiner werdenden Kader und auch Langzeitverletzten mehr als zufriedenstellend. Auch privat habe ich mich mit meiner Lebensgefährtin und ihrer Tochter in Magdeburg wohl gefühlt. Die Schwierigkeiten bestanden auf anderen Ebenen", äußerte sich Biegler kurz vor seinem Abschied zu den Beweggründen der vorzeitigen Trennung. Als Nachfolger war unter anderem der frühere Nationalspieler Holger Schneider im Gespräch - nach wochenlangen Verhandlungen sagte dieser dem sachsen-anhaltinischen Traditionsclub aber ab. "Meine kurz- und mittelfristigen Zielvorstellungen sowie Strukturüberlegungen haben sich nicht als deckungs- und inhaltsgleich dargestellt", begründete Schneider die Absage - offenbar wollten in Magdeburg nicht alle sein Konzept, mithilfe von strukturellen Veränderungen den Club wieder in die Handballspitze in Deutschland zurück zu führen, mittragen. Lesse, der die Suche nach Bieglers Nachfolge zur Chefsache erklärt hatte, antwortete gefasst auf diese Nachricht: "Natürlich haben wir einen Plan B. Wir führen mehrere Gespräche", sagte der Vereinspräsident und SCM-Manager in Personalunion. Doch bis zu einer endgültigen Entscheidung wurden die vielen Magdeburger Anhänger auf eine harte Geduldsprobe gestellt: Erst kurz vor dem endgültigen Abschied von Michael Biegler wurde sein Nachfolger verpflichtet: Frank Carstens, bisher Trainer des TSV Hannover-Burgdorf, wird die Bördestädter in der nächsten Saison betreuen. "Wir haben einen jungen, hungrigen und sehr emotionalen Trainer gefunden, der gut zu unserem Konzept passt und unser Magdeburger Modell von oben bis unten durchziehen soll", sagte der Sportliche Leiter Steffen Stiebler.

Andreas Rojewski hat die rechte Rückraumposition derzeit für sich allein: Einen Nachfolger für Alexandros Vasilakis hat der SCM noch nicht präsentiert.
Andreas Rojewski hat die rechte Rückraumposition derzeit für sich allein: Einen Nachfolger für Alexandros Vasilakis hat der SCM noch nicht präsentiert.
Bis dahin musste eine Interimslösung gefunden werden. Stiebler erinnerte sich an seinen ehemaligen Mannschaftskollegen und SCM-Jugendkoordinator Sven Liesegang, der nun gemeinsam mit Oleg Kuleschow die sportlichen Belange der Magdeburger bis zum Saisonende zu verantorten hat. "Wir sind froh, in den eigenen Reihen jemanden für diese Aufgabe gefunden zu haben", sagte Stiebler.

Doch die Querelen in Magdeburg waren auch nach diesen richtungsweisenden Entscheidungen noch längst nicht beendet: Ende Janur sorgte Eckhard Lesse selbst für einen Paukenschlag, als er seinen sofortigen Rücktritt als Präsident und Geschäftsführer "aus persönlichen und familiären Gründen" bekannt gab. Dieses Mal konnten die Magdeburger schnell reagieren - mit Stiebler wurde der Sportliche Leiter nun auch zum Interims-Geschäftsführer bis zum 30. Juni berufen.

Rückraumspieler Fabian van Olphen.
Rückraumspieler Fabian van Olphen.
Sportlich scheint dieses ewige Hin und Her im Umfeld der Mannschaft in dieser Spielzeit nicht gut zu tun - wobei die Voraussetzungen in Magdeburg nicht nur aufgrund der weiterhin schwierigen finanziellen Situation nicht die rosigsten waren. Einen ordentlichen Aderlass musste der Kader des SC Magdeburg, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, verkraften. Bester Torschütze ist Robert Weber. Der österreichische Nationalspieler (siehe auch Gegnerkader Magdeburg) erzielte bisher 134 Tore. Nach den nicht unerwarteten Niederlagen in Lemgo, Göppingen und zu Hause gegen Flensburg zum Saisonauftakt fingen sich die Magdeburger, holten drei Siege in Folge und rückten auf Rang zehn vor - eine Platzierung, die bis zum Jahresende Bestand hatte. Mit etwas Glück hätte diese besser aussehen können, doch sowohl gegen den TBV Lemgo (23:25) als auch gegen den THW Kiel (29:30) verpassten die Bördestädter in eigener Halle knapp eine Überraschung.

