 |
War nicht zu stoppen: Daniel Narcisse zeigte eine starke Partie.
©
Victoria Weihs |
Der THW Kiel hat seine weiße Weste in der TOYOTA Handball-Bundesliga auch im
zwölften Saisonspiel gewahrt: Gegen den TBV Lemgo gewannen die Kieler am Sonnabendabend
vor 10285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena klar mit 35:26 (16:10). Dabei hatten
die Zebras lediglich in der ersten Hälfte Probleme mit den Ostwestfalen.
Kim Andersson
erzielte sieben Treffer, stark spielte auch
Daniel Narcisse.
Daniel Kubes stellte mit fünf Treffern eine persönliche Bestmarke auf:
Noch nie hatte der Kreisläufer zuvor im THW-Trikot soviele Tore erzielt.
Den Sieg gegen den TBV musste
Marcus Ahlm allerdings mit einer
schweren Knieverletzung bezahlen. Der Kreisläufer war in der 13. Minute unglücklich mit
Sebastian Preiß zusammengestoßen und humpelte vom Feld. Ein erster
Verdacht auf einen Kreuzbandriss erhärtete sich nicht, die Schwere seiner Verletzung müssen nun
weitere Untersuchungen zeigen. Der Schwede wird den Kielern auf jeden Fall längere Zeit nicht
zur Verfügung stehen. Und auch
Aron Palmarsson verließ das Feld vorzeitig:
Der Isländer spürte kurz vor Schluss nach einer Sperre ein Knacken in der linken Schulter, auch
bei dem Mittelmann stehen nun intensive Untersuchungen an.
Gedenken an Methe/Methe
Die Partie stand natürlich im Schatten des plötzlichen Unfalltodes von Bernd und Reiner Methe
am Vorabend. Beide Mannschaften liefen mit Trauerflor auf, nach dem Anpfiff wurde die
Partie für eine Schweigeminute unterbrochen. Das Schiedsrichter-Gespann
Lars Geipel und Marcus Helbig
stand Arm in Arm mit der Spielaufsicht Uwe Stemberg, alle Zuschauer erhoben sich von den Plätzen, und die
Spieler verharrten mit gesenkten Köpfen auf der Platte. Das Schweigen von 10285 Zuschauern in der
sonst so lauten Sparkassen-Arena war Ausdruck des Schocks und der Fassungslosigkeit
über den plötzlichen Tod der
Unparteiischen und ein Zeichen des Mitgefühls mit den Familien der Methe-Zwillinge.
Blitzstart des THW
Auch wenn beide Mannschaften nach dem Beginn des Spiels sichtlich bedrückt waren, so erwischten die
Kieler doch den deutlich besseren Start:
Christian Zeitz und
Marcus Ahlm
nach einem Traumpass von
Filip Jicha brachten die 2:0-Führung, ehe Florian
Kehrmann in der dritten Minute der erste Gäste-Treffer gelang. Doch die Kieler legten nach: Mit einer
flinken, offensiven Abwehr, in der
Daniel Narcisse steter Störenfried des
TBV-Aufbauspiels war, setzte der THW die Ostwestfalen unter Druck. Erneut
Ahlm und
Jicha sowie
Narcisse mit einem mit 103 km/h
abgeschlossenen Gegenstoß erhöhten auf 5:1. Doch dann schlichen sich auch bei den Kielern Fehler ein.
Im Angriff wurde zu früh abgeschlossen, was Lichtleins Paraden-Konto gut tat, und in der Abwehr ließ man nun
einige gute Aktionen der Gäste zu. Nach 13 Minuten waren die durch einen Treffer von
Sebasttian Preiß
beim 6:7 wieder in Reichweite. Lichtlein parierte einen
Ilic-Siebenmeter - es war erst
der zweite vergebene Strafwurf des Serbens in dieser Saison -, dann folgte der
Ahlm-Schock, gegen den
vor allem
Daniel Narcisse anarbeitete: Unrermüdlich rackerte dieser in der
Abwehr, und im Angriff zog er alle Register seiner Flug-, Wurf- und Trickkünste. Er erzielte auch die
erneute Kieler Drei-Tore-Führung zum 9:6, dann sprang
Christian Zeitz nach
einer unglücklichen Abwehraktion vor Schmerzen an der Bande hoch und musste sich an der Seitenlinie
behandeln lassen.
