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04.09.2011 Mannschaft

Zebra-Journal: Stefan Kretzschmar: Einfach unglaublich, dieser Rückraum

Experte nimmt THW unter die Lupe - Fazit: Beste Mannschaft der Welt

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:

Wie gut ist der THW Kiel? Wo hat der Rekordmeister Baustellen? Für das "Zebra"-Journal griff Sporti-Experte Stefan Kretzschmar zur Lupe, schaute sich Spieler, Mannschaftsteile und den Trainer ganz genau an. Fazit des immer noch bekanntesten deutschen Handballers aller Zeiten: Kiel hat die beste Mannschaft der Welt.
Rückraum:
Einfach unglaublich. Mit Jicha, Narcisse, Andersson und Ilic hat der THW vier der fünf besten Rückraünispieler. Und: Palmarsson ist eines der größten Talente der Welt. Überrascht hat mich, dass Ilic solche Startschwierigkeiten hat. In Gummersbach war er auf seiner Position der überragende Spieler der Bundesliga gewesen. Ich kann mir das nur mit dem Bayern-München-Syndrom erklären. In Kiel sind viele Stars, damit muss auch ein Star erst einmal leben lernen. Was Jicha macht, hat mit dem Sport meiner Tage nicht mehr viel gemein. Wie er aus zwölf Metern die Bälle einschweißt, ist schlicht eine Sensation. Zuletzt hatte aber auch er Aussetzer. Ein Grund mit, warum Kiel nur Zweiter wurde.
Kreis:
Ein gesunder Ahlm ist Weltklasse. Er hat dieses Spiel wirklich verstanden. Es wird unterschätzt, welche Bedeutung er auch für den Rüekraum hat, welche außergewöhnliche Qualität er hat, Sperren für die Schützen zu,stellen, Ihnen den Weg frei zu machen. Aber wenn ich mir das Gespann betrachte, ist der Kreis eine der wenigen Positionen, auf denen Hamburg besser ist. Dragicevic ist beweglich und hat einen unglaublichen Körper. Eigentlich müsste er mit dem auch ein guter Abwehrspieler sein, die Gegner Respekt haben vor. ihm. Haben sie aber nicht, weil er sich oft schülerhaft verhält. Ich glaube, er ist einfach zu nett für die Bundesliga, die eine Nummer zu groß ist. Mit Wiencek (kommt 2012, d. Red.) hat Kiel einen guten Griff gemacht. Er könnte auch in der Nationalmannschaft die Lücke schließen, die wir seit Jahren haben. Ahlm/Wiencek< - das wäre mein THW-Gespann für die Saison 2012/2013.
Außen:
Traditionell sind die Außen in Kiel nicht so wichtig, hier regiert der Rückraum. Ich hoffe, dass Sprenger, mit dem ich gut befreundet bin, einmal verletzungsfrei bleibt. Er ist pfeilschnell und einer der besten Rechtsaußen der Welt. Zudem ein echter Wettkampf-Typ. Mit Klein gibt es auf der anderen Seite einen, der zwar lange nicht so viele Wurf Varianten hat wie ein Uwe Gensheimer (RN-Löwen, d. Red.). Aber er hat eine unglaubliche Athletik, beherrscht die 5:1-Deckung und ist mit seiner Art, die Mannschaft zu pushen, ein echter Energizer. Lundström ist eine gute Ergänzung. Das gilt für Reichmann nicht. Er hat riesiges Potenzial, hätte aber nicht in so jungen Jahren zum THW gehen sollen. Ein 17-jähriger Fußballer geht auch nicht gleich zu Real Madrid. Kiel ist kein Ausbildungsbetrieb. Ein Außen sollte zudem in der Lage sein, 60 Minuten durchzuspielen. Ein guter Spieler reicht allein nicht.
Abwehr:
Ich habe mich gewundert, dass Kubes es so schwer hatte. Gerade er und Jicha, die auch in ihrer Nationalmännschaft den Mittelblock stellen, harmonierten anfangs nicht. Aber auch die Absprache mit den anderen Nebenleuten stimmte nicht. Er hat gehobenes Niveau, aber vielleicht passt ein reiner Abwehrspezialist nicht zu der sonst so beweglichen Deckung der Kieler, die zudem 60 bis 65 Angriffe pro Spiel laufen. Aufgrund seiner Statur ist er für die THW-Deckung aber schon eine wichtige Größe.
Torhüter:
Andere Vereine haben ein Duo, Kiel nicht. Palicka kann ich gar nicht beurteilen, den habe ich noch nie gesehen. Ich kann nicht verstehen, warum ein junger Torhüter zu einem Verein geht, in dem Titi (Omeyer, d. Red.) spielt. In dessen großen Schatten hat er keine Einsätze, aber genau die brauchte er. Titi steht über allen, er wurde für Trophäen geboren. Ein verrückter Typ, im positiven, aber auch im negativen Sinne. Wie er nach dem Champions-League-Sieg 2010 wie ein Stier durch die Reihen der Spanier gerast ist, zeigt, unter welchen Druck er sich setzt. In großen Spielen macht seine mentale Stärke aber den Unterschied aus. Er ist das Maß aller Dinge.
Trainer:
Ich habe ihn in Magdeburg erlebt, er ist einer der besten Trainer, die ich je hatte. Seine Ansprache, die Video-Vorbereitung, das Athletik-Training - alles großartig. Sehr eigen ist er aber was die Nachbereitung einer Niederlage angeht. Die nimmt er sehr persönlich. Er ist erfolgsbesessen, Handball ist sein Leben. Da gibt es keine Kompromisse. Ich würde mir für ihn wünschen, dass sein Blick auf verlorene Spiele nüchterner wird.,

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)


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