Der Jubel an der Förde über den Einzug des THW Kiel in das
"EHF Final4" ist kaum verhallt, da wartet bereits das
nächste Pflichtspiel auf die "Zebras". Nur drei Tage nach
dem Kräfte raubenden
31:30-Triumph
über die Rhein-Neckar Löwen müssen die Kieler erneut in
der Sparkassen-Arena-Kiel zum Bundesligaduell gegen
Kellerkind HSG Düsseldorf antreten. Zwei Punkte sind
Pflicht für die Mannschaft von
Alfred Gislason,
um im Kampf um die deutsche Meisterschaft am HSV Hamburg
dranzubleiben. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena-Kiel
erfolgt um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live
und kostenpflichtig im Internet. Wer die Kieler Handballhelden
hautnah erleben möchte, hat ebenfalls Glück: Noch sind
wenige Karten für die Partie erhältlich (siehe
Extra-Bericht).
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Absoluter Leistungsträger: Ex-Nationalspieler Michael Hegemann
erzielte bislang 124/4 Tore für Düsseldorf.
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HSG |
Dass es Aufsteiger in der TOYOTA Handball-Bundesliga schwer haben,
ist allgemein bekannt. Doch wie beschwerlich eine Saison in der
Beletage des Handballs sein kann, muss die HSG Düsseldorf in diesem
Jahr erfahren. Als Meister der zweiten Liga Süd hatten sich die
Rheinländer für die TOYOTA Handball-Bundesliga qualifizieren können
- und das mit elf Zählern Vorsprung vor der machtlosen Konkurrenz.
Doch der Jubel der Aufstiegsfeiern verklang in Düsseldorf schneller,
als ein Altbier schal werden kann: Der Erfolgstrainer Georgi
Sviridenko musste trotz des sportlichen Durchmarsches aufgrund von
Differenzen mit dem Management, das seine Doppelfunktion im Verein
und bei der weißrussischen Nationalmannschaft nicht mehr genehmigen
wollte, gehen. Seine Nachfolge trat Goran Suton vom einstigen
Konkurrenten HR Ortenau an. Doch dieser musste wie all seine Vorgänger
damit leben, dass in Düsseldorf der Handball finanziell nicht auf
Rosen gebettet ist. "In einer Etatrangliste wären wir gegenwärtig
sicher Tabellenletzter", sagte HSG-Manager Frank Flatten. Deshalb
wurde vor der Saison das Ziel "Klassenerhalt" ausgegeben, in den
kommenden Jahren möchte man sich dann in der TOYOTA HBL etablieren
und die Mittelfeldplätze ansteuern. Da der solide wirtschaftende
Verein um Flatten auch weiterhin keine großen finanziellen Sprünge
wagen konnte, setzte man bei der HSG auf die Jugend, einige erfahrene
Recken als verlängerter Arm des Trainers und Teamgeist.
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Andre Kogut debütierte im April in der B-Nationalmannschaft von
Martin Heuberger.
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HSG |
Der Aufstiegskader konnte größtenteils zusammengehalten werden,
darunter der erfahrene litauische Torhüter Almantas Savonis, der
weißrusische Linkshänder Andrej Kurtschew, der slowakische Shooter
Frantisek Sulc und der österreichische Kreisläufer Patrick Fölser.
Sie bildeten in der vergangenen Saison das Gerüst der Arrivierten,
aufgefüllt wird der
Düsseldorfer Kader mit einer Vielzahl
vielversprechender Talente. Allein neun A-Jugendliche gehören dem
erweiterten HSG-Kader an und schnupperten zumindest regelmäßig im
Training Bundesligaluft. Mit Rechtsaußen Florian von Gruchalla und
Spielmacher Andrej Kogut liefen bereits in der letzten Saison zwei
Junioren-Nationalspieler für Düsseldorf auf, mit dem von Concordia
Delitzsch verpflichteten Kreisläufer Max Weiß kam vor der Spielzeit
nun noch ein dritter hinzu. In der ersten Liga sollten sie alle
Unterstützung vom Ex-Nationalspieler Michael Hegemann bekommen. Der
32-jährige Spielmacher kehrte zurück zu dem Verein, mit dem er
seinen bisher größten Erfolg feiern konnte - seine langjährige
Bundesligaerfahrung als Abwehrchef und Spielgestalter sollte er
einbringen, um die Mannschaft zum Klassenerhalt zu führen. Ein
Plan, der aufging - zumindest was Hegemann betraf. Mit 124 Toren
erzielte der Spielmacher rund ein Viertel der HSG-Tore. Doch
trotz der Hegemann-Tore verlief bereits der Saisonstart wenig
hoffnungsfroh für die Düsseldorfer: Gleich zum Auftakt kassierte
man eine empfindliche 18:31-Schlappe beim VfL Gummersbach und
landete auf dem letzten Tabellenplatz. Zwar gelang im ersten
Heimspiel beim 24:24-Unentschieden gegen GWD Minden zumindest der
erste Punktgewinn, doch Niederlagen in Lemgo (21:26), gegen
Flensburg (24:26), in Göppingen (26:33), gegen Magdeburg (21:29)
und in Berlin (27:32) spülten das Team wieder ans Tabellenende.
