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26.01.2012 Interview / EM 2012

HBL-Interview mit Dominik Klein: "Ich muss jetzt erst mal den Kopf sortieren"

Dominik Klein: "Mir wird in Kiel immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein."
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Der große Plan war, gemeinsam nach London zu reisen. Isabell Klein mit der Frauen-Nationalmannschaft und ihr Mann Dominik mit den Männern. Jetzt bleiben beide im August daheim. Nach der Niederlage der DHB-Auswahl im letzten Hauptrundenspiel gegen Polen (32:33) hat sich das Thema für beide erledigt. In einem ausführlichen Interview sprach der 28-jährige Linksaußen des THW nicht nur über die Europameisterschaft in Serbien.
HBL:
Nach einem hochdramatischen letzten Hauptrundenspiel ist die EM aus deutscher Sicht zu Ende. Wie fällt unmittelbar nach dem Match Ihr Fazit aus?
Dominik Klein:
Unser Ziel war es immer, eines der beiden Qualifikationstickets für Olympia zu erkämpfen. Das ist uns nicht gelungen. Alles andere ist gegenwärtig noch schwer in Worte zu fassen. Ich kann das noch nicht analysieren. Ich muss nun erst mal den Kopf sortieren, was da genau abgelaufen ist. Da war diese Mannschaft, die alles gegeben hat, um ihr Ziel zu erreichen. Ich bin sicher, dass uns keiner den Vorwurf machen kann, wir hätten nicht gekämpft, so oft, wie wir einen Rückstand aufgeholt haben.
HBL:
Was hat Sie bei dieser EM besonders überrascht?
Dominik Klein:
Die Mazedonier. Die haben sehr konstant auf hohem Niveau gespielt, aber hatten auch Pech. Zweimal unterlagen sie mit einem Tor: einmal gegen uns und dann in der Hauptrunde höchst unglücklich gegen Dänemark. Doch auch in den Gruppen C und D gab es einige unerwartete Ergebnisse. Lediglich die Ergebnisse der Serben waren zu erwarten, weil sie sich hier mit dem Heimvorteil in einen Rausch spielten und zurecht im Halbfinale stehen.
HBL:
Die vielen engen Spiele und die überraschenden Siege vermeintlicher Außenseiter könnten ein Indiz sein, dass die Weltspitze noch enger zusammengerückt ist.
Dominik Klein:
Die Ergebnisse sprechen sicher dafür, aber ich bin mir nicht sicher, ob man das an einer Europameisterschaft festmachen sollte. Ich denke, am Ende dieser Veranstaltung wird sich die individuelle Stärke der Favoriten wieder durchsetzen.
HBL:
Bei der Frauen-WM im Dezember in Brasilien haben Sie die Spiele Ihrer Frau Isabell daheim am Bildschirm verfolgt. Bei der EM nun haben Sie die Rollen getauscht.
Dominik Klein:
Das stimmt. Isi verfolgt die Spiele natürlich daheim am Fernseher und drückt uns die Daumen. Es ist schon fast ein wenig erschreckend, wie wenig Gelegenheit wir in den zurückliegenden zwei Monaten hatten, zusammen zu sein. Aber das ist wohl das Schicksal einer Ehe zweier Leistungssportler.
HBL:
Nach der EM steht für Sie der Bundesliga-Alltag wieder an. Mit 36:0-Punkten sieht es für Sie und den THW sehr gut aus, was den diesjährigen Titelgewinn angeht. Brennt da noch was an?
Dominik Klein:
Das sind Dinge, mit denen ich mich hier bei der EM nicht beschäftigt habe. Ich muss erst das eine aus dem Kopf haben, um mich für das andere wieder zu öffnen. Sicher ist aber, unabhängig vom Ergebnis dieser EM, dass mir in Kiel immer das Gefühl gegeben wird, willkommen zu sein. Sportlich gesehen wird es dann spannend zu sehen sein, wie schnell die Mannschaft wieder ihren Rhythmus finden wird.
HBL:
Ihr Trainer Alfred Gislason könnte froh sein, dass einer seiner Schlüsselspieler, Filip Jicha, nach dem Vorrunden-Aus der Tschechen so früh wieder daheim war, oder?
Dominik Klein:
Das weiß ich nicht, aber diese Frage sollte man Filip selbst besser nicht stellen.
HBL:
Vor dem Rückrundenstart findet in Leipzig das alljährliche All Star Game statt. Ist das eine Veranstaltung, auf die man sich nach der EM und vor dem Ligaalltag freut?
Dominik Klein:
Natürlich würde man sich mehr darüber freuen, wenn man ein positiveren Ausgang der EM gehabt hätte, aber die Fans haben uns auch letztes Jahr nach der WM in Schweden herzlich empfangen, deshalb freu ich mich auf das Spiel.
HBL:
Es ist wirklich erstaunlich, welche Begeisterung die DHB-Auswahl auch im Misserfolgsfall auslösen kann.
Dominik Klein:
Selbst hier in Belgrad spürten wir die Begeisterung der Fans in der Heimat. Das tut gut. Ich erinnere mich auch noch an das Vorbereitungsspiel gegen Ungarn in Bremen beispielsweise. Das war unglaublich, was da los war. Aber das muss auch unser Anspruch sein. Wir müssen auf dem Platz die Begeisterung zeigen, die die Fans in den Bann zieht. Dafür werden wir immer alles geben.
HBL:
Sie sind ein Spieler, der sich auch außerhalb des Handballs im sozialen Bereich engagiert. Was treibt Sie da gerade um?
Dominik Klein:
Ich bin sehr stolz darauf, gemeinsam mit Kurt Klühspies und Christian Schwarzer als jemand aus der dritten Generation den Joachim-Deckarm-Fond als Botschafter zu unterstützen. Ich halte das für enorm wichtig. Ich freue mich auch jedes Mal, wenn Joachim als Gast bei einer Handball-Veranstaltung auftaucht. Zudem bin ich auch Botschafter für Mukoviszidose, eine erbliche Stoffwechselerkrankung, die bislang nicht heilbar, aber zumindest behandelbar ist. Im Rahmen dieses Engagements bin ich seit 2006 auch als "Schutzengel" - so nennt sich das - im Einsatz. Das alles kommt der Forschung gegen diese tödliche Krankheit zu Gute.
HBL:
Was motiviert Sie zu diesem sozialen Engagement?
Dominik Klein:
Es ist ganz einfach spannend zu sehen, wie die Leute auf einen zukommen und mithelfen wollen. Dass die den Dominik Klein kennen - ich spreche jetzt mal in der dritten Person - dann scheint es offenbar leichter zu sein, die Unterstützung der Leute zu gewinnen. Das begleite ich sehr gern. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man dort helfen kann.
(Das Interview führte die HBL)


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