Die Handballer des THW Kiel haben es fast geschafft:
Fünf der sechs Hürden im Jahresendspurt haben die
"Zebras" mit einigen Tücken, aber ohne Niederlage
übersprungen, als letzte Partie steht am kommenden
Mittwoch das Bundesliga-Heimspiel gegen Tabellen-Schlusslicht
DHC Rheinland an. Der Kieler Jahresausklang wird um
20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena-Kiel angepfiffen.
Dauerkartenbesitzer benutzen bitte die Karte mit
dem Aufdruck "TSV Dormagen/Sieger Relegation".
Das Heimspiel gegen den DHC Rheinland bildet für die Kieler
den Abschluss von vier Monaten, die mit 30 Pflichtspielen
prall gefüllt waren. Sicherlich lief nicht alles rund beim
THW, mit sieben Minuspunkten in der Hinrunde mussten die
"Zebras" die Favoritenrolle im Kampf um die deutsche
Meisterschaft an den HSV Hamburg weitergeben. Doch immerhin:
Angesichts einer unglaublichen Verletztenmisere ist der
Traum vom siebenten Meistertitel in Folge noch lange nicht
ausgeträumt. "Wir sind der THW und kämpfen bis in den Juni
hinein", versprach Trainer
Alfred Gislason
trotzig nach dem
26:26-Remis gegen den VfL Gummersbach.
Und auch der am Sonntag
bei der TSG Friesenheim
glänzend aufgelegte
Dominik Klein glaubt
noch an die Meisterschaft: "Wir sind immer noch auf Kurs." Wenn nach
und nach die verletzten und angeschlagenen Spieler ins Team zurückkehren,
werde man eine schöne Rückrunde erleben. "Davon bin ich überzeugt",
so
Klein weiter. "Wir müssen nur
dran bleiben und uns Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Das Wort
'aufgeben' hat es beim THW Kiel noch nie gegeben."
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Linksaußen Maximilian Holst belegt mit 85/48 Treffern Rang 15
in der Torschützenliste der TOYOTA-HBL.
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DHC |
Trotzdem zeigten die vergangenen Partien, dass die Kieler die
WM-"Pause" herbeisehnen. "Man findet in unserem Rhythmus einfach
keine Zeit, auch mal zurückzuschauen", sagt
Dominik Klein.
"Das ist sehr schade, so vergisst man auch schnell, zu was man als
Mannschaft in der Lage sein kann." Er persönlich habe die tollen
Erfolge des Jahres viel zu schnell in die "Schublade" packen und
sich auf neue Aufgaben konzentrieren müssen. "Vielleicht sollten
alle beim THW Kiel in den kommenden Wochen diese Schublade wieder
aufmachen, sich zurückerinnern an die Riesenerfolge dieses Jahres."
Es sei unglaublich, so
Klein, was der THW Kiel in diesem Jahr geleistet
habe. "Und wenn diese Schublade mit den Erinnerungen an die Meisterschaft,
den Champions-League-Sieg und die tolle Feier auf dem Rathausplatz
wieder offen ist, werden alle wieder sehen, was die Mannschaft und
die Fans zu leisten imstande sind." Diese Rückbesinnung am Ende eines
"unglaublichen Jahres" könne einen großen Schub Motivation für das
kommende geben. "Wir brauchen wieder diese Euphorie, die uns bisher
ausgezeichnet hat. Man hat als Spieler einfach mehr Spaß, wenn es gut
läuft. Da wollen wir wieder hinkommen", kündigt
Dominik Klein
an. "Natürlich ist es eine neue Situation, mit einem solchen Rückstand
auf Hamburg in die Rückrunde zu gehen", räumt der Linksaußen im Gespräch
mit dem THW-Hallenhaft "ZEBRA" ein, "aber dafür sind wir selbst
verantwortlich. Also sind wir auch selbst dafür verantwortlich, wieder
zu unserem Selbstbewusstsein zurückzufinden."