Kurz den Faden verloren
Die Mannschaftsbetreuer hatten auf der Bank Schwerstarbeit zu verrichten, und offenbar ließen sich
die spielenden Zebras allzu sehr vom Gesundheitszustand ihrer Mitspieler ablenken. Immer wieder
ging der besorgte Blick in Richtung Bank, worunter die Konzentration litt. Lemgo verkürzte durch einen
tollen Wackler von Patrail und einen Siebenmeter von Liniger auf 8:9 (16.). Trainer
Alfred Gislason
erkannte die Verunsicherung seiner Jungs und bat sie zur Auszeit. Offenbar war das das richtige Signal:
Thierry Omeyer fischte sich nun ein paar Bälle hinter einer wieder
aufmerksameren Deckung. Der Kieler Keeper entschärfte erst einen Patrail-Wurf
und dann auch den Nachwurf von Kehrmann und setzte so ein Signal in Richtung Publikum und Mitspieler.
Die gingen deutlich konzentrierter zur Sache.
Narcisse und
Kim Andersson hämmerten Gegenstöße in die Maschen, dann bediente der
starke Franzose
Andersson, der den Ball hinter dem Rücken weiter zu
Sprenger spielte. Der Rechtsaußen, zuvor mit einem Gegenstoß an Lichtlein
gescheitert, machte es jetzt besser und vollstreckte zum 12:8 (23.). Als Patrail zum 10:13 verkürzte (27.),
war das das letzte Aufbäumen der TBV-Offensive:
Ilic vom Siebenmeter-Strich,
Andersson mit einer feinen Einzelleistung und erneut
Sprenger
erhöhten bis zum Pausenpfiff auf 16:10.
Klare Sache
 |
Bester TBV-Werfer: Mait Patrail.
©
Victoria Weihs |
Engagiert begannen die Kieler auch in der zweiten Hälfte.
Kubes verwertete
ein "Pfosten-Anspiel" von
Andersson, der kurz darauf selbst vollstreckte.
Dann passte
Omeyer auf den freien
Jicha, der eiskalt
zum 19:12 vollstreckte (33.). Die Partie nahm nun an Rasanz zu, beide Teams agierten mit der
Schnellen Mitte und suchten schnell den Abschluss. Für die Vorentscheidung sorgte
Daniel Kubes:
Erst drehte sich der Tscheche um seinen Gegenspieler herum und markierte mit einem Aufsetzer das
21:14, dann legte er kurz darauf mit einem Gegenstoß nach. Sein Torjubel riss auch die Fans mit,
die fortan einen zum Teil zaubernden und mit viel Spielfreude agierenden THW zu sehen bekamen.
Sprenger vollendete einen Gegenstoß aus elf Metern,
Omeyer
glänzte erneut mit einer Doppelparade,
Andersson traf aus dem linken
Rückraum in den Winkel,
Palmarsson verwertete mit Wucht und Dynamik eine
Schnelle Mitte, ehe
Andersson sich hoch in die Luft schraubte und zum
29:20 (49.) traf. TBV-Trainer Dirk Beuchler reagierte und gab nun auch seinen jüngeren Spielern die
Chance, sich in der Sparkassen-Arena zu beweisen.
Viele Wechsel
 |
Auch Filip Jicha erwischte es: Er musste mit einer Platzwunde
vom Platz.
©
Victoria Weihs |
Auch
Gislason ließ seine verbliebenen Akteure zum Teil rasant
rotieren.
Ilic machte nach seiner Fersen-Entzündung die ersten
Abwehr-Schritte,
Zeitz kehrte auf die Platte zurück, und auch
der angeschlagene
Lundström musste ran.
Palicka
löste
Omeyer ab,
Filip Jicha vertrat
Kubes am Kreis: Trotz aller Wechsel litt der Spielfluss des THW nicht.
Und auch die Stimmung kehrte zurück in den Handball-Tempel: Als der junge Julian Possehl
Palicka zum vermeintlichen 23:31 überwunden hatte, der Ball aber wie von
Zauberhand am Torwinkel kleben blieb, feierte
Palicka spitzbübisch die
"Parade". Im Angriff wollten die Zebras auch noch etwas für die Galerie spielen, dies schlug jedoch
fehl: Mit drei Treffern in Folge betrieben die Ostwestfalen, bei denen Mait Patrail mit fünf Treffern
erfolgreichster Werfer war, Ergebniskosmetik.
