Die Kieler Nachrichten begleiten den THW in der zweiten Hälfte des Trainingslagers in Lingen.
Die Redakteure Frank Molter und Reimer Plöhn berichten für die Kieler Nachrichten aus dem Emsland:
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2010:
- Dolmetscher - Verständigungsprobleme
hat noch Neuzugang Milutin Dragicevic.
Der 27-jährige Serbe, der vom dänischen Erstligisten Silkeborg an die Förde gewechselt
ist, spricht Serbokroatisch, Dänisch und ein wenig Englisch, aber kaum
ein Wort Deutsch. Amtssprache beim THW ist Deutsch, und Trainer
Alfred Gislason
weicht diesbezüglich keinen Zentimeter von seiner Linie ab. So springt Dragicevic'
Landsmann Momir Ilic als Dolmetscher in
die Bresche und übersetzt simultan.
- Gastphysio - Drei Physiotherapeuten
kümmern sich fast rund um die Uhr um die Spieler des Champions-League-Siegers.
Dennis Missling und Maik Bolte sind Mitarbeiter
aus der Praxis von THW-Urgestein Uwe Brandenburg, werden heute von ihrem
Chef und dessen Sohn Bastian Brandenburg
abgelöst. Dritte im Bunde ist Susanne Laschinski. Die Osteopathin ist die
erste Frau, die müde THW-Muskeln bearbeitet. Gislason
kennt sie aus seiner Trainerzeit in Magdeburg.
- Weltauswahl-Abstecher: In der Nationalmannschaft
ist für Linkshänder Christian Zeitz kein Platz mehr, seinen sportlichen
Stellenwert dokumentierte indes seine Berufung in die Weltauswahl, die am Montagabend
in Mannheim in einem Benefizspiel für Oleg Velyky auf die Rhein-Neckar Löwen
traf. Dafür absolvierte Zeitz gerne
Überstunden. Chauffeur für den Abstecher zur rund 400 Kilometer von Lingen entfernten
Arena war THW-Geschäftsstellen-Azubi Michael Menzel. Gleich nach dem
Spiel ging es durch strömenden Regen zurück
nach Lingen, Ankunft 3.15 Uhr.
- Besuch - Aufsichtsratsmitglied Klaus Elwardt
stattete dem Kader gestern einen Besuch ab. Die Reise ins Trainingslager und
zum Testspiel in Nordhorn war allerdings eine mit Hindernissen. Eineinhalb Stunden
stand der frühere THW-Spieler im Stau zwischen Hamburg und Bremen.
(Von Reimer Plöhn und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.07.2010:
- Dopingkontrolle: Die Mannschaft saß beim Nachmittagskaffee,
als der Herr mit dem Köfferchen im THW-Hotel Märchenwald
anklopfte. "Guten Tag, mein Name ist Hartmann, ich
komme von der Nada und will einen Spieler kontrollieren."
Die Nada ist die Nationale Anti Doping-Agentur
und berechtigt, jederzeit Kontrollen von Leistungssportlern
zu nehmen. Auch im Training. Auf dem Block
des Herrn Hartmann stand der Name Dominik Klein.
Unter Aufsicht des Kontrolleurs sollte Kiels Nationallinksaußen
eine Urinprobe abliefern. Leichter gesagt
als getan. Trotz intensiver Wasserzufuhr ging nichts.
Also begleitete der Nada-Mann Klein zum Test nach
Nordhorn. Dort hatten dann beide Glück. Bei Klein lief
es, Herr Hartmann bekam sein Probe und noch ein
Handballspiel zu sehen.
- Wartestand: Nach der morgendlichen
Trainingseinheit in der Sporthalle stand gestern Waldlauf für die "Zebras"
auf dem Plan - und Torhüter Thierry Omeyer
hatte sein Handy dabei. Des Rätsels Lösung: Kiels Welthandballer
von 2008 wird zum zweiten Mal Vater. Stichtag ist der 15. August,
der Kontakt zu Ehefrau Laurance reißt deswegen
auch im Trainingslager zu keiner Sekunde ab. Wann es
passiert, steht in den Sternen, sicher ist aber, dass die
sechsjährige Manon einen Bruder bekommen wird.
