07.-09.11.2010 - Letzte Aktualisierung: 09.11.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht vom 9.11. ergänzt ... |
Das Team der HSG Wetzlar.
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Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson spielte letzte
Saison noch beim Kieler Champions-League-Gegner
Amicitia Zürich.
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Am liebsten hätten sie im Lahntal die vergangene Saison ganz schnell in den Giftschrank verbannt. Ein Schuldenberg von über 700.000 Euro hatte die Mittelhessen vor Jahresfrist beinahe in die Insolvenz getrieben, reihenweise waren der HSG damals die Sponsoren abhanden gekommen. Eine Rettungsaktion von Unternehmen und Privatpersonen hatte den Verein finanziell überleben lassen - und auch sportlich schaffte Wetzlar am Ende mit Rang 13 relativ sicher und unbedrängt den Klassenerhalt. Als im Sommer dann auch das Lizenzierungsverfahren positiv endete, wollte man in der Goethestadt eigentlich mit dem Neuanfang durchstarten - doch dann kam alles anders, das Chaos kehrte zurück nach Wetzlar.
Zunächst trat der Aufsichtsratsvorsitzende Hardo Reimann aus gesundheitlichen Gründen zurück, dann wurde der ebenfalls wegen einer Erkrankung lange ausfallende HSG-Geschäftsführer Sascha Schnobrich mit sofortiger Wirkung entlassen - obwohl ihm wenige Wochen zuvor noch eine Auszeit zugestanden worden war. Die Trennung
Philipp Müller ist der Zwillingsbruder von Nationalspieler
Michael und beerbt im linken Rückraum Sven-Sören Christophersen.
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Steffen Fäth will bei der HSG Wetzlar endlich in der Bundesliga
ankommen.
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Das erscheint nicht nur aufgrund der Turbulenzen im Umfeld möglich, denn die HSG Wetzlar musste vor dieser Saison einen großen personellen Aderlass verkraften. Wohl auch wegen der ungewissen finanziellen Zukunft des Vereins verließ Top-Star Sven-Sören Christophersen den Club in Richtung Berlin, auch Außen Avishay Smoler (ging nach Lemgo) und Michael Allendorf (nach Melsungen) schlossen sich anderen Clubs an. Insgesamt warfen diese drei Spieler in der Vorsaison beinahe die Hälfte aller HSG-Tore - ein Beweis für die Klasse, die Wetzlar vor der Spielzeit verließ.
Linkshänder Lars Friedrich erzielte in den ersten zehn Partien
37/9 Treffer für die HSG Wetzlar.
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In Wetzlar ist der Star also die Mannschaft - und die hat es mit Siegen selbst in der Hand, das turbulente Jahr der HSG in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Auf die leichte Schulter nehmen sollten die "Zebras" ihren Gegner nicht - und das nicht nur, weil neben Kim Andersson und Daniel Narcisse auch noch Christian Zeitz nach seinem im Spiel gegen Großwallstadt erlittenen Bänderriss ausfallen wird. Denn in der vergangenen Spielzeit ärgerte die HSG auch ohne den damaligen Top-Torjäger Sven-Sören Christophersen den THW in der Sparkassen-Arena 45 Minuten lang. Letztlich aber gewannen die Gastgeber nach 14:18-Halbzeitrückstand dank acht Andersson-Treffern noch relativ deutlich mit 32:25 und feierten im 26. Pflichtspielvergleich mit den Mittelhessen den 20. Sieg (bei je drei Niederlagen und Unentschieden), davon den 15. in Folge (siehe auch Gegnerdaten Wetzlar).
Die Schiedsrichter am Dienstagabend sind die Zwillinge Andreas und Marcus Pritschow.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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Aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2010:
Salzer spielt seit fünf Jahren in Wetzlar, gegen den THW konnte er noch nie punkten. Zuletzt gelang der HSG das am 16. April 2003 (24:24). In jenem denkwürdigen Spiel, in dem eine Zeitstrafen-Orgie dafür sorgte, dass Stefan Lövgren sich zwischenzeitlich als einziger THW-Feldspieler wehrte. Aber Salzer erinnert sich gut an den Auftritt vor knapp einem Jahr, als er mit seinen Kollegen zur Halbzeit 18:14 führte. "Wir müssen versuchen, dieses Level diesmal länger zu halten", sagt der elfmalige Nationalspieler, der die zweite Halbzeit nicht vergessen hat, in der Wetzlar nur noch sieben Tore warf und 25:32 verlor. "Thierry Omeyer hatte sich in der Pause entschieden, kein Tor mehr zu kassieren. Und das hat er dann umgesetzt", sagt Salzer, der eine turbulente Saison erlebt. So verabschiedete sich vor zwei Wochen Trainer Michael Roth aus seinem bis 2012 datierten Vertrag und heuerte wegen der besseren finanziellen Voraussetzungen bei Schlusslicht MT Melsungen an.