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Bitter: Jan Henrik Behrends - hier noch im Trikot von Amicitia Zürich -
verletzte sich in seiner dritten Partie für Düsseldorf.
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Im achten Spiel in der Beletage gelang der HSG dann gegen den
Mitaufsteiger aus Hannover der erste doppelte Punktgewinn, dem in
Wetzlar gleich der zweite Sieg folgte. Doch dann gab es erneut
sieben Niederlagen in Folge - die Hoffnungen der Düsseldorfer Fans
auf eine entspannte Saison mit einem frühzeitigen Klassenerhalt
erfüllten sich nicht. Schlimmer noch: Eine unglaubliche
Verletzungsserie drohte das "Projekt erste Bundesliga" gar
frühzeitig aus der Kurve zu werfen. Zunächst verletzte sich Andrej
Kurchev im Training der weißrussischen Nationalmannschaft schwer
und zog sich einen Kreuzband- und Innenmeniskusriss zu. "Das war
ein schwerer Schlag für uns", erinnert sich Frank Flatten. Die
Düsseldorfer reagierten auf das Saisonaus des Leistungsträgers und
verpflichteten mit Jan Henrik Behrends einen ehemaligen
Nationalspieler aus der "Konkursmasse" des schweizer Meisters
Amicitia Zürich - Sponsoren halfen mit zusätzlichem Geld, diesen
Transfer möglich zu machen. Doch die Hoffnung, mit Behrends den
Angriff auf gesichertere Tabellenregionen starten zu können,
zerschlug sich nach nicht einmal drei Wochen. Im Spiel beim TV
Großwallstadt, seinem dritten Einsatz für die HSG, riss bei
Behrends das Kreuzband. "Wir waren froh, dass wir das Geld für
Jan Henrik Behrends, dessen Verpflichtung für uns ein Meilenstein
war, zusammen bekommen haben - und nun das", war die Enttäuschung
bei Flatten nach diesem neuerlichen verletzungsbedingten Nackenschlag
spürbar. Außerdem gab es Unruhe um weitere Transfers. Der avisierte
Neuzugang Ognjen Kajganic kam aufgrund von verpassten Fristen erst
gar nicht, und der junge Rückraumrechte Nikola Kedzo musste nach
Differenzen mit der Vereinsführung gehen. Noch einmal musste Flatten
im rechten Rückraum nachlegen, von RK Cimos Koper kam Bostjan Hribar.
"Ich bin davon überzeugt, dass er uns weiterhelfen wird", hatte
Flatten gesagt - und Recht behalten. Hribar erweist sich als die
gewünschte Verstärkung, erzielte in seinen bisherigen Spielen im
Schnitt über sechs Treffer. Bis zur
EM-Pause gelangen den Düsseldorfern
dennoch nur noch die zwei wichtigen Erfolge in Minden und gegen
Dormagen - gegen den TSV feierte Hribar mit sieben Toren einen
glänzenden Einstand, sodass der Aufsteiger sogar auf dem
Relegationsplatz 16 "überwintern" konnte.
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Ronny Rogawska soll als neuer Trainer den Klassenerhalt schaffen.
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HSG |
Nach der
EM kamen die Rheinländer dann aber
erneut überhaupt nicht in Schwung. Nicht ein Spiel haben sie im Jahr
2010 gewinnen können, wodurch sie nicht nur wieder auf den
Abstiegsplatz 17 zurück fielen, sondern auch ein wenig den Anschluss
an die Konkurrenz verloren. Besonders bitter: das 26:28 in Hannover.
"Ich bin enttäuscht und verbittert. Für uns war das ein unglaublich
wichtiges Spiel, und wir hatten uns mehr als eine knappe Niederlage
vorgenonmmen", war Goran Suton bedient. Durch diese Niederlage und
das darauf folgende 28:33 in Wetzlar wurde die Lage für die Rheinländer
noch prekärer. "Das Spiel in Wetzlar war eine Wiederholung der Partie
in Hannover, nach einem Rückstand sind wir immer wieder rangekommen",
so der damalige Coach der HSG Düsseldorf. "Uns ist es wieder nicht
gelungen die Partie zu drehen, haben technische Fehler gemacht oder
unsere Chancen nicht genutzt." Manager Frank Flatten, der vor diesen
beiden Spielen noch recht zuversichtlich in Bezug auf den Klassenerhalt
war, richtete den Blick schon einmal tief nach unten: "Wir müssen uns
nun auch mit der 2. Bundesliga beschäftigen, auch wenn wir den
Klassenerhalt selbst noch realisieren können und dieses Ziel
natürlich auch weiterhin verfolgen werden." Als Grund für die
sportlich angespannte Situation nannte Flatten unter anderem das
Verletzungspech. "Das Potenzial, die Erstklassigkeit zu erhalten,
ist da. Es gibt aber auch noch Luft nach oben", wusste Flatten -
und zog die Reißleine. Goran Suton wurde kurz vor dem Saison-Endspurt
mit Hinweisen auf den "sportlichen Misserfolg" beurlaubt. Im Gegenzug
nahmen die HSG-Verantwortlichen die Mannschaft in die Pflicht: "Ich bin
seit vierzehn Jahren Präsident des Vereines. Ich habe noch nie einen
Trainer entlassen", erklärte Düsseldorfs Präsident Erwin Schierle,
"jetzt nehmen wir die Mannschaft in die volle Verantwortung. Sie soll
zeigen, worum es in der stärksten Liga der Welt und in Düsseldorf geht."