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Bester Feldtorschütze des DHC ist Linkshänder Kristian Nippes
mit bislang 58 Toren.
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DHC |
Der DHC Rheinland, der bis zur vergangenen Saison noch unter dem
Namen "TSV Dormagen" firmierte, kommt scheinbar als abschließender
Gegner für die müden THW-Beine wie gerufen: Nachdem die Rheinländer
in der vergangenen Saison dem Abstieg wieder einmal in letzter Sekunde
von der Schippe spangen und in den Relegationsspielen den Nord-Zweiten
TV Emsdetten knapp mit einem Tor besiegten, steht man auch in dieser
Spielzeit wieder mit dem Rücken zur Wand. Fünfzehn Mal verließ die
Mannschaft von Trainer Kai Wandschneider in der Hinrunde das Parkett
mit hängenden Köpfen und ohne Punktgewinn. Ohne einen einzigen
Heimzähler, mit nur 4:30 Punkten und lediglich zwei Auswärtssiegen
bei MT Melsungen (28:24) und der TSG Friesenheim (29:28) belegte der
DHC abgeschlagen den letzten Tabellenplatz mit fünf Punkten Rückstand
zum rettenden Ufer. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es aber am
vergangenen Wochenende: Zum Rückrundenauftakt gelang im heimischen
Dormagener Sportcenter endlich der ersehnte Befreiungsschlag gegen
den TuS N-Lübbecke. Zwanzig Sekunden vor Schluss setzte Linksaußen
Maximilian Holst den entscheidenden Treffer zum 25:24-Sieg gegen
müde wirkende Ostwestfalen. Dabei zeigte der 21-Jährige Nervenstärke
vom Siebenmeterpunkt, nachdem er erst eine Minute zuvor mit einem
Strafwurf an TuS-Keeper Putera gescheitert war. "Ich freue mich natürlich
für die Jungs", war DHC-Coach Kai Wandschneider nach dem langen Warten
auf die ersten Heimpunkte erleichtert. "Die Waage schlug heute in
unsere Richtung aus", bewertete er den Erfolg auch als "etwas glücklich"
- nach zuletzt mehreren knappen Niederlagen (siehe auch
Gegnerkurve DHC Rheinland und
Tabelle der TOYOTA-HBL). "Es ist sicher
gut, dass wir das positive Gefühl mit in die lange Winterpause nehmen
können", sagte DHC-Teammanager Thomas Dröge. "Wir haben gezeigt, dass
wir auch gegen Mannschaften mit ein bisschen mehr Kragenweite gewinnen
können."
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Hannes Lindt kam erst im November nach Dormagen und erzielte
in den ersten acht Partien 21 Treffer.
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DHC |
Den
Kader des DHC Rheinland haben wir Ihnen
bereits im
Vorbericht zur Hinrundenpartie,
die der THW Kiel nach einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang
mit
32:25 gewann, ausführlich vorgestellt. Neu
hinzugekommen ist seitdem noch Linkshänder Hannes Lindt. Der 24-jährige
Rückraumspieler, der bereits bei Concordia Delitzsch und dem SC Magdeburg
Bundesliga-Erfahrung sammelte, war zuletzt bei der HSG Frankfurt RheinMain
in der zweiten Bundesliga Süd aktiv. Bis zu seinem Wechsel zum DHC am
11. November war Lindt in Frankfurt mit 75 Treffern in elf Partien
Top-Goalgetter - eine Quote, die er in Dormagen nicht wird halten können,
zumal er sich seine Position im rechten Rückraum mit Junioren-Nationalspieler
Kristian Nippes und dem Isländer Ari Thor Sigtrygsson teilt.