In die Bresche sprangen Co-Trainer Jochen Beppler, im Hauptberuf Gymnasiallehrer, und Gennadij Chalepo. Der 72-malige Nationalspieler Weißrusslands betreut bei der HSG die A-Jugend und das Oberligateam. "Sie sind mit Feuer und Flamme dabei", lobt Salzer das Interimsgespann, das zumindest in Kiel erneut in der Verantwortung stehen wird. "Ich würde mich freuen, weiter mit ihnen arbeiten zu können", sagt Salzer, der gerade seine letzte Bachelor-Prüfung (BWL) erfolgreich bestanden hat. "Sie machen sehr gute Arbeit."
Auch zu den Gerüchten rund um die Finanzprobleme der HSG hat der 26-Jährige eine klare Meinung. "Ich habe in dieser Saison mein Gehalt immer pünktlich bekommen. In Wetzlar musste ich bislang auf keinen Cent verzichten."
Trotz der Abgänge des Haupttorschützen Sven-Sören Christophersen (Berlin) und der Flügelzange Michael Allendorf/Avishay Smoler (Melsungen/Lemgo) glaubt Salzer nicht, dass die HSG an Qualität verloren hat. "Wir sind in der Breite besser aufgestellt und haben mit Kari Kristjansson einen Riesenfang gemacht." Der Kreisläufer, von Amicita Zürich gekommen, liefert bislang eine starke Saison ab und verwandelte beim ersten Auswärtssieg am Sonnabend in Hamm (30:27) sogar couragiert seinen ersten Siebenmeter zum wichtigen 27:27. Der Strafwurf ist eine der größten Baustellen der HSG, gut möglich, dass der Isländer sie rechtzeitig vor dem Kiel-Spiel geschlossen hat.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2010:
Die Kieler haben ein Spiel weniger ausgetragen als Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen, sind daher Zweiter. Ein Sieg gegen die Mittelhessen würde die "Zebras" zurück an die Spitze befördern. Zum Selbstgänger dürfte die Partie gegen das Liga-Kellerkind nicht werden, Trainer Alfred Gislason beklagt große Personalprobleme. 16 Spieler umfasst der Kader des Isländers. Mit Kim Andersson (Knorpelschaden im Knie), Daniel Narcisse (Kreuzbandriss) und Christian Zeitz (Bänderriss im Knöchel) fallen drei Rückraumspieler definitiv aus. Außerdem stehen hinter den Einsätzen von Mittelmann Aron Palmarsson (Adduktoren) und Torhüter Thierry Omeyer (Fuß) weiter Fragezeichen.
Gislason stehen somit nur elf gesunde Spieler zur Verfügung. Individuell ist das Team des Rekordmeisters zwar deutlich besser ausgestattet als das des heutigen Gegners, die Wechsel-Möglichkeiten sind indes stark eingeschränkt. So stellt sich der Kieler Rückraum mit den drei Rechtshändern Filip Jicha, Momir Ilic und Jerome Fernandez von selbst auf. Ein Linkshänder fehlt ganz, diese Position soll Fernandez ausfüllen. "Immerhin hoffe ich auf kurze, sporadische Einsätze von Aron Palmarsson", sagt Gislason, der daran erinnert, dass sich seine Spieler in der vergangenen Saison sogar in kompletter Besetzung schwer getan hätten, Wetzlar zu besiegen. "Bei Halbzeit lagen wir sogar mit vier Toren zurück. Und schwächer ist die HSG nicht geworden."
Dass der Außenseiter speziell gegen prominente Gegner zu großer Form auflaufen kann, bekamen in der laufenden Saison FA Göppingen (23:22) und TBV Lemgo (24:24) zu spüren; ihren ersten Auswärtssieg feierte die Mannschaft von Kapitän Timo Salzer am vergangenen Wochenende mit dem 30:27 bei Aufsteiger Ahlen-Hamm. Ein Erfolg, der im Kampf um den Klassenerhalt noch Gewicht bekommen könnte. "Das hat Wetzlar sehr gut getan", glaubt Thierry Omeyer, "so kommen die ohne jeglichen Druck nach Kiel." Der 34-jährige Franzose war kürzlich vom Weltverband IHF zum "besten Torhüter aller Zeiten" ausgerufen worden, momentan hilft ihm dieser Ehrentitel nicht weiter, im Krankenstand werden keine Siege errungen. Omeyers Verletzung meldete sich ohne ersichtlichen Grund in der zweiten Halbzeit beim Sieg in Großwallstadt. "Wahrscheinlich ein Überlastungsschaden", so der Weltklasse-Mann, der fest davon ausgeht, seinen "Zebras" beim Spitzenspiel am 16. November gegen Titelmitkonkurrent HSV Hamburg wieder helfen zu können. "Heute werde ich nur auf der Bank sitzen, aber gegen den HSV komme ich zurück." Dann möchte auch Christian Zeitz wieder eingreifen - allerdings nicht mit Gewalt. "Wenn ich der Mannschaft noch nicht helfen kann, ich noch nicht ganz fit bin, macht es keinen Sinn", erklärt der Linkshänder, der darauf verweist, dass "noch genug schwere Spiele bis Weihnachten auf uns warten. Daher ist es wichtig, richtig fit zu werden und sich nicht noch schlimmer zu verletzen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2010)
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