Reichmann und
Jicha
zelebrierten einen Rückraum-Kempa,
Kubes drosch einen Gegenstoß mit
104 km/h in die Maschen, und
Zeitz und
Reichmann
setzten den Deckel auf eine Partie, die im Schatten der schlimmen Ereignisse des Vortages stand.
Für die Kieler gilt es nach der Verletzung von Marcus Ahlm, noch enger
zusammenzurücken. Denn der Spielplan der kommenden Wochen hat es in sich. Am Mittwoch fordert die
HSG Wetzlar die Zebras, bevor Partizan Belgrad am Sonntag in der Sparkassen-Arena und dann am Mittwoch in
Serbien gleich zwei Mal die volle Konzentration des THW erfordert.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Es war ein sehr eigenartiges Spiel. Stimmung wollte angesichts der Ereignisse gestern
nicht aufkommen. Ich bin sehr traurig über das Unglück,
es zeigt wieder einmal, dass es Wichtigeres gibt als den
Sport und unseren Alltag.
Unsere Abwehr stand zu Beginn des Spiels ordentlich, vorne waren wir aber
etwas zu zaghaft, so dass wir uns erst mit einem Endspurt zur Pause absetzen konnten. Der
Ausfall von Marcus trifft uns hart, er wird uns fehlen. Wenn er uns
länger fehlen sollte, wären wir darauf nicht vorbereitet. Aber unser Mannschaftsarzt hat zumindest
einen Kreuzbandriss ausschließen können. Auch die Schulter von
Aron Palmarsson wirft Fragen auf, er hat bei einer Sperre von hinten
ein Knacken in seiner linken Schulter gespürt. Sollten beide ausfallen, war das ein
teurer Spieltag.
Loben muss ich Daniel Kubes als Vertretung von Marcus.
Vor allem gegen Ende hin wurde Daniel immer besser. Es war ein
schwieriges Spiel, auch wenn das Ergebnis etwas anderes aussagt. Ich bin froh, dass wir die
Partie mit einem Sieg hinter uns gebracht haben.
Natürlich wird Milutin Dragicevic in den nächsten Spielen seine Chance
bekommen. Ich hoffe, dass er diese Chancen nutzen wird. Heute habe ich mich vielleicht zu früh
für Henrik Lundström als "Nachrücker" entschieden, sodass wir
zeitweilig mit Filip Jicha am Kreis spielen mussten.
TBV-Trainer Dirk Beuchler:
Es war uns vorher klar, dass es hier beim Tabellenführer super schwer werden würde. Für uns
war das ein besonderes Spiel. Vorher habe ich meinen Jungs gesagt, dass sie mit Freude und
Selbstbewusstsein diese Partie genießen sollen. Denn die Stimmung in der Sparkassen-Arena ist das
Beste, was es in Handball-Deutschland gibt. Leider haben wir zu Beginn viele technische Fehler
gemacht und lagen schnell 1:5 hinten. Dann haben wir uns besser organisiert, sind auf ein Tor
heran gekommen. Leider lagen wir dann zur Pause wieder mit sechs Toren hinten.
Mit der zweiten Halbzeit bin ich einigermaßen zufrieden. Der THW ist eine Top-Mannschaft,
die jeden Fehler bestraft. Davon hatten wir heute leider ein paar zuviel.
Ich habe dann früh durchgewechselt,
damit alle das hier genießen können.
Das Kieler Publikum hat ein feines Gespür für die Situation. Ich kenne die Sparkassen-Arena
normalerweise als Tollhaus. Aber heute lag ein Schatten auf dem Handball, der allen sehr nahe
gegangen ist. Die Reaktion des Kieler Publikums war imposant.
Wir haben als TBV hier die Rolle gespielt, die uns zugedacht war. Aber wir haben die richtigen
Leute, um wieder etwas aufzubauen, dafür werden wir aber einige Jahre brauchen. Unser Ziel ist es,
dann wieder den europäischen Wettbewerb zu erreichen. Für uns ist dieses Jahr keine leichte Situation, wenn
man erstmals seit 15 Jahren nicht international spielt.