Auch wenn die von DHC-Teammanager Dröge angesprochene Kragenweite des THW Kiel
am Mittwoch voraussichtlich eine Nummer zu groß für den DHC Rheinland sein
dürfte, werden die "Zebras" den Gegner sicherlich nicht auf die leichte
Schulter nehmen. Denn vor gerade einmal zwei Jahren entführte der TSV Dormagen
am 1. Spieltag der Saison 2008/09 beim 26:26-Unentschieden
einen Punkt aus der Sparkassen-Arena - es ist allerdings bislang der einzige
bei insgesamt 16 Pflichtspielen an der Kieler Förde (siehe
Gegnerdaten DHC Rheinland).
Dominik Klein verspricht zum Jahresabschluss
daher auch: "Wir wollen gegen Dormagen dafür sorgen, dass auch unsere
Fans die Erinnerung an einen schnellen THW mit in die Winterpause nehmen."
Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Sparkassen-Arena-Kiel sind
Pawel Fratczak und Paulo Ribeiro.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2010:
Nimmt Dormagen Abschied?
Schlusslicht der Handball-Bundesliga wohl zum letzten Mal in Kiel
Dormagen. Seine Erwartungen? Kai Wandschneider
(51), Trainer des DHC Rheinland, muss nicht lange
überlegen. "Wir wollen gut ankommen und gesund
bleiben." Was sich nach Strategie anhört, um
einen hohen Favoriten einzuschläfern, klingt in diesem
Fall glaubhaft. Selten war eine Mannschaft in Kiel so
chancenlos wie der Tabellenletzte der Handball-Bundesliga,
der heute Abend (Anpfiff 20.15 Uhr) die "Zebras" aus einem
erfolgreichen Jahr verabschiedet.
Höchstwahrscheinlich wird der DHC, der 1993 als
TSV Bayer das Pokal-Finale erreichte, zum vorerst
letzten Mal in Kiel zu besichtigen sein. Die Eckdaten
sind beängstigend: Sechs magere Punkte auf dem Konto
und nach der Pleite des Hauptsponsors, dem Jobportal HRC,
ein 300 000-Euro-Loch im ohnehin nicht üppigen Etat
(1,6 Millionen). Allerdings feierte der DHC am Sonntag
gegen den TuS N-Lübbecke nach zehn Monaten den ersten
Heimsieg (25:24). "Die Mannschaft lebt", sagt Wandschneider,
der auf seine junge, unerfahrene Truppe stolz ist.
Auf Spieler wie den 21-jährigen Max Holst, der als
zweiter Linksaußen verpflichtet wurde und nun als
Mittelmann beeindruckt. Holst war es auch, der gegen
Lübbecke kurz vor dem Abpfiff den entscheidenden
Siebenmeter verwandelte. "Die Frage ist, ob diese Region
einen Bundesligisten tragen kann", sagt Wandschneider,
der Spieler wie Adrian Pfahl, Christoph Schindler
(Gummersbach) und Torge Johannsen (Hannover) formte. "So
wie es aussieht, kann sie es nicht. Politik und Wirtschaft
haben kaum etwas unternommen, seit Bayer sich als Sponsor
zurückgezogen hat."
Der Diplom-Sportlehrer, der den Verein vor zehn Jahren in der
Regionalliga West übernommen hatte, will im Januar über seine
Zukunft entscheiden. "Eines ist schon jetzt klar: So eine Saison
wie diese tue ich mir nicht noch einmal an. So eine wie die
vergangene auch nicht." Damals rettete sich sein Team über die
Relegation zwar vor dem Abstieg, blickte dann aber ohne Zeit und
Geld auf einen abgeräumten Transfermarkt.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2010)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - DHC Rheinland:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
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Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - DHC Rheinland
(geplante Einblendungen um 20.30 Uhr, 21.00 Uhr, 21.30 Uhr
und in der Schlussphase gegen 21.45 Uhr; nach dem Spiel Berichte um 22 Uhr und am
nächsten Morgen zwischen 5 und 10 Uhr; Reporter ist Stefan Brasse)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
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Internet:
Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter
www.kn-online.de/thw.
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.