Nach der EM-Pause mit dem Trainerwechsel zum Gespann Liesegang/Kuleschow kamen die Magdeburger allerdings wieder schwer in Tritt - obwohl ihnen gegen Göppingen beim 30:32 erneut nur wenig zu einem Achtungserfolg fehlte. Es folgten Niederlagen beim zukünftigen Trainer Carstens in Hannover (25:27) und im Prestigeduell bei den Füchsen Berlin (25:31). Im vierten Spiel unter dem neuen Trainer-Duo folgte dann endlich der erste Sieg: Gegen die HSG Düsseldorf reichte es nach hartem Kampf zu einem 33:32. Es folgte die bittere 19:21-Niederlage in Wetzlar und zuletzt der klare 34:29-Sieg gegen den starken TuS N-Lübbecke, der den SCM wieder auf Platz zehn führte (siehe auch Tabelle der TOYOTA-HBL und Gegnerkurve Magdeburg).

Es scheint, als ob die Magdeburger Spieler sich langsam wieder von den endlos scheinenden Querelen im Umfeld emanzipieren: "Ich werde versuchen, die Unruhe von der Mansnchaft fernzuhalten", hat Liesegang als Ziel ausgegeben. "Unser Part ist der sportliche Teil. Das ist schon schwer genug. Und da machen wir unsere Sache so gut es geht. Um Personalien sollen sich der Aufsichtsrat und das Präsidium kümmern." Einen weiteren sportlichen Verlust zur kommenden Saison konnte aber auch Liesegang nicht verhindern: National-Kreisläufer Christoph Theuerkauf wird im kommenden Jahr für den TBV Lemgo auf Torejagd gehen. Vielleicht verpasst er dann eine Spielzeit, in dem der SC Magdeburg tatsächlich nur noch sportlich auf sich aufmerksam macht - das ist zumindest das Ziel von Neu-Trainer Frank Carstens: "Der SCM ist die Marke des Ostens. Ich möchte Magdeburg in den Europapokal zurückführen, mittel- und langfristig gehört der Verein dorthin." Und auch vor dem schwierigen Umfeld hat der neue Coach keine Angst. "Im Anschluss an einen solchen Machtkampf gibt es meist ein ruhendes Feld mit einer Stimmung des Neuanfangs. Ich spüre in Magdeburg die Sehnsucht nach Aufbruch und neuen Zielen."

Trotz aller Querelen und der daraus folgenden Unsicherheit ist der THW gut beraten, am Mittwoch mit einhundert prozentiger Konzentration in die Partie gegen die Bördestädter zu gehen. Das knappe 31:30 im Hinspiel zeigte, zu welchen Leistungen der immer noch mit erfahrenen Spielern ausgestattete SCM auch in der Lage sein kann. Dennoch geht man an der Förde mit viel Selbstbewusstsein in die Partie, schließlich konnte man die letzten sieben Partien in der Bundesliga und im DHB-Pokal gewinnen (siehe auch Gegnerdaten Magdeburg).

Das Spiel am Mittwoch werden Andreas und Marcus Pritschow (Stuttgart) pfeifen.

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch den KN-Vorbericht zum Spiel.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2010:

SCM nur Außenseiter

THW Kiel heute ohne Andersson gegen ehemalige Handball-Großmacht Magdeburg
Kiel - Auf der eigenen Homepage feiert sich der SC Magdeburg selbst "als eine der besten Adressen im deutschen Handballsport". Doch der Lack ist ab vom ehemaligen Vorzeigeclub des Handball-Ostens. Finanziell in die Klemme geraten, folgte eine Massenflucht von Spitzenspielern; auch Manager und Trainer gingen. So fristet der SCM aktuell ein Dasein im Mittelmaß, rangiert auf Rang zehn der Tabelle und tritt heute (20.15 Uhr, DSF) nur als Außenseiter bei Meister THW Kiel an.

