25./26.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 26.01.2012 | EM 2012 |
Update #3 | KN-Bericht und Stimmen ergänzt ... |
Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt. |
Auf der anderen Seite aber lief es im deutschen Angriffsspiel recht gut - obwohl die Polen mit einer 5+1-Deckung mannbezogen gegen Holger Glandorf überraschten. Doch Michael Haaß, Lars Kaufmann und später Sven-Sören Christophersen nutzten den Raum aus und spielten immer wieder die Außen und Kreisläufer Christoph Theuerkauf frei. So entwickelte sich eine torreiche, bisweilen rasante Partie, in der Polen stets vorlegte, Deutschland sich aber zunächst nicht abschütteln ließ. Erst, als Christophersen verzog und Sprenger den Ball verlor, konnte sich Polen durch einen Jaszka-Doppelpack einen Vier-Tore-Vorsprung erarbeiten (14:10, 21.). Doch das DHB-Team kämpfte sich noch vor dem Seitenwechsel zurück: Angetrieben vom bärenstarken Dominik Klein, dem in der Abwehr Ballgewinne gelangen und auch im Angriff glänzte, konnte Deutschland schnell wieder egalisieren. Der Kieler Linksaußen setzte dabei besondere Akzente, traf nach eigenem Steal zum 15:15- und per schneller Mitte zum 17:17-Ausgleich, verpasste aber kurz vor der Pausensirene das erneute Unentschieden im Kempaversuch mit Sven-Sören Christophersen.
Nach dem Seitenwechsel ergab sich das gleiche Bild: Polen legte weiter vor, die Deutschen antworteten zumeist postwendend. Die Mannschaft von Martin Heuberger versuchte weiterhin die eigene Deckung zum gewohnten Bollwerk zu entfalten, dabei sollte auch die Hereinnahme des nachnominierten Martin Strobel helfen. Leider schwächte sich das DHB-Team immer wieder selbst durch dumme Zeitstrafen, die ihnen von den spanischen Schiedsrichtern aufgebrummt wurden.
Als Oliver Roggisch zum zweiten Mal auf die Bank musste und Tluczynski per Strafwurf zum 29:25 (47.) traf, wurde es langsam eng. Doch erneut ging ein Ruck durch die deutsche Mannschaft, die nun neun Minuten lang kein Gegentor mehr zulassen sollte. Glandorf traf zum 26:29, wenig später glänzte auch endlich der spät eingewechselte Kapitän Pascal Hens mit einem Duseltor zum 27:29 und einem tollen Anspiel auf Christian Sprenger, der den Anschluss wieder herstellte. Als Tluczynski dann sogar einen Strafwurf neben das Tor von Silvio Heinevetter setzte, gelang Michael Haaß gar der Ausgleich. Das Momentum lag nun eindeutig auf Seite der Deutschen, die sich auch nicht von einer Zeitstrafe gegen Dominik Klein aus dem Konzept bringen ließen: Heinevetter parierte gegen Bielecki und Hens gelang die erste Führung für das DHB-Team zum 30:29. Wenig später folgte auch noch Martin Strobel auf die Strafbank, doch Christian Sprenger gelang in der Abwehr ein Ballgewinn und im Gegenstoß gar der Treffer zum 31:29 in doppelter Unterzahl.
Doch der Handballgott hatte kein Happy-End für Deutschland im Angebot: Michal Jurecki nutzte den Platz, um den polnischen Torfluch zu brechen, Hens scheiterte mit einem schwachen Wurf und Bartosz Jurecki gelang der Ausgleich zum 31:31. Dann die folgenschwere 58. Spielminute: Pascal Hens verlor den Ball an Michal Jurecki, Dominik Klein konnte den aufs Tor zustürmenden Krysztof Lijewski nur mit einem Schuber bremsen. Der Linkshänder der Rhein-Neckar Löwen kollidierte dabei unglücklich mit Michael Haaß. Konsequenz aus dieser unschönen Szene: Rote Karte für Klein, ein vom Feld humpelnder Lijewski und ein verletzter Haaß, der mit einer Sprunggelenksverletzung mit einer Trage vom Parkett getragen werden musste. Wisniewski brachte Polen in erneuter Überzahl wieder in Führung, Kaufmann glich aus, doch Michal Jurecki traf im Gegenzug sofort zum 33:32. Deutschland versuchte, im letzten Angriff zumindest noch ein Unentschieden zu retten, doch gelang es ohne Haaß nicht, einen vernünftigen Spielzug aufzubauen.
Da sich Ungarn und Kroatien am Abend 24:24 unentschieden trennten, belegt Slowenien - direkter Konkurrent um einen Platz bei den Olympia-Qualifikationsturnieren - den dritten Platz in der Hauptrundengruppe II, während Deutschland hinter Gruppensieger Serbien, Dänemark und Mazedonien nur den vierten Platz der Gruppe I einnimmt. Somit kommt es am Freitag im "Spiel um Platz 5" zwischen Slowenien und Mazedonien zum "Endspiel" um einen möglichen Platz bei den Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele. Fest steht aber: London wird ohne Klein, Sprenger und Co. auskommen müssen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir sind selbst schuld. Wir hatten zweimal die Chance und konnten sie nicht nutzen. Nur mit Glück kommt man eben nicht ins Halbfinale. Die Polen waren besser, allerdings haben wir 60 Minuten lang in Unterzahl gespielt.