Heute war es für alle schwierig, sich auf das Spiel einzustellen. Alle waren sehr bedrückt,
wir hatten uns auch Gedanken gemacht, den kompletten Spieltag abzusagen, letztlich
hat sich die HBL dann anders entschieden. Unser Mitgefühl gilt jetzt den Familien
von Bernd un Reiner Methe. Sollten sie Hilfe benötigen, steht der THW mit seiner Mannschaft
dafür natürlich zur Verfügung.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Die Sache mit den Schiedsrichtern war ein totaler Schock.
Nach der Schweigeminute kam niemand richtig ins Spiel. Es war sehr komisch,
wichtig ist, dass man solche Spiele am Ende gewinnt.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Ich habe die Methes auf einer langen gemeinsamen Busfahrt zu
einem Länderspiel in Island näher kennengelernt.
Das waren gute Jungs, außerhalb und auf dem Spielfeld.
Es tut mir sehr, sehr leid.
THW Kiel:-
Omeyer (1.-49., 13 Paraden),
Palicka (49.-60., 2 Paraden);
Andersson (7),
Lundström,
Sprenger (4),
Ahlm (2),
Kubes (5),
Reichmann (1),
Zeitz (4),
Palmarsson (1),
Narcisse (4),
Ilic (2/2),
Klein (1),
Jicha (5);
Trainer: Gislason
TBV Lemgo:-
Lichtlein (1.-49., 9 Paraden),
Dresrüsse (49.-60., 3 Paraden);
Johanson,
Preiß (3),
Bechtloff (1),
Patrail (5/2),
Kehrmann (4),
Strobel (3),
Possehl,
Liniger (4/2),
Dietrich (1),
Niemeyer (2),
Schneider (3);
Trainer: Beuchler
- Schiedsrichter:
-
Lars Geipel / Marcus Helbig
- Zeitstrafen:
-
THW: 2 (Zeitz (17.), Kubes (29.));
TBV: 2 (Preiß (21.), Dietrich (60.))
- Siebenmeter:
-
THW: 3/2 (Lichtlein hält Ilic (15.));
TBV: 5/4 (Liniger gegen Omeyer an den Pfosten (18.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0 (2.), 2:1, 5:1 (6.), 5:3 (9.), 6:4 (11.), 7:4, 7:6 (12.), 9:6, 9:8 (16.), 12:8 (23.),
13:9, 13:10 (27.), 16:10;
2. Hz.: 16:11, 17:12 (33.), 19:12 (35.), 20:13, 21:14 (37.), 22:15, 23:16 (40.), 25:18 (44.), 26:19,
27:20 (47.), 29:20 (49.), 31:22 (51.), 32:25 (58.), 35:26.
- Zuschauer:
-
10285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011:
Ein Spiel im Schatten
Methe-Drama überlagerte THW-Sieg über Lemgo - Ahlm erlitt schwere Knieverletzung
Kiel. Deutschlands Handball trägt Trauer nach dem
tragischen Unfalltod der Methe-Zwillinge. Auch auf
dem THW-Heimspiel am Sonnabend gegen TBV Lemgo
lag ein lähmender Schatten. Spieler, Betreuerstäbe
und Zuschauer ehrten die Verunglückten vor der Partie
mit einer beeindruckenden Gedenkminute. Anschließend
benötigten die Aktiven eine lange Anlaufzeit,
um sich freizuspielen. Letztlich gewannen die
"Zebras" diese einseitige Partie mit 35:26 (16:10) Toren,
errangen den zwölften Sieg im zwölften Spiel.
Hallensprecher Rolf Körting bat in der ausverkauften
Sparkassen-Arena mit andächtigen Worten um das Gedenken für
die Verunglückten, Spielausschuss-Vorsitzender Uwe
Stemberg, Lars Geipel und Marcus Helbig, die angesetzten
Unparteiischen, rückten ganz nah zusammen, ergriffen
gegenseitig ihre Schultern. Diese Gedenkminute war
wirklich eine, in der Arena lag greifbare Stille. "Wir haben
die beiden sehr gut gekannt, dann gibt es auch eine sehr
emotionale Beziehung zum Gedenken", beschrieb THW-Kapitän
Marcus Ahlm seine
Gefühle. Richtig abschütteln können, so Ahlm, habe aber
niemand die schrecklichen Ereignisse.
"Verdrängen kann am so etwas nicht."