Flatten unterstrich, dass die Entscheidung gegen Suton auch ihm nicht
leicht gefallen sei. "Aber wir können keine Störfeuer gebrauchen, die
Spieler sollen sich nun voll auf ihre Aufgaben konzentrieren."
Und tatsächlich: Bei der HSG Düsseldorf macht man sich nach dem
Trainerwechsel von Goran Suton zu dessen bisherigem Co Ronny Rogawska
und dem darauf folgenden Remis gegen den TuS N-Lübbecke wieder Hoffnung
auf den Klassenerhalt. "Die Chance dazu ist nach wie vor da. Wir
glauben fest an den Klassenerhalt", gibt sich Rogawska selbstbewusst.
Die notwendigen Punkte, um nicht direkt wieder in der Zweitklassigkeit
zu verschwinden, können die Düsseldorfer wahrscheinlich vor allem
auswärts holen: Hier treffen sie noch auf Balingen, Melsungen und
am letzten Spieltag auf den TSV Dormagen. Gelingt der HSG, die
Auswärtsschwäche mit bisher nur einem gewonnenen Spiel noch
rechtzeitig abzustellen, haben die Düsseldorfer eine gute Chance auf
eine weitere Saison in der ersten Liga. Zu Hause werden die Punkte
allerdings in den Partien gegen Hamburg, Großwallstadt und die
Rhein-Neckar Löwen sehr hoch hängen. Und selbstverständlich auch in
der Sparkassen-Arena-Kiel: Nur in einer von bislang 14 Bundesliga-Begegnungen
an der Förde konnten die Rheinländer punkten, das 18:18-Unentschieden
liegt allerdings schon 22 lange Jahre zurück. Beim letzten Auftritt
in Kiel im April 2007 geriet Düsseldorf gar böse mit 17:39
unter die Räder.
Auch in der Hinrunde dieser Spielzeit lief es nicht viel besser: Im
Burg-Wächter Castello war die Partie bereits nach 30 Minuten entschieden,
letztlich siegten die "Zebras" souverän mit 33:20
(siehe auch Gegnerdaten Düsseldorf).
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Pawel Fratczak (Issum) und Paulo Ribeiro (Kamp-Lintfort).
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2010:
THW Kiel gegen Düsseldorf - Duell der Kontraste
Kiel/Düsseldorf. Köln in Gedanken, Düsseldorf auf dem Parkett. Gestern
drehte sich alles um die Champions-League-Auslosung
und Halbfinal-Gegner Ciudad Real. Heute (20.15 Uhr, Sparkassen-Arena) trifft der
THW Kiel in der Handball-Bundesliga auf die vom Abstieg bedrohte HSG Düsseldorf.
Ein Kontrastprogramm.
Und während sich die "Zebras" im Meisterschaftsrennen mit dem HSV
schadlos halten wollen, taumeln die Rheinländer am Tabellenende von
Krise zu Krise. Schon vor der Saison wurde der weißrussische Nationaltrainer
Georgi Sviridenko wegen Ärgers um seine Doppelfunktion von Goran Suton
abgelöst. Den kostete nun vor zehn Tagen der anhaltende Misserfolg -
drei Punkte trennen die HSG von Relegationsplatz 16 - seinen Trainerstuhl.
Nachfolger wurde der dänische Co-Coach Ronny Rogawska, der
prompt einen Punkt gegen Lübbecke einfuhr und sagt: "Die Chancen auf
den Klassenerhalt sind noch immer da." Diese Einschätzung teilt auch
Kapitän und Ex-Nationalspieler Michael Hegemann, der im Team eine
"Scheiß-egal-Stimmung" festgestellt hat: "Wir stehen mit dem Rücken
an der Wand und haben nichts mehr zu verlieren." Immer, wenn die
Düsseldorfer dachten, dass es kaum noch schlimmer kommen könne,
wurde der 1,3-Millionen-Euro-Etat des Aufsteigers auf eine neue Probe
gestellt. Als sich Linkshänder Andrej Kurchev das Kreuzband riss,
verpflichtete die HSG mit einem Kraftakt Jan Henrik Behrends von
Amicitia Zürich. Dem wiederum riss im dritten Einsatz ebenfalls das
Kreuzband. Als Ersatz für den Ersatz wurde der aus Großwallstadt
und Wilhelmshaven bekannte Slowene Bostjan Hribar geholt. Kiel gegen
Düsseldorf - ein Kontrastprogramm.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2010)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSG Düsseldorf:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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