Wir haben gekämpft, aber nicht konsequent genug gespielt. Das ist sehr enttäuschend. Aus meiner Sicht waren einige Entscheidungen der Schiedsrichter falsch, aber so ist Sport.
Im Gegensatz zu den anderen Spielen ist es uns diesmal nicht gelungen, eine stabile Abwehr zu stellen. Und im Angriff haben wir keine Mittel gegen die polnische 5:1-Deckung gefunden. Wir waren nicht gut.
Wir waren nah dran, ein einziges Tor ist nichts. Ich bin durch die Manndeckung nicht zum Zuge gekommen.
Ein hartes, aber durchweg faires Spiel. Unfair waren nur die Schiedsrichter. Vielleicht wollte jemand bei der EHF (Europäische Handball-Föderation, d. Red.) nicht, dass Deutschland ins Halbfinale kommt.
Ich freue mich für meine Mannschaft. Es war ein hartes Spiel, in dem auf beiden Seiten die Torhüter fehlten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2012:
Klein und sein starker Kieler Vereinskollege Christian Sprenger hatten mit ihren 14 Toren die erneut enttäuschende Angriffsleistung übertüncht. Die Hoffnungen einer Mannschaft am Leben erhalten, die diesmal auch in der Abwehr keine Einstellung fand. Die Deutschen hatten 10:14 (21.) und 24:28 (45.) zurückgelegen, doch sie kehrten immer wieder zurück. In der 54. glich Michael Haaß mit einer energischen Einzelaktion zum 29:29 aus. Im Tunnel ging das Licht an, am Ende waren das Halbfinale und die Olympiastadt London zu sehen.
Doch dann hinderte Klein den Polen Krzyztof Lijewski mit einer übermotivierten Aktion am Torwurf und der Linkshänder knallte mit Haaß zusammen. Der Göppinger brach sich das Sprunggelenk, musste mit einer Trage abtransportiert werden, Lijewski hätte die Bank ohne Hilfe auch nicht erreicht und Klein sah die Rote Karte. "Wir haben alle großes Engagement gezeigt, ich in dieser Szene leider zu großes", sagte Klein, der die Kollegen in Unterzahl zurückließ.
Der Tunnel war länger geworden, doch das Licht brannte noch. Pascal Hens und Sprenger trafen zum 31:29, obwohl auch der nachnominierte Michael Strobel auf die Strafbank geschickt worden war. Eine Fehlentscheidung. Eine von vielen. Das Schiedsrichtergespann Lopez/Ramirez konnte sich, um es wohlwollend zu umschreiben, ganz offensichtlich nicht für den deutschen Traum erwärmen.
Doch an den Spaniern allein lag es nicht, dass die Polen gegen eine brüchige deutsche Deckung nun drei Tore in Folge warfen und das Blatt wieder wendeten. Dann glich Lars Kaufmann zum 32:32 aus. Neue Hoffnung, ein Punkt wäre für das Halbfinale wohl zu wenig gewesen. Er hätte aber gereicht, um die Polen in der Tabelle hinter sich zu lassen. Einer Nation, die ebenfalls noch kein Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier besitzt. Wie die Serben, Mazedonier und die Slowenen in der zweiten Hauptrundengruppe. Wenn die EM am Sonntag endet, darf nur eines dieser Länder vor den Deutschen liegen. Oder zwei, wenn die Serben als Europameister direkt nach London reisen.
Doch es blieb nicht beim Unentschieden, Michal Jurecki traf und beendete die Achterbahnfahrt der Polen bei diesem Turnier mit einem Happy-End. Mit einem, das selbst harte Kerle wie seinen Bruder Bartosz berührte. Der mächtige Kreisläufer aus Magdeburg musste seine Tränen unter einem Handtuch verstecken.
"Das haben die Jungs nicht verdient", sagte ein sichtlich erschütterter Bundestrainer Martin Heuberger nach dem Handball-Drama. "Für diesen Kampf hätten wir mindestens mit einem Punkt belohnt werden müssen." Die Chance, die Olympischen Spiele zu erreichen, sortierte er zu diesem Zeitpunkt nur noch als "minimal" ein. Sie sollte nach dem anschließenden Sieg der Dänen, die mit null Punkten in die Hauptrunde gestartet waren, noch kleiner werden.
"Wir waren so knapp davor, unser großes Ziel, die Olympia-Qualifikation, zu erreichen", sagte Klein. "Und dann das. Eine größere Enttäuschung kann es für einen Sportler nicht geben." Nach dem Unentschieden der Ungarn gegen Kroation stand gegen 21.35 Uhr schließlich endgültig fest, dass in London keine deutsche Handball-Mannschaft starten wird.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2012)
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