- Zimmernachbarn: Im Trainingslager
und bei Auswärtsspielen leben die THW-Spieler gewöhnlich zu
zweit in einem Doppelzimmer. Die "Pärchen-Bildung" für die neue Saison sieht wie
folgt aus: Kim Andersson/
Christian Zeitz, Tobias Reichmann/
Christian Sprenger, Dominik Klein/
Henrik Lundström, Momir Ilic/
Filip Jicha, Thierry Omeyer/
Andreas Palicka,
Daniel Kubes/Daniel Narcisse,
Milutin Dragicevic/
Marcus Ahlm.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.07.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.07.2010:
- MacGyver: Ältere Fernsehzuschauer
erinnern sich mit Freude an die US-Krimiserie
MacGyver, die ab 1985 über die Schirme flimmerte. Der
Held dieser Geschichten zeigte sich immer dann äußerst
kreativ, wenn er in der Falle steckte, zauberte aus wenigen
banalen Utensilien die Hilfsmittel, um sich (immer gewaltfrei)
aus der Patsche zu befreien und Fälle aufzuklären.
Klebeband war meistens dabei oder Draht, eine Bombe
entschärfte er mit einer Büroklammer. THW-Betreuer
Oliver Thormählen ist mit seinen
handwerklichen Fähigkeiten die THW-Mini-Ausgabe von
MacGyver. Dinge, die es nicht zu kaufen gibt, bastelt der
städtische Angestellte blitzschnell zusammen. Für das
Zirkel-Training von Co-Trainer Ole Viken besorgte er eine
schwere Schiffskette vom Schrottplatz, ließ sie vulkanisieren,
Trainer Alfred Gislason bekam einen fahrbaren
"Schreibtisch" mit Schirm für Notizen und Statistiken
bei Waldläufen, und auch für den lustigen Schilderwald
im Lingener Forst ("Vorsicht, HSV, THW-Kiel hat Vorfahrt") war Thormählen
verantwortlich.
- Aushilfe: Mit Hilfe
von Raul Alonso
kommen bei den beliebten Fußballspielen
zahlenmäßig zwei gleichstarke Teams zusammen.
Gestern Morgen war der THW-Nachwuchstrainer
verhindert, die Fußball-Gaudi drohte zu platzen. Aber die Kieler Nachrichten halfen
aus. Fotograf Frank Molter sprang kurz entschlossen ein,
Alfred Gislason konnte anpfeifen. Trotz
starken Engagements unterlag Molter mit seinem Team
0:2.
- Tagebuch: Gefürchtet waren zu Trainingslager-Zeiten von
Ex-Coach Noka Serdarusic
die Waldläufe vor dem Frühstück, manchmal kamen über
zehn Kilometer zusammen. Für Nachfolger Alfred Gislason
kein Thema. Der normale Lager-Tag startet um 7.30
Uhr, um 8 Uhr gibt es Frühstück. Trainingsbeginn ist ab 9
Uhr in der Sporthalle der Friedensschule, die 100 Meter
entfernt vom Hotel Märchenwald liegt. Los geht es nach
dem Aufwärmen mit Stabilitäts- oder Kräftigungs-Übungen.
Danach werden die Bälle in die Hand genommen, anschließend
geht es in den direkt anschließenden Wald.
Über zwei Strecken (400, 800 Meter) werden letzte Vormittagsreserven
nach Pulsvorgaben aufgebraucht. Nach acht
bis zehn schnellen Runden geht's unter die Dusche. Um
12 Uhr steht das Mittagessen auf den Restauranttischen.
Der Nachmittag startet nach kurzer Bettruhe um 15.30 Uhr
bei Kaffee, Kuchen und gleichzeitiger Videoanalyse.
Ab 17 Uhr geht es mit der zweiten Trainingseinheit in
der Halle weiter. Zunächst mit Kraftzirkeln, die Co-Trainer
Ole Viken leitet, am Ende
kommt der Ball ins Spiel. Angriffstechniken,
die bei Kaffee und Kuchen besprochen wurden, werden auf dem Spielfeld
in die Praxis umgesetzt. Danach geht's unter die Dusche,
um 20 Uhr schließt der Tag mit dem Abendessen, vor
dem Schlafen bekommen die Physiotherapeuten noch alle
Hände voll zu tun.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.07.2010)