Für Ahlm war die Partie
nach zwölf Minuten beendet. Bei einem unspektakulären
Zusammenstoß wurde das Knie des THW-Kreisläufers überdehnt,
Ahlm humpelte zur
Auswechselbank. Zunächst habe er das Schlimmste, einen
Kreuzbandriss, nicht ausschließen können, erklärte
Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker.
Die Nachuntersuchung brachte Erleichterung. "Wir gehen von einem Innenbandschaden
aus, eine Überdehnung oder ein Anriss."
Endgültige Klarheit soll heute die MRT-Untersuchung erbringen.
Verletzungspech beklagten
auch Christian Zeitz und Aron Palmarsson.
Zeitz erlitt eine schmerzhafte Knieprellung,
konnte später allerdings wieder mitwirken, Palmarsson
schied kurz vor dem Abpfiff mit einer Schulterverletzung
aus, erntete sorgenvolle Blicke seines Trainers. Doch auch
Palmarsson gab Entwarnung.
"Halb so schlimm", beruhigte der junge Isländer später.
Die Verletzung seines Kapitäns und Kreisläufers traf Gislason
dagegen schwer. "Egal, wie die Diagnose ausfallen wird. Fest steht, dass
Marcus mindestens einige Wochen ausfallen
wird", erklärte Kiels Trainer. Damit ist eingetreten,
was schon vor der Saison ein Thema war. Fällt Marcus Ahlm
aus, fehlt dem Rekordmeister die Alternative. "Darauf sind
wir nicht vorbereitet", erklärte auch Gislason, "das wird uns
treffen." Milutin Dragicevic, in
den vergangenen Wochen so gut wie ohne Spielpraxis, und
Abwehrrecke Daniel Kubes müssen jetzt die Lücke schließen.
"Die beiden sind gefordert",
sagt Gislason.
Gegen Lemgo zeigte Daniel Kubes, dass er mehr sein kann
als nur ein Spezialist fürs Tore verhindern. Fünfmal traf der
kantige Tscheche in der zweiten Halbzeit, trug mit seinen
Toren dazu bei, dass die Gäste nach dem Halbzeit-10:16 auch
in den zweiten 30 Minuten nie ernsthaft am Sieg der Kieler
rütteln durften. Den "Zebras" genügte eine grundsolide Abwehrleistung
und die individuelle Klasse Einzelner im Angriff.
Linkshänder Kim Andersson war mit sieben Treffern
erfolgreichster Torschütze, wurde zum "Spieler des Tages" gekürt und mit
einer Riesenflasche Schampus belohnt. Eine Augenweide in
Angriff und Abwehr war erneut der elegante und gewohnt
spritzige Daniel Narcisse, der
Franzose brachte es auf vier
Tore. Einen durchwachsenen Tag erwischte Filip Jicha, dennoch
half Kiels Rückraum-Ass seinem Team mit fünf Treffern.
Rechtsaußen Christian Sprenger
ist nach seiner Verletzungsserie hungrig zurück, traf viermal,
zum Teil spektakulär.
Er sei von seiner Mannschaft enttäuscht gewesen, beschwerte
sich später TBV-Manager Fynn Holpert. "Wenn du als junger Spieler in solch' einer
Halle, gegen solch' eine Weltklasse-Mannschaft
spielst, dann musst dich zerreißen. Das hat mir heute gefehlt."
Trainer Dirk Beutler hatte das Spiel bereits 15 Minuten
vor dem Ende verloren gegeben, wechselte im Block
drei Nachwuchsspieler ein. Der 18-jährige A-Jugendliche
Marcel Niemeyer bedankte sich mit Engagement und zwei
Toren, was ihm prompt die Schampusflasche als bester
TBV-Akteur einbrachte. Weltstar Kim Andersson stiftete
dem jungen Mann dazu anerkennenden Beifall. Ein Abend,
den Niemeyer so schnell nicht vergessen, vor allem aber beflügeln
dürfte.
Beim THW hätte man sich Gedanken gemacht, die Partie
wegen des Methe-Dramas ausfallen zu lassen, erklärte THW-Manager
Klaus Elwardt in der
Pressekonferenz. "Letztlich haben wir uns aber dem Willen
der Handball-Bundesliga beugen müssen. Leicht ist das niemandem
gefallen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011)