Mit dem Gastspiel des zehnfachen DDR-Titelträgers wird auch Alfred Gislason von seiner Vergangenheit eingeholt. Der THW-Coach war von 1999 bis zum Januar 2006 Trainer in Magdeburg, wurde 2001 Bundesliga-Meister und gewann als erstes deutsches Team 2002 die Champions League. In Magdeburg gründete Gislason seinen Ruf als Spitzentrainer der Branche. Damals standen Spielerpersönlichkeiten wie Kuleschow, Perunicic, Kervadec oder Kretzschmar im Kader.

Es war das letzte große SCM-Jahr, fortan ging's bergab. Insider machen vor allem das Miss-Management von Bernd-Uwe Hildebrandt für die Misere verantwortlich. Der ehemalige Geschäftsführer musste seinen Schreibtisch 2007 ausräumen. Immerhin hielt sich der zehnfache deutsche A-Jugendmeister durch seine großartige Nachwuchsarbeit in Reichweite zur Spitze. Nach der Demission von Alfred Gislason bröckelte es aber auch an dieser Stelle. Aus der "Konkursmasse" des finanziell darbenden Clubs bediente sich 2009 ebenfalls der THW. Rechtsaußen Christian Sprenger verließ den Club, "der mir eine Herzensangelegenheit war", wegen der Ablösesumme von geschätzten 250 000 Euro. Doch auch diese Finanzspritze war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wiegert, Grafenhorst, Rojewski und Theuerkauf sind die letzten verbliebenen vier Akteure, die noch unter dem heutigen THW-Trainer spielten. Kreisläufer Theuerkauf hat inzwischen auch die Papiere angefordert und trägt ab Juli 2010 das Lemgoer Trikot.

Letzte Aufreger an der Elbe waren die Verabschiedung von Stefan Kretzschmar, der als Sportdirektor hinwarf, Trainer Michael Biegler wechselte im Januar vorzeitig nach Großwallstadt, und Ende Januar gab Präsident und Geschäftsführer in Personalunion, Eckhard Lesse, seine Ämter auf. Als Interims-Geschäftsführer trat Ex-Nationalspieler Steffen Stiebler an, das Traineramt teilen sich mit Oleg Kuleschow und Sven Liesegang zwei weitere ehemalige Spieler. Deren Nachfolge ist inzwischen auch geklärt: Ab Juli soll Frank Carstens, Coach von Aufsteiger Hannover-Burgdorf, das ehemalige Handball-Schlachtschiff wieder in ruhiges Gewässer führen.

Alfred Gislason pflegt seine Kontakte zur Magdeburger Szene und glaubt an die Wende. "Was im Hintergrund geschieht, macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft, da sind gute Leute am Werk, außerdem wurden Sponsoren zurückgewonnen, die früher tragende Säulen waren." Die Verbundenheit mit seinem Ex-Verein ist spätestens heute Abend beendet. Alles andere als ein Sieg wäre für Gislason eine herbe Enttäuschung. Fehlen wird allerdings Linkshänder Kim Andersson, der Knieprobleme hat. Christian Zeitz, vom Champions-League-Spiel in Kopenhagen mit einer Knöchelverletzung zurückgekehrt, wird, so glaubt Kiels Trainer, "auf jeden Fall spielen können." Sein Comeback nach überstandener Knöchelverletzung dürfte auch Youngster Aron Palmarsson feiern. "Es gibt eine Chance", sagt Gislason, der im Titelrennen mit dem HSV auf die Grundprinzipien setzt: "Wir fangen nicht an zu rechnen, sondern konzentrieren uns nur auf die nächsten Spiele."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2010)

 

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